Besonders unterhaltsam war sie ja nicht, die letzte Saison der deutschen Bundesliga. Meister und Vizemeister standen recht früh fest, das Rennen um die Champions League war von einer kaum gekannten Schlechtigkeit, und abgestiegen ist nur, wer wirklich konsequent darum gebettelt hat. Alles kann nicht innerhalb von ein paar Sommemonaten besser werden – aber es gibt Anzeichen, dass die neue Spielzeit unterhaltsamer wird. Zwei Teams wollen die Bayern mit attraktivem Fußball angreifen, dazu gibt es zwei Aufsteiger, die sich nicht nur auf die Defensive verlegen wollen. Hier unsere ausführliche Vorschau!
Tipp: Wenn du dir lieber oder zusätzlich eine Vorschau zur Bundesliga lieber anhören möchtest, haben Tom und Philipp auch einen ausführlichen Podcast dazu gemacht.
RB Leipzig
Trainer: Ralph Hasenhüttl (49, neu)
Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass Leipzig der aus Sicht der Fußball-Traditionalisten meistgehasste Klub der Bundesliga sein wird. Es braucht aber auch nicht viel Phantasie, um vorherzusagen, dass Leipzig – der erste Klub aus den neuen Bundesländern in der Bundesliga seit sieben Jahren – sportlich eine ungemeine Bereicherung für die Liga sein wird.
Dafür steht nicht nur das grundsätzliche Konzept des Klubs unter Ralf Rangnick, sondern auch die Vorstellung, die Ralph Hasenhüttl vom Fußball hat. Der aus Ingolstadt gekommene Österreicher steht für eine aktive Spielanlage, hohes Pressing, hohes Tempo und ist somit ein Kontrapunkt zum Safety-First-Fußball, den weiter Teile der Konkurrenz zeigen werden. Leipzig wird wohl relativ viele Tore kassieren, aber vermutlich noch mehr schießen.
Außerdem hat Hasenhüttl eine für einen Aufsteiger ungeheure Bandbreite an Möglichkeiten, was die personelle Ausstattung des Kaders angeht. Teamspieler aus Schweden (Forsberg), Dänemark (Poulsen), Österreich (Sabitzer, Ilsanker), Guinea (Keita), dazu vielversprechende Deutsche wie Selke, Werner, Klostermann und Halstenberg: Offiziell will man sich erst einmal in der Liga zurecht finden. Aber angesichts der Tatsache, wie mäßig viele Europacup-Kandidaten letztes Jahr agierten, sollte Leipzig auf Anhieb um die internationalen Plätze mitspielen könenn.
Vorjahresplatzierung: 2. (Zweite Liga)
Mein Tipp diesmal: 7.
SC Freiburg
Trainer: Christian Streich (51, seit fünf Jahren)
Der Abstieg vor einem Jahr führte bei den extrem umsichtig und vernünftig geführten Freiburgern natürlich nicht zu einem kompletten Zerfall und man ließ vom ersten Spieltag an nie einen Zweifel aufkommen, dass man souverän sofort wieder aufsteigen würde. So kam es auch: Als eines der wenigen Teams eine extrem biederen 2. Liga, die wirklich selbst gestalten wollen (gemeinsam mit Leipzig und Bochum) war man so gut wie allen Teams klar überlegen.
Weil der Erfolgskader weitgehend zusammen blieb, wurde im Sommer auch eher in die Breite verstärkt, als in die absolute Hoch-Qualität. Das ist aber ein Markenzeichen des Klubs, der sein Image als Underdog erfolgreich kultiviert. Trainerfuchs Christian Streich stellte nun für die neue Saison auf eine Dreier-Abwehr um, an der grundsätzlichen Spielanlage – variabel, aktiv, nach vorne denkend – wird sich aber vermutlich nicht viel ändern.
Da man über ein eingespieltes Team, einen guten Trainer, eine gefestigte Spielanlage und eine gesunde Portion Realismus verfügt, sollte sich Freiburg ohne gröbere Probleme in der Bundesliga halten können. Ein Durchmarsch in den Europacup, wie zuletzt 2013, wird nicht stattfinden. Aber eine sorgenfreie Saison im Tabellen-Niemandsland ist allemal möglich.
Vorjahresplatzierung: 1. (Zweite Liga)
Mein Tipp diesmal: 12.
Eintracht Frankfurt
Trainer: Niko Kovac (45, seit März)
Relegations-Gegner Nürnberg war so schlecht, dass sogar Frankfurt wie ein halbwegs patentes Team aussah – so gelang der Eintracht gerade noch der Klassenerhalt. Niko Kovac, der eher mit Handauflegen als mit inhaltlicher Arbeit die Rettung vollzog, hat nun mit Fredi Bobic einen neuen Sportchef an der Seite (Vorgänger Heribert Bruchhagen ging in Rente). Kovac hat noch bei keiner Trainerstation eine langfristige Weiterentwicklung gesorgt, Bobic hat sich bei Stuttgart eher mit einer konstant zweifelhaften bis missglückten Kadergestaltung einen nicht gerade astreinen Ruf erarbeitet.
Entsprechend wirr sieht auch der neue Kader aus. Da kamen zwei Spieler aus der Reserve von Real Madrid (Mascarell und Vallejo), einer aus der Reserve von Chelsea (Hector), einer aus der Reserve von Manchester United (Varela), Stürmer von den Ersatzbänken von Gladbach (Hrgota) bzw. Florenz (Rebic); die meisten als Leihgeschäft. Der teuerste Transfer? Ein Linksverteidiger namens Tawatha von Maccabi Haifa aus Israel. „Bei unseren Neuzugängen haben wir Phantasie bewiesen“, so Bobic im Kicker. Damit hat er zumindest nicht unrecht.
Kovac kann sicherlich für einen gewissen Zusammenhalt im Kader sorgen, aber ob gerade er auch eine nachhaltig funktionierende Einheit daraus machen kann, darf doch in Zweifel gezogen werden. Frankfurt ist jedenfalls einer der heißeren Anwärter auf einen Abstieg.
Vorjahresplatzierung: 16.
Mein Tipp diesmal: 16.
1899 Hoffenheim
Trainer: Julian Nagelsmann (28, seit sieben Monaten)
Mit der vorgezogenen Installierung von Julian Nagelsmann (die an sich erst für Sommer geplant, aber aufgrund der akuten Abstiegsgefahr schon im Februar vollzogen) schaffte das gefühlt schon abgeschriebene Team recht schnell den Turnaround und darf nun in die bereits neunte Bundesliga-Saison gehen.
Nagelsmann hat Hoffenheim wieder zu dem gemacht, was es einst war: Ein Team voller junger Spieler, flink in Denken und Handeln, taktisch gut geschult und sehr flexibel – vermutlich noch flexibler als einst unter Ralf Rangnick, als dieser den Pressing- und Umschaltfußball nach Deutschland brachte und damit als Aufsteiger Herbsteister geworden war.
Die Zugänge sehen nicht sehr spektakulär aus, aber das passt auch zur Vereinsphilosophie. Der kroatische Stürmer Kramaric, schon letzte Saison ausgeliehen, wurde fix verpflichtet, dazu kamen einige Spieler, die das bisherige Manko bei Standardsituationen etwas beseitigen sollen – wie Stürmer Sandro Wagner (von Darmstadt) und Verteidiger Benjamin Hübner (Ingolstadt). Ein Zurückrutschen in den Abstiegskampf ist sehr unwahrscheinlich – eher wird man an die starke Rückrunde anknüpfen. In der Frühjahrs-Tabelle war Hoffenheim Siebenter.
Vorjahresplatzierung: 15.
Mein Tipp diesmal: 8.
SV Darmstadt 98
Trainer: Norbert Meier (57, neu)
Der Klassenerhalt der Lilien war eine der größeren Sensationen in der jüngeren Bundesliga-Geschichte: Die kleine Verein mit dem 60er-Jahre-Stadion, der vor drei Jahren beinahe in die 4. Liga abgestiegen wäre, weiß um diesen Umstand und genießt dieses weitere Bonus-Jahr in der Bundesliga ungemein.
Natürlich ist Darmstadt auch in dieser Saison der Abstiegskandidat Nummer eins. Wichtige Spieler wie Stürmer Sandro Wagner, Torhüter Christian Mathenia, Außenbahn-Antreiber Koka Rausch und Innenverteidiger Luca Caldirola konnte man ebenso wenig halten wie Erfolgstrainer Dirk Schuster. Die bekanntesten Neuen sind Ukraines EM-Rechtsverteidiger Artom Fedetski, Ungarns EM-Teilnehmer Laszlo Kleinheisler und der stets eher an seinem Kopf als an seinem Talent gescheiterte Deutsch-Tunesier Änis Ben-Hatira. Objektiv gesehen: Besser wurden die Lilien nicht.
Dass Neo-Coach Norbert Meier vor zwei Jahren (als Bielefeld-Trainer) ausgerechnet von Darmstadt durch Last-Minute-Tore in der 2./3.-Liga-Relegation in die Drittklassigkeit gestoßen wurde, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Er wird dem fast schon bewundernswert primitiven Langball-Spiel wohl etwas Kultur verleihen, aber nicht komplett umstoßen. Mittel- und langfristig fehlen Darmstadt aber Geld, Substanz und Klasse, um sich in der Bundesliga zu etablieren.
Vorjahresplatzierung: 14.
Mein Tipp diesmal: 18.
Werder Bremen
Trainer: Viktor Skripnik (46, seit knapp zwei Jahren)
Eigentlich wollte Zlatko Junuzovic ja weg – weg vor allem von Viktor Skripnik. Das hat sich wegen seiner Verletzung bei der EM zerschlagen, und Skripnik blieb – obwohl er nach der erneuten Zittersaison nicht unumstritten ist – im Machtkampf mit Sportdirektor Eichin siegreich. Eichin ging, Skripnik blieb.
Die Aufbruch-Stimmung, die vor allem gute Heimspiele und damit der knapp geschaffte Klassenerhalt in den letzten paar Wochen der letzten Saison erzeugt wurde, ist längst verflogen. Für Jannik Vestergaard und Anthony Ujah nahm der nicht gerade superreiche Klub zwar 23 Millionen Euro ein, investiert wurde aber eher in Qualität als in unbedingte Qualität – selbst der von Arsenal geholt Serge Gnabry, der ein tolles Olympia-Turnier gespielt hat, ist eher eine Hoffnung als ein Versprechen.
Es gab viele Baustellen. Vorne ist zu viel Verantwortung auf Oldboy Claudio Pizarro (das soll Max Kruse beheben, der aber als mental instabil gilt). Die Außenbahnen waren bestenfalls gehobenes Zweitliga-Niveau – das sollen Spieler wie Gnabry und der von Rapid gekommene Flo Kainz beheben). Die Außenverteidiger-Positionen waren die wohl schwächsten der ganzen Liga (ob Robert Bauer von Ingolstadt da ein echtes Upgrade ist?). Generell gibt’s ja traditionell viel zu viele Gegentore (die neue IV setzt sich aus den Neuzugängen Moisander, Diagné, Sané oder Caldirola zusammen).
Es wird sicher wieder eine schwierige Saison für den Klub von Junuzovic, Grillitsch und Kainz.
Vorjahresplatzierung: 13.
Mein Tipp diesmal: 14.
FC Augsburg
Trainer: Dirk Schuster (48, neu)
Lange steckten die Augsburger letzte Saison im Abstiegskampf, ein starker Schlussspurt rettete die Fuggerstädter aber doch noch. Der langjährige Erfolgstrainer Markus Weinzierl ging zu Schalke, dafür holte sich Sportdirektor Stefan Reuter den Darmstädter Coach Dirk Schuster. Das Ziel ist das selbe wie immer: Möglichst nicht in den Abstiegsschlamassel kommen.
Auch im Kader hat sich einiges getan. Die Innenverteidiger Klavan und Hong sowie die Außenstürmer Esswein und Werner sind weg – dafür ist mit Martin Hinteregger ein IV gekommen, der in puncto Spieleröffnung eine spürbare Verbesserung ist. Die Außenpositionen wurden mit dem Franzosen Schmid und dem Japaner Usami ersetzt – das ist eher Stagnation.
Dirk Schuster hat schon durchklingen lassen, dass er einige Elemente seines Lilien-Geholzes auch in Augsburg implementieren will. Schöner wird die Spielanlage also eher wahrscheinlich nicht werden. Wenn man die Klasse damit einigermaßen sorgenfrei halten würde, könnte man beim FCA darüber aber sicher hinweg sehen.
Vorjahresplatzie ung: 12.
Mein Tipp diesmal: 15.
FC Ingolstadt 04
Trainer: Markus Kauczinski (46, neu)
Glücklich waren sie in der Audi-Stadt ja nicht, als ihnen Leipzig den Trainer wegkaufte – aber auf Dauer wäre Ralph Hasenhüttl angesichts der großartigen Arbeit, die er knapp drei Jahre in Ingolstadt geleistet hat, sowieso nicht zu halten gewesen.
Nach einer erstaunlich sorgenfreien Saison im Tabellen-Mittelfeld und einer spannenden Spielanlage – hoch anpressen, aber dennoch extrem wenige Tore kassieren – übernimmt nun der langjährige Karlsruhe-Coach Markus Kauczinski. Er ist bisher eher als durchschnittlicher Trainer ohne den großen Erfindergeist aufgefallen. Jetzt kann er zeigen, was er drauf hat.
Der Kader war schon letztes Jahr nicht so gut wie der Tabellenplatz aussagt, und einige Schlüsselkräfte (Bauer, Hübner, Da Costa, auch Özcan) blieben nicht beim Verein. Die Neuen (RV Hadergjonaj von Adi Hütters Young Boys, IV Marcel Tisserand von Monaco) haben Talent, müssen aber erst rein finden. Da droht Team-Linksverteidiger und Stürmer Lukas Hinterseer der Abstiegskampf
Vorjahresplatzierung: 11.
Mein Tipp diesmal: 17.
Hamburger SV
Trainer: Bruno Labbadia (50, seit anderthalb Jahren)
Die letzte Saison war keine Offenbarung, aber angesichts des zweimaligen Fast-Abstiegs in den Jahren davor durchaus eine deutliche Steigerung. Nun will man bei HSV den nächsten Schritt nach vorne machen.
Diese Hoffnung hat auch einen Namen: Alen Halilovic. Das 20-jährige kroatische Supertalent konnte man vom FC Barcelona an die Alster lotsen, er soll als Zehner mit seiner Technik genau jenes spielerische Element stärken, das zuletzt noch deutlich zu kurz kam – der Hauruck-Fußball der vergangenen Spielzeit führte zu diversen Auswärtspunkten und guten Ergebnissen gegen bessere Teams, gegen die „Kleinen“ und vor allem in Heimspielen war das aber alles andere als schön.
Um Halilovic herum sollen Filip Kostic (neu aus Stuttgart) und Zweitliga-Goalgetter Bobby Wood (neu von Union Berlin) für mehr Punch in Richtung Tor sorgen – und auch Michael Gregoritsch wird seine Chancen bekommen. Wenn man das Team in Ruhe lässt und auch bei Durststrecken die Ruhe bewahrt, ist ein gesicherter Mittelfeld-Platz auf jeden Fall wieder realistisch. Das mit der Ruhe ist bei einem Klub wie beim HSV aber oft eher Wunschdenken.
Vorjahresplatzierung: 10.
Mein Tipp diesmal: 10.
1. FC Köln
Trainer: Peter Stöger (50, seit drei Jahren)
Im Frühjahr musste man zwischenzeitlich schon Sorge haben, dass Köln noch in die gefährliche Zone nach hinten durchgereicht würde – aber letztlich hat es vor allem die starke Defensive um Torhüter Timo Horn und Albaniens EM-Verteidiger Mavraj gerichtet, dass das Team von Peter Stöger sich am Ende doch recht sicher in der Liga gehalten hat.
Das spricht auch für den „neuen“ 1. FC Köln unter Sportdirektor Schmadtke und Trianer Stöger (der, wenn er diese Saison überlebt, der längstdienendste Köln-Trainer seit Hennes Weisweiler wäre – und der war vor 40 Jahren beim Klub): Es wird stets die Ruhe bewahrt. Das ist dem Kölner Boulevard um Express und der allgegenwärtigen Bild nicht immer recht, und der Klub hat sich recht schnell ein Graue-Maus-Image erarbeitet, aber das ist immer noch besser als das überhitzte Rauf-und-Runter der zwei Jahrzehnte davor.
Weiterhin wird die Defensive der Grundstock der Kölner sein, aber es wurde schon darauf geachtet, die oft nicht bundesligataugliche Torgefahr nach oben zu schrauben. Zu Anthony Modeste, der vorne im Grunde der Alleinunterhalter war, kommen neue Offensiv-Kräfte: Stürmer Sehrou Guirassy, Linksaußen Koka Rausch, und Artjoms Rudnevs (der in seinen diversen HSV-Jahren aber nie wie ein guter Spieler aussah). Für Abgang Yannick Gerhardt kommt Marco Höger für die Zentrale. Marcel Risse, so hofft man, wird auf der rechten Seite seine starke letzte Saison bestätigen können.
Es sieht alles in allem nach einem Kölner Auf-der-Stelle-Treten aus.
Vorjahresplatzierung: 9.
Mein Tipp diesmal: 13.
VfL Wolfsburg
Trainer: Dieter Hecking (52, seit dreieinhalb Jahren)
Einer schwachen Herbst-Serie folgte eine katastrophale Rückrunde – und danach ein signifikanter Kader-Umbau beim Vize-Meister und Pokalsieger schon 2015. Naldo, Dante, Kruse, Dost, Schürrle – alle weg. Es soll ein Neustart werden, so etwas wie ein Schmalspur-Reboot.
Didavi und Gerhardt (zu Luiz Gustavo, Guilavogui und Arnold dazu) für das Zentrum. Blaszczykowski und Brekalo (zu Draxler und Caligiuri dazu) für die Außen. Mario Gomez und Spaniens Sturm-Talent Borja Mayoral für den Angriff. Hecking hat viele Optionen zur Verfügung und der Anspruch ist es definitiv, zumindest Vierter zu werden und in die Champions League zurück zu kehren (wo man ja im April noch Viertelfinale gegen Real Madrid gespielt hat).
Der als etwas unbeweglich geltende Hecking hat in den ersten Spielen der Saison auch schon einige Anzeichen erkennen lassen, dass Wolfsburg vom immer gleichen Spiel etwas abweichen kann. Dennoch: Es war vor allem das individuelle Genie von Kevin de Bruyne, das 2015 den großen Erfolg bescherte. Es wird nur um Platz vier gehen können, wenn Wolfsburg eine Strategie findet, ohne De Bruyne konstant Gefahr zu erzeugen.
Vorjahresplatzierung: 8.
Mein Tipp diesmal: 5.
Hertha BSC Berlin
Trainer: Pal Dardai (40, seit anderthalb Jahren)
Dass der Hauptstadt-Klub lange wie ein sicherer CL-Starter ausgesehen hat, spricht eher gegen die Konkurrenz als für die Berliner. Der dramatische Rückfall am ende der letzten Saison war kein Zufall – denn die Hertha ist in Wahrheit eher mit einer Platz-10-Mannschaft als mit einer Platz-3-Mannschaft ausgestattet.
Daran hat sich auch vor der neuen Saison nichts geändert. Der Kader ist im Großen und Ganzen der selbe wie letzte Saison, und auch an der Spielweise wird sich vermutlich nicht viel ändern: Räume eng machen, sicher stehen, Aufbau über die Außen und den Gegner nach innen leiten. Mit der passiven Herangehensweise ohne wirkliches Pressing passt die Hertha auch gut in den generellen Zeitgeist – siehe EM.
Da die Gegnerschaft wohl eher nicht ein zweites Mal so auslassen wird wie in der letzten Saison, wird die Hertha auch nicht mehr ernsthaft in den Kampf um die Europacup-Plätze eingreifen können – zumal man sich heuer ja schon gegen Bröndby aus dem internationalen Geschäft verabschiedet hat.
Vorjahresplatzierung: 7.
Mein Tipp diesmal: 11.
FSV Mainz 05
Trainer: Martin Schmidt (49, seit anderthalb Jahren)
Kapitän Julian Baumgartlinger ist weg, Torhüter Loris Karius ist weg – und vor allem: Sportdirektor Christian Heidel ist weg. Nach der starken letzten Saison steht bei Mainz ein kleiner Umbruch an. Mit dem dänischen Torhüter Martin Lössl und dem ivorischen Sechser Jean-Philippe Gbamin wurden die beiden Planstellen auf dem Platz ersetzt. Wie sich Rouven Schröder als Heidel-Nachfolger macht, wird langfristig aber wichtiger sein.
Von der grundsätzlichen Ausrichtung wird sich nicht dramatisch viel ändern: Mainz bleibt Mainz. Das sind auch gute Nachrichten für Karim Onisiwo, der sich im Rechtsstreit mit Mattersburg durchgesetzt hat und sich schon gegen Ende der letzten Saison in der Mannschaft festgesetzt hat. Wenn er halbwegs konstant das spielt, was er kann, wird das auch so bleiben.
Eine direkte Widerholung des sechsten Platzes der Vorsaison ist vermutlich etwas zu viel verlangt, aber ein Platz im ungefährdeten Niemandsland der Tabelle ist ebenso möglich wie wahrscheinlich.
Vorjahresplatzierung: 6.
Mein Tipp diesmal: 9.
FC Schalke 04
Trainer: Markus Weinzierl (41, neu)
Shooting-Star Leroy Sané hat mit seinem Verkauf kräftig Geld in die Klub-Kassen gespült, auch die Innenverteidigung mit Neustädter (Fenerbahce) und Matip (Liverpool) ist nicht mehr da – dafür wurden diverse potenziell sehr starke Spieler zum Klub gelotst: Sevillas Stamm-RV Coke etwa (der sich aber sofort verletzte), auch die Flügelspieler Konoplyanka, dazu Stambouli, Bentaleb und auch Sturm-Graz-Rückkehrer Avdijaj fürs Zentrum und Embolo für ganz vorne.
Dazu kommen für das Mittelfeld Goretzka, Meyer, Geis, Di Santo, Choupo-Moting und natürlich ÖFB-Teamspieler Alessandro Schöpf, die schon beim Klub waren. Keine Frage: Neo-Coach Markus Weinzierl, von Augsburg genommen, hat sehr viele sehr gute Optionen zur Verfügung. Außerdem stehen er und der neue Sportchef Christian Heidel für den dringenden Versuch, endlich so etwas wie Ruhe in die Schlangengrube Schalke zu bringen.
Die Mannschaft ist definitiv gut genug für einen Angriff auf die Champions-League-Qualifikation, und Weinzierl ist es auch zuzutrauen, dass er diesen – anders als Vorgänger André Breitenreiter – richtig einsetzt.
Vorjahresplatzierung: 5.
Mein Tipp diesmal: 4.
Borussia Mönchengladbach
Trainer: André Schubert (45, seit knapp einem Jahr)
Mit seinem 3-4-1-2, das er in der vergangenen Rückrunde eingeführt hat (und damit das enge Favre-4-4-2 endgültig ad acta gelegt hat), weicht Gladbach-Coach André Schubert merklich von der direkten Konkurrenz ab. Angesichts seines Kaders macht das auch durchaus Sinn.
Das Herzstück ist das zentrale Mittelfeld. Rückkehrer Christoph Kramer sorgt für die Basis und die Balance, Mo Dahoud etablierte sich letzte Saison als trickreicher Achter – Tobias Strobl, Neuzugang aus Hoffenheim, wäre da die defensivere Variante. Vorne gibt es keinen klassischen Goalgetter, dafür mehrere raumgreifendere Spieler. In der Defensive stehen junge, talentierte Spieler zur Verfügung – Christensen, Vestergaard, Elvedi – und hinten mit Yann Sommer ein ausgezeichneter Torhüter.
Als Vierter der Vorsaison hat Gladbach natürlich den Anspruch, das wieder zu erreichen und der Kader gibt zumindest die Qualität her, wieder um die Europacup-Plätze zu spielen. Allerdings: Um das auch zu erreichen, muss die Borussia konstanter werden, auswärts mehr Punkte holen – und André Schubert wird auch innerhalb der Spieler etwas flexibler werden müssen.
Vorjahresplatzierung: 4.
Mein Tipp diesmal: 6.
Bayer Leverkusen
Trainer: Roger Schmidt (49, seit zwei Jahren)
Mit ihrem starken Schluss-Run etablierte sich Leverkusen mühelos als dritte Kraft hinter den Bayern und Dortmund. Dabei waren zwei Drittel der Saison alles andere als optimal – was nur zeigt, wie groß das Potenzial von Bayer ist.
Nun hat sich der Werksklub deutlich breiter aufgestellt. Drei Spieler keilern sich um die Innenverteidigung (Dragovic, Tah und Toprak), fünf um Plätze im Zentrum (Baumgartlinger, Kampl, Aranguiz, Lars Bender und auch Calhanoglu), sechs um Plätze auf der Außenbahn (Mehmedi, Brandt, Bellarabi, Jurchenko, auch Volland und Calhanoglu), sechs um Plätze im Angriff (Hernandez, Kießling, Volland, Pohjanpalo, Robbie Kruse und auch Calhanoglu).
Leverkusen geht auch recht offensiv mit der Formulierung der Ansprüchen um: Dortmund und Bayern wollen angegriffen werden, Platz drei das Minimum. Es wäre auch unglaubwürdig, wenn Völler und Co. etwas anderes sagen würden. Wenn es schon mit einem einzigen guten Saisondrittel problemlos für den dritten Platz reicht…
Vorjahresplatzierung: 3.
Mein Tipp diesmal: 3.
Borussia Dortmund
Trainer: Thomas Tuchel (43, seit einem Jahr)
110 Millionen eingenommen, 110 Millionen ausgegeben: Beim BVB hat sich in diesem Sommer wahrlich viel getan. Und das viele Geld, das man mit den Verkäufen von Hummels, Mkhitaryan und Gündogan bekommen hat, wurde gut angelegt – davon kann man ausgehen.
Offensiv-Allrounder Schürrle (von Wolfsburg) ist eine bekannte Größe – allenfalls, dass Dortmund wirklich 30 Millionen für ihn ausgegeben hat, sorgte nach seinen eher unkonstanten Auftritten der jüngeren Vergangenheit eher für hochgezogene Augenbrauen. Mit Marc Bartra kam ein Verteidiger, der vor allem in der Eröffnung grandios ist, mit Ousmane Dembélé ein hoch veranlagter Flügelspieler, mit Raphael Guerreiro einer der besten Linksverteidiger der EM, mit Emre Mor eines der größten Talente der Welt. Und natürlich kam auch Mario Götze nach drei verlorenen Jahren bei den Bayern zurück.
Thomas Tuchel wird nicht den Weg der letzen Saison eins zu eins weiter beschreiten, sondern eine sanfte Evolution vollführen mit den neuen Spielertypen, die ihm nun zur Verfügung stehen – und Schlüsselspieler wie Julian Weigl, Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus sind ja auch immer noch da. Die Mission ist klar: Angriff auf den Titel.
Vorjahresplatzierung: 2.
Mein Tipp diesmal: 2.
Bayern München
Trainer: Carlo Ancelotti (57, neu)
Drei ebenso überhitzte wie erfolgreiche Jahre unter Pep Guardiola sind vorbei – mit Carlo Ancelotti kommt nun ein deutlich weniger polarisierender Trainer an die Säbener Straße. Nach vier Titeln in Folge ist das nationale Ziel logischerweise die erneute Meisterschaft, internationale wird es (ebenso natürlich) einen erneuten Anlauf auf den CL-Titel geben.
Der Kader hat ein wenig an Breite verloren (Götze, Benatia und Rode waren nie mehr als Optionen und Höjbjerg war ohnehin schon – nach despektierlichen Aussagen über Pep – vom Hof gejagt wurden), dafür mit Hummels und Renato Sanches an Spitze gewonnen. Die permanenten Symstem-Wechsel unter Guardiola (vor allem in seinen ersten zwei Jahren) werden unter Ancelotti ein Ende haben – ein 4-3-3 wird das Standard-System werden.
Eh klar: Die Bayern sind natürlich der Favorit auf den Meistertitel und man kann davon ausgehen, dass es im Unfeld deutlich ruhiger wird, weil einfach der mediale Reibebaum Guardiola nicht mehr da ist. Und David Alaba wird nicht mehr drei Positionen pro Spiel inne haben, sondern nur noch eine in praktisch allen Spielen – die des Linksverteidigers.
Vorjahresplatzierung: 1.
Mein Tipp diesmal: 1.
Fazit: So geht die Bundesliga 2016/17 aus
Die Liga wird auch in der neuen Saison eine klare Struktur haben: Drei Teams vorne, dann ein Pulk an Teams, die sich um die verbleibenden europäischen Plätze streiten, ein graues Mittelfeld und den Abstiegskampf – und am ehesten werden die letzten beiden Gruppen fließend ineinander übergehen. Es ist aber zu hoffen, dass es etwas mehr ambitionierten Fußball zu sehen gibt – vor allem in der Europacup-Sektion. Gerade dort war das Niveau in der abgelaufenen Saison nämlich am haarsträubendsten.