Nussknacker Song sorgt für Raum

Das 1:0 kurz vor der Pause war für Arsenal der Nussknacker – denn so boten beim 3:1 gegen Chelsea nach der Pause die entscheidenden Räume. Der schnelle Anschlusstreffer half den Blues letztlich nicht, wodurch sich Chelsea aus dem Titelrennen erst einmal verabschiedet!

Arsenal - Chelsea 3:1

Ist Arsenal wirklich aus dem Holz geschnitzt, um Manchester United ernsthaft den Titel in der Premier League streitig machen zu können? Die Erkenntnisse aus dem mit 0:1 verlorenen direkten Duell vor zwei Wochen sagen eigentlich „nein“. Umso wichtiger für Arsène Wenger, nun im Heimspiel gegen Chelsea einen Sieg einzufahren, der eben nicht nur in der Tabelle helfen soll. Sondern auch für das Selbstvertrauen.

In den Anfangsminuten des Spiels gelang es Arsenal vor allem mit Steilpässen, schnell in die Spitze zu kommen. Das Dreiermittelfeld von Chelsea brauchte einige Minuten, um die Löcher ein wenig zu stopfen – dann rückte auch die Abwehrreihe der Blues auf und attackierte früher. Die Folge: Chelsea kam nach 10 Minuten besser in die Partie. Wenn auch nur kurzfristig. Arsenal machte die Räume gegen den Ball extrem eng, zwischen erstem um letztem Mann waren da mitunter kaum 30 Meter.

Bei Arsenal begann Fàbregas nach etwa einer Viertelstunde, sich vermehrt Bälle von hinten zu holen – er hatte gemerkt, dass von Wilshere an diesem Tag offensiv nicht allzu viel kam und der Jungstar defensiv mitunter ein Unsicherheitsfaktor war. Walcott, der diesmal von Anfang an ran durfte, konnte Ashley Cole gut beschäftigen und hinten binden, viel Gefährliches in den Strafraum kam von ihm aber nicht. Dafür agierte der Flügelflitzer defensiv sehr diszipliniert und kochte Cole bei dessen (seltenen) Vorstößen gut ab.

Auf der anderen Seite konnte sich indes Nasri nicht wie erhofft gegen Ferreira durchsetzen. Wie überhaupt die Defensive von Chelsea einen äußerst disziplinierten Eindruck machte: Die Viererkette zog sich immer wieder eng zusammen und machten den Strafraum zu; Malouda und Kalou arbeiteten viel nach hinten und hielten so die Seiten unter Kontrolle, und das Duo Mikel/Essien machte das Zentrum zu. So spielte Arsenal mit Fortdauer der ersten Hälfte immer mehr in der Chelsea-Hälfte fest, allerdings nur um den Strafraum herum. Es gelang den Gunners nicht, Zugriff auf die Penalty Box zu erhalten bzw. gar zur Grundlinie durchzukommen.

Wodurch das Spiel für Liebhaber von chancenreichem Action-Fußball nicht viel hergab – die erste echte Arsenal-Chance war ein Heber von Nasri; (natürlich) von außerhalb des Strafraums. Erst kurz vor der Pause gab es bei den Gunners die erste echte Aktion bis zur Grundlinie, und in der 44. Minute kam Arsenal erstmals wirklich in den Strafraum – und da blockte Fàbregas dem bärenstarken Alex Song den Weg frei, sodass der Kameruner zum 1:0 einschießen konnte. Eine vorentscheidende Szene!

Räume nach er Pause

Denn so war Ancelotti gezwungen, in der Pause seine Mannschaft offensiver einzustellen. Ramies kam statt Mikel, um Lampard (dem man die mangelnde Spielpraxis deutlich ansah) im Umschalten des Mittelfelds von Abwehr auf Angriff zu unterstützen. Essien ließ sich dafür weiter fallen, Cole und Ferreira orientierten sich weiter nach vorne. Die Dreier-Abwehrreie Ivanovic/Essien/Terry stand in dieser Phase extrem hoch, das Mittelfeld presste aber nicht entsprechend – und so ergab sich für Arsenal die leichte Chance, in den nun unglaublich riesigen Raum hinter der Chelsea-Abwehr vorzudringen.

In der 51. Minute ließ sich Terry vom sich zurück fallen lassenden Van Persie aus der Verteidigung ziehen, Walcott sprintete in das sich bietende Loch und bediente Fàbregas für der 2:0, kaum 100 Sekunden später verschluderte Essien ein Zuspiel und Walcott sorgte für das 3:0. Was im Grunde die Entscheidung war und nur möglich, weil Chelsea nach dem Rückstand aufrücken musste.

Dem Team von Carlo Ancelotti gelang es postwendend, zum 1:3 zu kommen – Kocielny und Djourou waren bei einem Drogba-Freistoß nur interessierte Beobachter von Ivanovic‘ Kopfball – und so zumindest noch eine Hoffnung zu bewahren, dass das Spiel noch nicht ganz verloren war. Erst nach dem 1:3 fand Ramires ein wenig besser ins das Spiel und war bemüht, die Spitzen von hinten heraus direkter und mir mehr Tempo zu bedienen. Das klappte einige Minuten ganz gut, wirklich gefährlich wurde Chelsea aber nicht. Mehr positiven Effekt auf die Bemühungen der Blues hatte dafür die Einwechslung des offensiv wesentlich stärkeren Bosingwa für Ferreira.

Er versuchte, einigermaßen durchdacht nach vorne zu kommen, zudem hatte er nicht nur Kalou vor sich, sondern auch den ebenfalls eingewechselten Kakuta, der nicht die Linksaußen-Position von Malouda einnahm, sondern sich eher in die Zentrale orientierte. Wenger reagierte darauf, indem er Walcott vom Feld nahm und mit Diaby den Mittelkreis stärkte. Die Flanke überließ er somit gänzlich Bacari Sagna – mit der Folge, dass nun auch Ashley Cole ein Faktor auf seiner Seite wurde.

Dass Arsenal aber dennoch nicht mehr in echte Verlegenheit kam und das 3:1 nach Hause spielte, hatte vor allem einen Grund: Alex Song! Denn während Clichy und Sagna ihre Seiten zumindest defensiv einigermaßen dicht halten konnte, machte der Kameruner im Zentum die Tür zu. Indem er extrem viel lief, masshaft Pässe abfing, überall zu finden war und die Chelsea-Zentrale zur Verzweiflung trieb. Ohne Zweifel, Song war der klar beste Mann am Platz.

Fazit: Von glücklichem Spielverlauf begünstigt, aber verdient

Arsenal feiert einen verdienten Heimsieg, weil man über weite Strecken die deutlich aktivere Mannschaft war und die wenigen Fehler in der Chelsea-Hintermannschaft einigermaßen cool ausnützte – lediglich Diabys etwas kläglicher Fehlschuss kurz vor Schluss hätte noch ein Tor sein müssen. Die Gunners profitierten aber auch vom Spielverlauf, denn ohne das 1:0 des überragenden Alex Song hätten sich die Gelegenheiten zum zweiten und zum dritten Tor nie ergeben.

So seltsam es klingt, aber defensiv spielte Chelsea an sich gar nicht schlecht. Die Gegentore zwei und drei dürfen nie und nimmer passieren, aber ansonsten konnte die flinke Arsenal-Offensive recht gut in Schach gehalten werden. Das größere Problem der Blues ist das Mittelfeld: Lampard braucht noch Zeit, Mikel und Essien alleine waren gegen Fàbregas und Co. überfordert. In dieser Form hat Chelsea keine Chance, ein ernsthaftes Wort um den Titel mitzureden.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.