Afrika-Cup 2013 | Finale
Soccer City, Johannesburg, 10. Februar 2013
Nigeria - Burkina Faso
1-0
Tore: 40' Mba

Nigeria das reifere und kompaktere Team – verdientes 1:0 im Afrikacup-Finale!

Ein Geniestreich von Sunday Mba kurz vor der Pause sorgte für das entscheidende Tor. Und Teamchef Stephen Keshi sorgte dafür, dass Nigeria im Endspiel des Afrika-Cups die Schwächen des Gegners, Überraschungs-Finalist Burkina Faso, geschickt ausnützte. Dass es alles andere als ein Feuerwerk war, passt zum Turnier. Dass Nigeria dieses Spiel und damit den Titel gewann, ist dabei zweifellos korrekt – man zeigte sich als reifere Mannschaft.

Nigeria - Burkina Faso 1:0 (1:0)
Nigeria – Burkina Faso 1:0 (1:0)

Nicht, dass Nigeria etwas Außergewöhnliches macht. Und sie sind auch sicher kein Team auf Weltklasse-Niveau. Nur: Was die Truppe von Teamchef Stephen Keshi gemacht hat, machte sie nicht schlecht – und in einem zumeist auf erschreckend erbärmlichem Niveau gespielten Afrika-Cup reichte das aus.

In der Zentrale…

Im Finale gegen Überraschungs-Team Burkina Faso setzte Keshi, wie schon im ganzen Turnier, auf ein 4-3-3 mit zwei tiefer stehenden Akteuren im Mittelfeld (Mikel und Onazi) und einem höher agierenden Spieler (Mba). Das sind alles keine echten Gestalter im klassischen Sinn, sondern Spieler, den den Ballbesitz kontrollieren können und relativ wenige Fehlpässe spielen. In diesem Finale kam ihnen die Raumaufteilung des Gegners noch zusätzlich entgegen.

Denn ihr belgischer Trainer Paul Put lässt die Burkinabé in einm 4-2-3-1 spielen, in dem es nicht nur in diesem Spiel, sondern schon im ganzen Turnierverlauf, ein verhältnismäßig großes Loch zwischen den sechs defensiven Spielern und den vier offensiven gibt. Das glich man im Turnierverlauf dadurch aus, dass die Sechser (vor allem Djakaridja Koné) ein Gespür dafür hat, wann er aufrücken muss; und dadurch, dass die Außenverteidiger Koffi und Panandetiguiri recht häufig den Vorwärtsgang einlegten. Und, weil die Klasse der Gegner oft auch einfach nicht gut war.

…hat Nigeria klare Vorteile

Das heißt: Während bei den Burkinabé zwei zentrale Mittelfeld-Spieler recht tief stehen und einer (Kaboré, in diesem Fall, es war im Turnierverlauf auch desöfteren Pitroipa) sehr hoch, verstand es das zentrale Trio bei Nigeria sehr gut, sich im freien Raum dazwischen breit zu machen. Ein weiterer Vorteil der Super Eagles war in dieser Zone des Spielfeldes auch die körperliche Überlegenheit. Die Spieler aus Burkina Faso hatten in den Zweikämpfen kaum eine Chance.

Mit dieser absoluten Dominanz im Zentrum konnte Nigeria ohne echte Probleme die Flügelstürmer in Szene setzen – das war die Hauptaufgabe dieses Trios. Sunday Mba ist nicht so sehr der Spielgestalter hinter einer Solo-Spitze, sondern eher ein Arbeiter auf dem Feld. So wurden die meisten Angriffe der Nigerianer über die ins Zentrum ziehenden Moses und Brown aufgezogen, mit Mittelstürmer Uche eher als Köder denn als echten Vollstrecker. Das wäre Emmanuel Emenike gewesen, aber der fehlte verletzt. Der verdiente Führungstreffer durch Mba kurz vor der Pause war letztlich eine starke Einzelaktion.

Flügelstürmer neutralisieren Gegner

Auch, wenn nicht immer allzu viel Torgefahr ausgestrahlt wurde, so drückten Moses und Brown immerhin die sonst so aktiven Außenverteidiger der Burkinabé hinten fest. Damit beraubten die Nigerianer ihren Gegnern einer enormen Waffe und die offensiven Flügelspieler von Burkina Faso – der extra-schmächtige, wendige Pitroipa und der extra-bullige, kraftvolle Nakoulma – mussten viel alleine machen.

Vor allem Nakoulma hatte gegen Elderson Echiejile – fraglos den besten Linksverteidiger des Turniers – eine undankbare Aufgabe. Der Polen-Legionär zog sich aber durchaus achtbar aus der Affäre und verhinderte damit immerhin, dass Echiejile auf seiner Außenbahn auf- und abwetzt, wie er das vor allem im Semifinale gegen Mali gemacht hat. Das nahm wiederum Moses einiges von seiner Gefahr.

Großer Flaw bei Burkina Faso: Das Umschalten

Die Unterlegenheit im Zentrum und die Schwierigkeiten im Flügelspiel hätte Burkina Faso aber womöglich noch umspielen können, wenn da nicht das größte Problem gewesen wäre: Das Umschalten. Sowohl von Offensive auf Defensive, als auch umgekehrt. Zumeist spielten bei den Burkinabé zwei Teams – die sechs hinten und die vier vorne.

Das offensiv-Quartett zeigte ein (wenn auch recht zahmes) Pressing auf die nigerianischen Innenverteidiger, aber diese hatten damit kaum Probleme, weil bei Burkina Faso aus dem Rückraum niemand aufrückte. Genauso war es bei schnellen Gegenstößen, wo es im letzten Drittel des Spielfelds einfach an den personellen Optionen fehlte. Genauso rückte aber auch bei Ballverlusten aus dem Offensiv-Quartett von Burkina Faso niemand konsequent zurück. Die Folge war, dass Nigeria oft massive Räume zur Verfügung hatte.

Da das Umschalten und Nachrücken bei fast allen Teams dieses Turniers eine ganz massive Schwäche war, ist es nur folgerichtig, dass das auch im Finale ein ziemlich offensichtlicher Punkt war.

Mehr Zug zum Tor nach guter Umstellung

Nach einer Stunde stellte Paul Put innerhalb seines Systems um. Kaboré, vom Naturell her eher ein Achter als ein Zehner, rückte von der Zehn zurück, dafür übernahm Pitroipa die zentral-offensive Rolle, der für Rouamba eingewechselte Sanou übernahm die rechte Angriffsseite, Nakoulma ging nach links. Eine gute Umstellung, weil Kaboré deutlich höher stand als Rouamba vor ihm und Nigeria so einen gutklassigen Gegenspieler im Zentrum dazu bekam.

Zudem ließen sich die Super Eagles in dieser Phase zurückfallen und lauerten auf schnelle Gegenstöße. Diese Gelegenheiten boten sich auch einige Male, aber wirklich fertig gespielt wurden sie in den seltensten Fällen. Mit einem fünften offensiven Spieler und dem Mute der Verzweiflung gehörte die Schlussphase eher den Burkinabé – die beste Chance hatte Sanou mit einem Schuss, denn Enyeama nur mit Mühe am langen Eck vorbei ablenken konnte.

Doch auch in dieser Phase gelang es Burkina Faso zu selten, die Außenverteidiger ins Angriffsspiel mit einzuschalten. Somit blieben die meisten ihrer Angriffe recht vorhersehrbar. Und Nigeria brachte das 1:0 ohne noch groß ins Zittern zu kommen, über die Zeit.

Fazit: Die reifere Mannschaft siegt verdient

Wie gesagt: Nigeria ist weit davon entfernt, eine Weltklasse-Mannschaft zu sein. Aber Stephen Keshi verpasste seiner Truppe ein funktionierendes Konzept, mit dem man die Schwachpunkte des Finalgegners – das Loch im Zentrum und das Umschalten – gut nützte und die Stärken von Burkina Faso – das Flügelspiel – geschickt neutralisierte. Das, verbunden mit dem sehenswerten Tor von Sunday Mba (der übrigens in der nigerianischen Liga spielt), sorgte für einen verdienten Sieg.

Womöglich hätte es anders laufen können, wenn Paul Put sein Team von Anfang an mit einem echten Achter spielen hätte lassen, denn mit Kaboré in dieser Position spielte Burkina Faso in der Schlussphase deutlich flüssiger. Was aber nichts daran ändert, dass das reifere und auch bessere Team verdient gewonnen hat.

Nicht nur das Finale, sondern das ganze Turnier.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.