Keine Chance: Österreich verliert 0:2 bei frischeren Dänen

Das letzte Spiel des Nations-League-Quartetts war sicher das bisher schlechteste für Österreich unter Ralf Rangnick. In Dänemark setzte es für ein personell wie kräftemäßig zumindest aus dem vorletzten Loch pfeifende ÖFB-Team eine verdiente 0:2-Niederlage. Dänemark presste wirkungsvoller, wirkte eingespielter und reifer als Österreich.

Dänemark – Österreich 2:0 (2:0)

Gerade in der Abwehr hatte Rangnick nicht mehr viele Möglichkeiten. Im 4-4-2 spielte diesmal Valentino Lazaro als Linksverteidiger und Patrick Wimmer im rechten Mittelfeld, dafür bekam zumindest Konrad Laimer eine kurze Pause. Für Dänemark waren von der besten Aufstellung Vestergaard, Delaney, Poulsen, und Damsgaard nicht dabei.

ÖFB-Team sofort unter Druck

Österreich nah von einem konsequenten Angriffspressing, wie schon zuletzt gegen Frankreich, Abstand. Der Grund dafür kann eine taktische Überlegung gewesen sein (nachdem sich die beiden Teams im Hinspiel gegenseitig niederpressen wollten, was einen hohen Kraftaufwand bedeutete), oder aber auf den Kräfteverschleiß der letzten anderthalb Wochen – oder beides.

Jedenfalls bekamen die Dänen längere Ballbesitzphasen zugestanden als die Österreicher, deren Aufbauversuche selten mehr als einen Vorwärtspass überlebten. Dänemark hingegen doppelte den österreichischen Ballführenden konsequent und auch das Gegenpressing griff. Große Torchancen gab es für die Dänen – von den beiden Toren abgesehen – zwar nicht, aber sie hatten das Spiel bombenfest im Griff.

Dänemark kontrolliert die Spielfeldbreite

Das lag auch daran, dass sie die Breite des Spielfeldes viel besser bespielten als Österreich. Dass die Gastgeber im Angriff nach außen gedrängt wurden, machte ihnen nichts aus: Durch ihr 3-4-3-System hatten sie ihre Außenspieler höher postiert, während sich Österreich immer eher im Zentrum zusammenzog. Aus dem Verbund tretende Spieler, die dänische Gegenspieler stellen wollten, wurden nicht so gut abgedeckt wie noch in Kroatien oder im Heimspiel gegen Dänemark.

Auch waren lange Bälle zur Seitenverlagerung ein probates Mittel für Dänemark. Das Querverschieben im Block klappte nicht reibungslos, die Dänen konnten so für Räume sorgen, die Mæhle links (gegen Debütant Patrick Wimmer) und Skov-Olsen rechts (gegen den auf ungewohnter Seite spielenden Lazaro) dann bearbeiten konnten.

Fehlende Aspekte im österreichischen Aufbau

Österreich selbst hingegen verdichtete sich auf dem Weg ins Angriffsdrittel im Zentrum. Dieser Fokus ist ein inhärentes Feature von Rangnick-Teams, gerade gegen Frankreich wurden aber gute Chancen (und auch das Tor) durch geschickte Pässe vom Zentrum in Richtung Halbfeld in die Schnittstelle zwischen AV und IV kreiert. Nun aber, gegen die dänische Fünferkette, fand Österreich diese Schnittstellen nicht und rannte sich somit fest.

Außerdem fehlten die Vertikalläufe und die Eröffnungspässe von David Alaba (bzw. Martin Hinteregger). Defensiv machte Danso zwar wieder fast alles richtig und Trauner spielte geschickt um seine Tempo-Nachteile herum, im Aufbau konnten beide aber nicht im Ansatz für jene Akzente oder auch Überraschungsmomente sorgen, wie sie der angeschlagene Alaba oder der verletzt gar nicht angereiste Hinteregger bieten können.

Halbzeit-Umstellungen von Rangnick

Gegen das kroatische 4-3-3 hatte sich das Fünferketten-System für Rangnick als Fehlgriff erwiesen, der schnell korrigiert wurde. Nun aber, in Dänemark, brauchte es die Fünferkette, um die Breite besser zu kontrollieren. Aus dieser Überlegung heraus stellte Rangnick für die zweite Halbzeit auf ein 5-2-3 um: Lainer und Weimann gaben nun die Wing-Backs, Sabitzer gab einen Achter-Linksaußen-Hybrid, Onisiwo kam von der rechten Seite. Zusätzlich kam Konrad Laimer für Xaver Schlager.

Zweite Halbzeit

Dies zeigte schnell Wirkung. Mit Laimer kam viel mehr Wucht ins Pressing, der (Noch?)-Leipziger eroberte zahlreiche Bälle – auch, weil die angelaufenen Dänen in dieser Zone nicht mehr so leicht auf den eigenen linken Außenspieler abgeben konnten. Stryger (der für den angeschlagenen Mæhle gekommen war) hatte nun sofort Lainer gegen sich stehen, mit Trimmel stand dahinter noch ein weiterer Gegenspieler.

20 verbesserte ÖFB-Minuten

Österreich verschaffte sich spürbar Luft und bis zu 68. Minute kam Dänemark zu keinem einzigen Torschuss mehr. Allerdings verpuffte der Boost nach 15 bis 20 Minuten zusehends, ohne dass man selbst Kasper Schmeichel in die Bredouille bringen hätte können. In der 66. Minute kamen Arnautovic (als linker Angreifer) und Gregoritsch (als Mittelstürmer, der sich situativ nach hinten fallen ließ); Sabitzer übernahm die Wing-Back-Position von Weimann.

Da jedoch bei Laimer die Kräfte wieder schwanden, krallte sich Dänemark wieder zunehmend Kontrolle über das Zentrum. In dieser Phase wirkte Österreich endgültig besiegt und die Dänen waren einem dritten Treffer näher als das ÖFB-Team einem Anschlusstor. Beides gab es nicht mehr.

Fazit: Viele Erkenntnisse aus den vier Spielen

Dänemark war geistig wie körperlich frischer, besser eingespielt, hatte mehr Schwung auf dem Platz und die besseren Chancen, hat verdient gewonnen. Gegen Frankreich war, der langen Führung zum Trotz, der Punkt ein glücklicher gewesen. In Kopenhagen gab es für Österreich erstmals unter Rangnick nichts zu holen. Die Niederlage ist korrekt und mit dem 0:2 ist Österreich wohl eher noch gut bedient.

Das sollte aber nichts daran ändern, dass die ersten vier Spiele unter Rangnick eine Aufbruchstimmung in Fußball-Österreich erzeugt hat, für die selbst Marcel Koller fast ein Jahr gebraucht hat (in fairness, Koller hatte auch nicht vier Spiele hintereinander und musste ein verheertes Team neu aufsetzen, Rangnick konnte sofort mit einem kundigen und seiner Spielidee gegenüber sehr aufgeschlossenen Kader arbeiten). Das unter Foda nur ein einziges Mal ausverkaufte Happel-Stadion war schon im zweiten Rangnick-Heimspiel voll. Rangnick hat wohl jetzt schon mehr öffentlichen Rückhalt als es Foda jemals hatte.

Diese vier Spiele haben auch viele Erkenntnisse gebracht, über Rangnicks Denkweise ebenso wie über Personalien. Hatte Foda noch gefordert, die Erwartungen ja nicht zu hoch zu stecken, fordert Rangnack im Gegenteil, den typisch-österreichischen Kleinmut auszutreiben. Ein glückliches Remis gegen den Weltmeister ist nicht zufriedenstellend, weil man bis kurz vor Schluss geführt hat und in der PK nach dem 1:1 zitierte Rangnick sinngemäß Herm Edwards. You play to win the game.

Das 4-4-2 mit Achtern als Mittelfeld-Außen war in diesen Matches sein präferiertes System, er hat aber kein Problem damit, es zu adaptieren, wenn es der Spielverlauf oder der Gegner nötig macht. Mit diesem System spielt er um die zwei größten Problemstellen im Team herum: Es gibt keine offensiven Außenspieler von internationalem Format und es gibt weit und breit keinen Zehner. Ein 4-2-3-1 verbietet sich für Rangnick also geradezu.

Die vier Spiele haben auch personell viel Aufschluss gebracht. Im Mittelfeld spielten Schlager und Seiwald (zentral) sowie Laimer und Sabitzer (halb-außen) jeweils 315 Minuten, also drei ganze Spiele plus eine Halbzeit. In der Abwehr ist Danso der große Gewinner und es wurde deutlich, dass es zumindest einen aufbauenden Innenverteidiger braucht – es steht zu vermuten, dass dies eher Alaba sein wird als der gleich alte Hinteregger, weil der Champions-League-Sieger vielseitiger einsetzbar ist als der Europa-League-Sieger.

Im Tor hat Pentz grundsätzlich eine gute Figur gemacht, er hat technische Vorteile gegenüber Lindner; dieser ist dafür größer und hat mehr Erfahrung. Im Angriff hat Rangnick den Luxus aus verschiedensten Spielertypen wählen zu können: Arnautovic und Weimann, Gregoritsch und Onisiwo, Kalajdzic und Baumgartner – As You Like It, würde Shakespeare sagen.

Im September geht es in Frankreich und gegen Kroatien noch darum, vielleicht wirklich den Abstieg aus der A-Gruppe zu vermeiden, vor allem aber darum, die an sich ja funktionierende Idee mit etwas mehr körperlicher und geistiger Frische zu vertiefen, als dies in diesem Schnellfeuer-Länderspielfenster am Ende einer langen Saison möglich war. Es gibt auf jeden Fall eine starke Basis, auf der man aufbauen kann.

Auch, wenn Peter Linden das nicht gefällt.

Spielzeit in den vier Matches

Torhüter: Lindner und Pentz jeweils 180 Minuten.

Abwehr: Trauner 270, Danso 230, Trimmel 225, Wöber 179, Alaba 158, Lainer 143, Friedl 91, Lazaro 82, Posch 62.

Mittelfeld: Laimer, Sabitzer, Seiwald, Schlager alle 315, Ljubicic und Wimmer 45.

Angriff: Weimann 199, Arnautovic 178, Gregoritsch 142, Onisiwo 117, Kalajdzic 110, Baumgartner 64.

Cool? Sag das doch anderen!

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.