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Über Tom Schaffer

Journalist und als langjähriger Mittelfeldmotor stolzer zweifacher steirischer Jugendvizemeister. Fan des Offensivkicks und des englischen Fußballs.

Er tritt und keucht und pennt, was jedoch keiner erkennt

Gepennt
Der Mann zwei Meter neben ihm hatte gerade den Ball im Tor versenkt, als die gnadenvollen ORF-Kameras ihn verschonten. Sie hielten nicht auf ihn drauf. Ihn, der als notwendig erachtet wird, weil er „Routinier“ ist. Ihn, den Schuldigen, ließen sie vom Haken. Wie immer.

Getreten
Sein Gegenspieler war gerade erst zu Boden gegangen, weil er ihm von hinten auf die Füße geklopft hatte, als der nachsichtige Schiedsrichter ihn verschonte. Er belangte ihn nicht dafür, dass er seine blöden Attacken wieder und wieder auspackt. Jene Attacken, die eine Existenz jeder Art von modernem Spielverständnis als Verteidiger unmöglich machen.

Gekeucht
Der Kommentator nannte gerade einen seiner Mitspieler Chef, als er ihn verschonte. Er stellte ihn nicht in seiner Funktion als Kapitän in Frage, wie er es tun hätte sollen, und er fragte auch nicht, ob er vielleicht in all seiner „Routine“ einfach zu alt oder zumindest zu wenig fit für den Spitzensport sein könnte.

Geschützt
Sein junger Nebenspieler wurde gerade als überfordert dargestellt, da hat über sein Verhalten keiner nachgedacht. Auch der Trainer nicht, der ihn bis zum bitteren Ende durchspielen ließ, obwohl er im ganzen Spiel keinen Akzent nach vorne setzen und auch hinten keine überragende Aktion bieten konnte.

Gesetzt
Österreich hatte gerade einige vielversprechende, junge Spieler in seiner Position, als auch der Teamchef ihn wieder einberief. Weil der und die anderen Unfähigen „Routine“ vor Fußball stellen.

Geschlussfolgert
Martin Hiden ist das Symptom dafür, was Fußball für die Leute in den Schaltstellen dieses Landes bedeutet. Und deshalb wird es zur „Routine“, dass aus diesem Land auch kein Team in absehbarer Zeit etwas gewinnen wird.

Die Lösung

16. November 2007, das Happel-Stadion, in dem ich gestern zu Besuch war, ist ausverkauft. 49.825 Leute warten darauf, dass England das heimische Team abschlachtet. Eine Stunde vor Spielbeginn der Clou: Martin Blumenau übernimmt das Amt des ÖFB-Präsidenten. In einer ersten Maßnahme wird Teamchef Hickersberger gefeuert, Blumenau setzt Paul Gludovatz als Teamtrainer ein. Der kann gerade noch Paul Scharner und Emanuel Pogatetz einberufen, für mehr Umstellungen hat an diesem Tag die Zeit nicht gereicht. Als das neue Team ins Stadion einmarschiert kippt die masochistische Stimmung in Euphorie. Dann die Verwandlung. In der ersten Minute lassen die österreichischen Spieler die Verkleidungen fallen und können ganz plötzlich Fußball spielen. Pogatetz, der von Beginn an einläuft, überspielt in der ersten Minute erst Lampard, dann Ferdinand und knallt den Ball dann von 20 Metern ins linke Kreuzeck. Die Österreicher schlagen England 5:1 (Hiden hatte sich gar nicht verkleidet und das 3:1 verschuldet). In den nächsten Monaten stellt Gludovatz auf die einzig sinnvolle Aufstellung um und Österreich paniert alle Gegner. Beim Auftaktspiel der EM sind 8,2 Millionen Menschen (100.000 Frauen boykottieren das Spektakel und verpassen die Zeit ihres Lebens, sie werden später zu frustrierten Klosternonnen) in Österreich live dabei. In Deutschland sitzen auch 80 Millionen Menschen vorm Bildschirm, denn unsere liebsten Nachbarn sind der Gegner. In seiner Verzweiflung stellt Joachim Löw Oliver Kahn ins Tor, der bis zur 91. Minute dafür sorgt, dass Deutschland das 0:1 hält, dann rutscht ihm ein Ball durch die Beine (92.) und beim 2:1 eine Minute später demütigt Harnik die gesamte deutsche Mannschaft mit einem 60 Meter langen Solo. Österreich gewinnt, Deutschland scheidet aus, weil es auch gegen das überraschend qualifizierte Zypern nicht gewinnen kann. Österreich kämpft sich bis ins Finale, wo die Farörer Inseln warten. Das heimische Team gewinnt 7:6 nach Verlängerung, das Trauma ist überwunden. Einheimische hören auf zu meckern, der Rassismus verschwindet vollkommen aus der hiesigen Gesellschaft (nur 100.000 Nonnen…), weil Ruben Okotie maßgeblichen Anteil am Europameisterschaftstitel hat. Österreich wird zum schönsten Land der Welt erklärt und annektiert 2009 ganz Europa.

Es ist 7:30, ich wache in einer seltsamen Jubelpose auf und kann mich nicht mehr daran erinnern, wie ICH es geschafft habe, dass Martin Blumenau ÖFB-Präsident wird.

Fußballwochenende

Heute um vier beginnt wieder eines, so ein richtig schönes, ein Fußballwochenende. Da geh ich nämlich selbst kicken, noch nicht mit meinen studentischen Kollegen, sondern beim Lehrerkick an meiner ehemaligen Schule. Morgen ist dann der Blick in die englische Liga angesagt, und zum abturnen einer ins Stadion beim obersteirischen Derby zwischen Kepfenberg und Leoben. Am Sonntag gehts dann noch ein paar Ligen weiter runter, zum Landesligamatch zwischen den KSV Amateuren und Köflach. Es wird ein schönes Wochenende … mit vielem Ärgern.

Gute Nachwuchsklubs gesucht

Weil ich im Rahmen dieses Blogs gerne auch Klubs aus unteren Ligen vorstellen würde, die gute Nachwuchsarbeit leisten und die Jungen auch in ihre Kampfmannschaften integrieren, bin ich für Hinweise sehr dankbar. Regional bevorzugt werden der Einfachkeit halber Mannschaften aus dem Mürztal und Wien – Georg kann sich im Raum Salzburg und rund um Bad Goisern sicher auch mal was ansehen. Klarerweise nehmen wir auch gerne spitzenmäßige Reportage von anderen Bloggern an. Kontaktaufnahme schadet nicht.

Etwas muss geschehen…

…hab ich mir gedacht, als ich gestern beim Zweitligamatch KSV – Bad Aussee im Stadion einmal mehr am österreichischen Fußball verzweifelte. Unmotivierter Stehfußball, taktische Blödheit, technische Unbedarftheit. Österreichs Profifußball ist nicht besser als sein gehobener Amateurbereich – eher im Gegenteil. Und obwohl es so viel zu bemängeln gibt, scheint eine kompetent-kritische Öffentlichkeit in diesem Land dennoch zu fehlen. Ich versuche mich also einmal mehr an einer meiner Lieblingsbeschäftigungen: Dem Bloggen. Als Fan. Und als Journalist. Irgendetwas dazwischen.

Und weil ich vermutlich bei der nächsten Europameisterschaft als Sportjournalist tätig sein werde, schadet mir etwas Übung auch nicht.