Das haben die Rapid-Fans gerne: Red Bull wurde im Rechteschacher vor allem von Hütteldorfer Funkionären als nützlicher Idiot missbraucht, um dem ORF das letzte Hemd auszuziehen. Wenigstens ein Sieg von Rapid über Salzburg in dieser Saison.
Denn nicht nur, dass der Meisterschaftszug für die Hütteldorfer nach einem bislang miserablen Frühjahr so gut wie abgefahren ist. Nein, auch bei der Wahl zum neuen Bundesliga-Präsidenten im Herbst musste Rapid-Boss Edlinger mit seinem Haus-und-Hof-Kandidaten Hoscher gegen den Rest der Liga eine empfindliche Niederlage einstecken. Die Konkurrenz wollte lieber Hans Rinner haben, der nicht aus Wien kommt und hochoffiziell bei Sturm tätig war, und nicht tipp3-Boss Dietmar Hoscher, der nach der verlorenen Abstimmung abseits des Scheinwerferlichts der Öffentlichkeit Kuratorioums-Mitglied bei Rapid wurde.
Damals schimpfte Edlinger, dass sein „unabhängiger Kandidat“ (da lachten auch die Hühner, obwohl kein Ostern war) durchfiel. Dann ließ er im Februar den Plan von sky platzen, ohne Ausschreibung den ORF um mehr als die Hälfte der Live-Spiele zu beschneiden. Für den ORF wäre das aus diversen Gründen kein schlechtes Geschäft gewesen (auch wenn das am Küniglberg keiner laut sagen darf), wohl aber für die Bundesliga-Klubs. Edlingers Bombe war ein Risiko, aber eines, das sich ausgezahlt hat. Immerhin.
Servus-TV, der Kanal aus dem Hause Red Bull, wurde dabei von den Vereinen schamlos als pures Verhandlungs-Vehikel missbraucht. So wurde ORF, der im Februar auf Edlingers Empörungszug noch erleichtert mitaufsprang, gezwungen, deutlich mehr Geld in die Hand zu nehmen als geplant, um die Glaubwürdigkeit zu wahren und dennoch 36 Spiele pro Saison zeigen zu dürfen (oder müssen, je nach Sichtweise).
Für den Konsumenten ist die gefundene Lösung beinahe optimal. Ist man bereit, die 32,90 € im Monat zu bezahlen, die man derzeit für das Basisprogramm plus Österreich-Sport abdrücken muss, bekommt man alle 180 Bundesliga-Spiele live und in voller Länge präsentiert. Möchte man das nicht, wartet man zwei Stunden nach Apfiff, bekommt die Highlights im Free-TV präsentiert (wahrscheinlich auch anderswo als am ORF) und muss sich nicht bis zum späten Sonntag Nachmittag gedulden, ehe ihm oft lieblose Kurzberichte vorgesetzt werden.
Die große Frage ist nun, was Servus-TV macht. Die Salzburger haben zwei Möglichkeiten: Entweder, man schnappt sich die Highlight-Sendungen (was finanziell ja kein Problem wäre) und positioniert sich so auf dem Markt. Oder man macht einen auf beleidigt und pfeift auf die Highlights.
Aber immer noch eine komfortablere Position als die des ORF. Denn während sich Servus-TV nun immer noch aussuchen kann, ob man zumindest die Zweitrechte haben möchte, sitzt der ORF nun um zwei Millionen mehr Geld nicht nur auf so grandiosen Spielen wie LASK-Ried, wenn sonst nichts ist, sondern auch noch auf 36 selbst für viele Fußballfans völlig uninteressanten Zweitligaspielen, die man sich mit einem Kuhhandel sogar selbst aufs Auge gedrückt hat.
Der wahre Verlierer ist also im Grunde der ORF selbst.
(phe)