DASS sich die ÖFB-Frauen erstmals für eine EM qualifizieren werden, steht vor diesem Doppel-Spieltag weitgehend außer Frage. Damit bleiben vor dem Auswärtsspiel in Oslo (2. Juni) und dem Heimspiel gegen Israel in Horn (dem insgesamt 50. Länderspiel von Teamchef Dominik Thalhammer am 6. Juni, beide live in ORF Sport +) noch zwei Fragen übrig: Geht es sich schon jetzt aus, das auch rechnerisch zu fixieren? Und: Gelingt die Revanche für die Heim-Niederlage gegen Norwegen?
Zur Erinnerung: Vor zwei Monaten verloren die ÖFB-Frauen mit dem 0:1 gegen Norwegen erstmals seit zwei Jahren wieder ein Spiel. Dabei fehlte weniger die Klasse als eher ein paar personelle Alternativen und die internationale Abgezocktheit in engen Pflichtspielen gegen starke Gegner. Das ist ein Level, auf dem Österreich erst eine Handvoll Spiele hinter sich hat, also ein kein Beinbruch, sondern ein Schritt im Lernprozess.
Bei Österreich hat sich seither einiges getan: Sarah Zadrazil, die mit dem College fertig ist, hat bei Turbine Potsdam unterschrieben – einer der renommiertesten Klubs der Welt, der zuletzt aber ein wenig abgerutscht ist und wo Bernd Schröder nach 45 Jahren (!) das Trainer-Amt zugunsten der Rente abgibt. Laura Feiersinger, die nach ihrer schweren Verletzung von 2014 keinen Weg mehr in die Stamm-Formation der Bayern gefunden hat, geht für die neue Saison zu Nina Burger zum Liga-Vierten und Cup-Finalist SC Sand. Verena Aschauer (die praktisch alle Saisonspiele absolviert hat) und Lisa Makas (die seit ziemlich genau einem Jahr wegen zwei Kreuzbandrissen ausfällt) bekamen ihre Verträge in Freiburg nicht verlängert und sind auf Klubsuche.
Fix Zweiter nach diesem Doppelspieltag?
Es gab für die ÖFB-Frauen noch nie einen Auswärts-Punkt gegen ein Topf-1-Team (ein 0:4 in England 2006, ein 0:3 in Norwegen 2007, ein 0:3 in England 2010, ein 0:3 in Dänemark 2011 und ein 1:3 in Frankreich 2013). Gäbe es diesmal einen, wäre das ein Bonus auf dem Weg zur EM. Dazu müsste Österreich entweder Gruppensieger werden oder unter die besten sechs der acht Gruppenzweiten kommen. Die verbleibenden Zweiten spielen sich im Playoff einen weiteren Platz aus.
Um Gruppensieger zu werden, müssten die ÖFB-Frauen nun in Norwegen gewinnen (mit +1 von 2:1 aufwärts oder mit +2, um den Direktvergleich zu gewinnen). Das wäre schön, aber für die EM-Quali zweitrangig. Die Voraussetzungen sind grundsätzlich gleich wie vor dem Heimspiel gegen WCL-Siegerin Ada Hegerberg und Co.: Norwegen wird wieder einen recht schematischen, typisch nordischen 4-4-2-Langball-Fußball zeigen, mit zwei eher statischen Sechsern und gelernten Stürmerinnen auf den Außenbahnen. Österreich wird versuchen, mit Pressing, schnellem Umschalten und eigener Initiative dagegen zu halten.
Fix ist aber: Eine Quali-Party im hohen Norden, wie sie die Männer im Herbst in Stockholm hatten, geht sich auch rechnerisch nicht aus. Selbst bei einem Sieg. Den zweiten Platz auch theoretisch fixieren kann Österreich auf jeden Fall erst im Heimspiel gegen Israel, weil Wales im ersten Teil dieser Doppelrunde spielfrei ist.
Es gilt: Österreich ist dann fix zumindest Zweiter, wenn man am Ende dieses Doppels mehr als sechs Punkte Vorsprung auf Wales hat. Heißt: Österreich wird das schaffen, wenn man selbst gegen Israel am Dienstag gewinnt und gleichzeitig Wales daheim gegen Norwegen nicht gewinnt.
Beides ist sehr, sehr wahrscheinlich.
Fix qualifiziert nach diesem Doppelspieltag?
Ob es sich sogar schon ausgeht, um am Dienstag gegen Israel in Horn nach dem Spiel die Waldviertel-Metropole partymäßig auf den Kopf stellen zu können (sprich: Ob Österreich da schon fix bei der Endrunde in Holland ist), hängt vor allem von den anderen Gruppen ab.
Österreich gehört da neben Finnland und Italien zu den wenigen Teams, die gegen die Teams aus den schwächeren drei Lostöpfen noch ohne Punktverlust sind; selbiges gilt für Island und Schottland (beide direkten Duelle stehen noch aus). Die Zweiten aus diesen vier Gruppen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit bei der EM dabei – und auf jeden Fall, wenn sie sich gegen die Kleinen keine Blöße mehr geben.
Belgien hat gegen Serbien nur Remis gespielt, dafür in England ein überraschendes 1:1 mitgenommen (wo man in hell-hellblau gegen weiße Engländerinnen spielte, das war nicht so super); ist damit einen Punkt hinter dem Fahrplan – aber als derzeit prognostiziert fünftbester Zweiter immer noch auf Kurs zur ersten EM-Teilnahme.
Dänemark hat in Polen nur 0:0 gespielt, ist damit schon zwei Punkte hinter dem Fahrplan – ebenso wie die Ukraine nach einem 2:2 daheim gegen Rumänien. Die Däninnen, recht tief gefallener Semifinalist der letzten EM vor drei Jahren, kann sich immerhin des zweiten Platzes relativ sicher sein, die Ukraine darf auf keinen Fall gegen Rumänien verlieren. Stand jetzt sieht es so aus, als sollte Dänemark oder Ukraine/Rumänien einer der nicht direkt Qualifizierten sein und ins Playoff müssen.
Richtig lustig ist das Schneckenrennen um den zweiten Platz in der Deutschland-Gruppe. Russland hat da in der Nachspielzeit ein 3:3 gegen Ungarn gerettet und damit die Chance auf Platz zwei gewahrt. Neben einem Pflichtsieg gegen die Türkei und einer erwarteten Niederlage gegen Deutschland spielt Russland noch zweimal gegen Kroatien. Ein Sieg aus diesen beiden Matches reicht Russland, Kroatien müsste beide gewinnen. Ungarn ist wohl raus. Aber egal, wer’s wird, die zweifelhafte Ehre eines Playoff-Platzes hat der Zweite dieser Gruppe fix. Ein Playoff-Duell zwischen Russland und der Ukraine ist derzeit also das wahrscheinlichste Szenario. Da freut sich die UEFA.
Was heißt das für Österreich?
Für Österreich gilt: Damit nach dem Spiel in Horn alles fix ist, braucht es sieben Punkte mehr auf dem Konto, als zumindest zwei andere Gruppenzweite aus dem letzten Doppel-Spieltag im September holen können (wo Österreich einmal spielfrei ist dann noch in Wales antritt).
Gibt es eine Niederlage in Norwegen und einen Sieg gegen Israel, hätte man diesen Abstand nur vor einem Team (dem aus der RUS/CRO/HUN-Gruppe), wenn alles andere programmgemäß läuft. Dann müsste zumindest noch die Ukraine (gegen Griechenland) oder Dänemark (Heimspiele gegen Polen und die Slowakei) zumindest einmal verlieren. Möglich, aber eher unwahrscheinlich. Von einer belgischen Niederlage in Estland phantasieren wir lieber nicht einmal.
Bei einem Remis in Norwegen und einem Sieg gegen Israel würde es reichen, wenn die Ukraine gegen Griechenland nicht gewinnen würde. Auch sehr unwahrscheinlich. Sollte es aber tatsächlich gelingen, die Spiele in Oslo und Horn beide zu gewinnen, wäre auch theoretisch alles fix mit der Teilnahme.
Das sind natürlich alles nur Rechenspielchen. Dänemark hat noch ein Spiel gegen Schweden offen, Belgien noch eines gegen England, Finnland noch eines gegen Spanien. Natürlich könnten diese Topf-2-Teams da noch was mitnehmen und einen etwaigen österreichischen Patzer gegen Israel oder gar im September in Wales noch nützen. Aber ALLE? No way. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, dass sich Österreich nicht erstmals für eine EM qualifiziert.
Es ist zu 99 Prozent davon auszugehen, dass (selbst bei einer Niederlage in Oslo) ein Sieg gegen Israel reichen wird, um Platz zwei zu fixieren. Und dann genügt, nach menschlichem Ermessen, auch ein Remis in Wales am 20. September, um nicht mehr aus den Top-6-Zweiten rauszufallen. Und es ist gar nicht mal unmöglich, dass man sich sogar eine Niederlage erlauben wird können.
Aber das ist Zukunftsmusik. Jetzt erstmal: Statement setzten in Oslo und daheim gegen das elendig ungut zu bespielende, ultra-defensive israelische Team die drei eingeplanten Punkte einfahren.
Kader: Tor: Jasmin Pal (19 Jahre, Wacker Innsbruck, 0 Länderspiele/0 Tore), Manuela Zinsberger (20, Bayern München, 19/0). Abwehr: Marina Georgieva (19, St. Pölten, 0), Virginia Kirchberger (23, Köln, 36/0), Sophie Maierhofer (19, Werder Bremen, 11/1), Katharina Schiechtl (23, Werder Bremen, 14/4), Viktoria Schnaderbeck (25, Bayern München, 49/2), Carina Wenninger (25, Bayern München, 54/3). Mittelfeld: Verena Aschauer (22, Freiburg, 32/4), Barbara Dunst (18, St. Pölten, 4/0), Jasmin Eder (23, St. Pölten, 28/0), Laura Feiersinger (23, Bayern München, 41/6), Nadine Prohaska (25, St. Pölten, 61/7), Sarah Puntigam (23, Freiburg, 58/9), Sarah Zadrazil (23, Potsdam/GER, 34/4). Angriff: Nicole Billa (20, Hoffenheim, 19/8), Nina Burger (28, Sand, 76/42), Stefanie Enzinger (26, Sturm Graz, 2/0).