LASK 2, Austria 1: Sichtbare Probleme bei beiden Teams

Beide Teams haben ihren jeweiligen Saisonauftakt verhackt, für die Austria wird es nach der 1:2-Niederlage beim LASK so richtig ungemütlich. Eine Offenbarung war aber auch die Darbietung der Linzer nicht. Woran hakt es bei den beiden Teams?

LASK – Austria 2:1 (1:1)

Der Spielverlauf

Die Austria (ohne den angeschlagenen Dragovic, dafür erstmals mit dem neuen linken Wing-Back Lee Tae-Seok statt Guenouche) ging rasch in Führung, weil Keba Cissé eine Fitz-Hereingabe ins eigene Tor ablenkte. Nach einer halben Stunde glich der LASK (erstmals in dieser Saison mit dem genesenen Maximilian Entrup in der Startformation) durch einen von Adeniran abgeschlossenen Konter zum 1:1 aus, ehe nach der Pause beide Teams einige Chancen vorfanden, aber sich kein Team einen entscheidenden Vorteil erarbeiten konnte.

Letztlich war es der LASK, der per Elfmeter nach 70 Minuten (Ranftl hatte Berisha erwischt) durch Usor das 2:1 erzielte. Die Austria drängte auf den Ausgleich, in der Nachspielzeit war die Kugel auch im Netz, der Treffer zählte allerdings wegen Abseits richtigerweise nicht.

Der sichtbar unfertige LASK

Zunächst zu den Siegern. Nachdem die Linzer in der letzten Saison durch einen schlecht zusammengestellten Kader und einiger Unklarheit auf der Trainerposition ein verlorenes Spieljahr hinter sich haben, kam im Sommer João Sacremento. Der ehemalige Assistent von José Mourinho und Christophe Galtier hinterließ mit seiner offenen Art einen guten Eindruck im Umfeld, einem lockeren 4:0 im Cup gegen den Sportclub folgte aber ein (verschmerzbares) 0:2 zum Liga-Start gegen Sturm Graz und ein (hochverdientes, damit doch eher peinliches) 1:3 bei Wattens.

So richtig wurde auch in diesem Match gegen die Austria nicht klar, wie genau das Spiel unter dem 36-jährigen Portugiesen aussehen soll – vor allem im eigenen Aufbau. Natürlich stellte die Austria die Eröffnung mit den drei Offensivspielern zu, aber der LASK machte es der Austria hier auch einfach. Durch das 4-4-2 (weil Entrup UND Adeniran vorne als Doppelspitze agierten) hatte der LASK im Zentrum nur Horvath und dessen Muskel Coulibaly – durch die Mitte war Horvath der gestalterische Alleinunterhalter im doch recht großen Raum zwischen den Strafräumen.

Der so auf die Flügel (vor allem den linken) gelenkte LASK-Aufbau war für die Austria sehr berechenbar, zudem fehlte bei den Linzern praktisch auf dem ganzen Feld die Abstimmung der Laufwege. So fummelte der LASK viel in 3-gegen-2-Überzahl auf engem Raum auf den Außenbahnen und durch die Halbfelder herum, kam aber – außer über Flanken – kaum zielgerichtet zu Chancen, zumal Adeniran ein wuchtiger Rammbock ist, der aber kaum Bälle festmacht, und Entrup seine Stärken im Strafraum hat, nicht so sehr im Aufbau.

Was gut zu sehen war und auch – zumeist – gut funktioniert hat, waren dafür die Pressingtrigger in der Offensive. Sobald die Austria in ihrer Dreier-Abwehr den Ball auf einen der beiden äußeren Innenverteidiger (also Lee Kang-Hee und Tin Plavotić) spielte, liefen die Linzer an, und zwar so, dass der präferierte Pass auf die Wing-Backs kaum möglich war. Viele hohe Ballgewinne gab es zwar nicht…

Die sichtbar eindimensionale Austria

…aber den von Haus aus eher kümmerlichen Aufbau der Austria störte man so zusätzlich. Beinahe sinnbildlich, wie LASK-Stürmer Entrup (der sehr viel Dirigenten-Arbeit im Pressing verrichtete) seinem Kollegen Usor und auch allen anderen klar sichtbar anzeigte, dass er doch bitte den ballführenden Plavotić anlaufen sollte, dieser das dann auch tat, und sich Plavotić dennoch in den Pass auf Wiesinger hineintheatern ließ, der sofort von Entrup Druck bekam.

Schon in der letzten Saison, in der nicht viel zum Meistertitel gefehlt hat, kam die Austria vor allem über die solide Defensive (wenigste Gegentore der Liga), die Offensive (1,47 Tore pro Match, Meister Sturm hatte 2,06 Treffer pro Spiel) war nicht das Prunkstück. Die Austria kam vornehmlich über die Flügel (Ranftl rechts, Perez-Vinlöf links) nach vorne und das entscheidende Element waren die Ideen (15 Assists) und auch die ruhenden Bälle (ein direkt verwandelter Freistoß, acht verwertere Elfmeter) von Dominik Fitz.

Darin unterscheidet sich die Austria vom August 2025 nicht von jener im April 2025 und das macht Gegnern die Vorbereitung nicht besonders schwierig. In der letzten Saison kämpfte sich die Austria in einen Flow, bekam kaum Gegentore und konnte viele enge Spiele ziehen (elf Siege mit einem Tor Differenz!) – die erhöhte Anzahl an Gegentoren in der neuen Spielzeit macht das aber umso schwieriger. Drei geschluckte Treffer in Voitsberg, vier in Ostrava sowie jeweils zwei beim GAK, gegen den WAC und nun auch beim LASK: Das sind auf Dauer einfach zu viele.

Natürlich erzwang die Austria gegen einen LASK, der noch ziemlich „work in progress“ ist und im defensiven Umschalten nicht immer sehr geordnet war, genug Torchancen, um zumindest einen Punkt zu ergattern und die Austria darf einen nicht unberechtigten Claim darauf legen, auch selbst einen Elfmeter zugesprochen bekommen zu müssen; Lukas Jungwirth zeigte im LASK-Tor jedoch eine großartige Leistung. Dann kommt eben so eine Niederlage zu Stande.

Beides keine Spitzenteams

Den Vorwurf muss sich das Trainerteam um Stephan Helm aber gefallen lassen, dass man zwar zweifellos um die spielerischen Schwächen der letzten Saison wusste, aber eine ganze Sommer-Vorbereitung lang nichts daran verbessern konnte. Einzelne schwache Spiele oder solche, wo es halt nicht klickt, gibt es immer. Aber wenn es in acht Pflichtspielen die einzigen beiden Siege gegen einen georgischen Zweitligisten gibt und sich längst sehr klar manifestiert, dass man den Gegnern eben keine wirklich neuen Denksport-Aufgaben gibt, wird eine Wiederholung der letzten Saison mit den selben Mitteln eben schwierig.

Der LASK hat mit dem ersten Liga-Sieg der Saison zumindest ergebnistechnisch für etwas Entspannung gesorgt und kann etwas beruhigter am Samstag nach Salzburg fahren. Viel mehr als ein Pflaster ist der 2:1-Sieg aber auch nicht. Der neue Flügelstürmer Kačavenda brachte noch keinen großen Mehrwert, der neue Rechtsverteidiger Jørgensen auch nicht. Die Laufwege ohne Ball sind noch weit weg von synchronisiert, der Aufbau von hinten immer noch problematisch (und diesen zu stören können die meisten Teams der Liga recht gut), der Kader immer noch nicht auf eine klare Spielidee ausgerichtet.

Was das spielerische Element angeht, war diese Partie zwischen dem LASK und der Austria wahrlich kein Leckerbissen und beide Mannschaften haben ihre Probleme. Beide dürften im Kampf um die Top-3 keine Rolle spielen, denn wenn man die Kurve irgendwann bekommen haben sollte, sind die stabileren Spitzenmannschaften – mutmaßlich Sturm, Salzburg und Rapid – womöglich schon enteilt.

Den ruhigeren Schlaf als Stephan Helm hat aktuell aber – nicht nur, aber sicher auch wegen des 2:1-Sieges – sehr wahrscheinlich João Sacramento.

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.