Ein 3:0-Sieg gegen Nordmazedonien ist nichts, wofür man sich zum Start in die EM-Qualifikation schämen müsste. Eine Heldentat war die Leistung der ÖFB-Frauen aber beileibe auch nicht. Man fand gegen den nominellen Punktelieferanten der Gruppe zwar relativ rasch den Schlüssel – aber als Nordmazedonien nach der Pause umstellte, wurde es zäh.
Teamchef Thalhammer hat in der Vorbereitung auf dieses Spiel gestöhnt, dass man kein taugliches Bildmaterial von Nordmazedonien zur Verfügung hatte. “Wir hätten nur schon gerne genauer gewusst, wie die agieren, wenn man sie über außen bespielt, oder über das Zentrum, wie und ob sie aufrücken, und so weiter”, sagte er. In der ersten Viertelstunde des Spiels merkte man, dass die ÖFB-Frauen nicht so recht wussten, was sie erwartete.
Dann aber haben sie den Schlüssel gefunden.
Unendliche Weiten vor Hickelsberger
Wie schon in einigen Spielen im letzten Jahr wurden auch gegen Mazedonien im Aufbau ungewohnte Formationen und Positionen eingenommen. Die nominellen Außenverteidiger Schnaderbeck und Puntigam rückten ein, wodurch sich ein 2-2-5-1 ergab.
Das zwang den Gegner noch mehr als vermutlich gewünscht dazu, den gegen den Ball im 4-4-1-1 stehenden Abwehrverbund im Zentrum eng zu machen bzw. in Richtung der rechten Abwehrseite zu verschieben. So wurde auf der linken Abwehrseite der freie Raum für Hickelsberger kreiert.
Nach etwa 15 Minuten wurden solche Situationen vermehrt bewusst hergestellt und Hickelsberger mit einem Steil- oder Diagonalpass in den Lauf in den freien Raum hinein geschickt. Das führte schon in der 22. und der 24. Minute zu guten Torchancen. Das führte zur Ecke, aus der in der 25. Minute das 1:0 für Österreich fiel, so wurde in der 26. Minute die nächste Abschlussaktion kreiert, so murmelte Hickelsberger den Ball schließlich aus spitzem Winkel höchst selbst zum 2:0 über die Linie.
Diese Rechstlastigkeit im österreichischen Spiel wurde dadurch noch verstärkt, dass sich Laura Feiersinger immer mehr ebenso auf diese Saite orientierte. Die ohnehin schon überforderte mazedonische Linksverteidigerin Zivic hatte dem Duo kaum etwas entgegen zu setzen.
Kein Gewinn aus Umschaltsituationen
In der Anfangsphase rückten die Gäste, begleitet von ausladenden Handbewegungen der Spielerinnen in der Viererkette, im Ballbesitz weit auf. Natasa Andonova, die klar beste Spielerin ihres Teams, versuchte sich über weite Strecken der ersten Hälfte als Ein-Personen-Pressinwelle. Das nervte Österreich und behinderte den Spielfluss – vor allem zu Beginn, als die ÖFB-Frauen noch nach Orientierung suchten.
Das führte aber auch immer wieder dazu, dass im Zentrum, wenn bei den Gästen defensives Umschalten gefragt war, Löcher entstanden. Diese wurden jedoch von Österreich nicht konsequent bespielt: Zadrazil suchte oft nach einer vertikalen Anspielstation, fand aber keine – dadurch wurde das Spiel verlangsamt. Nutzen aus Ballgewinnen konnte Österreich so keinen ziehen.
Gäste machen es geschickt
Anstatt in der zweiten Hälfte die zu erwartenden Ermüdungserscheinungen zu zeigen, agierte Normazedonien nach dem Seitenwechsel aufmerksam und überraschend solide im Spiel gegen den Ball. Die Gäste zogen sich etwas weiter zurück und bildeten, wenn Österreich im Aufbau war, eine Fünfer-Abwehrkette. Das nahm Hickelsberger den Platz, in dem sie sich vor der Pause hatte ausbreiten können. Und es machte die ÖFB-Frauen sichtbar ratlos.
Einige Chancen wurden, vor allem in der Anfangsphase der zweiten Hälfte, verstolpert. Immer mehr schaffte es Nordmazedonien aber, die ballführende Österreicherin zu isolieren und da Andonova im 5-4-1 im zentralen defensiven Mittelfeld agierte, kam hier auch mehr Übersicht in den mazedonischen Sechserraum.
Österreich verrante sich in diverse Kopf-durch-die-Wand-Situationen, spielte viel quer und wenig gewinnbringend nach vorne – weil dort alles zugestellt war. Als in der 80. Minute auch noch Julia Hickelsberger verletzt vom Feld musste, nachdem das Austauschkontingent bereits erfüllt war, mussten die ÖFB-Frauen zudem zu zehnt fertig spielen. Mehr als ein Aluminium-Treffer von Dunst schaute nicht mehr heraus.
Fazit: Drei Punkte. Mehr nicht.
Immerhin, es sind drei nie gefährdete Punkte geworden. Vom erhofften Schützenfest waren die ÖFB-Frauen aber weit entfernt. Das Team aus Nordmazedonien zeigte zwar einige defensive Schwächen, korrigierte diese nach dem Seitenwechsel aber geschickt und hielt Österreich unerwartet gut auf Distanz. Sie waren zwar nie auch nur in der Nähe davon, ein eigenes Tor zu erzielen. Aber mit dem 0:3 können sie gut leben, wie die glückliche Körpersprache und die freudigen Gesichter nach dem Abpfiff belegten.
Die ÖFB-Frauen taten sich gegen einen individuell deutlich schwächeren, aber defensiv solide auftretenden Gegner einmal mehr sehr schwer. Sicher: WM-Viertelfinalist Italien hat gegen schwache Teams wie Israel und Georgien an diesem Doppel-Spieltag auch nur ein 3:2 und ein 1:0 zu Wege gebracht. Aber gemessen an den Erwartungen – möglichst klare Siege gegen die „Kleinen“, um im Ranking der Gruppenzweiten vorne zu sein – war dieser 3:0-Sieg für Österreich zu wenig.