Besser, aber noch lange nicht gut – Sturm dank Arbeitssieg im CL-Playoff

Berauschend war es beileibe nicht. Aber immerhin kommt Sturm zu einem 1:0-Sieg über den georgischen Meister Zestafoni und zittert sich somit ins CL-Playoff. Die Leistung der Grazer war dabei nicht mehr ganz so schlimm wie in den letzten Wochen. Aber es ist noch ein langer, langer Weg zur Meisterform.

Sturm Graz - FC Zestafoni 1:0

Sturm-Coach Foda konnte zum so wichtigen Rückspiel gegen Zestafoni (die in der gleichen Aufstellung antraten wie beim 1:1 im Hinspiel) erstmals auf seinen neuen Innenverteidiger Milan Dudic zurückgreifen – sonst war die Formation ohne Überraschungen. Nur die tiefe Positionierung von Samir Muratovic, der kurzfristig für Sandro Foda einspringen musste, war doch etwas ungewohnt.

Die Tatsache, dass Muratovic im Zentrum sehr tief stand, hatte sowohl positive als auch negative Effekte auf das Spiel von Sturm. Positiv war, dass durch das zentrale Duo Weber/Muratovic die Georgier durch die Mitte überhaupt nicht zum Zug kamen, weil Dzaria abgemeldet war und Sechser Daushvili wenig eigene Kreativität nach vorne zeigte. Andererseits lief das Spiel in der Gestaltung völlig an Muratovic vorbei, und bekam er doch mal den Ball, folgte zumeist umgehend ein Fehlpass.

Unterschiedliche Flügel

Auf der rechten Seite bei Sturm war mit Patrick Wolf der mit Abstand aktivste Akteur zu finden. Er drückte sehr weit nach vorne und auch, wenn seine Flanken selten ankamen und er noch öfter den Zeitpunkt für den finalen Pass schlicht und einfach verschlief und denn Ball zu lange hielt, war sein Vorwärtsdrang doch wichtig, weil er so diese Seite bei den Georgiern beschäftigte und aus dem Spiel nahm – auch ohne die Hilfe von Ehrenreich, der sich kaum einmal über die Mittellinie traute.

Links sah die Sache ganz anders aus. Hier spielte Georgi Popkhadze zwar durchaus mit Ambitionen nach vorne, auch, weil Rechtsfuß Andi Hölzl früh und weit nach innen zog. Das Verständnis zwischen den beiden fehlte aber und weil sich Hölzl bei Ballverlust defensiv nicht besonders engagiert zeigte, sah die linke Abwehrseite bei Sturm immer deutlich verwundbarer aus als die rechte. Auch, weil Aptsiauri im Rücken von Popkhadze keine langen Dribblings startete, sondern immer schnell versuchte, den Ball in den Strafraum zu flanken – dort segelte der Ball aber zumeist an allen vorbei.

Kaum Inspiration

So hatte es immer den Anschein, die formschwachen Grazer hatten die Handbremse bis zum Anschlag gezogen und waren peinlichst darauf bedacht, nur ja keinen Fehler zu begehen, während es den Georgiern trotz leichten Übergewichts an Ballbesitz überhaupt nicht gelang, selbst in eine wirklich kreative Rolle zu schlüpfen. Die beiden einander sehr ähnlichen Systeme – sowohl Franco Foda als auch sein Gegenüber Georgi Geguchadze vertrauten einem 4-4-2, wie es klassischer kaum sein könnte.

Und nicht nur die mangelnde Kreativität und fehlende Präzision war bei beiden Teams klar vorhanden, sondern auch die große Vorsicht und das ungeheuerlich langsame Tempo. Das Spiel wurde immer wieder verschleppt, keiner spielte mal einen schnellen Pass nach vorne, es wurde fast immer gewartet, bis sich der Gegner auch ja gestellt hatte. So schlief das Spiel so vor sich hin.

Zestafoni bewegt sich als erstes…

Wie in einem Western-Duell warteten beide Teams, wer sich zuerst bewegt – und es waren die Georgier. Einige Minuten nach dem Seitenwechsel nahm Geguchadze seinen Sechser raus und brachte mit Gorgiashvili einen Spieler, der zwar auch im defensiven zentralen Mittelfeld stand, sich aber bei Ballbesitz etwas aktiver nach vorne orientierte als sein Vorgänger Daushvili.

So war die Innenverteidigung bei Ballbesitz gezwungen, höher zu stehen – das taten die beiden aber in der 68. Minute sehr ungeschickt. Nur Kobakhidze war aufgerückt, dieser hatte bei einem Konter von Sturm gegen Szabics aber das Nachsehen – und weil Oniani hinten zurückblieb, konnte der von Szabics bediente Kienast weder ins Abseits gestellt noch am Abschluss gehindert werden. Das erste wirklich sinnvolle Anspiel auf den fleißigen, vor dem Tor aber sonst hängen gelassenen Kienast – und gleich das 1:0.

…und sich dann gar nicht mehr

Womit die Entscheidung im Grunde gefallen war. Denn während Sturm mit der Führung im Rücken einen deutlich merkbaren Boost in Sachen Selbstvertrauen erfuhren und dank der defensiven Präsenz des in der Spieleröffnung eher sinnlosen Dudic auch deutlich sicherer standen als in den eher vogelwilden Spielen zuletzt, wirkte der Rückstand auf Zestafoni wie ein Blattschuss – die Georgier waren erlegt.

Überhaupt nichts mehr brachten die Gäste in der Folge zusammen. Sehr viel mehr Plan als den Ball auf die Flügel zu dreschen (zumeist auf den rechten) und schauen, was rauskommt, war da nicht. Andererseits verpasste es allerdings Sturm wiederum, die defensiv immer mehr verwaisen Flanken konsequenter auszunützen. Es machte in dieser Partie gegen die auswärts tatsächlich um eine Klasse schwächeren Georgier keinen Unterschied mehr.

Fazit: Eine Steigerung war es, mehr auch nicht

Ja, es war schon besser als in den letzten Wochen, was Sturm vor allem in der zweiten Hälfte, als es im Mittelfeld etwas mehr Platz gab, anbot. Oder besser: Es war nicht mehr ganz so schrecklich. Denn weiterhin fehlte jegliches Tempo in einer vor allem vor der Pause schneckenhaft geführten Partie gegen einen letztlich doch recht biederen Auftritt der weiß Gott nicht überragengen Georgier.

Diese haben es mit ihrer Harmlosigkeit in der Spielgestaltung und den ungenauen Flanken auch der Sturm-Defensive nicht allzu schwer gemacht, ohne Gegentor zu bleiben, aber wirklich sattelfest das das immer noch nicht aus eine Mannschaft mit etwas mehr Killerinstikt vor dem Tor hätte die fraglos weiterhin vorhandenen Schwächen zweifellos ausgenützt.

So oder so, Sturm hat sich (wenn auch gegen so ziemlich den schwächsten Gegner, den man in dieser Runde ziehen hat können) ins Champions-League-Playoff gezittert. Mit einer Leistung, wie sie hier gegen Zestafoni gereicht hat, wird man dort aber kaum ein Land sehen.

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.