Die WM 2022 geht an… Südkorea?

Wir erinnern uns: Gebannt saßen wir vor den Fernseh-Geräten, vor acht Jahren. Starke Favoriten, super Fußball, alle Spiele in voller Länge im Free-TV, und keine Arbeit, keine Uni, keine Schule, die dabei gestört hätte. So war es doch, damals, 2002, bei der WM in Südkorea – oder? Nun ja… so oder so, Südkorea wird die WM in zwölf Jahren ziemlich sicher nicht noch einmal ausrichten dürfen.

Für die FIFA war die Endrunde in Asien 2002 kein großer Erfolg. Permanente Streitereien zwischen den Co-Gastgebern Japan und Südkorea, die sich beide mit jeweils zehn Stadien (!) an dem Event beteiligt hatten. Brutalste Einnahmens-Einbrüche in Europa durch die ungünstigen Beginnzeiten, die im deutschsprachigen Raum dazu geführt haben, dass von den 48 Vorrunden-Partien nur 20 im frei empfangbaren TV zu sehen waren. Und zuweilen Ergebnisse, die an eine Lotterie gemahnten. Eigentlich ist es ein Mysterium, warum Südkorea tatsächlich ernsthaft versucht, den Zuschlag für die WM 2022 zu bekommen. Denn das Unterfangen ist aussichtslos.

Hier würde gespielt
Seoul – Sangam Stadium | 83.000
Daegu – Blue Arc | 80.500
Seoul – Olympic Stadium | 70.000
Incheon – Asiad Stadium | 70.000
Busan – Asiad Stadium | 60.000
Incheon – Munhak Stadium | 50.500
Gwangju – Guus Hiddink Stadium | 45.000
Cheonan – Baekseok Stadium | 45.000
Ulsan – Munsu Stadium | 44.000
Suwon – Big Bird | 44.000
Jeonju – Jeonju Castle | 43.500
Seogwipo – Jeju Stadium | 43.000
Goyang – Goyang Stadium | 41.500
Daejeon – Purple Arena | 40.500

Das Team des Gastgebers
Bei der Heim-WM haben sich die „Purple Warriors“ so richtig in den internationalen Vordergrund gespielt. Ganz konnte das damals abgegebene sportliche Versprechen nicht eingehalten werden, aber der Einzug ins Achtelfinale bei der WM in Südafrika zeigt die positive Entwicklung, zudem suchen immer mehr Spieler aus Korea den Weg nach Amerika – bis vor Kurzem waren diese aufgrund der völlig anderen Lebensweise und Kultur de facto unvermittelbar. In Asien gehört die Mannschaft aus Südkorea zu den führenden Nationen und wenn man sich an die energiegeladenen Spiele 2002 erinnert, wäre ein ähnlicher Lauf womögilch zu wiederholen.

Positiva
– 10 der 14 Stadien waren schon bei der WM 2002 in Verwendung und müssten nur geringfügig adapiertert werden.
– Die Unterbringung von Teams und Offiziellen steht auf soliden Füßen, hier gibt es keinerlei Probleme.
– Die Wege zwischen den Spielorten sind überschaubar, zudem gibt es eine hervorragende Infrastruktur an Verkehrswegen.

Negitiva
– Seit der von Südkorea mitveranstalteten Endrunde 2002 ist (deutlich) zu wenig Zeit vergangen.
– Die Erfahrung der WM 2002 hat gezeigt, dass das Heimteam zwar frenetisch nach vorne gepeitscht wird und das komplette Land zum Stillstand bringen kann, andere Spiele wurden aber zur Nebensache. Gerade bei den Spielen in Korea waren einige Stadien halbleer.
– Die Zeitverschiebung. TV-Einnahmen aus Europa würden einbrechen, jene aus Amerika noch mehr.
– Um den Anforderungen der FIFA zu entsprechen, müsste das koreanische Mediengesetzt zumindest gebogen werden.
– Die jüngsten Entwicklungen im Dauerkonflikt mit Nordkorea haben sicher nicht geholfen.

Chancen
Im Grunde nicht vorhanden. Die Tatsache, dass Korea gerade erst eine Endrunde veranstaltet hat – verbunden mit einigen starken Konkurrenten – würde einen Zuschlag an die Südkoreaner zu einer großen Sensation werden lassen. Zwar ist das vorgelegte Konzept grundsätzlich recht gut, aber die FIFA wird kaum erneut massive Einnahmensverluste in Kauf nehmen wollen für ein Land, dass erst vor acht Jahren eine WM hatte, und in dem sich seither nichts so dramatisch geändert hätte, dass es einen erneuten Zuschlag rechtfertigen würde.

und außerdem…
…hat eben Nordkorea gerade erst den südlichen Nachbarn bombardiert. Wenn das kein schlechtes Omen ist!

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.