Österreichs U-21 startete mit einem 2:0-Sieg über Serbien in die Europameisterschaft. Beim Spiel in Triest konnte man die prominent besetzte gegnerische Offensive zumeist kontrollieren, während man selbst mit dem Tempo der eigenen Angriffsspieler punktete. Einziger negativer Aspekt: Hannes Wolf hat sich vermutlich gröber verletzt.
Die Aufstellungen
Werner Gregoritsch stellte das gewohnte 4-2-3-1 auf, mit Matthias Honsak ganz vorne und Xaver Schlager hinter bzw. neben ihm. Hannes Wolf und Sascha Horvath bearbeiteten die Flügel, Philipp Lienhart und Ivan Ljubic das Mittelfeld-Zentrum. Die Abwehr-Kette bildeten die Deutschland-Legionäre Posch und Danso (innen) sowie Ingolitsch rechts und Ullmann links. Im Tor stand Alexander Schlager.
Serbens Teamchef Goran Djorovic, als Spieler ein humorloser Verteidiger, hat seine profiliertesten Spieler in der Offensive, allen voran Neo-Real-Stürmer Luka Jovic. Auch die Flügelspieler Zivkovic (Benfica) und Radonjic (Marseille) waren letztes Jahr schon bei der WM der Großen dabei. Serbien spielte in einem 4-4-2, in dem allerdinge Lukic oft aus dem Zentrum mit nach vorne ging, womit sich situativ ein 4-3-1-2 ergab.
Was bei Österreich auffiel
Im Grunde reaktiv. Wenn es zu längeren Ballbesitzphasen in der gegnerischen Hälfte kommt, rückt die Abwehr auch bis zur Mittellinie auf. Das war aber nur sehr selten der Fall – denn im Grunde seines Herzens ist das Spiel dieser Mannschaft unter Trainer Gregoritsch reaktiv. Serbien hatte mehr Ballbesitz, Österreich stellte sich der serbischen Eröffnung in einem 4-2-4 entgegen.
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Die Serben wurden nicht angepresst, dafür wurde versucht, den serbischen Passempfänger in der Ballannahme zu stören, sofort in einen Zweikampf zu verwickeln und keine Zeit zur Verwertung zu geben. Das Funktionierte auch gut und mündete regelmäßig in Umschaltsituationen.
Umschalt-Fußball mit zaghaftem Umschalten. Erstaunlich war, dass Österreich zwar aktiv Ballgewinne forciert und Umschaltsituationen kreiert hat, dieses Umschalten selbst aber personell etwas zaghaft vollzogen wurde. Horvath und Schlager und auch Wolf preschten schon mit Tempo auf das Tor von Boris Radunovic zu, aber dahinter wurde selten konsquent nachgerückt. Wenn Österreich in hohem Tempo nach vorne zog, blieben fast immer sechs Mann hinten.
Wenig Raum zwischen den Linien. Das primäre Ziel war es aber, die offensiv prominent besetzten Serben nicht in gute Abschlusspositionen kommen zu lassen. Die beiden Viererketten, die das ÖFB-Team gegen den Ball aufstellte, standen sehr eng und erlaubten es den serbischen Spitzen Jovic und Pantic selten, zur Entfaltung zu kommen. Auf der Basis dieser zumeist gut disponierten Defensive konnte das Umschaltspiel aufgezogen werden.
Der Spielverlauf
Serbien versuchte, anders als Österreich, mit einer sehr hoch stehenden Offensiv-Abteilung, die Eröffnung des ÖFB-Teams zu unterbinden. Fünf bis sechs Serben kappten die Verbindung der österreichischen Abwehr zum Rest des Teams, dahinter ließ eine sehr tief stehende Abwehrkette aber viel freien Raum. Österreich schaffte es zwar nicht oft, diesen Raum direkt zu bespielen, hatte gegenüber der serbischen Defensive aber sehr wohl große Tempo-Vorteile.
Diese wurde umso mehr auffällig, als Wolf in der 37. Minute einen Pfosten-Abpraller von Horvath zum 1:0 verwertete. In der Folge mussten die Serben etwas mehr Risiko gehen und rückten mit der Abwehrkette weiter auf, um mehr Druck ausüben zu können. Gleich nach dem Seitenwechsel knallte der Ball nach einem Standard an die österreichische Latte und Radojnic drosch die Kugel einmal aus kürzester Distanz über das Tor.
Aber generell sah das ÖFB-Team in der zweiten Hälfte zumeist torgefährlicher aus. Das lag daran, dass die schnellen Österreichen in den riesigen freien Raum im Rücken der aufgerückten serbischen Abwehr – die sich beim Stellen von Abseitsfallen nicht gerade geschickt anstellte – diverse Male Gegenstöße zu starten. Bei vernünftiger Chancenverwertung wäre das Spiel schon wesentlich früher entschieden gewesen.
Die endgültige Entscheidung war ein Freistoß-Tor in der 78. Minute, dem ein Foul von Jovanovic an Wolf vorangegangen war. Für beide die letzte Aktion des Spiels: Jovanovic wurde ausgeschlossen, Wolf musste verletzt aus dem Spiel.
Fazit: Starker Sieg, Olympia bleibt im Blick
Österreich nützte seine Stärken – eine pfeilschnelle Offensive und eine in der deutschen Bundesliga ausgebildete Defensive – nahezu optimal aus. Auf der einen Seite war es Fehlervermeidung á la Foda, andererseits wurden Ballgewinne schon aktiv forciert und es gab auch im Angriffsdrittel sichtbar einstudierte Pass- und Laufwege.
Das Team hat schon beim ersten Auftritt gezeigt, dass es sich den Platz bei der Endrunde redlich verdient hat. Das Ziel – der Semifinal-Einzug und die damit verbundene Olympia-Qualifikation – ist nach dem ersten Spiel immer noch am Leben. Und wenn sich die Burschen wirklich ein Vorbild am EM-Auftritt der Frauen vor zwei Jahren nehmen, dann war der 2:0-Sieg über Serbien auch diesbezüglich ein idealer Start: Denn damals war es ein 1:0-Erfolg über die Schweiz im ersten Spiel, welche die Initialzündung zum erfolgreichen Turnier bedeutete.