Daheim gegen Israel, auswärts gegen Spanien – auf die ÖFB-Frauen wartet in den nächsten Tagen ein Pflichtsieg und eine Schnittpartie im Kampf um das WM-Ticket. Dabei wird wie immer vornehmlich auf die Deutschland-Legionäre vertraut – kein Wunder, schließlich stellt Österreich das weitaus größte Kontingent aller Fremdarbeiter in der Bundesliga. Wir machen einen Rundblick, wie es den 15 in der AFBL engagierten Teamspielerinnen in dieser Saison geht.
Die WM-Quali
Zunächst aber ein kleiner Blick auf die beiden anstehenden Matches. Es werden zwei gänzlich verschiedene Partien. Gegen Israel in der Südstadt (Donnerstag, 20.30, live ORFeins) ist Steineklopfen angesagt. Israel wird sich, wie gewohnt, hinten einbunkern. Das Spiel muss gewonnen werden, vermutlich ist es auch relativ egal, wie hoch – im Kampf gegen Spanien zählt der Direktvergleich und im Ranking der Gruppenzweiten zählt das Ergebnis gegen den designierten Letzten Israel gar nicht.
Ganz anders wird es am Dienstag (20.30, live ORF Sport plus) in Palma de Mallorca gegen Gruppenkopf Spanien aussehen. Im EM-Viertelfinale entnervte Österreich den Gegner mit einer sehr defensiven Spielweise und einem Hybridsystem zwischen 4-4-2 und 5-4-1.
Bei Österreich sind gegenüber dem Triumph von Tilburg Schnaderbeck und Makas wegen Verletzungen diesmal nicht dabei. Spaniens Teamchef Jorge Vilda muss aus dem gleichen Grund Vicky Losada und Mariona Caldentey vorgeben, auf Routinier Silvia Meseguer verzichtet er freiwillig. Dafür sind zwei U-19-Europameisterinnen dabei – vor allem Aitana Bonmati sollte man sich merken. Der nur 1,61m hohe Zauberzwerg vom FC Barcelona kann jede Position in der Offensive spielen, ist technisch extrem stark, schnell, wendig und hat für ihr Alter schon eine erstaunliche Spielübersicht.
Das heißt: Spanien, bei der EM schon eines der drei ganz jungen Teams (mit Holland und Österreich) hat sich noch weiter verjüngt. Das Spiel gegen Österreich wird der erste Ernstkampf gegen einen starken Gegner seit der Enttäuschung bei der EM – in einem Test gegen Frankreich gab es im September ein 1:3, Israel wurde in der WM-Quali locker 6:0 besiegt und ein ähnliches Resultat ist am Freitag in Serbien zu erwarten.
So, jetzt aber: Die Legionäre
Rund ein Drittel aller Spielminuten in der deutschen Frauen-Bundesliga werden von Legionären absolviert. Die größte Gruppe unter diesen Legionären? Österreich!
20 Prozent aller Spielminuten von Legionären werden von Österreicherinnen absolviert – wohlgemerkt, ohne dass die verletzten Viktoria Schnaderbeck (Bayern) und Lisa Makas (Duisburg), die beide vermutlich Stammspielerinnen wären, auch nur eine Minute gespielt hätte. Zum Vergleich: Die zweitgrößte Gruppe (die Schweizerinnen) kommt auf halb so viel Einsatzzeit.
„Dass fast alle regelmäßig spielen, ist natürlich auch sehr erfreulich für das Nationalteam“, freut sich ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer. Zumal viele der heimischen Nationalspielerinnen bei ihren Teams Leistungsträger sind.
So natürlich auch Sarah Puntigam, bei im systemflexiblen Team des SC Freiburg zumeist in der Innenverteidigung zum Einsatz kommt und bisher jede Minute dieser Saison gespielt hat. Und zwar höchst erfolgreich: Nach Siegen über Liga-Primus Wolfsburg (Anfang November) und Vizemeister Bayern München (im September) war Freiburg sogar Tabellenführer, ehe es am Wochenende mit dem 0:3 in Frankfurt die erste Liga-Niederlage seit Februar (in 19 Matches) setzte.
„Es läuft gut und macht extrem viel Spaß – und wir sind immer noch vorne dabei“, sagte Puntigam im Ballverliebt-Interview. Als echten Titelkandidaten sieht Puntigam ihren Klub – bei dem sie die einzige Legionärin ist, die zum Einsatz kommt – aber noch nicht: „Wolfsburg und Bayern haben mehr Möglichkeiten. Aber wenn sie Punkte liegen lassen, wollen wir natürlich da sein, das ist unser Ziel.“
Einen breiteren Kader (und deutlich mehr Legionäre) als Freiburg haben die Bayern – wo Manuela Zinsberger ihre finnische Konkurrentin Tinja-Riikka Korpela im September als Nummer eins zwischen den Pfosten abgelöst hat und bis auf das Pokalspiel gegen Regionalligist Alberweiler alle Spiele absolviert hat. Auch Innenverteidigerin Carina Wenninger hat bis auf zwei Ausnahmen alle Bundesliga-Partien durchgespielt, die beiden Champions-League-Auftritte bei knappen Aus gegen Chelsea (0:1 und 2:1) erlebte sie von der Bank. Wie erwähnt ohne Einsatz ist Teamkapitänin Viktoria Schnaderbeck gekommen; das EM-Halbfinale gegen Dänemark war bis heute ihr letzter.
Auch das ÖFB-Trio beim SC Sand ist beim Mittelständler und Cup-Finalisten von 2016 und 2017 nicht wegzudenken. Nina Burger (vier Tore, drei Assists) und Laura Feiersinger waren immer in der Startelf, Verena Aschauer mit einer Ausnahme (wo sie verletzt war) auch. Die im Sommer von St. Pölten in den Ort nahe der französischen Grenze gewechselte Linksverteidigerin Adina Hamidovic braucht wie erwartet noch ein wenig, immerhin kam sie im Cup schon einmal zum Einsatz.
Eine eher zähe Saison erlebt Sarah Zadrazil bei Turbine Potsdam. Der Traditionsklub ist zwar immer noch ungeschlagen, hat aber dank sechs Unentschieden in neun Spielen den Anschluss an die Spitze schon eingebüßt. Zadrazil selbst, die ja wie einige andere nicht ohne Blessur aus der EM geblieben ist, kam erst in den letzten Wochen wieder vermehrt zu Einsätzen; beim 2:2 gegen die Bayern und dem 8:0 über Köln (wo sie ein Tor erzielte) auch von Beginn an. Klub-Kollegin Marina Georgieva ist bei Turbines zweiter Mannschaft, welche die 2. Liga Nord klar anführt, immer dabei.
Mit Ausnahme des Saisonaurtaktes hat Katharina Schiechtl bei Werder Bremen alle möglichen Spielminuten in den Beinen, der Aufsteiger ist auf einem guten Weg in Richtung Klassenerhalt. Nici Billa kommt nach ihrer Fußverletzung aus dem EM-Halbfinale immer besser in Schuss, die einzige Legionärin überhaupt im Kader von 1899 Hoffenheim ist seit einem Monat wieder immer von Anfang an am Feld, beim 3:0 in Jena gelang ihr ein Doppelpack.
Ein richtig frustrierendes Jahr (zumindest auf Klub-Ebene) verleben hingegen Gini Kirchberger (1x krank, sonst immer durchgespielt) und Barbara Dunst (in den letzten Wochen stets in der Startelf, zuletzt aber mit einem Mittelfußbruch) mit dem MSV Duisburg. Ein Sieg in den 20 Spielen im Jahr 2017 (im Mai gegen das schon als Absteiger fest stehende Team aus Mönchengladbach), in der laufenden Saison sogar noch ganz ohne Punkt – allerdings muss man auch sagen: Acht der neun Niederlagen passierten mit nur einem Tor Differenz. Wäre Lisa Makas (im Frühjahr immer dabei) fit, würde es vermutlich anders aussehen. Aber die Offensiv-Allrounderin riss sich bei der EM ja leider einmal mehr das Kreuzband.
Zwei weitere Österreicherinnen sind in guten europäischen Ligen unterwegs: Katharina Aufhauser, Kapitänin des starken 97er-Jahrganges, fing beim spanischen Mittelständler Huelva gleich mit einem Tor im ersten Spiel an, rotierte aber bald erst aus der Startformation und bald auch ganz aus dem Kader – offenbar aber eher nicht aus sportlichen Gründen. Und Simona Koren führte sich beim englischen Mittelständler Sunderland ebenso mit einem Tor ein (siehe Video) und kommt seither zumeist als Joker zum Einsatz.
Here’s how @KorenSimona8 gave @SAFCLadies an early lead over @ReadingFCWomen! ⚽️
Watch LIVE right now: https://t.co/3xOkzrAvwf pic.twitter.com/4TsLI4T1KK
— The FA WSL (@FAWSL) 24. September 2017
Die Spielerinnen aus der heimischen Liga
Auch eine handvoll Spielerinnen aus der heimischen Liga sind natürlich im Kader dabei, vornehmlich von Abo-Meister SKN St. Pölten
Nadine Prohaska, Jasmin Eder, Jenny Klein und Laura Wienroither kommen beim überlegenen Leader praktisch immer zum Einsatz, die im Sommer von Sturm Graz gekommene Stefanie Enzinger ebenso. Sandrine Sobotka, die für die verletzte Barbara Dunst in den Teamkader nachnominiert wurde, spielte sich im Laufe des Herbstes auch in die Formation jenes Teams, das sich in der Liga von einem Spiel zum nächsten siegt und im Europacup gegen Manchester City erstaunlich gut dagegen hielt.
Katharina Naschenweng ist die letzte Spielerin von Nationalteam-Format, die bei Sturm Graz verblieben ist – dort musste die linke Flügelspielerin zuweilen als Mittelstürmerin aushelfen. Jasmin Pfeiler wird im Winter von Altenmarkt zu Austria-Kooperationsklub Landhaus wechseln, einstweilen gibt es beim einzigen Wiener Team der Bundesliga nur ehemalige ÖFB-Spielerinnen (Jenny Pöltl, Romina Bell, Cornelia Sochor, Jelena Prvulovic und Birgit Gumpenberger). Und Jasmin Pal steht beim in der 2. Liga ziemlich unterforderten Absteiger Wacker Innsbruck zumeist unbeschäftigt im Tor herum, nachdem sie im Frühjahr manchmal als Stürmerin (!) spielen musste. Gut möglich, dass auch dieser Umstand ihr den Platz im EM-Kader gekostet hat.
Der Kader: Tor: Jasmin Pal (21 Jahre, Innsbruck, 0 Länderspiele/0 Tore), Jasmin Pfeiler (33, Altenmarkt, 20/0), Manuela Zinsberger (22, Bayern/GER, 37/0). Abwehr: Verena Aschauer (23, Sand/GER, 50/7), Marina Georgieva (20, Potsdam II/GER, 1/0), Adina Hamidovic (19, Sand/GER, 0/0), Gini Kirchberger (24, Duisburg/GER, 52/1), Katharina Naschenweng (19, Sturm Graz, 8/0), Carina Wenninger (26, Bayern/GER, 72/3), Laura Wienroither (18, St. Pölten, 0/0). Mittelfeld: Katharina Aufhauser (20, Huelva/ESP, 0/0), Laura Feiersinger (24, Sand/GER, 55/8), Nadine Prohaska (27, St. Pölten, 77/7), Jenny Klein (18, St. Pölten, 0/0), Sandrine Sobotka (19, St. Pölten, 0/0), Sarah Puntigam (25, Freiburg/GER, 76/9), Sarah Zadrazil (24, Potsdam/GER, 51/8). Angriff: Nicole Billa (21, Hoffenheim/GER, 37/14), Nina Burger (29, Sand/GER, 95/51, Stefanie Enzinger (26, St. Pölten, 9/1), Simona Koren (24, Sunderland/ENG, 8/0), Viktoria Pinther (19, St. Pölten, 10/0). Trainer: Dominik Thalhammer (47).
Kader Israel: Tor: Amit Beilin (17, Kiryat-Gat), Amit Cohen (18, Hapoel Ra’anana), Hanit Schwartz (30, Kiryat-Gat). Abwehr: Lia Barkai (18, Maccabi Hedera), Keren Goor (19, Kiryat-Gat), Noam Kedem (19, Kiryat-Gat), Shayna Levy (20, University of Rochester/USA), Shahar Nakav (20, Kiryat-Gat), Shay Sade (27, Ramat-Hasharon), Sapir Saroussi (23, Hapoel Ra’anana). Mittelfeld: Marian Awad (21, Bnot Sakhnin), Alina Matkalov (19, Kiryat-Gat), Keren Sendel (29, Kiryat-Gat), Opal Sofer (20, Ramat-Hasharon), Avra Shahaf (27, Ramat-Hasharon), Adva Tvill (32, Ramat-Hasharon). Angriff: Eden Avital (20, ASA Tel-Aviv), Roni Shimrich (24, Ramat-Hasharon), Daniela Sofer (29, Maccabi Hedera). Teamchefs Guy Azouri und Meir Nahmias.
Kader Spanien: Tor: Lola Gallado (24, Atletico Madrid), Sandra Paños (25, FC Barcelona). Abwehr: Ivana Andres (23, Valencia), Eunate Arraiza (26, Bilbao), Mapi Leon (22, FC Barcelona), Leila Ouahabi (24, FC Barcelona), Irene Paredes (26, Paris St. Germain/FRA), Marta Torrejon (27, FC Barcelona). Mittelfeld: Aitana Bonmati (19, FC Barcelona), Marta Corredera (26, Atletico Madrid), Gemma Gili (23, FC Barcelona), Patricia Guijarro (19, FC Barcelona),Sandra Hernández (20, Valencia), Alexia Putellas (23, FC Barcelona), Amanda Sampedro (24, Atletico Madrid), Virginia Torrecilla (23, Montpellier/FRA). Angriff: Olga Garcia (25, FC Barcelona), Jenni Hermoso (27, Paris St. Germain/FRA), Barbara Latorre (24, FC Barcelona), Mari Paz Vilas (29, Valencia). Teamchef: Jorge Vilda (36).