Zweites Spiel, zweiter Teamchef: Nasser Al-Johar übernahm die Mannschaft aus Saudi-Arabien und brachte sie in den drei Tagen, seit er diesen Posten wieder innehat, auf Vordermann. Er beseitigte alle taktischen Fehler, die José Peiseiro begangen hatte, sein Team spielte klasse – und verlor dennoch…
Saudi Arabien – Jordanien 0:1 (0:1)
Neuer Trainer, neues Glück. Und neue Formation! Nasser Al-Johar, der nach dem Rauswurf Jose Peseiros nach dem peinlichen 1:2 gegen Syrien im ersten Spiel als Teamchef von Saudi Arabien eingesetzt wurde, veränderte nicht nur die Aufstellung an vier Positionen, sondern auch die Formation und die komplette taktische Einstellung. Aus dem 4-4-2, das zwar fluid war, aber zu viel Raum zwischen Mittelfeld und Angriff ließ, wurde unter Al-Johar (der damals beim 0:8 gegen die Deutschen bei der WM 2002 auch schon Saudi-Teamchef war) ein Mittelding aus 4-1-3-2 und 4-1-4-1, vergleichbar etwa mit dem, was Walter Kogler bei Wacker Innsbruck auf den Platz stellt.
Kariri, der gegen die Syrer noch Innenverteigier war, wurde als Solo-Sechser nach vorne gezogen, und Naif Hazazi spielte den Marcel Schreter: je nach Bedarf zurück in die Mittelfeldkette, als hängende Spitze oder gar als echter Stürmer. Außerdem verpasste Al-Johar dem eher engen Mittelfeld, das sich gegen Syrien in der Mitte zusammenzog, um sich der Unterzahl in der Zentrale zu erwehren, eine angenehme Breite (weil sich die Außen eben nun nicht mehr um den Mittelkreis kümmern brauchten) – und durch die Rolle von Hazazi verschwand auch das Loch zwischen Mittelfeld und Angriff. Der erfahrene Trainer hatte alle systematsichen Böcke von Peseiro erkannt und ausgemerzt. Bravo dafür.
Und – abgesehen von der 5. bis zur 15. Minute – hatte das Team aus Saudi Arabien das Spiel auch recht sicher im Griff. Die Jordanier rückten von dem 4-1-4-1, mit dem sie gegen Japan beinahe gewonnen hätten, ab: Baha Abdulrahman rückte zu Hashhash ins defensive Mittelfeld zurück, dafür orientierte sich Hassan Abdel-Fattah weiter nach vorne und gab eine hängende Spitze neben Abdullah Deeb. Personell änderte sich nur die Innenverteidigung, wo Monir den gröber verletzten Kapitän Aqel ersetzen musste.
Alsbald konzentrierten sich die Jordanier auf die mit LV Al-Mousa und LM Al-Shalhoub komplett neu besetzte linke saudische Abwehrseite. Amer und der wiederum sehr fleißige Al-Salman sowieso, dazu Hashhash von der Sechser-Position und auch Abdel-Fattah übervölkerten diese Seite und kamen so, zumindest zwischendurch, richtig gut in die Partie. Die Saudis brauchten eine Weile, bis sie sich aus der Umklammerung lösen konnten. Sie taten das, indem sie ihrereseits von nun an versuchten, das Spiel von dieser Seite fern zu halten – und in der Zentrale und vor allem über der rechte bzw. halbrechte Seite mit Hazazi spielten die fußballerisch besseren Saudis einen durchaus gepflegten Ball. Alleine Tor wollte keines gelingen.
Und so kam es kurz vor der Pause, wie es kommen musste: Ein Verlegenheits-Mondball von der Seitenlinie, abgefeuert von Baha Abdulrahman, senkte sich über den zu weit vor seinem Tor postierten Saudi-Torhüter Walid Abdullah ins Kreuzeck. Keine wirkliche Aktion, nicht herausgespielt, eine Nicht-Chance, und dennoch gingen die Jordanier – wie schon gegen die Japaner – mit einer glücklichen 1:0-Führung in die Kabine.
Al-Johar musste reagierten, mit kontrollierter Offensive glaubte er nicht mehr gewinnen zu können. Also brachte er statt dem rechten Mittelfeldmann Autef nun mit Al-Shamrani einen weiteren Stürmer und stellte auf ein 4-3-3 um. Im Mittelfeld blieb es bei einem Defensiven – weiterhin Kariri – und Al-Jassem sowie Al-Shalhoub (später der fleißige Al-Abid) übernahmen die Halbpositionen. Das hieß auch, dass die zuvor eher zurückhaltenderen Außenverteidiger deutlich mehr nach vorne machen mussten – was sie auch taten. So gelang es den Saudis, die Jordanier sofort unter Druck zu setzen und hinten fest zu nageln. Das Problem dabei: Die Grünen kontrollierten nach Belieben das Mittelfeld, wetzten sie Flanken auf und ab, aber in den Strafraum kam nichts, was der starke jordanische Schlussmir Amir Shafi nicht entschärfen hätte können.
Jordanien lieferte, je länger die zweite Hälfte lief, immer mehr eine Abwehrschlacht. Acht Mann empfingen die Saudis recht tief, nur noch zwei Spieler (Abdullah Deeb und Abdel-Fattah, später die für diese beiden eingewechselten Abu-Keshek und Abdelhalim) lauerten vorgelagert auf schnelle Konter. Solche kamen auch immer wieder zu Stande, echte Torgefahr brachten diese aber nicht.
Anders als die Saudis in der 75. Minute: Hier gab es die größte Chance auf den Ausgleich, als Al-Shamrani nach schönem Doppelpass alleine auf Shafi zulief, am Torwart aber scheiterte. Angesichts der Überlegenheit der Saudis kann man glaubhaft argumentieren, dass sie nach einem Ausgleich in dieser Situation das Spiel wohl noch gewonnen hätten. So aber packte Al-Johar am Ende die Brechstange ganz aus, indem er für Rechtsverteidiger Shuhail noch einen offensiven Mittelfelspieler (Al-Dawsari) brachte. Die Devise lautete nun nur noch, „Rein ins Getümmel und auf das Beste hoffen“ – das Beste trat aber nicht mehr ein.
Fazit: Für Saudi-Arabien zweifellos eine der bittersten Niederlagen überhaupt. Zum einen natürlich, weil sie für den dreifachen Asienmeister das Aus nach der Vorrunde bedeutet. Vor allem allerdings, weil mit dem Trainerwechsel nach dem Auftaksspiel und den Maßnahmen, die Nasser Al-Johar in dieser Partie gesetzt hatte, im Grunde alles richtig gemacht wurde. Ein seltsames Gegentor und mangelnde Durchschlagskraft waren die Zutaten dieser in höchstem Maße unverdienten 0:1-Niederlage. Und Jordanien? Für die reicht im letzten Spiel am Montag gegen Syrien ein Punkt zum Viertelfinale!
(phe)