Guinea gibt auf – Mali bleibt im Turnier

Guinea kam erst durch die gut stehende Defensive von Ghana nicht durch und streckte nach einem Ausschluss schon 20 Minuten vor Schluss die Waffen. Obwohl nur ein Tor gefehlt hätte! Do darf sich Mali nach einem überlegen geführten aber nur mühsame gewonnen Spiel gegen Botswana über einen Platz im Viertelfinale freuen.

Ghana - Guinea 1:1

Ghana – Guinea 1-1 (1-1). 1-0 Badu 28′ / 1-1 A. Camara 45′

Guinea war das Team in Zugzwang, und angesichts auch der generellen Spielanlage der Mannschaften verwundert es nicht, dass es auch die Mannschaft von Teamchef Dussuyer war, die in der Anfangsphase die deutlich aktivere war. Dussuyer vertraute auf die gleiche Aufstellung, die Botswana mühelos mit 6:1 geschlagen hat und hatte auch diesmal die Absicht, schnell mit vertikalem Spiel durch das enge Mittelfeld der Ghanaer durchzukommen.

Alleine, das gelang nicht – weil die Zuspiele in die Spitze entweder überhastet und damit zu ungenau waren, und weil es die Ghanaer dennoch verstanden, den Gegner 25 bis 35 Meter vor dem eigenen Tor so anzugehen, dass es kaum möglich war, präzise Bälle nach vorne zu schlagen.

Druck prallt an Ghana ab

Auffällig war, dass die Abwehrkette von Guinea im Ballbesitz extrem weit aufrückte, zum Teil schon in den Anfangsminuten in der gegnerischen Hälfte stand. Was einerseits natürlich dabei half, Ghana zurück zu drängen und die Kontrolle über den Ballbesitz zu haben, die Hintermannschaft aber andererseits extrem anfällig für schnelle Gegenstöße machte. In einigen Situationen rettete nur die Geistesgegenwart von Bobo Baldé und Kamil Zayatte bzw. ein ungenauer Pass aus der Tiefe seitens der Ghanaer.

Die Spielweise der Ghanaer sorgte aber dafür, dass der Schwung der Guineer recht schnell entwich und den Außenseiter dazu zwang, immer mehr quer zu spielen. Das ging auf Kosten des Tempos und der Torgefährlichkeit, und genau das wollte Ghana natürlich auch erreichen. Auch, weil das für die Flügelspieler André Ayew und Samuel Inkoom, die immer wieder die Flügel wechselten, vermehrt Gelegenheiten ergab, nach Ballverlusten von Guinea schnell angespielt zu werden.

Zwei eher unerwartete Tore

Das Spiel hatte sich in seiner Pattstellung schon ein wenig eingerichtet, als Ghana nach etwa einer halben Stunde durch einen sehenswerten Weitschuss von Emmanuel Badu in Führung ging. Das wirkte auf die Mannschaft aus Guinea wie ein Schock: Bis kurz vor der Halbzeitpause brachte man kaum noch etwas zu Stande. Ghana war mit der Führung auf dem Weg zum Gruppensieg doppelt abgesichert und lehnte sich entsprechend wieder ein wenig zurück.

Und hatte dennoch ein wenig Pech, quasi mit dem Halbzeitpfiff den nicht gerade in der Luft liegenden Ausgleich hinnehmen zu müssen. Abdoul Camara, auf der linken Seite einer der wenigen verbliebenen Aktivposten in seiner Mannschaft, drehte aus dem Lauf heraus einen Heber um John Pantsil herum, der über Kwarasey hinweg ins Tor plumpste. Ob das so beabsichtigt war, ist die eine Sache, aber rein vom Skill her sicher eines der besseren Tore in diesem Turnier.

Guinea gibt sich geschlagen

Guinea war damit wieder voll im Rennen um das Viertelfinale und versuchte nach dem Seitenwechsel auch, wieder ins Spiel zu kommen, aber wie schon in der ersten Hälfte rannten sie sich dreißig Meter vor dem Tor fest, musste deutlich mehr quer spielen als ihnen lieb war und konnten kaum wirklichen Druck ausüben. Wie gewohnt stand Ghana hinten einfach extrem sicher.

Und als mit Mamadou Bah der Sechser von Guinea in der 70. Minute Gelb-Rot sah, war das Spiel gelaufen. Guinea schien aufgesteckt zu haben, womöglich mit dem Wissen um die Führung von Mali im Parallelspiel. Was aber eigentlich absolut unverständlich war, denn dennoch hätte nur ein einziges Tor gefehlt, um selbst den Einzug ins Viertelfinale zu schaffen und Mali zu eliminieren, und Ghana machte keine wirklichen Anstalten, die Überzahl gegen die im 4-4-1 weiterspielenden Gegner auch auszunützen. Womit das in der Schlussphase sehr zerfahrene Spiel seinem logischen 1:1 entgegen ging.

Fazit: Ghana gewohnt sicher – aber warum hat Guinea aufgesteckt?

Natürlich werden fehlende Kraftreserven eine große Rolle dabei gespielt haben, dass es Guinea in den letzten 20, 25 Minuten auch mit einem Mann weniger gegen die nicht gerade Vollgas gehende Mannschaft aus Ghana nicht mehr schaffte, Druck auszuüben. Was ja nur natürlich wäre. Aber dass so überhaupt keine Ambition (oder wirkliche Emotion) zu erkennen war, und die Kapitulation bei praktisch jedem Spieler greifbar wirkte, ist angesichts der wirklich starken ersten zwei Spiele von Guinea schon ein wenig enttäuschend.

Ghana wiederum agierte gewohnt sicher, wurde nur von einem Tausendgulden-Heber überwunden und zieht souverän als Gruppensieger ins Viertelfinale ein. Im Grunde liefen alle Gruppenspiele der Black Stars sehr ähnlich ab: Hinten nichts anbrennen lassen, im Mittelfeld den Druck des Gegners absorbieren und das Spiel eröffnen, über die Flanken nach vorne kommen und die wenigen sich bietenden Torchancen eiskalt ausnützen. Weil die Tunesier aber ein recht ähnliches Konzept verfolgen, ist da ein Geduldsspiel zu erwarten.

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Mali – Botswana 2-1 (0-0). 0-1 Ngele 51′ / 1-1 G. Dembélé 57′ / 2-1 Keita 75′

Mali - Botswana 2:1

Mehr als gewinnen konnte Mali zum Viertelfinal-Einzug nicht machen – dass sich Ghana gegen Guinea nicht hängen lässt, hatten sich nicht in der eigenen Hand. Bei Botswana kehrte Teamchef Stanley Thosane nach dem 1:6-Debakel gegen Guinea wieder zu seinem 4-1-4-1 zurück, bei dem die beiden Viererketten sehr tief standen und sich den Maliern quasi als Menschenmauer entgegen stellten.

Dabei wurde aber nicht auf die Spielweise vergessen, die gegen Ghana zu einem beachtlich knappen 0:1 geführt hat: Möglichst keine schnellen Pässe des Gegners zulassen, sondern ihm den Raum nehmen. Das funktionierte nicht so richtig, weswegen man immer mehr dazu überging, einfach den eigenen Strafraum zu belagern.

Mali greift an

Bei Mali stand nominell ein 4-2-3-1 auf dem Feld, aber durch die extrem aktive Rolle der Außenverteidiger – vor allem Drissa Diakité von Nizza machte auf der rechten Seite einen Irrsinns-Betrieb – bildete sich zumeist eine Viererkette bestehend aus den Außenverteidigern und den beiden Sechsern.

Der jeweilige Rechtsaußen, Abdou Traoré und Modibo Maiga wechselten sich hierbei ab, konnte dadurch de facto als zweite Spitze zu Garra Dembélé aufrücken. Dadurch, dass sich Botswana aber immer mehr im eigenen Strafraum zusammen zog, kam Mali oftmals problemlos zur Grundlinie durch, schaffte es aber nicht, die Spieler im Zentrum zu bedienen.

Keita kommt nach vorne nicht zum Zug

Und im Zentrum war Seydou Keita als Zehner einfach etwas zu hoch postiert, um einen echten Einfluss auf das Spiel nehmen zu können. Zumeist stand er auf seiner Position schon mitten im Getümmel, war somit nur schwer anzuspielen und hatte es noch schwerer, eine gestalterische Rolle nach vorne einzunehmen. Die allermeisten Bälle spielte der Mann vom FC Barcelona zurück, einfach weil sonst nirgendwo Platz war.

Mali dominierte Spiel und Ballbesitz nach Belieben und Botswana machte auch bei den wenigen Entlastungsangriffen nie den Eindruck , wirklich ein Tor schießen zu können, bis es kurz nach dem Seitenwechsel aber doch passierte. Mogakolodi Ngele schloss einen Konter zum völlig überraschenden 1:0 für den klar unterlegenen Außenseiter ab.

Mali dreht Spiel noch

Mali ließ sich davon aber nicht nachhaltig schocken und spielte weite nach vorne. Und es war für die Psyche der Mannschaft extrem wichtig, dass sich Garra Dembélé nur wenige Minuten nach dem Rückstand für eine extrem laufstarke Vorstellung mit einem Abstaubertor belohnte – der Freiburg-Legionär war vor allem in der ersten Halbzeit ständig unterwegs, wicht viel auf die Flügel aus und versuchte, immer anspielbar zu sein. Nach dem Seitenwechsel ging im deutlich die Luft aus, verständlicherweise, aber mit seinem Tor – vorbereitet über die linke Seite – öffnete er die Tür zum Viertelfinale.

Die Seydou Keita mit einer seiner wenigen auffälligen Aktionen eine Viertelstunde vor Schluss mit seinem Treffer zum 2:1 endgültig aufstieß. Mali hatte bis zum Schlusspfiff das Spiel gegen die zwar weiterhin diszipliniert verteidigenden, aber letztlich komplett harmlosen Gäste komplett im Griff und kam nie mehr in die Gefahr einen Ausgleich zu kassieren.

Fazit: Nicht überzeigend, aber weiter

Der Sieg reichte letztlich auch zum Viertelfinal-Einzug. Verglichen mit Guinea war Mali wahrscheinlich nicht das bessere Team, aber im entscheidenden Moment – also im direkten Vergleich zu Turnierbeginn – hatte man das glücklichere Ende für sich und diesen Vorteil gab man nicht mehr aus der Hand.

Der trotz des Rückstands und des knappen Resultats souveräne Vorstellung gegen Botswana kann kein Maßstab sein (vor allem, weil Guinea diesen Gegner 6:1 besiegt hatte) und letztlich fehlt es der Mannschaft, zumindest in dieser Aufstellung mit einem Seydou Keita auf der Zehn, an der lenkenden Figur und man schaffte es drei Spiele hinweg nicht, aus dem Spiel heraus große Torgefahr zu entwickeln. Was für Mali sprechen könnte: Im Viertelfinale gegen den sehr aktiv auftretenden Co-Gastgeber Gabun wird man das auch nicht müssen.

Für Botswana endet das Turnier mit drei Niederlagen. Zu sagen, die Mannschaft wäre auf diesem Niveau komplett überfordert gewesen, wäre sicher eine Übertreibung. Nimmt man das Spiel gegen Guinea aus, wo man in Unterzahl einfach auseinander gefallen ist und seiner internationalen Unerfahrenheit Tribut zollen musste, wurde zumindest diszipliniert verteidigt und weder Ghana noch Mali gelang es trotz teils massiver Feldüberlegenheit, eine Vielzahl von großen Torchancen zu erarbeiten.

Aber im Spiel nach vorne wird die Suppe beim Debütanten gegen die Abwehrreihen von Ländern, deren Spieler praktisch allesamt in europäischen Top-Ligen beschäftigt sind, schon ziemlich dünn. Mehr als lange Bälle und schnelle Gegenstöße war da nicht drin. Das reichte für einen Elfer und ein Kontertor. Für mehr aber auch nicht.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.