ÖFB-Frauen vor Heimspiel-Doppel: Das deutsche Dutzend

Ein Heimspiel gegen Backmarker Kasachstan, ein Heimspiel gegen Top-Team Norwegen: Am 6. und 10. April (jeweils in Steyr) wird es für die ÖFB-Frauen wieder ernst in Sachen EM-Qualifikation. Dabei besteht das österreichische Team zu einem ziemlich maßgeblichen Teil aus Legionärinnen in Deutschland. Die AFBL ist sowohl in der Spitze als auch in der Breite die stärkste Liga Europas.

Wir machen einen Rundblick über die ÖFB-Legionärinnen: Wer spielt regelmäßig, wer weniger – wer hat eine tragende Rolle, wer ist eher Mitläufer?

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Zur Erinnerung: Im Herbst wurden alle drei Spiele Zu-Null gewonnen, damit sind drei Pflicht-Aufgaben in Richtung erster EM-Teilnahme schon erledigt. Kasachstan ist die nächste – und das Match gegen Norwegen kann zur Kür werden. Als Gruppensieger ist man fix bei der EM 2017 in Holland dabei, wenn man einer der besseren sechs Zweiten (aus acht Gruppen) ist, ebenso – und die verbleibenden Zweiten spielen noch einen Platz im Play-Off aus.

Kasachstan kennt man mittlerweile ganz gut, in den letzten zwei Jahren hat Österreich dreimal gegen dieses Team gewonnen (3:0 und 2:0 auswärts, 5:1 daheim). Die Kasachinnen werden wohl wieder defensiv spielen und einzelne Nadelstiche setzen wollen. Gelingt dem ÖFB-Team kein schnelles Tor, kann es eine Geduldsprobe werden; aber ein Sieg ist schon zu erwarten.

Aut-NorNorwegen hat ebenso zwei lockere Siege gefeiert (je 4:0 daheim gegen Wales und in Kasachstan), verpasste zuletzt in der Olympia-Quali den Startplatz für Rio. In ihrem 4-4-2 unter dem neuen Teamchef Roger Finjord (der nach der WM letzten Sommer übernommen hat) konzentriert sich Norwegen auf die individuelle Qualität ganz vorne (die ist sehr hoch) und Aufbauspiel über die Außenbahnen.

Die letzten Pflichtspiele zwischen Österreich und Norwgen sind acht Jahre her, damals gab es in der EM-Quali für 2009 gab es zwei klare Siege für Norwegen (damals wie heute amtierender EM-Finalist). Die meisten Norwegerinnen spielen in der heimischen Liga, die ganz okay ist, aber nicht zur europäischen Spitze gehört. Mit Abwehr-Chefin Nora Holstad und dem quirligen Angriffs-Megatalent Caroline Hansen ist auch ein Duo in Deutschland beschäftigt – Hansen allerdings hat sich im Cup-Halbfinale am Wochenende schon zum dritten Mal in ihrer Laufbahn schwer verletzt, die 21-Jährige fehlt sicher im Heimspiel und wahrscheinlich auch in Oslo im Juni.

Wie eben auch die meisten Stammkräfte des ÖFB-Teams, das ja mit dem Sieg beim Cyprus Cup zuletzt auch einiges an Selbstvertrauen getankt hat und sein fast genau zwei Jahren (und einem 1:3 in Frankreich) in 17 Spielen unbesiegt ist.

In Deutschland

13 Österreicherinnen stehen bei den zwölf Klubs der besten Liga Europas unter Vertrag – gemeinsam mit der Schweiz das größte Kontingent.

Bayern München ist überlegener Tabellenführer der deutschen Bundesliga und als solcher, dem frühen Europacup-Aus zum Trotz, die derzeit vermutlich beste Klub-Mannschaft Europas. ÖFB-Kapitänin Vikotria Schnaderbeck spielt dabei eine wichtige Rolle, ihr gehört der linke Platz in der Abwehr-Dreierkette neben Caro Abbé (Teamkapitänin der Schweiz) und Nora Holstad (gegen die Norwegerin geht es nun in der EM-Quali). Innenverteidigerin Carina Wenninger hat – nachdem sie das Jahr 2014 mit einem Kreuzbandriss verloren hat – noch nicht wieder den Weg in die Stamm-Formation gefunden, sie ist quasi erster Back-up in der Abwehr. Als solche kam sie in zehn der bisher 17 Spiele zum Einsatz, aber nur dreimal über 90 Minuten.

Die Back-up-Position nimmt auch Torhüterin Manuela Zinsberger ein, sie wird sich auch noch eine Zeit lang hinter Tinja-Riika Korpela anstellen müssen (die routinierte Finnin hat ihren Vertrag jüngst verlängert), zeigte in den paar Spielen, die sie in den anderthalb Jahren bei den Bayern spielen durfte, absolut auf. Offensiv-Spielerin Laura Feiersinger hingegen hat ähnliche Probleme wie Carina Wenninger: Die Bayern machten den Schritt zum Spitzenteam, als sie gerade schwer verletzt war. Im Herbst spielte Feiersinger nur dreimal, zuletzt wurde sie in der 2. Mannschaft in der 2. Liga eingesetzt. Ihr Problem: Im 3-5-2 der Bayern gibt es keine wirkliche Position für sie. Am ehesten noch rechter Wing-Back, aber da ist DFB-Teamspielerin Leonie Maier gesetzt.

afblDer SC Freiburg ist kein Spitzenteam, rittert aber regelmäßig um die Plätze dahinter – also zwischen Platz vier und sechs. Auch dort stehen drei Österreicherinnen unter Vertrag, Lisa Makas aber spielte noch keine Minute für die Breisgauer: Die Offensiv-Allrounderin kam im Sommer mit einem Kreuzbandriss hin und zog sich im Winter einen weiteren zu. Nicht wegzudenken aber aus dem Freiburger Team ist Sarah Puntigam. Beim ÖFB-Team agiert sie auf der Sechs, in Freiburg – wie Schnaderbeck bei den Bayern – links in der Dreier-Abwehr bzw. als linke Innenverteidigerin, wenn mit Viererkette gespielt wird. Mit einer einzigen Ausnahme spielte sie jedes einzelne Pflichtspiel in dieser Saison über die volle Distanz. Ähnliches gilt für Verena Aschauer: Wie beim ÖFB kommt sie normalerweise auf der linken Seite zum Einsatz, und zwar so gut wie immer.

Bei 1899 Hoffenheim spielt nicht nur U-17-Nationalspielerin Maileen Mößner in der Jugend, sondern auch Nici Billa in der Kampfmannschaft. Die Stürmerin wechselte letzten Sommer als Torschützenkönigin von Österreichs Meister St. Pölten zum deutschen Mittelständler und fand sich schnell zurecht. Nur drei Klubkolleginnen haben in dieser Saison mehr Einsatzminuten als die Tirolerin, und mit sechs Treffern ist die die beste Torschützin von Hoffenheim.

Die Überraschung der Saison in Deutschland ist der SC Sand. Der kleine Klub aus dem Örtchen gleich gegenüber der Grenze bei Straßburg ist Vierter, und Nina Burger hat großen Anteil daran. Sie erzielte acht der 28 Sander Tore, ist eine der wichtigsten Leistungsträgerin in einem Team, das so gut wie keine wirklich prominenten Spieler im Kader hat. Burger kommt mit viel Selbstvertrauen zum Team: Die auf der rechten Seite im 4-2-3-1 spielende 28-Jährige eliminierte am Wochenende die Bayern aus dem Cup und steht im Finale.

Für die restlichen vier ÖFB-Teamspielerinnen in der deutschen Bundesliga läuft es nicht nach Wunsch. Sie spielen bei den beiden Aufsteigern, die es ob des riesigen Leistungsgefälles von der Bundes- zur Zweiten Liga immer sehr schwer haben, in zwei von drei Jahren steigen beide Aufsteiger direkt wieder ab – so wird es auch heuer sein. Besonders bitter ist das für Innenverteidigerin Virginia Kirchberger vom 1. FC Köln, denn für sie wird es nach den Jahren in Cloppenburg und Duisburg schon der dritte Abstieg hintereinander sein. Und das trotz einiger Nationalspielerinnen im Kader: Neben Kirchberger spielen noch Rinast (Schweiz), Italiens Keeperin Giuliani, Lise Munk aus Dänemark und die Irin Dianne Caldwell in Köln.

Auch Werder Bremen wird wieder den Gang in die 2. Liga antreten müssen. Damit auch Rechtsverteidigerin Katharina Schiechtl; die Tirolerin war heuer in jedem Pflichtspiel dabei und mit einer Ausnahme auch über die volle Distanz. Einige Zeit zur Eingewöhnung brauchte Sophie Maierhofer, die im Sommer von Österreichs Meister St. Pölten an die Weser ging. Seit Ende der Herbstsaison kommt sie etwas regelmäßiger zum Einsatz. Keine wirklich Rolle bei Bremen spielt Sandra Hausberger: Die Innsbruckerin ist auch die einzige aus dem Österreich-Kontingent in der Bundesliga, die nicht im ÖFB-Team spielt.

In anderen Ligen

Auch außerhalb der deutschen Bundesliga gibt es österreichische Spielerinnen. Zum Beispiel Sarah Zadrazil: Sie beendet ihre College-Zeit bei den Eastern Tennessee State Buccaneers und wurde zur Spielerin ihrer College-Liga gewählt, im Draft für die US-Profiliga NWSL wurde sie aber nicht berücksichtigt. Zuletzt absolvierte sie ein Probetraining für den NWSL-Klub Portland Thorns (wo auch die Weltmeisterinnen Heath und Klingenberg spielen, dazu Frankreichs Amandine Henry und Kanadas Superstar Christine Sinclair), inklusive zwei Testspielen. Auch wenn das bei den Thorns nichts werden sollte: Zadrazil wird sicherlich einen anständigen Klub in einer guten Liga bekommen.

Ihre Teamkollegin bei den Buccaneers, die Grazer Stürmerin Simona Koren, ist diesmal nur auf Abruf dabei; die College-Liga ist seit einigen Monaten vorbei. Ebenso auf Abruf ist die ehemalige Landhaus-Spielerin Cornelia Sochor, sie ist bei der Stetson University in Florida aktiv. Für Romina Bell (das letzte ihrer sieben Länderspiele ist zwei Jahre her) war bei einem US-College aktiv, nach ihrem Abschluss am American International College in der Nähe von Boston wird es vermutlich zurück nach Europa gehen. Eine ausführliche Story über das US-Quartett gibt es hier vom geschätzten Kollegen Kevin Bell.

Lisi Tieber ist nach einigen Jahren bei Erst- und Zweitligisten in Deutschland nun schon das zweite Jahr in der Schweizer Liga aktiv, die von der Stärke her in etwa mit der österreichischen vergleichbar ist. Nach einer Saison in Luzern spielt Tieber nun beim Liga-Zweiten FC Neunkirch in der Nähe von Schaffhausen. Dort ist sie auf der RV-Position gesetzt, mit einer Ausnahme spielte Tieber alle Liga-Spiele durch. Nur Abo-Meister FC Zürich (mit den Schweizer Nationalteam-Kräften Humm, Kuster und Terchoun) ist außer Reichweite. Zuletzt gelang Neunkirch aber der Einzug ins Cup-Finale.

Neben Tieber sind noch sechs weitere Österrecherinnen in der NLA aktiv, keine von ihnen spielt aber im ÖFB-Team eine Rolle. Jasmine Kirchmann vom FC Staad (gleich hinter der Grenze nahe Bregenz) war vor fünf Jahren einmal dabei, ihre Klub-Kolleginnen Sabrina Horvat, Fabiene Hofer, Sarah Klotz und Hannah Oberdorfer kommen beim Liga-Vorletzten mehr oder weniger regelmäßig zum Einsatz. Janine Koretic ist Back-up-Goalie beim abgeschlagenen Liga-Schlusslicht St. Gallen.

Die restlichen europäischen Ligen sind weitgehend Österreicher-frei. Heike Manhart (26 Länderspiele zwischen und 2010 und  2014) spielt hinter die Grenze bei Viktoria Szombathély in Ungarn, ein Thema für das Nationalteam ist aber auch sie schon länger nicht mehr – zumal die ungarische Liga auch vom Leistungsniveau unter die österreichische zu stellen ist.

Kader: Tor: Jasmin Pal (19 Jahre, Wacker Innsbruck, 0 Länderspiele/0 Tore), Manuela Zinsberger (20, Bayern München, 17/0). Abwehr: Virginia Kirchberger (22, Köln, 34/0), Sophie Maierhofer (19, Werder Bremen, 10/1), Katharina Schiechtl (23, Werder Bremen, 12/3), Viktoria Schnaderbeck (25, Bayern München, 47/2), Lisi Tieber (25, Neunkirch/SUI, 24/1), Carina Wenninger (25, Bayern München, 52/3). Mittelfeld: Verena Aschauer (22, Freiburg, 30/3), Barbara Dunst (18, St. Pölten, 3/0), Jasmin Eder (23, St. Pölten, 28/0), Laura Feiersinger (22, Bayern München, 39/6), Nadine Prohaska (25, St. Pölten, 59/7), Sarah Puntigam (23, Freiburg, 56/9), Sarah Zadrazil (23, ETSU Buccaneers/USA, 32/3). Angriff: Nicole Billa (20, Hoffenheim, 17/7), Nina Burger (28, Sand, 74/41), Stefanie Enzinger (26, Sturm Graz, 2/0).

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.