Österreich hat in Chişinău den schwachen Gegner Moldawien stets im Griff, verbreitet aber nicht viel Inspiration und noch weniger Torgefahr. Tore jeweils am Ende der beiden Halbzeiten bringen den 2:0-Erfolg, der in der WM-Quali auch Pflicht war: Ein glanzloser Arbeitssieg, bei dem wohl, wenn überhaupt etwas, dann die drohnenbedingte Verschiebung des Anpfiffs in Erinnerung bleibt.
Ohne Kalajdzic und Lainer (fehlen den ganzen Herbst), ohne Schlager und Neo-Bayern-Spieler Sabitzer (angeschlagen) und ohne Baumgartlinger (noch nicht ganz fit) reiste Österreich nach Moldawien. Auch Alaba und Dragovic wurden mit Blick auf die anstehenden Spiele in Israel und gegen Schottland geschont. Yusuf Demir, der bei Barcelona nun fix im Einser-Kader ist und Neymars einstiger Nummer 11 bekommen hat, saß auf der Bank – und dort blieb er auch.
Eng und auf die Mitte konzentriert
Österreich spielte grundsätzlich aus einem 4-2-3-1 heraus, in dem die beiden Mittelfeld-Außen (Schaub rechts, Baumgartner links) relativ weit einrückten. Dies sorgte für Überladungen im Zehnerraum, in dem die Moldawier in deren 4-4-2 nur zwei Spieler hatten. Diese Herangehensweise hatte mehrere Effekte.
Zum einen, dass Österreich bei Ballverlusten sehr schnell sehr viele Spieler in der Nähe hatte, um sofort ins Gegenpressing zu kommen. Das funktionierte sehr gut, Moldawien brachte kaum einmal zwei Pässe hintereinander an den Adressaten, ehe die Kugel wieder bei Österreich war. Mit dem Ball wirkten die Gastgeber ziemlich überfordert.
Zum anderen aber, dass der Aufbau bei Österreich sehr eng war, sich sehr auf die Mitte konzentrierte. Die Außenverteidiger Ulmer und Trimmel rückten zwar auf, vermochten es aber nicht, den moldawischen Block auseinander zu ziehen – zumindest nicht so, dass Löcher entstanden, in die hinein manl gezielt in den Strafraum kommen hätte können.
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Spieleröffnung aus der Dreierkette
In der ersten Halbzeit ließ sich Österreichs Sechser Grillitsch oftmals zwischen die Innenverteidiger Lienhart und Hinteregger fallen (bzw. neben Lienhart). Offenkundiger Plan dahinter war wohl, dass damit einer der beiden Innenverteidiger neben die beiden moldawischen Stürmer in den Halbraum aufrücken konnte. Wie üblich war Hinteregger hierbei der Go-To-Guy, der die Richtung vorgab und der auch immer anspelbar war, wenn im Mittelfeld nichts weiterging.
Das ÖFB-Team hielt in der ersten Halbzeit das Tempo gut hoch und war sichtlich bemüht, den Gegner laufen zu lassen, mürbe zu machen und durch diese aktive Spielweise nichts zuzulassen. Das klappte im Ganzen sehr gut. Was hingegen nicht funktionierte, war das Finden von sinnvollen Abschlusspositionen.
Die Verdichtung im Zehnerraum sorgte für sehr enge Räume vor dem Strafraum. Arnautovic zauberte einige schlaue Ideen aus seinem Fußgelenk, die aber oft zu spontan für die Mitspieler waren; es gelang auch nicht, hinter die moldawische Kette zu kommen. Wenn er etwas Platz bekam, war Baumgartner sofort gefährlich, das war aber zu selten der Fall. Immerhin brachte sein 18-Meter-Schuss kurz vor der Halbzeit Österreich in Führung.
Moldawische Umstellung: Erst subtil, dann brutal
Roberto Bordin, Moldawiens italienischer Teamchef, stellte für die zweite Halbzeit zunächst subtil um: Gînsari, zuvor Stürmer neben Ghencev, ging zurück ins Mittelfeld; so ergab sich ein 4-1-4-1. Damit hatten die Gastgeber erstens das personelle Minus im Zentrum zumindest einigermaßen behoben und zweitens konnte nun Hinteregger nicht mehr so leicht in den Halbraum vorstoßen.
Diese Maßnahme, im Zusammenspiel mit dem schon bekannten Rückzug von Foda-Österreich nach der Pause – zumal nach einer Führung – führte dazu, dass die Moldawier das Spiel beruhigen konnten. Das Tempo ging nach unten, die Gastgeber waren deutlich weniger gehetzt als noch zuvor und Österreich machte auch längst nicht mehr so energiegeladen die Zeit für den moldawischen Ballführenden eng.
Nach 60 Minuten wurde aus Bordins subtiler Umstellung eine brutale Voll-Rotation innerhalb des Systems: Ghecev und Gînsari gingen raus, Platica ging von rechts ins Sturmzentrum, Belousov von links nach rechts, die neuen Spataru und Bugaciuc nach links bzw. auf die Acht. Zehn Minuten später kam Marandici für Belousov, der neue ging nach links, dafür Spataru nach rechts.
Verwirrend? Das fanden die moldawischen Spieler wohl auch. Der Hauch von Rhythmus, den sie sich zu Beginn der zweiten Hälfte erarbeitet hatten, wurde mit den permanenten Veränderungen rausrotiert.
Warten, dass die Zeit vergeht
Franco Foda tauschte fünfmal innerhalb des Systems und vor allem die Einwechslung von Ilsanker für Grillitsch vermittelte ein „jetzt nur nix mehr falsch machen“ für die letzten zehn Minuten. Moldawien brachte – mit Ausnahme einer Flanke von links kurz vor Schluss – nichts in die Nähe von ÖFB-Keeper Bachmann, was auch nur mittelgroße Gefahr ausstrahlte und so plätscherte das Spiel einem 1:0 für Österreich entgegen…
…bis ein kluger Pass des kurz zuvor für Baumgartner (der relativ rüde von Reabciuc umgeschnitten worden war) gekommenen Alaba auf Arnautovic in der Nachspielzeit das 2:0 einleitete.
Fazit: Geholt, was geholt werden musste
Bis auf den Drohnenpiloten, der mit seinem Spielzeug für eine 30-minütige Verschiebung des Anpfiffs gesorgt hat, wird dieser Abend in Chişinău wohl niemandem lange in Erinnerung bleiben. Österreich hat sich einen Arbeitssieg abgeholt, der weit von „glanzvoll“ entfernt war und fußballerische Feinschmecker-Herzen nicht direkt höher schlagen ließ. Zumindest nach dem 1:0 war er aber auch nie gefährdet.
Die erste Hälfte war engagiert, wenn auch ein wenig phantasielos, es war alles unter Kontrolle, aber die Torgefahr ging gegen Null. Danach wurde gewartet, dass die Zeit vergehen möge. Die Moldawier haben sich etwas Hoheit über das Zentrum geholt, aber offensiv auch nichts von Belang präsentiert.
Immerhin, die drei Pflicht-Punkte sind da. In Haifa am Samstag und in Wien gegen Schottland am Dienstag wird’s aber wohl doch ein wenig schwieriger. In diesen beiden Spielen werden auch die Weichen gestellt, wie es im Dreikampf um Platz zwei in die Quali-Zielgerade gehen wird.