Göteborg. Stadion Gamla Ullevi, 20.04 Uhr. Rund eine halbe Stunde vor Anpfiff des ersten Spiels von Frauen-EM-Gastgeber Schweden gegen Dänemark. Eine halbe Stunde also, bevor Schelin und Co. in die Knie gehen und nur 1:1 spielen, zwei verdaddelte Elfer inklusive, geht schon das W-Lan im Stadion in die Knie. Kolossal. Und es kommt auch nicht wieder, den ganzen Abend nicht. Was jede Menge der rund 200 akkreditierten Journalisten und Fotographen ziemlich ins Schwitzen bringt. Sonst sieht das in Göteborg aber schon ganz fein aus.
Betritt man Göteborg-Landvetter von der Flugzeug-Gangway aus, sieht man als erstes rustikale Holzbänke und Wandteller mit kitschigen Motiven. Zehn Meter weiter aber wird man schon darauf aufmerksam gemacht, was einen dieser Tage in der zweitgrößten Stadt Schwedens erwartet. Noch bevor man zu den Gepäcksbändern kommt, begrüßt einen ein Riesenplakat: „UEFA Women’s Euro Sweden 2013 – Välkommen“.
Die EM ist allgegenwärtig. Auch in der Stadt selbst prangen von jeder zweiten Litfaß-Säule Lotta Schelin, Maija Saari und Pernille Harder. Sei es der „Södra Vägen“, der von der Innenstadt südwärts am Scandinavium vorbeiführt, der großen Eishockey-Arena. Sei es die „Norra Hamngatan“, die den Drottningtorget – den großen, zentralen Platz vor dem Hauptbahnhof – mit dem Hafen verbindet: Überall säumen die dunkelorangen Fahnen und Plakate der „Dam-EM“ die Straßen.
Ja, sogar die Angestellten im Touristen-Informations-Büro im Einkaufszentrum am Drottningtorget tragen die „Sweden 2013“-Shirts. Dass sich, je näher der Anpfiff zum ersten Spiel des Gastgebers gegen Dänemark rückte, immer mehr mehr Leute in gelben Shirts das Stadtbild prägten. Dass es relativ kühl und ziemlich windig war, störte dabei keinen.
Natürlich ist auch das Stadion Gamla Ullevi innen und außen optisch ganz auf EM getrimmt. Schön sieht das aus. Nur das Akkreditierungsbüro ist ein ziemlich schmuckloser Container, der etwas lieblos hinter das Areal mit den Ü-Wägen der übertragenden TV-Stationen platziert wurde. Umso freundlicher ist dafür das Personal innerhalb des Containers. „Was, Sie kommen aus Österreich?“, kommt es dort von der anderen Seite des Schreibtisches von der netten Dame, die einem gerade die Akkreditierung druckt, „Ich aus der Slowakei!“ Offenbar wirklich eine pan-europäische Anglegenheit. Zumal sich weder die Slowakei noch Österreich für das Turnier qualifizieren konnten.
Wenn man sich eine Akkreditierung holt – in meinem Fall für die „Kronen Zeitung“, an dieser Stelle ein Dankeschön – bekommt man auch nicht nur den Ausweis mit einem Mugshot und den Zahlen-Codes, wo man überall hindarf damit, sondern auch jede Menge anderes Zeug. Eine Ansichtskarte. Einen Stadtplan, der ganz ausgefaltet doppelt so groß ist wie eine „Süddeutsche Zeitung“ – eine aufgeblätterte, wohlgemerkt. Veranstaltungshinweise. Den offiziellen „Tourist Guide“. Eine „City Card“, mit der man verbilligt in Museen etc. reinkommt. Und fünf A4-Seiten, in denen auch nochmal allerhand interessante und weniger interessante Hinweise über Veranstaltung und Stadt vermerkt sind.
Für die Stadt hatten die schwedischen Spielerinnen dann aber keinen Kopf. Dafür schienen sie ihn viel zu sehr bei dem Gedanken zu haben, wie wichtig diese Partie gegen Dänemark nun ist und dass es eben doch ein nicht ganz unbedeutendes Heim-Turnier ist. Schweden wirkte nervös, schlampig, unkonzentriert. Was durch die Spielweise von Dänemark noch verstärkt wurde.
Denn obwohl mit Katrine Pedersen, Sofie Junge und Mariann Knudsen nominell drei defensive Mittelfeld-Leute auf dem Platz waren, war die Ausrichtung alles andere als defensiv. Denn da sich Pedersen zwischen die IV fallen ließ, konnten die AV extrem hoch stehen, die Mittelfeld-Außen einrücken und so war es ein leichtes, überall sofort Überzahl in Ballnähe zu haben. Dabei wurde auch die schon in der Vorschau angekündigte Tatsache ausgenützt, dass die schwedischen AV zu viel zum Einrücken neigen. Junge und Knudsen nahmen ihren Gegenspierlern in der Zentrale die Zeit, Veje und Rasmussen überluden mit ihren helfenden AV die Außen. Die dänische Führung war verdient, der schwedische Ausgleich kam aus dem nichts.
Nach dem Seitenwechsel bekam Schweden das Spiel besser in den Griff, aber gefährlicher blieb dennoch Dänemark. Und dass Schweden einen strittigen und ein geschenkter Elfen (so jedenfalls der Eindruck auf der Tribüne) beide verschossen – erst Schelin (67.), dann Asllani (85.), wurde mit spitzen Schreien des Entsetzens des ansonsten großartigen Publikums – 16.128 waren im vollen Stadion – quittiert. Und es bedeutete letztlich ein 1:1 als gerechten Lohn für eine perfekt sitzende dänische Taktik.
Fazit des Tages: Die Stadt ist schön hergerichtet, der Rahmen angemessen. Am Akkreditierungs-Büro, beim W-Lan und beim Elferschießen besteht aber noch Nachholbedarf.