Die Vorrunde der Frauen-EM 2017 in den Niederlanden ist vorüber, die Viertelfinals stehen fest. Zu unser aller Überraschung und Freude ist Österreich sogar Gruppensiger geworden und spielt im Viertelfinale gegen Spanien. Es gab Erstaunliches, Erfreuliches, Kurioses und Überraschendes in diesen ersten zwölf Turniertagen. Das haben wir hier kurz und knackig zusammen gefasst.
Die Kabinenparty der Vorrunde
💃🎉🚥 That feeling when you qualify top of Group C as debutants!
❤️ THIS 😂@oefb1904 #WEURO2017 pic.twitter.com/XtnIcQszoQ
— UEFA Women’s EURO (@UEFAWomensEURO) 26. Juli 2017
Vor vier Jahren segelte Island auf einer Welle der guten Laune ins Viertelfinale – und Goldfisch Sigurwin war überall mit dabei. Diesmal siegt sich Österreich von einer Kabinenparty zur nächsten. Und immer mit dabei: Jasmin Eders Boombox! Nach dem 3:0 (ausgerechnet) gegen Island wurde der überraschende Gruppensieg des EM-Debütanten Österreich mit einer Polonaise durch die Mixed-Zone von Rotterdam gefeiert.
Der beste Eindruck der Vorrunde
Wins at a major tournaments…
– Mens senior 2 in 5 years
– #Lionesses: 2 in 5 days #ENGESP pic.twitter.com/ngu14lVE4Q
— The Sportsman (@TheSportsman) 23. Juli 2017
Fast alle Titelkandidaten – von Deutschland über Frankreich bis zu Spanien – sahen irgendwie unüberzeugend aus. Holland spielte gut, aber machte zu wenig daraus. Nur England flog durch die Vorrunde, wie man das früher von allen Titelaspiranten sah. Der Lohn für die starke Vorrunde: Ein Viertelfinale gegen Frankreich. Life’s a bitch.
Die Zitterpartie der Vorrunde (Teil 1)
Relief for France, summed by Olivier Echouafni tonight after Abily’s leveller. #SUIFRA pic.twitter.com/Ba6x9NuLXs
— Kieran Theivam (@KiersTheivam) 26. Juli 2017
Abwehr-Riesin Wendie Renard tritt mit Anlauf eine Gegenspielerin um – am gegnerischen Strafraum. Bei einem 0:1-Rückstand. In Unterzahl. Und bereits gelb-verwarnt! Dass Renard in der zweifellos stupidesten Aktion der Vorrunde eine hochverdiente gelb-rote Karte erspart geblieben ist, war sicher auch ein Faktor, dass der permanente Under-Achiever Frankreich die Vorrunde überstand. Ebenso wie der dramatische Fehlgriff der Schweizer Torfrau Thalmann, der den Französinnen den nötigen Ausgleich im letzten Spiel ermöglichte. Und damit den unverdienten Viertelfinal-Einzug rettete.
Die Zitterpartie der Vorrunde (Teil 2)
Gol de Escocia 😩
⚽42′ Weir
Cúmulo de despropósitos#WEURO2017 #scoesp pic.twitter.com/s920xzUlyd— Futmenina (@FutmeninaWeb) 27. Juli 2017
Spanien war als Geheimtipp auf den Titel gehandelt worden. Und dann das: Nach dem lockeren Sieg über Portugal eine ratlose Vorstellunge beim gegen England und dann ein extra patschertes Gegentor gegen das eigentlich harmlose schottische Team und vorbei war’s mit den Nerven. Im kompletten Panikmodus verbrachte man die zweite Halbzeit gegen Schottland, verlor zwar – aber hatte Glück. Ein zweites schottisches Tor, oder ein zeitgleicher Ausgleich Portugals gegen England, und Spanien wäre raus gewesen.
Der Augenöffner der Vorrunde
One thing bout 🇦🇹. You can thrash 🇦🇺 and 🇩🇰, beat 🇫🇮, push 🇫🇷🇩🇪🇳🇴 to the limit, no one takes notice. Do it @ EURO: everyone goes 😱 #AUTSUI
— Philipp Eitzinger (@PEitzinger) 18. Juli 2017
Noch nie bei einem Turnier dabei, dazu noch ein sehr junges Team und drei sehr routinierte Gruppengegner: So gut wie jeder internationale Beobachter prognostizierte Österreich den letzten Gruppenplatz, vermutlich mit null Punkten. Das kann nur einen Schluss zulassen: Niemand hat sich vor dem Turnier mit dem ÖFB-Team wirklich beschäftigt. Ganz offensichtlich übrigens auch das Trainerteam der Schweiz nicht.
Das ärgerlichste Tor
Another look at that @frankirby masterclass in giving the keeper the eyes and sticking it in the corner #WEURO2017 #ENGESP pic.twitter.com/Hj87uqnwCJ
— Channel 4 (@Channel4) 23. Juli 2017
Das Spiel zwischen England und Spanien versprach, das attraktivste Match der Vorrunde zu werden: Zwei Teams, die heftig pressen und sich gegenseitig die Zeit am Ball nehmen. Aber nach nur 93 Sekunden war alles im Oasch. Fran Kirby traf für England und die restlichen 88 Minuten war eine einzige, langatmige und -weilige, ideenlose Passstaffette von Spanien – ohne sich gegen die defensiv abriegelnde englische Mannschaft auch nur eine echte Torchance zu erarbeiten.
Das überraschendste Ergebnis
Italy here to spoil your party. #WEURO2017 #SWEITA pic.twitter.com/aZYN9LJB2B
— Ann Odong ⚽️ (@AnnOdong) 25. Juli 2017
Eigentlich ist das italienische Team ja am Boden und war im Grunde schon nach dem ersten Spiel – der Niederlage gegen das biedere russische Team – ausgeschieden. Aber im letzten Gruppenspiel rang man mit einer wirklich starken Leistung das stolze Schweden 3:2 nieder. Damit gab es auch für Melania Gabbiadini, der letzten Klassespielerin eines Teams am absteigenden Ast, ein schönes Karriereende.
Die härtesten Hunde
Turban-Thalmann heldenhaft – Les Bleues Remis https://t.co/fXiFfRikqf #fussball pic.twitter.com/JFXJR5GItA
— Fußballnews (@OfussballnewsO) 22. Juli 2017
Gaëlle Thalmann, Torhüterin der Schweiz, ließ sich nach einem Zusammenprall mit ihrer isländischen Gegnerin Gunnhildur Jónsdóttir ihr Cut noch auf dem Platz nähen und spielte dann sogar noch weiter – Back-up Seraina Friedli, die sich schon warmgemacht hatte, durfte doch nicht rein. Das galt auch für Cecilie Fiskerstand, die Nr. 2 von Norwegen: Ingrid Hjelmseth ließ sich ihre frisch aufgeschlitzten Unterarm ebenso auf dem Platz nähen. Dafür gab’s im Spiel gegen Dänemark zehn Minuten Nachspielzeit.
Die größte Enttäuschung
TV 2 ask Hegerberg if she believes in coach Sjögren’s project.
Ada: We have 0 points after 3 games, so I will not comment on it now. #NORDEN pic.twitter.com/x0jVSkH5ri— Football 24/7 (@Foetbal247TBG) 24. Juli 2017
Apropos Norwegen – der Finalist des letzten Turniers krachte punkt- und sogar torlos aus der EM raus. Das in dieser krassen Form nicht zu erwartende Desaster hat viele Gründe und es werden sicher spannende nächste Monate im norwegischen Verband. Dass es nun zur internen Selbstzerfleischung kommt, klang schon im Flash-Interview mit Stürmerstar Ada Hergeberg durch.
Der bizarrste Schiedsrichter-Fehler
Portugal’s Carole Costa Gets booked for No Reason Reff ? Video: Eurosport UEFA Women’s EURO 2017 #WEURO2017 #womensfootball #SCOPOR pic.twitter.com/5GcAvD8UsQ
— WomensSoccerUnited (@WSUasa) 23. Juli 2017
Im Spiel zwischen Portugal und Schottland wurde die portugiesische Verteidigerin Carole Costa von der (eigentlich sehr guten) ungarischen Schiedsrichterin Katalin Kulcsár mit der gelben Karte verwarnt. Warum? Sie hatte die Frechheit besessen, sich von ihrer Teamkollegin über den Haufen rennen zu lassen.
Die fünf Debütanten
🇵🇹 Portugal takes the lead again. Ana Leite’s goal. #SCOPOR #WEUROComps pic.twitter.com/uxesTFpivC
— WoSo Comps (@WoSoComps) 23. Juli 2017
Wo wir schon bei Portugal gegen Schottland sind: Portugal, der laut Ranking (23. in Europa, also in der Quali ein Topf-4-Team) schwächste EM-Teilnehmer aller Zeiten, gewann mit dem 2:1 über die Schottinnen sogar ein Spiel – ebenso wie die Schottinnen später beim 1:0 gegen Spanien. Mit Österreich (1:0 gegen die Schweiz), Schweiz (2:1 gegen Island) und Belgien (2:0 gegen Norwegen) fuhren auch die drei weiteren EM-Debütanten ihren EM-Premierensieg ein.
Die Gemeinheit der Vorrunde
We are just 15 minutes away from kick off for Italy Women v Russia Women here at the Sparta Stadion in Rotterdam. Team news to follow. pic.twitter.com/TtrkkKlCrC
— DerbyUniFootyJournos (@UoDFootyJournos) 17. Juli 2017
… war der Besuch des Spiels zwischen Italien und Russland. Exakt 669 Zuseher wollten das (zugegeben nicht besonders gute) Match im Stadion Het Kasteel sehen. Nicht einmal bei der praktsich durchgängig schlecht besuchten EM-Endrunde 2009 in Finnland war ein Spiel mit derart wenigen Zusehern dabei. In der Tat muss man 20 Jahre zurückblicken, um ein EM-Endrunden-Spiel mit weniger Betrachtern im Stadion zu finden.
Die Arschkarte der Vorrunde
Who will come out on top in Rotterdam? #WEURO2017 #SCOPOR pic.twitter.com/fdEIhCkwCy
— UEFA Women’s EURO (@UEFAWomensEURO) 23. Juli 2017
… hat aber sehr wohl ganz generell Rotterdam gezogen. Die beiden direkten Duelle der vier schlechtesten EM-Teams fanden beide im Sparta-Stadion statt. Dazu der mäßige Auftritt von Holland gegen Dänemark und der nicht wirklich spannende Sieg von Österreich gegen Island. Viele mögliche künftige Frauenfußball-Fans hat man in Rotterdam damit sicher nicht gewonnen.
Die Besucherzahlen der Vorrunde
Oranje! pic.twitter.com/Y92FWfLSEJ
— Hans Buijtelaar (@Buijtelaar) 24. Juli 2017
Insgesamt aber sind die Besucherzahlen durchaus in Ordnung – auch, wenn natürlich gerade das relativ große Stadion in Utrecht oft relativ leer aussah. Der Zuschauerschnitt der Vorrunde beträgt 6.430 Zuseher (das ist praktisch der selbe wie vor vier Jahren in Schweden, dort lag er bei 6.395). Rechnet man die Partien der Heimteams weg und berücksichtigt man nur die Zahlen der 15 bzw 11 Gästeteams, liegt das aktuelle Turnier ebenfalls in Front – und zwar mit rund 5.200 zu rund 5.000. Vor acht Jahren in Finnland waren es in der Vorrunde übrigens 4.300 (mit Finnland-Spielen) bzw. 3.300 (ohne Finnland-Spiele).
Der Sager der Vorrunde
LOL best sarcastic reply to Echouafni’s complaint: AUT is a neutral country, we only defend ourselves, never attack #FRAAUT #WEURO2017
— Tom S (@TomSe_74) 23. Juli 2017
Frankreichs Trainer war nicht gerade glücklich darüber, dass sie Österreich dazu entschieden hatte, seinem Team nicht ins offene Messer zu laufen. Das ließ ihn zu einem erstaunlichen Satz hinreißen: „Österreich ist eben ein neutrales Land. Die greifen nicht an, sie verteidigen sich nur!“
So geht’s weiter
Am Samstag und Sonntag gehen die Viertelfinals über die Bühne – mit England gegen Frankreich ist auch ein echter Kracher dabei. Österreichs Spiel gegen Spanien findet am Sonntag um 18 Uhr statt.