Porto zwar besser, aber es braucht Hedls Hilfe

Das Wetter war winterlich, der Rasen schneebedeckt – und dennoch gewinnt der FC Porto bei Rapid mit 3:1. Das ist für die Hütteldorfer sehr ärgerlich, weil sie auf einem guten Weg zu einem achtbaren 1:1-Remis waren. Bis Goalie Hedl zweimal daneben gegriffen und somit den Porto-Sieg ermöglicht hat.

Rapid Wien - FC Porto 1:3

Rapid begann deutlich forscher, kein Wunder, solche Bedingungen kennt man in Österreich nun mal eher als in Portugal. Porto zeigte sich in der Anfangsphase sichtlich zögerlich, so richtig konnten sich die Gäste mit dem vom Schnee bedeckten Feld einige Zeit nicht anfreunden. Was Rapid nützte, um sich ein frühes Übergewicht zu sichern. Vor allem Stefan Kulovits spielte ein sehr ambitioniertes Spiel als Box-to-Box-Midfielder, der deutlich mehr Offensivgeist hatte wie sein Nebenmann im defensiven Mittelfeld, Markus Heikkinen. Der Finne blieb in der Regel zurück und kümmerte sich vornehmlich um Ruben Micael.

Das „Problem“ Hulk hatte indes Tanju Kayhan über, und der Jungspund hatten den Porto-Rechtsaußen recht gut im Griff. Kayhan machte einmal mehr eine blitzsaubere Partie, was auch Christopher Drazan vor ihm beflügelte. Er konnte sich – auch wegen Kayhan, der ihm den Rücken freihielt – deutlich besser entfalten als ihm das in der bisherigen Herbstsaison geglückt ist. Zudem konnte er dadurch im Laufe der Partie Porto-RV Sapunaru so weit zurückdrängen, dass dieser für Moutinho und Hulk keine wirkliche Hilfe war. Das war wichtig, weil sich so auch Kayhan von Hulk etwas in die Mitte ziehen lassen konnte, ohne Gefahr zu laufen, seine Flanke könnte von Sapunaru überrannt werden.

Das Angriffsspiel der Rapidler war somit deutlich linkslastig. Erst mit der Zeit fand sich Porto mit den widrigen Bedingungen besser zurecht. Vor allem das Dreier-Mittelfeld, das sich zu Beginn des Spiels ob der ungewohnten Verhältnisse und des forschen Gegners recht weit zurückgezogen hatte, rückte nun etwas weiter auf und konnte so die Kreise von Saurer (der auch zur Grundlinie durchging, um zu flanken) und Kulovits besser einengen. Zudem gelang es Porto nun besser, die drei Angreifer in Szene zu setzen. So konnte das 1:0 von Rapid (natürlich über die Drazan-Seite vorbereitet), bei dem Trimmel von einem schlimmen Schnitzer in der Porto-Abwehr profitiert hatte, postwendend ausgeglichen werden. Unter kräftiger Mithilfe von Rangvald Soma, der sich entschloss, Falcao laufen zu lassen.

Mit einem etwas besser geräumten Feld und deutlich nachlassendem Schneefall war Porto in der zweiten Hälfte von Beginn an das dominierende Team. Die Portugiesen agierten nun wesentlich aggressiver, behaupteten die Bälle besser und erkämpften verlorene schnell wieder zurück. Kurz, Porto spielte nun annähernd so, wie man das hatte erwarten können. Hulk ging nun noch weiter ins Zentrum, um sich der Umklammerung von Kayhan zu lösen – mit der Folge, dass sich Kulovits eher nach hinten orientieren musste und Drazan somit auch nicht mehr wirklich zur Geltung kam. Pacult dürfte das als Schuld von Drazan missinterpretiert haben und nahm ihn in der 63. Minute raus – für ihm kam Stürmer Salihi, der allerdings auf dem linken Flügel blieb.

Müßig zu erwähnen, dass dieser Wechsel natürlich rein gar nichts gebracht hat, außer dass nun jemand auf dem Flügel sielte, der sich dort nicht heimisch fühlt. Die andere (also die rechte) Abwehrseite von Rapid – namentlich Mario Sonnleitner – blieb indes auch nach dem Wechsel recht sicher; auch der zur zweiten Hälfte für den recht anonymen Varela ins Spiel bebrachte Ukra konnte den von jeglichen Offensiv-Aufgaben befreiten Sonnleitner (drum war auch Trimmel ein recht einsamer Mann, der kaum Bindung zum Spiel fand) nicht überwinden. Zudem machte Heikkinen hier einen feinen Job, Micael zu neutralisieren – weswegen dieser 20 Minuten vor Schluss auch dem Argentinier Belluschi weichen musste.

Porto dominierte nun zwar den Ballbesitz, fand aber mangels Tempo kaum einmal vor das Tor von Raimund Hedl (der im Übrigen schon vor seinen beiden großen Auftritten am Ende nicht den sichersten Eindruck machte). Nur einmal, in der 60. Minute, verlängerte Moutinho einen Pass geschickt in den Lauf von Falcao, Torerfolg brachte das aber keinen. EInen solchen gab es erst, als Porto mit einem Überraschungsmoment aufwarten konnte: Hulk wechselte für einmal auf die linke Angriffsseite, konnte mangels Gegenspieler frei flanken – und Falcao nützte es aus, dass Hedl den Ball nicht festhalten konnte. Das 2:1 für Porto in der 86. Minute…

Auf das Pacult nicht mehr reagieren konnte weil er zuvor schon einen direkten Solostürmer-Tausch (Nuhiu für den fleißigen, aber wirkungsarmen Gartler) vollzogen hatte und kurz vor dem 1:2 mit Dober einen defensiveren Mann statt Trimmel für die rechte Seite. Weshalb das 3:1 für die Gäste in der 89. Minute – erneut nach einem bösen Hedl-Schnitzer – den Deckel auf das Spiel draufmachte.

Fazit: Rapid okay, aber diese individuellen Fehler…

Rapid spielte eine sehr ordentliche erste halbe Stunde. Als die Gäste gegen Ende der ersten Hälfte immer stärker wurden und die zweite Halbzeit eigentlich im Griff hatten, gelang es den Hütteldorfern dank großem Einsatz aber recht gut, Porto nicht gefährlich vor das Tor kommen zu lassen. So hätte es mit großer Wahrscheinlichkeit ein erfreuliches 1:1 gegeben, wenn Hedl nicht zweimal zielich daneben gegriffen hätte.

Im Endeffekt ist der Sieg von Porto schon verdient, war aber nicht zwingend. Mit den schwierigen Witterungsbedingungen war es ein anderes Spiel, die Verhältnisse kamen grundsätzlich eher Rapid entgegen. Es spricht aber für die Portugiesen, dass sie sich nach einer halben Stunde gut auf den schneebedeckten und damit einigermaßen unberechenbaren Rasen einstellen konnten. Für Rapid endet somit auch die theoretische Hoffnung, die Gruppe noch zu überstehen.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.