Spiel eins nach Baumgartlinger: Die Austria gewinnt 3:0 in Montenegro

Nein, Augenschmaus war das erste Pflichtspiel der Austria in der neuen Saison nicht. Letztlich wurde es einem beängstigend tempoarmen Spiel ein 3:0-Arbeitssieg in der montenegrinischen Hitze bei Rudar Pljevlja. Rückschlüsse zu ziehen, fällt schwer. Nur dass der Baumgartlinger-Abgang tatsächlich schwer zu kompensieren sein wird, deutete sich an.

Rudar Pljevlja - Austria Wien 0:3

Vornehm ausgedrückt, führten beide Teams nicht gerade ein Tempodiktat. Im Gegenteil: Das Spiel schleppte sich auf äußerst überschaubarem Tempo dahin. Bei der Austria setzte Karl Daxbacher auf ein 4-4-2 mit einem defensiven (Suttner) und einem offensiven Spieler (Junuzovic) im Zentrum. Dieses hatte war nominell gegen das 4-1-4-1 der Montenegriner, das bei Ballbesitz zu einem 4-3-3 wurde, in Unterzahl, weil aber Rudar-Sechser Franciskovic sich sehr weit zurück fallen ließ und oft sogar Linz und Barazite vor sich hatte.

Suttner spielte die Rolle, die bis vor Kurzem Julian Baumgartlinger inne hatte, zwar bemüht und brav, die ordnende Funktion seines Vorgängers konnte er aber nicht übernehmen. Der aktivste Austrianer war in der ersten Hälfte Michael Liendl auf der linken Seite: Er hatte mit Popovic zwar den aktiveren der beiden Rudar-Außenverteidiger gegen sich, aber weil mit Milan Jovanovic der Flügelstürmer verhältnismäßig hoch stand und sich Leovac um ihn kümmerte, konnte Liendl durchaus den Vorwärtsgang einlegen.

Dass das Spiel ohne die großen Szenen vor sich hinplätscherte lag auch daran, dass beide Teams, vor allem aber Rudar, Angriffsversuche immer wieder verschleppten und abbremsten. Direktes, schnelles Spiel nach vorne war bei beiden Teams nicht gerade angesagt – und so war es eher aus heiterem Himmel, als ein kluger Lochpass von Junuzovic im gegnerischen Strafraum Barazite fand und dieser zum 1:0 traf.

Austria hat zweite Halbzeit im Griff

Nach dem Seitenwechsel blieben die Montenegriner schon im Mittelfeld von den Austrianern weg. Diese nützten das aus, indem die Passgenauigkeit stieg und so der Ballbesitz kontrolliert werden konnte. In dieser Phase zeigte sich erstmals deutlich, dass die in weiß spielenden Violetten letztlich doch die klar besseren Spieler in ihren Reihen haben, und mit dem 2:0 nach einer Ecke, erneut von Barazite nach Junuzovic-Vorlage, war das Spiel entschieden.

Rudar stellte in der Folge hinten auf eine Dreierkette um und brachte mit Mrdak statt Popovic einen zusätzlichen Stürmer als Anspielstation neben Ivica Jovanovic in der Spitze. Gleichzeitig war Karl Daxbacher offenbar mit dem 2:0 zufrieden, denn mit Liendl nahm er einen Offensiven runter und stellte mit Petr Hlinka einen zweiten Sechser in die Zentrale; Junuzovic ging nach Außen.

Weil sich die montenegrinische Dreierkette – allenfalls der statt Linksaußen Igumanovic eingewechselte Ivanovic rückte auf die linke Abwehrseite zurück – von einem beherzte Flankenlauf des sehr fleißigen Barazite auf der rechten Defensivseite auseinander reißen ließ, hatte Jun (statt Linz gekommen) im Zentrum viel Platz zur Verfügung und stellte auf 3:0; kaum zwei Minuten später vergab er die Chance auf das 4:0 nur knapp. Woraufhin Rudar den Schaden begrenzen wollte und hinten wieder auf die Viererkette zurück ging, In Kauf nehmend, nicht mehr wirklich gefährlich zu werden.

Fazit: Verdienter Sieg mit Leistungssteigerung

War es in der ersten Halbzeit noch ein unglaublich langsamer und ebenso uninspiererter Kick von beiden Seiten, fing sich die Austria nach der Pause merklich und nützte den ihnen zur Verfüngung gestellten Platz routiniert aus. Die Sechserposition dürfte gegen bessere Gegner ohne Julian Baumgartlinger wohl das größte Problem werden, denn hier fehlt eindeutig jemand, der diese Position gewohnt ist und von dort auch Akzente setzen kann – nicht wie Zerstörer Hlinka. Was die beiden einzigen Neuen in der Startformation – Goalie Grünwald und Innenverteidiger Rogulj – können, ist noch kaum zu beurteilen. Zu wenig wurden sie wirklich gefordert.

(phe)

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.