DFB-Pokal 2010/11 | Finale
Olympiastadion, Berlin, 21. Mai 2011
FC Schalke 04 - MSV Duisburg
5-0
Tore: 18' Draxler, 22' Huntelaar, 43' Höwedes, 55' Jurado, 70' Huntelaar

Draxler leitet Schalkes klaren Sieg ein

Wenn einem Zweitligisten im Pokalfinale vier Schlüsselspieler fehlen – dann kommt so etwas raus wie beim deutschen Pokalfinale. Schalke machte sich aus Duisburg einen Spaß, nützte die Abwehrpatzer des MSV eiskalt und ließ beim 5:0-Kantersieg nie auch nur den geringsten Zweifel aufkommen.

FC Schalke 04 - MSV Duisburg

Schon blöd – da kommt man als Zweitligist schon mal ins Pokalfinale, und dann fallen vier absolute Mannschafts-Stützen aus… So fehlte Duisburg mit Defensiv-Allrounder Julian Koch (der zu Dortmund wechselt) nicht nur der mit sehr viel Abstand talentierteste Spieler mit einer Verletzung, sondern auch Innenverteidiger Bruno Soares – und mit Srdjan Baljak und Stefan Maierhofer noch dazu das komplette Sturmduo und so nebenbei musste mit Säumel auch noch eine Alternative im Mittelfeld passen! So musste Milan Sasic ordentlich umstellen – aus seinem an sich favorisierten 4-4-1-1 wurde ein 4-1-4-1, mit dem unerfahrenen Reiche in der Innenverteidigung, mit Schäffler alleine vorne und mit dem fitgespritzten Benjamin Kern rechts hinten.

Ralf Rangnick hingegen konnte erstmals wieder auf Klaas-Jan Huntelaar bauen, einzige Überraschung war der Verzicht auf Uchida – dem Japaner geht nach einer langen Saison mit Asiencup und ohne Pause nach der WM immer mehr die Luft aus. Statt ihm rückte Höwedes auf die Seite und Papadopoulos zurück in die Zentrale neben Metzelder. Was auch eine Variante eröffnete, die in der Bundesliga so nur schwer möglich ist: José Manuel Jurado spielte den tiefsten Mann im zentralen Mittelfeld, musste sich mangels Duisburger Offensivbemühungen aber kaum um lästige Defensiv-Aufgaben kümmern – das tat Kluge neben ihm.

Auffällig: Jurado und Farfán

So trug der Spanier den Ball immer wieder aus der Tiefe nach vorne und er war einer der auffälligeren Spieler im seltsamen dunkelpink-himbeerfarbenen Schalker Dress. Dem Spiel des Favoriten fehlte es von Beginn an am Nachdruck, es wirkte alles ein wenig langsam. Was kein echtes Problem war, denn wann immer der MSV in Ballbesitz kam, endeten die Versuche, über (oft zu hohe) Steilpässe auf die Außenpositionen nach vorne zu kommen, an der extremen Ungenauigkeit dieser zumeist überhastet gespielten Bälle.

Wer sich bei Schalke ebenfalls etwas heraushob, war Jefferson Farfán. Der Peruaner lief fiel, wechselte auch schon mal die Seiten, drückte Veigneau hinten rein (und nahm Duisburg somit die nominell stärkere Seite weg) und versuchte auch, Huntelaar in Szene zu setzen. Dennoch war es ein Geniestreich des sonst eher unauffälligen Julian Draxler auf der linken Seite, der das 1:0 für Schalke besorgte: Mit links das Zuspiel von Farfán angenommen und mit rechts volley unhaltbar für Yelldell im Duisburger Tor versenkt. Ein Traumtor.

Schalke plays the waiting game

Und nachdem Huntelaar einen weiteren Pass von Farfán wenige Minuten später am etwas gar passiven Bajic vorbei zum 2:0 ins Tor schob, roch das schon nach Vorentscheidung. Zumal sich Schalke nun natürlich noch mehr stellen konnte und überhaupt kein Problem damit hatte, sich den Ball hinten hin und her zu schieben und den bemitleidenswerten Schäffler laufen zu lassen.

Erst nach einer halben Stunde taute vor allem Olcay Sahan auf der linken Duisburger Seite etwas auf. Veigneau traute sich etwas mehr Risiko zu gehen und der Türke, der zu Kaiserslautern gehen wird, nützte es nun deutlich besser aus, dass ihn der gelernte Innenverteidiger Höwedes recht tief empfing. Die Probleme beim MSV waren damit aber nicht gelöst, sondern verlagerten sich nur weiter nach vorne – denn mit auf Sahan dachten alle Duisburger viel zu umständlich. Beispielhaft hierfür etwa die Szene in der Schäffler ganz alleine vor Neuer auftaucht, aber nicht abschließt, sondern wartet, bis zwei Verteidiger an ihm dran sind und Neuer den Verlegenheitsschuss locker parieren kann.

Viel zu leichte Tore

War das 0:1 noch ein kaum verhinderbarer magischer Moment von Draxler, war schon das 0:2 extrem billig von Bajic mit verursacht – und der routinierte Serbe war auch dafür verantwortlich, dass Duisburg mitten hinein in die Phase, in der man die schon fast selbstgefällig an der Zeit drehenden Schalker ein wenig unter Druck setzen konnte, kurz vor der Pause das 0:3 fing. Eine simple Ecke von Farfán, der so seinen dritten Assist einsammelte, konnte der von Bajic sträflich alleingelassene Höwedes völlig unbedrängt zum dritten Schalker Tor einnicken.

In der zweiten Hälfte ging Jurado dann doch endgültig weiter nach vorne, Kluge blieb als Sechser zurück. Der klare Spielstand machte die verbleibende Spieldauer allerdings durchaus zu so etwas wie einem Non-Contest – Jurado versuchte sich nun im Getümmel der Zentrale, mehr mit dem recht tief agierenden Raúl zu verbinden, was nur bedingt gelang. Dafür hatte Farfán auch nach drei Vorlagen in der ersten Hälfte nicht genug: Wie aufgezogen spielte er weiter und narrte er Veigneau weiter – der Franzose war alsbald ziemlich durch. Aber nicht nur er

Auflösungserscheinungen in der MSV-Abwehr

Denn ja, Veigneau löste beim 4:0 durch Jurado das Abseits auf – aber wo waren Bajic und Reiche in der Mitte? Huntelaar konnte Jurado den Ball völlig unbedrängt in den Lauf schieben, und das vierte Tor war gefallen. Das Dilemma bei Duisburg: Reiche war mit dem Anlass und dem Gegner heillos überfordert, aber sein an sich routinierte Partner Bajic stand mindestens genauso weit neben sich und konnte dem Ersatzmann neben ihm keinerlei Halt geben.

Sasic versuchte noch zu retten, was zu retten war – Trojan kam als Zehner, dafür ging Reiche raus und Sukalo übernahm dessen Platz. Besser wurde es dadurch nicht. Im Gegenteil: Ein haarsträubender Fehler des Slowenen, der im eigenen Strafraum den Ball gegen Draxler verlor, und Huntelaar konnte in aller Seelenruhe das 5:0 besorgen. Schalke war klar besser – aber vier der fünf Tore resultierten aus dem eiskalten Ausnützen gegnerischer Abwehrfehler. Und bei fünfen ließen sie es dann auch bewenden.

Fazit: Schalke eiskalt

Wenn einem Team aus dem vorderen Zweitliga-Mittelfeld gegen einen Semifinalisten der Champions League vier, fünf wichtige Spieler ausfallen, kommt eben so etwas heraus. Duisburg schaffte es nie wirklich, die auch nur zweitbesetzte Spitze zu bedienen, kam nie so richtig ins Spiel und kaum zu Chancen. Hinten bot der MSV einem dennoch eher glanzlosen Team von Schalke vier haarsträubende Fehler an, die allesamt ausgenützt wurden – so einfach kann Fußball manchmal sein.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.