Salzburg holt den ersten Punkt in der laufenden EL-Gruppenphase. Gegen eine recht biedere Mannschaft von Juventus Turin zeigten die Bullen eine ordentliche Leistung, sodass das Resultat von 1:1 absolut in Ordnung geht. Gelungene Wechsel von Juve-Coach Del Neri retteten den Rossoneri in der zweiten Hälfte den Punkt.
Der italienische Fußball ist komplett am Sand. Das zeigte sich bei der WM recht deutlich. Das zeigt sich aber auch auf Klub-Ebene, wie bei der schockierenden Leistung von Milan bei Real Madrid. Und das wurde auch beim recht uninspirierten Auftritt von Juventus in Salzburg einigermaßen klar. Nur Inter ist da international noch relevant – dort spielen aber keine Italiener.
Konservative Formationen
Bei Juventus waren es im Europa-League-Spiel in Salzburg deren sieben. Juve-Trainer Gigi del Neri ließ sein Team in einem 4-4-2 auflaufen, in dem mit Alessandro del Piero einer der beiden Stürmer etwas zurückgezogen agierte; aber oft nicht weit genug hinten, um es wirklich als 4-4-1-1 bezeichnen zu können. Bei den beiden Spielern im zentralen Mittelfeld orientierte sich Sissoko eher nach hinten, Marchisio eher nach vorne. Von den Flügeln war der Uruguayer Jorge Martínez auf rechts der etwas aktivere der beiden, er hatte im jungen Martin Hinteregger bei dessen Europacup-Debüt einen eifrigen Gegenspieler. Simone Pepe auf der anderen Seite kam gegen Christian Schwegler überhaupt nicht zur Geltung.
Bei Salzburg wurde offenkundig, dass sich die Mannschaft als Außenseiter wesentlich leichter tut. So war die Aufstellung von Stevens diesmal gut durchdacht und erfüllte ihren Zweck. Die zentralen Positionen in der offensiven Kette im 4-1-4-1 waren mit David Mendes da Silva und Nikola Pokrivač mit eher defensiven Akteuren besetzt. Die beiden rückten so nach hinten, wenn es notwendig war. Andererseits glänzte aber Mendes da Silva mit einigen guten Bällen nach vorne und Pokrivač als Unterstützung von Hinteregger und Švento auf der vor der Pause deutlich aktiveren linken Salzburger Seite. Die rechte mit Gonzalo Zárate blieb blass, auch weil Mendes da Silva dieser Flanke eher die kalte Schulter zeigte.
Den Bullen wurde es von Juve aber nicht allzu schwer gemacht, das Spiel offen zu halten, denn die Turiner verzichteten vollständig auf jedes Pressing; Alessandro del Piero rieb sich in vielen Eins-gegen-Eins-Situationen auf und bremste jeden Angriffsversuch; an Simone Pepe auf der linken Angriffsseite lief das Spiel völlig vorbei. Durchdachter Spielaufbau suchte man bei Juventus vergebens. So durften sich die Italiener auch nicht beschweren, als Švento nach einem weiteren guten Pass von Mendes da Silva Grygera und Bonnucci austanzte und nach etwas mehr als einer halben Stunde auf 1:0 für die Bullen stellte. Angedeutet hatte sich das nicht, unverdient war es aber auch nicht.
Gute Umstellungen von Del Neri
In der Halbzeit stellte Del Neri dann um: Für den unsichtbaren Pepe kam Neuzugang Miloš Krasić für die rechte Seite, dafür wechselte Martínez auf die linke. Wie es seine Art ist, blieb Krasić aber nicht stur an der Seitenlinie, sondern zog immer wieder nach innen, mitunter bis in die andere Seite des Platzes. So machte er es auch vor seinem Tor drei Minuten nach Wiederanpfiff, auch wenn dieses umstritten war – der auf dem Hosenboden liegende Hinteregger reklamierte ein Foulspiel.
Auch wenn Krasić ansonsten keine wirkliche Alternative im Spiel nach vorne war, schaffte er es doch, Hinteregger und Švento zu binden und somit deutlich einzubremsen. Der auf die andere Flanke gewechselte Martínez konnte nun etwas mehr auf sich aufmerksam machen und hatte einige gute Szenen gegen Schwegler; Zárate kümmerte sich nicht allzu viel um die Defensivarbeit. Der Uru wandelte aber nach etwa einer Stunde hart am Ausschluss und war wohl nur noch einen bösen Blick zum Schiedsrichter von diesem entfernt, weshalb Del Neri reagieren musste. Er nahm Martínez vom Platz und brachte mit Felipe Melo einen Sechser.
Marchisio ging nun auf die Flanke und der eingewechselte Brasilianer übernahm dessen Posten im zentralen Mittelfeld. Und sofort schwang sich Felipe Melo auf, der beste Mann seiner Mannschaft zu werden. Defensiv hatte er (den für den angeschlagenen Mendes da Silva gekommenen) Leitgeb gut im Griff, und mit punktgenauen 40m-Pässen setzte er Amauri und Del Piero immer wieder gekonnt ein. Die Bullen hatten hier auch etwas Glück, nicht in Rückstand zu geraten – vor allem, nachdem Krasić einen starken Pass von Felipe Melo fahrlässigerweise allein stehend über das Salzburger Tor jagte.
Es muss allerdings gesagt werden, dass dies nun die einzige Form des Juve-Offensivspiels war. Weiterhin gab es keinerlei Pressing, kaum Druck über die Seiten, Del Piero war nur aus Freistößen eine Gefahr. Allerdings war es auf Salzburger Seite nicht so, dass das wirklich ausgenützt worden wäre: Wallner war bei den umsichtigen Innenverteidigern Chiellini und Bonnucci in guten Händen, Švento hatte nun mit Krasić zu tun und blieb spätestens bei Grygera (und später bei Marco Motta) hängen, Leitgeb kam gegen den starken Felipe Melo kaum zur Geltung und Zárate zeigte konstant wenig. So darf es durchaus verwundern, dass der Argenitinier erst zehn Minuten vor Schluss seinen Platz für Jakob Jantscher räumen musste.
Dieser zeigte sich dann gegenüber seiner schlechten Form der letzten Wochen etwas verbessert und auch durchaus aktiv und willig, aber der Siegtreffer gelang den Salzburgern nicht mehr. Auch, weil das ungarische Schiri-Gespann nicht auf die hirnlosen Reklamationen der Salzburger hereingefallen sind, der Pass auf den drei Meter im Abseits stehenden Roman Wallner wäre von einem Juve-Spieler gekommen – zwar wurde der Pass fraglos von einem italienischen Bein abgefälscht; um das Abseits aufzuheben, muss aber eine aktive Bewegung vorhanden sein – und die war eindeutig nicht gegeben.
Fazit: Neutralisation auf mäßigem Niveau
Keine Frage, mit eventuellem Champions-League-Niveau hatte dieses Spiel wenig bis gar nichts zu tun. Salzburg zeigte gemessen an den letzten Wochen aber eine durchaus ansprechende und taktisch zumeist recht durchdachte Leistung. Diese reichte, um eine wirklich nicht auf europäischem Niveau agierende Mannschaft von Juventus Turin in Schach zu halten.
Der Punkte geht für beide Mannschaften in Ordnung; Salzburg hatte etwas mehr vom Spiel und Juventus die etwas besseren Chancen. Auf das Potential des Gruppenersten Manchester City fehlen beiden Teams aber Welten.
(phe)