Seit spätestens 2017 weiß die breite heimische Öffentlichkeit, dass es sie gibt. Aber die Spielerinnen selbst stehen natürlich nicht so im Mittelpunkt, das jeder was mit ihnen anfangen könnte. Daher sind hier alle 23 Kaderspielerinnen, die Teamchefin Irene Fuhrmann zur EM nach England mitgenommen hat, im Kurzportrait. Vorsicht, kann Spuren von sprachlicher Flapsigkeit enthalten.
🔜 Abflug für unser #FrauenNationalteam! #GemeinsamÖSTERREICH 🦅💯🇦🇹 #OneHeartOneGoal ❤️ pic.twitter.com/5H2BoCdAER
— ÖFB – oefb.at (@oefb1904) June 30, 2022
#1 Manuela Zinsberger (26)
Tor – Arsenal/ENG – 79 Länderspiele
Niederhollabrunn, Bezirk Korneuburg, Niederösterreich
Die Humörbombe in der Kabine und der Rückhalt im Tor. Die Wirtstochter aus dem Weinviertel nervte schon als 16-jährige beim Europacup-Debüt den schwedischen Meister mit Seger und Fischer, das ist fast elf Jahr her. Räumte nach ihrem Wechsel zu den Bayern Tinni Korpela aus dem Tor und nach ihrem Wechsel zu Arsenal den „Goldenen Handschuh“ der englischen Liga ab. Unverwüstlich optimistisch, immer einen flotten Spruch auf den Lippen, ebenso vorlaut wie ehrgeizig. Bringt nicht nur Krone-Redakteure beim „Wer bin ich?“ aus dem Konzept, sondern auch gegnerische Stürmer. Hat mörderische Reflexe, ist stark auf der Linie. Gehört absolut zum Kreis der besten Torhüterinnen Europas.
#2 Marina Georgieva (25)
Verteidigung Innen – Sand/GER – 13 Spiele, 0 Tore
Hainburg, Bezirk Bruck an der Leitha, Niederösterreich
Ihr Idol als Kind war Ronaldinho, und das als Innenverteidigerin: Die Mariandl hat heute noch ein Faible für künstlerisch wertvollen Ideen, wenn sie den Ball hat. Wurde einst als Wunderkind gefeiert und war Teil des 1997er-Jahrganges mit Dunst und Naschenweng, der bei beiden U-Endrunden war, bekam in Potsdam aber keinen Fuß in die Tür. Der Move zu Sand vor vier Jahren war ein guter, denn sie wurde Stammkraft und damit auch zur ernsthaften Option im Nationalteam. Die Lady mit der Boombox, dem kurzen Weg zwischen Genie und Wahnsinn und den bulgarischen Wurzeln engagiert sich in Sand für Kinder mit Migrationshintergrund.
#3 Katharina Naschenweng (24)
Linke Außenbahn – Hoffenheim/GER – 30 Spiele, 3 Tore
Spittal an der Drau, Kärnten
Sie hat ein Jahr länger den Sturm-Dress in Österreich getragen als notwendig und sich gleich nach der Ankunft in Hoffenheim das Kreuzband gerissen. Die schmale Naschenweng mit dem dicken Wumms im linken Fuß hat zwar schon vor sechs Jahren im Team debütiert und war Kaderspielerin ohne Einsatz bei der EM 2017. So richtig ist ihre Karriere aber erst in den letzten zwei Jahren losgezogen: Stammkraft in Hoffenheim, Spiele in der Champions League, und Irene Furhmann findet auch fast immer einen Platz für sie. Links in der Kette, links im Angriff, oder gar als Rechtsaußen. Und nein: Sie ist nicht mit Melissa Naschenweng verwandt.
#4 Celina Degen (21)
Innenverteid./MF Def. – Hoffenheim/GER – 5 Spiele, 1 Tor
Fernitz, Bezirk Graz-Umgebung, Steiermark
Naschenwengs Nachfolgerin als Primus-Talent von Sturm, ging ein Jahr nach ihr auch zu Hoffenheim. Riss sich zwar nicht das Kreuzband, aber Corona raffte praktisch ein ganzes Jahr für die TSG-Reserve dahin. Hat jetzt endlich Spielpraxis und die lange Steirerin mit den blonden Haaren kann man schon jetzt als die legitime Nachfolgerin einer anderen langen Steirerin mit blonden Haaren sehen, und schneller als Wenninger ist sie obendrein. Hat sich in der Kampfmannschaft von Hoffenheim festgespielt und die Spielpraxis tut ihr sichtbar gut.
#5 Maria Plattner (21)
Mittelfeld Offensiv – Potsdam/GER – 9 Spiele, 4 Tore
Axams, Bezirk Innsbruck-Land, Tirol
Als Irene Fuhrmann im Frühjahr 2021 mal alle Mädchen einberief, die mittelfristig für das Team in Frage kommen, fehlte die Tirolerin – Kreuzbandriss. Das Debüt wurde im Herbst nachgeholt, beim Quali-Spiel in England musste sie erstmals in der Startelf ran, überzeugte sofort. Kraftvoll, überlegt, furchtlos und ein giftiger Horror für jede Gegenspielerin. Die Gewinnerin der EM-Vorbereitung: Könnte Marie Höbinger aus der Start-Elf gespielt haben. Heimische Bundesliga in Bergheim, reift bei Turbine Potsdam zur Klassespielerin. Parallelen mit Sarah Zadrazil sind nicht ganz zufällig.
#6 Katharina Schiechtl (29)
Verteidigung Rechts – Bremen/GER – 62 Spiele, 8 Tore
Imsterberg, Bezirk Imst, Tirol
Überragend auf jedem Teamfoto (1,85 Meter), jahrelang unverzichtbar als Rechtsverteidigerin. Dort montierte die starksig wirkende Tochter des langjährigen Wacker-Innsbruck-Zeugwarts, von der Statur eher innen als außen daheim, regelmäßig mit Freuden Gegenspielerinnen ab, bis ein Knochenmarködem vor zwei Jahren ein Stoppschild setzte. War ein Jahr später zurück, ihren Platz hatte Laura Wienroither eingenommen. Ihre Präsenz bleibt aber wichtig, dank ihrer Routine und ihrer Kopfballstärke. Ist mittlerweile länger bei Werder Bremen als Andi Herzog. Treue.
#7 Carina Wenninger (31)
Verteidigung Innen – Bayern/GER – 116 Spiele, 6 Tore
Graz, Steiermark
Die Zuverlässigkeit in Pension. Seit Wenninger, die zwar in Thal angefangen hat aber in Graz geboren wurde und aufgewachsen ist, das Jahr 2014 von einem Kreuzbandriss genesen ist, stand sie in jedem der 32 Pflichtspiele seither in der Startformation. Nach 15 Jahren Bayern München – niemand spielte jemals länger für den Verein – macht ihr keiner mehr was vor. Die ausgebildete Autoverkäuferin eröffnet das Spiel von hinten heraus, ist stark beim Kopfball, kann ein Spiel lesen und entsprechend dirigieren. Wenninger hat Tempo-Defizite, dafür weiß sie, wie sie um diese Schwäche drumrum spielt. In Thal gibt es ein Arnold-Schwarzenegger-Museum, der Sportplatz ist aber noch nicht nach Carina Wenninger benannt. Da besteht Nachholbedarf.
#8 Barbara Dunst (24)
Außenbahn, MF Off. – Frankfurt/GER – 54 Spiele, 9 Tore
Feistritz bei Anger, Bezirk Weiz, Steiermark
Wuchs literally zehn Meter neben einem Fußballplatz auf und sagte schon als Zehnjähige, dass sie am liebsten im Mittelfeld die Bälle verteilt. Machte als Starkstrom-Spielerin bei LUV Graz auf sich aufmerksam und sorgt längst auch im Nationalteam für Ampere im Angriffspressing, neigt im Stress aber zum Hudeln. Als quasi elfte Feldspielerin die Nachfolgerin von Nadine Prohaska in dieser Rolle, kann wie sie innen und außen offensiv spielen, hat von ihr auch die Rückennummer übernommen. Trägt ihr Herz auf der Zunge und wird nach der Karriere eher nicht in den diplomatischen Dienst eintreten.
#9 Sarah Zadrazil (29)
Mittelfeld Zentral – Bayern/GER – 96 Spiele, 14 Tore
St. Gilgen, Bezirk Salzburg-Land, Salzburg
Sie ist das internationale Gesicht des Teams. Hat seit Jahren einen Werbevertrag von Adidas und als erste Fußballerin überhaupt einen von Red Bull und ist Vloggerin für die UEFA. Auch auf dem Platz ist der Achter das Um und Auf: Sie treibt an, sie dirigiert die Mitspielerinnen, sie ist erste Anläuferin im Pressing und erste Kampfsau im direkten Duell. Ging einst von Hof bei Salzburg in die USA, kam als Studierte mit Erfahrung von NWSL-Trainingscamps zu Potsdam, wurde dort Kapitänin. Verließ die Komfortzone im „Karli“, stellte sich dem Konkurrenzkampf bei den Bayern, setzte sich durch und wurde noch besser. Großer Fan vom Wolfgangsee, gar kein Fan von Spinnen. Ein Viertelfinale wäre ihr 100. Länderspiel.
#10 Laura Feiersinger (29)
Außenbahn, MF Off. – Frankfurt/GER – 93 Spiele, 16 Tore
Saalfelden, Bezirk Zell am See, Salzburg
Hat den Schalk im Nacken, Nofretete als Tätowierung auf dem Körper, ein Faible für Fashion und sowohl im Klub als auch beim Team den Adler auf der Brust. Die dank vieler gemeinsamerer Jahre beste Freundin von Verena Hanshaw trägt einen berühmten Namen, hat sich schon lange einen solchen für sich selbst gemacht. Die ultimative Torgefahr ist von ihr nie ausgegangen, aber mit ihrer Routine und ihrem Einsatz und weil sie nie lange braucht, um in ein Spiel zu finden, ist sie auch als Einwechselspielerin von enormem Wert. Hat sich von Nina Burger die Nummer 10 geschnappt, stand auch wegen einiger Wehwehchen nur in zwei der letzten acht Länderspiele in der Start-Elf.
#11 Viktoria Schnaderbeck (31)
Innenverteidigung – Tottenham/ENG – 80 Spiele, 2 Tore
Kirchberg an der Raab, Bezirk Südoststeiermark, Steiermark
Das Metronom von hinten heraus mit einem fast schon unheimlichen Gefühl für die Balance: Das erste Mädchen, das einst Aufnahme im LAZ Weiz gefunden hat, ist seit neun Jahren die etatmäßige Kapitänin. Seit einer Meniskus-Verletzung im Herbst 2016 kämpft sie aber mehr mit dem Knie als mit den Gegenspielerinnen, hat nur 28 der letzten 61 Länderspiele absolviert und mehr als Teilzeit ist wohl auch bei der EM nicht drin. Ist als zentrale Mittelfeldspielerin bei Bayern München gereift und im Team ab 2014 eine Kette nach hinten gewandert. War im Herbst 2021 die erste Aktive, die ihre Beziehung zu einer Frau öffentlich gemacht hat und hält seither auch Vorträge, um jungen Menschen Mut zu machen, zur eigenen Identität zu stehen.
#12 Laura Wienroither (23)
Verteidigung Außen – Arsenal/ENG – 23 Spiele, 1 Tor
Frankenburg, Bezirk Vöcklabruck, Oberösterreich
Was ihr an Körpergröße und Tempo fehlt, macht Wienroither durch Spielübersicht und viel Energie wett. Die 1,65 Meter kleine Laura, eher Lady Stromgnom als Major Leuchtturm, startete als Stürmerin in Kleinmünchen, wurde in Neulengbach und St. Pölten zur Linksverteidigerin und wanderte dank Schiechtls Ausfall im Team nach rechts. Hatte durch ihre körperlichen Nachteile einen schweren Stand bei Thalhammer, hat durch ihr Dasein als Mentalitätsmonster ein Stein im Brett bei Furhmann. Laura W., nach der EM 2017 eine Zeit lang mit der gleichen Zöpfchenfrisur unterwegs wie Teamkollegin Laura F., ist glühender BVB-Fan: Wenn die Borussia noch ein paarmal aufsteigt, könnte sich das zum Karriereende hin noch ausgehen.
#13 Lisa Kolb (21)
Angriff – Freiburg/GER – 8 Spiele, 1 Tor
Vöcklabruck, Oberösterreich
„Noch kleiner als Wienroither, aber doppelt so schnell“, sagte mal jemand über die Offensiv-Allrounderin, die einst als eine Hälfte der Kleinmünchner „Lili-Flügelzange“ mit Linda Mittermair die Gegner aufmachte, ehe ihr Rücken sie fast ins Karriereende trieb: Fehlstellung in der Wirbelsäule. Nach anderthalb Jahren ohne Einsatz startete sie bei Sturm Graz durch, wurde Spielerin der Saison und mit einem Freiburg-Vertrag belohnt. Wird wegen ihres Rückens nie eine Spielerin sein, die 30 Spiele pro Saison machen kann, ist richtig dosiert aber durchaus eine Waffe. Will Physiotherapeutin werden: Als Nachfolgerin von Maggie Sperrer? Die seit 25 Jahren amtierende Masseurin der ÖFB-Frauen stammt schließlich auch aus Vöcklabruck.
#14 Marie-Therese Höbinger (21)
Mittelfeld Zentral – FC Zürich/SUI – 19 Spiele, 5 Tore
Hinterbrühl, Bezirk Mödling, Niederösterreich
Entschied sich mit 13 Jahren, von der Polgargasse nicht in die ÖFB-Akademie nach St. Pölten zu gehen, sondern nach Potsdam umzuziehen. Dort reifte sie vom spielstarken Mädchen, das halb so groß wie die Gegnerinnen aussah, zu einer reifen Persönlichkeit mit Radaraugen auf dem Platz. Schon Dominik Thalhammer war von ihrem Spielverständnis beeindruckt, unter Irene Fuhrmann wurde sie zur Stammkraft und blieb es zunächst auch, nachdem sie in die Schweiz verliehen wurde: Ihre schmale Statur passte nicht zum athletischen Auf-die-Fresse-Fußball von Turbine-Coach Chahed. Spielte beim FCZ groß auf und verwandelte den entscheidenden Penalty zum Meistertitel.
#15 Nicole Billa (26)
Angriff – Hoffenheim/GER – 79 Spiele, 42 Tore
Angerberg, Bezirk Kufstein, Tirol
Braucht noch elf Tore, um den Allzeit-Rekord von Nina Burger zu brechen, und hat noch 30 Spiele Zeit, das in weniger Einsätzen als die Grande Dame zu bewerkstelligen, die mitterlweile Vienna-Sportchefin ist. Billa, Torschützenkönigin und Spielerin der Saison 2020/21 in Deutschland, war 2013 die erste Spielerin aus dem Nationalen Zentrum (heute: ÖFB-Frauen-Akademie), die im Team debütierte. Der Sachertorten-Fan neigt manchmal dazu, sich die Bälle selbst auf dem Flügel holen zu wollen und fehlt dann in der Box, eine zweite Billa hat Österreich nicht, die anderen haben aber nicht mal die eine. War dreifache Junioren-Weltmeisterin im Kickboxen und ist ausgebildete Kindergarten-Pädagogin. Kommt ihr also nicht blöd, liebe Eltern.
#16 Jasmin Eder (29)
Mittelfeld Defensiv – St. Pölten – 55 Spiele, 1 Tor
Bezirk Donaustadt, Wien
Besuchte sowohl das Austria-AHS Polgargasse als auch das Rapid-ORG Maroltingergasse, war schon mit 14 im U-19-Nationalteam und ist die unumstrittene Königin der Einwechslungen: Kam 43x im im Team-Dress von der Bank. Bei Dauermeister St. Pölten der Anker auf der Sechs, ist studierte Grafikdesignern und gelernte Spielkontrolleurin – als solche kommt sie auch im Teamdress, mit dem Ed Sheeran im Happelstadion gespielt hat, auf das Feld. Eder ist die ÖFB-DJane in der Kabine, sie ist in der Frauenfußball-Abteilung des ÖFB angestellt und weiß, was sich gehört: Als Medaillenüberreicherin bei der Zweitligs-Meisterfeier von Kleinmünchen/Blau-Weiß behängte sie das mitgebrachte Bilde der letztes Jahr verstorbenen Linzer Klub-Pionierin Andrea Binder mit einer eigenen Meister-Medaille.
#17 Sarah Puntigam (29)
Mittelfeld Defensiv – Montpellier/FRA – 120 Spiele, 18 Tore
Raning, Bezirk Südoststeiermark, Steiermark
Als die kleine Sarah einst in der U-8 von Gnas spielen wollte, sagte man ihr, Mädchen dürfen das nicht. Eltern und Onkel kämpften für sie, 22 Jahre später ist Punti Rekord-Teamspielerin. Stopft auf der Sechs die Löcher, führt die wichtigen Zweikämpfe, bewahrt die Übersicht und verteilt die Bälle. Hat selbst keinen großen Vorwärtsdrang, trifft aber öfters mal aus der Distanz oder per Freistoß, viermal aus elf Metern und einmal per direkter Ecke. Studiert Wirtschaftspsychologie und hat wenige Wochen vor der EM als erste aktive ÖFB-Teamspielerin ihre Lebensgefährtin geheiratet. War mega-cool beim Verwerten des entscheidenden Elfers gegen Spanien im EM-Viertelfinale; war mega-erschrocken, als sie die Szene danach im Video sah.
#18 Julia Hickelsberger-Füller (22)
Offensive Außenbahn – St. Pölten – 17 Spiele, 5 Tore
Neulengbach, Bezirk St.-Pölten-Land, Niederösterreich
Die unumstrittene österreichische Meisterin im Dem-Gegner-Davonlaufen hatte das Glück, in Neulengbach aufzuwachsen, damals der Nabel der heimischen Frauenfußball-Welt. Folgte den Fußstapfen ihrer großen Schwester Sonja, die es dort bis zur Kapitänin geschafft hat. Julia fühlte sich 2018 bei der ersten ÖFB-Einberufung noch schwer überfordert, riss im Herbst 2019 aber mit ihrem Tempo als letzte echte Neue unter Thalhammer Löcher in die Abwehrreihen der Gegner, dann riss im ersten Länderspiel nach dem großen Lockdown das Kreuzband. Es sollte 18 Monate dauern, ehe sie wieder in einem Bewerbsspiel auf dem Platz war. Plant nach der Fußballkarriere eine Laufbahn als Volksschullehrerin, erst geht’s aber zum Kicken nach Hoffenheim.
#19 Verena Hanshaw (28, geb. Aschauer)
Verteidigung Links – Frankfurt/GER – 85 Spiele, 10 Tore
Groß-Enzersdorf, Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich
Als sie noch Aschauer hieß, war die Linksverteidigerin im Team des Turniers bei der EM 2017 und ihren Joe, den sie vor fast exakt einem Jahr geehelicht hat, hat sie dort auch kennengelernt. Mangels Antritts-Explosivität anfällig gegen kleine, quirlige und sprintstarke Gegenspielerinnen, weiß aber im Normalfall um diese Schwachstelle herumzuspielen. Zeigt ihren Vorwärtsdrang eher durch geschickte und hohe Positionierungen, weniger als Roberto-Carlos-Gedächtnis-Wuchtbrumme. Der auf den linken Oberschenkel tätowierte Kompass mit Engel sollte der mit 16 Jahren aus Wien ins ferne Herford ausgezogenen Verena den Weg weisen, auch in schweren Zeiten. Hat funktioniert.
#20 Lisa Makas (30)
Angriff, Außenbahn – Austria Wien – 71 Spiele, 19 Tore
Weißenbach an der Triesting, Bezirk Baden, Niederösterreich
Als St. Pölten 2014/15 erstmals Meister wurde, schoss das Sturmduo Billa/Makas die Liga mit 47 Toren in 18 Spielen kaputt, Lisa war auch im ÖFB-Team in der Traumform ihres Lebens. Statt des internationalen Durchbruchs in Freiburg gab’s aber für Makas, die einen guten Schmäh hat und vor allem in jungen Jahren mit Anna-Carina Kristler für das Entertainment zuständig war, den ersten Kreuzbandriss und ein halbes Jahr danach den zweiten. Wurde für die WM 2017 fit, schrie nach dem Tor beim 1:1 gegen Frankreich den Frust raus und lag eine Woche später mit dem dritten Kreuzbandriss darnieder, ein Jahr später mussten auch noch Meniskus und Knorpel dran glauben. Die gelernte Restaurantfachfrau biss sich immer wieder zurück, wenngleich ihrer großen Stärke – dem explosiven Antritt – beraubt.
#21 Isabella Kresche (23)
Tor – St. Pölten – 2 Spiele
Deutschfeistritz, Bezirk Graz-Umgebung, Steiermark
Ach, wenn nur Bellas Knie nicht wäre! Dann wäre Kresche schon längst in Deutschland Bundesliga-Goalie. Womöglich hätte sie dann aber auch den Bachelor in BWL noch nicht. Mit 1,83 Metern hat sie Gardemaß für Torhüterinnen, und vom stürmenden Bruder, der sie als Sparringspartnerin eingeteilt hat, auch schon früh viel Training erhalten. Ihr Talent ist unbestritten, die Fragilität ihres Knies leider auch. 2016 Talentproben im Europacup, dann Kreuzbandriss, EM verpasst, es hieß, in dem rechten Knie wäre alles völlig zerfetzt. 2018 wieder Kreuzband- und Meniskusriss, ab 2019 weitgehend verletzungsfrei, bis zu einer weiteren Meniskus-OP im Herbst 2021. Liest gerne englische Bücher, hat aber hoffentlich in den nächsten Jahren nicht so viel Zeit dafür.
#22 Stefanie Enzinger (31)
Angriff Zentral, Außenbahn – St. Pölten – 30 Spiele, 6 Tore
Mittersill, Bezirk Zell am See, Salzburg
Hat die Lehre zur Bürokauffrau mit Auszeichnung bestanden, hat einen Bachelor in Betriebswirtschaft und bald auch den Master in Training und Sport, und das alles neben einer Bundesliga-Karriere, die mit Toren gepflastert ist (122 Stück). Gelegenheiten, ins Ausland zu gehen, nahm sie nicht wahr – die Ausbildung war wichtiger, nach drei Kreuzbandrissen in ganz jungen Jahren nicht ganz überraschend. Einsatzstark und athletisch, erlebt sie unter Fuhrmann ihre beste Zeit im Nationalteam, vornehmlich über die Außen, wie auch beim SKN, wiewohl sie ursprünglich von ganz vorne kommt. Wird für die neue Saison spielende Athletik-Trainerin in St. Pölten.
#23 Jasmin Pal (25)
Tor – Sand/GER – 2 Spiele
Innsbruck, Tirol
Als die torhütende Diplom-Krankenschwester einst bei Wacker Innsbruck als Stürmerin aushelfen musste, hörte man allenthalben, dass sie auch die beste Feldspielerin gewesen wäre. Die blitzgescheite Jassi (hat die achte Schulstufe übersprungen) musste ihr erstes Deutschland-Engagement verletzungsbedingt früh abbrechen, nach vollendeter Ausbildung klappte es im zweiten Anlauf: Einsergoalie beim SC Sand, auch wegen eines Kreuzbandrisses im Winter aber machtlos gegen den Abstieg. Bleibt dank des Wechsels nach Köln in der Bundesliga. Hat mehr Erfahrung als Kresche, aber zehn Zentimeter weniger Körperhöhe.
Tag 14 – EM Vorbereitung – Hofburg pic.twitter.com/MoUIm6y6HC
— christopher glanzl (@tschoka23) June 23, 2022
Zwei Spielerinnen sind als Back-Up mitgekommen und rutschten zwei Tage vor dem ersten Spiel noch ins eigentliche Aufgebot: Maria Plattner musste mit einem Schlüsselbeinbruch w.o. geben, Lisa Kolb hatte nach einem positiven Corona-Test gar nicht erst nach England mitfliegen können.
#5 Annabel Schasching (19)
Mittelfeld Offensiv – Sturm Graz – 3 Spiele, 1 Tor
St. Aegidi, Bezirk Schärding, Oberösterreich
Und dann ist doch noch eine aus der U-17-EM-Truppe von 2019 in den Kader gerutscht: Zum Fußball ist die Spielerin der Bundesliga-Saison 2021/22 über den Vater gekommen, der die U-8-Kiddies daheim in St. Aegidi trainiert hat – Annabel war das erste kickende Mädel im Verein. Punktet mit schnellem Denken und gutem Antizipieren auf dem Platz und mit ihrer Torgefahr: Als Achter Torschützenkönigin werden, ist schon sehr bemerkenswert. Kam vor Corona zwar beim SKN schon regelmäßig zum Einsatz, reifte danach bei Sturm dank der Verantwortung, die sie mit ihren Leistungen übernahm, zur Teamspielerin. Ist quasi als „Babybel“ das Kader-Küken: Am Tag nach dem Viertelfinale gibt’s den 20. Geburtstag.
#13 Virginia Kirchberger (29)
Verteidigung Innen – Frankfurt/GER – 87 Spiele, 2 Tore
Wien
Nach ihrem Schien- und Wadenbeinbruch Ende November 2021 wurde der Wettlauf gegen die Zeit eigentlich verloren. Die bezaubernde Gini, in der überwiegenden Abwesenheit Schnaderbecks eigentlich in der Innenverteidigung gesetzt, hat – obwohl schon als Kind sportlich – erst mit 13 Jahren ernsthaft mit dem Kicken begonnen und war drei Jahre später schon in Deutschland aktiv. Die Nichte von Schauspielerin Sonja Kirchberger hat sich mit erstaunlicher Hartnäckigkeit seit einem Jahrzehnt im Team festgespielt, obwohl sie weder die schnellste noch die technisch beste Verteidigerin ist – aber Zweikampfstärke, Übersicht und Durchhaltevermögen sind bei der Business-Management-Studentin stark ausgeprägt.