Josef Hickersberger hat ein WM-Spiel gewonnen! Wenn auch eher deshalb, weil sein Team Al-Wahda beim Auftakt zur Klub-WM technisch besser und cooler vorm Tor war. Denn taktisch flexibler als das biedere Hicke-Team war eindeutig der Gegner aus der Südsee. Zumindest bis zu Al-Wahdas Doppelschlag vor der Pause.
Biedere Viererketten, wenig Ideen im Mittelfeld, Hoffen auf individuelle Genieblitze im Angriff – wer fühlt sich jetzt spontan an das ÖFB-Team in den zwei Jahren vor der Heim-EM erinnert? Die Spielweise von Al-Wahda, Meister in den Emiraten und Gastgeber der Klub-WM in Abu Dhabi, spielt nicht bahnbrechend anders. Kein Wunder, wird sie auch von Pepi Hickersberger betreut, der nach einem kurzen Intermezzo als Teamchef von Bahrain dorthin zurück kehrte, wo er in der letzten Saison als Trainer eben den Titel geholt hatte.
Mit seinem Team, bestehend aus drei Brasilianern (dem Sechser Magrão und den Stürmern Hugo und Fernando Baíano – letzterer holte den Weltpokal 2000 mit Corinthians São Paulo) und acht Einheimischen musste Hickersberger im Auftaktspiel, einer Art Zwergenrunden-Vorausscheidung, gegen Hekari United ran. Dieser Klub aus Papua-Neuguinea hat die Ozeanien-Champions-League gewonnen und sich so für die Klub-WM qualifiziert. Dort spielen im Grunde die besten Südsee-Fußballer: In der Aufstellung gegen Al-Wahda standen je vier Spieler von den Fischi-Inseln und Papua-Neuguinea und drei von den Salomonen.
Natürlich hat keines dieser beiden Teams eine Chance, wenn es gegen die Sieger der fünf starken kontinentalen Klub-Bewerbe geht. Umso wichtiger ist für beide ein Sieg in diesem Spiel, um sein Antreten zumindest halbwegs rechtfertigen zu können. Hickersberger versuchte dies mit einem wie zu Beginn beschriebenen 4-4-1-1, wobei Hugo halblinks eine hängende Spitze gab und Baíano ganz vorne agierte. Alles in allem war die Anlage von Al-Wahda recht statisch. Wie schon dem Österreich unter Hickersberger fehlt es auch dem Al-Wahda unter ihm vor allem an der Fähigkeit, ein Spiel sinnvoll nach vorne gestalten zu können.
Da machten die Südsee-Kicker erstaunlicherweise einen deutlich flexibleren Eindruck. Die Formation von Hekari orientierte sich immer stark an Ballbesitz und Ort des Balles. Wenn Al-Wahda von hinten einen Angriff einleitete, stellten sich dem zwei tief stehende Viererketten in einem 4-4-2 entgegen. Wenn Al-Wahda schon tiefer in die gegnerische Hälfte eingedrungen war, orientierte sich Iniga von rechts eher in die Mitte, wodurch im Zentrum eine Dreierkette stand, um gegen Hugo und Baíano eine Überzahl schaffen zu können.
Hatte Hekari selbst den Ball, stellte sich das Team des salomonischen Trainers Tommy Mana in einem 4-2-3-1 auf: Vorne blieb stets Osea Vaketalesau, der erfolgreichste Torschütze der WM-Qualifikation; unterstützt in der Offensive vor allem von Kema Jack, der sich aus dem offensiven Mittelfeld-Zenturm oft nach vorne oder gerne auf auf die Seiten orientierte, um anspielbar zu sein und das Offensivspiel ankurbeln zu können. Wenn bei Hekari etwas Konstruktiven nach vorne ging, hatte aber zumeist Malakai Tiwa seine Füße mit im Spiel: Der linke Mittelfeld-Mann war sehr fleißig nach vorne, was auch deshalb möglich war, weil er hinter sich mit Koriak Upaiga auch einen Außenverteidiger hatte, der ihm nach Kräften den Rücken frei hielt. Eine solche Hilfe war der wesentlich vorsichtigere RV Abraham Iniga für seinen Vordermann Pita Bolatoga nicht, weswegen der sich wesentlich schwerer tat, Bindung zum Spiel zu finden.
Auf Seiten von Al-Wahda war es genau der Gegenspieler von Upaiga, der die beste Figur machte. Masud Fahad war im rechten Mittelfeld deutlich aktiver, deutlich fleißiger und auch deutlich zielstrebiger als etwa die hängende Spitze Hugo. Auch hier galt: Wenn etwas nach vorne ging, dass über diese Seite. Was aber nichts daran änderte, dass die Spielanlage von Al-Wahda sehr bieder war, von Vorsicht geprägt, die Außenverteidiger nicht mit einbezog und sehr statisch wirkte.
Was man den Wüstensöhnen aber zu Gute halten muss: Vor dem Tor sind sie eiskalt. In der 40. Minute nützte Hugo den kompletten Tiefschlaf in der Hekari-Defensive und drosch völlig freistehend mit mächtig viel Anlauf den Ball zum 1:0 in die Maschen, und noch vor der Halbzeit leitete Fahad – wer sonst – mit einem überragenden Lochpass auf Baíano dessen Tor zum 2:0 vor. Die Führung für Al-Wahda hatte sich keineswegs angedeutet, und dass noch vor der Pause sogar der zweite Treffer gelang, hatte für die Südsee-Kicker natürlich einen Genickbrecher-Effekt.
Denn mit der sicheren Führung im Rücken konnte sich Al-Wahda in der zweiten Hälfte zurücklehnen, hinten die Räume eng machen und Hekari erwarten, ohne selbst wirklich noch etwas für das Spiel tun zu müssen. Beim Team von Hekari zeigten die beiden Gegentreffer deutlich Wirkung. Die Luft war war komplett entwichen, auch in der Kabine konnte Tommy Mana seine Mannschaft offenbar nicht mehr so wieder aufbauen, dass ein Aufbäumen wirklich erkennbar war. Viele Pässe gingen nun ins Nichts, zum letzten Pass – der vor der Pause schon ein Problem war – kam es nun gar nicht mehr. Das Gestalten des Spiels gegen einen tiefer stehenden Gegner haben die Neuguineaner sichtlich auch nicht erfunden.
Nur Fahed hatte Spaß, dort auf seiner rechten Seite. Er narrte zumindest in den Anfangsminuten der zweiten Halbzeit seine Gegenspieler fröhlich weiter. Und was machen gestandene österreichische Trainer mit solchen Spielern? Genau, sie wechseln sie aus. Für Fahed (der in den letzten Minuten vor seinem Abgang allerdings schon Ermüdungserscheinungen erkennen ließ) war der Arbeitstag jedenfalls in der 63. Minute vorbei, für ihm kam mit Jumaa ein weiterer Offensivspieler. Al-Wahda spielte nun souverän die Tatsache aus, dass man dem Gegner aus Ozeanien im balltechnischen Bereich haushoch überlegen war – und als Jumaa in Minute 71 das 3:0 besorgte (nachdem Hekari-Goalie Tamanisau eine Flanke nicht entschärfen konnte), war der Deckel natürlich endgültig drauf.
Fazit: Mit dem Doppelschlag war alles entschieden
Die Mannschaft aus der Papua-Neuguineanischen Hauptstadt Port Moresby zeigte sich, solange es 0:0 stand, zwar recht willig und taktisch flexibel, aber letztlich fehlte es an der Durchschlagskraft und an echten Ideen in der Spielgestaltung. Mit dem Doppelschlag kurz vor der Halbzeit war Hekari erlegt – und fährt somit auch schon wieder nach Hause.
Al-Wahda war zwar recht statisch und die Ideen nach vorne kamen im Grunde nur von Masud Fahed – dem mit sehr viel Abstand besten Spieler auf dem Feld – aber die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und die technische Überlegenheit ermöglichen dem Team von Pepi Hickersberger dennoch einen verdienten Erfolg und somit ein Spiel gegen Asien-Meister Seongnam aus Südkorea. Wo Al-Wahda kaum eine Chance haben wird.
Denn das Niveau dieses Spiels war nicht so, das es zwingend das Prädikat „Klub-WM“ verdienen würde. Den Vergleich mit einer durchschnittlich guten Partie der österreichischen Bundesliga hält das Gezeigte schon eher stand.
(phe)