Für heute 20-Jährige ist es eine Vorstellung wie aus einer anderen Welt, in jedem Fall ist es aber eine Vorstellung aus einer anderen Zeit: Ausschließlich amtierende nationale Meister in der Champions League, drei verschiedene internationale Bewerbe, von denen es in zwei von A bis Z in K.o.-Duellen ging. Mitte der 90er-Jahre sah die Europacup-Landschaft noch so aus.
Begeben wir uns auf eine kleine Zeitreise: Wer 2013/14 an welchem Bewerb teilnehmen würde, hätten wir das Europacup-Format von damals. Um es konkret zu machen: Das Format von 1994/95, als sich mit Salzburg erstmals ein österreichisches Team für die CL-Gruppenphase qualifizieren konnte.
E1 – Champions League
In der Champions League, wie der Meistercup seit der Saison 1992/93 heißt, spielen ausschließlich die nationalen Meister und der Titelverteidiger – der aber natürlich auch mal Meister gewesen sein muss – in der 16 Teams umfassenden Gruppenphase. Und kein anderer. Das hieße in dieser Saison, dass…
…für die Gruppenphase gesetzt wären:
Bayern München, FC Barcelona, Manchester United, FC Porto, ZSKA Moskau, Paris St. Germain, Juventus Turin, Ajax Amsterdam
…in der Qualifikation um acht weitere Plätze würden:
Shachtar Donetsk, FC Basel, Olympiakos Pireas, Galatasaray SK, FC Kopenhagen, RSC Anderlecht, BATE Borisov, Celtic Glasgow, Steaua Bukarest, Apoel Nicosia, Viktoria Pilsen, Dinamo Zagreb, Partizan Belrad, Austria Wien, Legia Warschau, Sheriff Tiraspol, NK Maribor, Slovan Bratislava, IF Elsborg, Maccabi Tel-Aviv, Molde FK, … und noch alle anderen Meister. Darunter etwa auch Hafnarfjördur, Ludogorets Rasgrad und Shachtior Karaganda.
Ganz historisch korrekt ist die Auflistung nicht, weil damals nur die Meister aus den Ländern von Platz 9 bis 24 an der CL-Quali teilnehmen durften. Slovan, Molde, Partizan, Ludogorets, Hafnarfjördur und Karaganda wären also außen vor gewesen.
Wenn man nun mal der Einfachheit halber davon ausgeht, dass sich in der Quali die topgesetzten Klubs durchsetzen, ergäben sich für die Auslosung der Champions-League-Gruppenphase folgende Töpfe:
Topf 1
FC Bayern München
FC Barcelona
Manchester United
FC Porto
Topf 2
Shachtar Donetsk
ZSKA Moskau
Paris St. Germain
Juventus Turin
Topf 3
Ajax Amsterdam
FC Basel
Olympiakos Pireas
Galatasaray SK
Topf 4
FC Kopenhagen
RSC Anderlecht
BATE Borisov
Celtic Glasgow
Die ersten beiden jeder Gruppe kommen ins Viertelfinale, alle anderen können sich ab Mitte Dezember auf die nationale Meisterschaft konzentrieren.
E2 – Europapokal der Pokalsieger
Auch im Cupsieger-Bewerb, Gott hab‘ ihn selig, war das Zugangskriterium ganz leicht zu durchschauen: Neben dem Titelverteidiger durfte nur der nationale Cupsieger teilnehmen. Ausnahme: Dieser holte auch den Meistertitel; in diesem Fall rückte der unterlegene Cupfinalist nach.
Um es nicht unnötig zu verkomplizieren, lassen wir einen möglichen Titelverteidiger hier mal weg und gehen weiters davon aus, dass neben den fix gesetzten Teams aus den besten 16 Ländern die im Ranking 16 besten weiteren Teilnehmer in den nötigen Quali-Runden durchkommen. Das hieße für die 1. Hauptrunde (= Sechzehntelfinale):
Gesetzte Teams
VfB Stuttgart, Girondins Bordeaux, S.S. Lazio, AZ Alkmaar, KRC Genk, Trabzonspor, Anshi Makhachkala, Wigan Athletic, MSK Zilina, Vitoria Guimarães, Tchernomorets Odessa, VSC Debrecen, Hajduk Split, Asteras Tripoli, Slask Breslau, GC Zürich
Ungesetzte Teams
FK Jablonec, FK Ventspils, Apollon Limassol, Esbjerg fB, IFK Göteborg, FC Pasching, FK Minsk, Petrolul Ploiesti, KR Reykjavík, Hapoel Ramat-Gan, Hibs Edinburgh, Honka Espoo, Pjunik Jerevan, Stara Zagora, NK Siroki Brijeg, FC Vaduz
E3 – UEFA-Cup
Der gute alte UEFA-Cup würde demnach praktisch alle anderen Mannschaften umfassen, die derzeit tatsächlich in der Europa League spielen (und nichts anderes als der alte UEFA-Cup ist die Europa League ja) und auch alle CL-Teilnehmer, die nicht amtierender nationaler Meister sind.
Sprich: Teams wie Man City, Chelsea, Arsenal, Real und Atlético Madrid, Dortmund, Leverkusen, Schalke, Napoli, Milan, Benfica, Marseille oder auch Zenit St. Petersburg: Alle in diesem Bewerb, spätestens ab dem Achtelfinale ohne Setzlisten. Das alles natürlich ohne jede Gruppenphase, alles im K.o.-System.
Und im Übrigen einem Finale, das ebenso in Hin- und Rückspiel ausgetragen wird: Das erste in einem Spiel auf neutralem Boden ausgetragene Finale des UEFA-Cups fand erst im Jahr 1998 statt, ein Jahr vor der Fusion des E3 mit dem E2.
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Man kann jetzt nostalgisch werden und sagen: „Das hätte ich gerne!“ Man kann auch genauso sagen: „Na, da ist mir as jetzt aber lieber!“ Sicher ist wohl nur: Zu diesem Format wird nie wieder zurückgekehrt werden.
(phe)