Nicht länger als 48 Sekunden hatte es gedauert, da war das Europa-League-Achtelfinale zwischen dem FC Porto und ZKSA Moskau entschieden. Die Portugiesen gingen nach dem 1:0 in Moskau nun im Heimspiel umgehend in Führung und kontrollierten den Gegner danach mühelos.
Was war das nicht für eine interessante Partie, das Hinspiel: Zwei hochinteressante Trainer, zwei aufregende Teams, und am Ende entschied ein individueller Geniestreich für Porto. Was für das Rückspiel hieß: ZSKA musste unbedingt gewinnen, um doch noch eine Chance auf das Viertelfinale zu haben. Doch dann kam Hulk: Schon nach 48 Sekunden hüpfte ein Freistoß den Brasilianers an Freund und Feind vorbei ins Tor.
Bevor das Spiel wirklich begonnen hatte, gab’s also schon einen fürchterlichen Tiefschlag für das Team von Trainer Leonid Slutski. Von dem es sich nie mehr wirklich erholte. Dabei war das Personal – logischerweise – durchaus etwas offensiver als beim Heimspiel. Statt dem defensiven Mittelfeld-Duo Mamajev/Semberas wurde die Zentrale im 4-4-2 mit Aldonin als einzigem Defensiven neu besetzt, neben ihm rückte Keisuke Honda von der linken Seite ins Zentrum; dafür rutschte Zoran Tosic in die Mannschaft. Seydou Doumbia spielte eher eine hängende Spitze, um sich für kurze Anspiele anzubieten.
Doch nach dem frühen Gegentor war all das natürlich heftig erschwert: Porto konnte sich nun, wie schon nach dem Siegtor im Hinspiel, eher zurück ziehen und die Räume eng machen. So war ZSKA gezwungen, auch aufgrund des systemimanenten personellen Problemen im Zentrum umso schneller in die Spitzen oder auf die Flügel zu spielen. Das bedingte viele Ungenauigkeiten und fast immer hatte Porto den Ball abgefangen, ehe ZSKA auch nur in die Nähe des Strafraums kam.
Die endgültige Entscheidung war es letztlich, als in der 24. Minute Ignashevitch und Torhüter Akinfejev mit einem schreklichen Missverständnis Fredy Guarín das extrem billige 2:0 auflegten. Allen war klar, Porto war nun durch – wirkliche Hoffnung keimte bei den Russen nur nach dem Anschlusstreffer von Zoran Tošić nach etwa einer halben Stunde auf. Sapunaru hatte bei einem schönen Zuspiel das Abseits aufgehoben, der Serbe schoss ein.
Porto staubtrocken
Denn am grundsätzlichen Spiel änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nichts: Porto stand sicher und hatte vor allem Honda und Dzagojev sehr gut im Griff – lediglich Tošić bereitete hin und wieder Probleme. Was sich spätestens mit dem Tausch erledigt hatte, den Porto-Trainer Villas-Boas in der 52. Minute tätigte: Belluschi kam für Rechtsaußen James Rodríguez und orientierte sich deutlich zurückgezogener. So war nun auch Tošić aus dem Spiel – und damit der letzte Schwung.
Denn vor allem Sturmspitze Vágner Love war eine absolute Zumutung. Er ließ jegliche Laufbereitschaft und Kampfgeist vermissen, und kam er an den Ball, war er viel zu eigensinnig. Umso unverständlicher, dass Slutski Sturmpartner Doumbia und die Außen Dzagojev und Tošić auswechselte, den blauhaarigen Brasilianer aber bis zum Schluss drin ließ, und zudem dem 4-4-2 bis zum bitteren Ende treu blieb. Eigentlich machte es aber keinen Unterschied. Villas-Boas nahm tröpfchenweise seine Stürmer heraus und stellte das Mittelfeld voll – in der letzten halben Stunde ging es nur noch darum, die Zeit vergehen zu lassen.
Fazit: Frühes Tor entscheidend, Porto letztlich klar besser
Hatte ZSKA im Hinspiel noch einige gute Chancen und war sicherlich nicht schlechter als der Gegner, fehlte es nach dem Blitz-Gegentor im Rückspiel zum einen an der individuellen Klasse und zum anderen am Plan B, wie das extrem sicher stehende Team aus Porto zu knacken gewesen wäre.
So hat letztlich nicht nur der FC Porto das Achtelfinale verdient für sich entschieden, sondern in gewisser Weise auch André Villas-Boas das Trainerduell gegen Leonid Slutski. Das 48-Sekunden-Tor hat natürlich mächtig geholfen, aber die Portugiesen stellten die über 180 Minuten reifere Mannschaft. Und sind sicher einer der heißesten Kandidaten auf den Cup.
(phe)