Real Madrid holt beim französischen Vertreter AJ Auxerre einen mühsamen 1:0-Sieg – das Team von José Mourinho war zwar deutlich überlegen, konnte aber wenig Torgefahr erzeugen. Am Ende entscheidet ein individueller Fehler zu Gunsten von Real, zehn Minuten vor Schluss.
Der letztjährige Dritte der französischen Ligue I, der AJ Auxerre, hatte gegen Mourinhos Star-Ensemble vom Anpfiff weg nur ein Ziel: Das 0:0 über die Zeit retten! Obwohl Heimmannschaft, überließ Auxerre den Madrilenen zwei Drittel Ballbesitz, machten die Mitte zu und versuchten, Flanken zu verhindern oder, wenn doch eine kommt, in der Mitte durch die beiden robusten und kopfballstarken Innenverteidigern Coulibaly und Grichting abzuräumen. Die Franzosen liefen mit einem 4-1-4-1 ein, wobei auch die Mittelfeldkette sehr defensiv agierte und maximal einer (abwechselnd Pedretti und Chafni) die Solo-Spitze, den Kenianer Oliech, unterstützte.
Mourinhos Mannschaft war nominell ein 4-3-3, ob des überwältigenden Übergewichts und Ballbesitzes waren aber fast immer nur Pepe und Ramos hinten, mit Xabi Alonso als Absicherung davor. Arbeloa (rechts) und Marcelo (links) hatten defensiv überhaupt nichts zu tun und marschierten permanent nach vorne, um Cristiano Ronaldo (rechts) und Benzema (links) an den Flanken zu unterstützen. In der Mittelfeldzentrale standen Khedira und Lassana Diarra vor Xabi Alonso, es waren aber alle drei im Spielaufbau aktiv.
Die erste Hälfte verlief somit sehr einseitig: Real spielte, Auxerre reagierte. Und das mit Fortdauer des Spiels immer besser: Hatten die Madrilenen in der ersten halben Stunde noch die eine oder andere Chance – oft nach Flankenwechseln auf den extrem offensiv agierenden Marcelo -, wurde das Spiel den Königlichen immer un-königlicher. Andererseits schafften es die Franzosen allerdings nie, die offene Defensive von Real durch schnelle Gegenstöße durch die Mitte zu nützen. Die Hausherren kamen nur aus Freistößen vor das gegnerische Tor.
In der Pause brachte Auxerre-Coach mit Ireneusz Jeleń einen Stürmer für RM Coutout, der Marcelo nicht stoppen konnte. Dafür ging Oliech zurück auf die rechte Mittelfeld, somit änderte sich die Formation nicht – und das Spiel auch nicht, die Franzosen drehten weiter an der Uhr. Nach einer Stunde nahm Mourinho dann Benzema vom Feld und brachte Mesut Özil, um mehr Kreativität in die Mittelfeld-Zentrale zu bringen. Das hatte aber nicht den erhofften Effekt: Somit war immer jene Flanke, auf der der nun sehr viel rochierende Cristiano Ronaldo nicht war, tot. Der portugiesische Superstar war nun endgültig der Alleinunterhalter in der Real-Offensive – etwas dünn.
Darum kam eine Viertelstunde später Ángel di María für Lassana Diarra, um einen weiteren, echten Flügelspieler zu haben. Nun spielte Ronaldo ganz vorne, Di María links und Özil rechts, dazu Higuaín – der sich schon zuvor viele Bälle im Mittelfeld zu holen versuchte – in der Zentrale dahinter. Sofort hatte Real nach einer Aktion über Di María und Ronaldo die erste wirklich herausgespielte Torchance in der zweiten Hälfte. Kurz darauf fand eine Flanke von Özil, der auf der rechten Seite mehr brachte als zuvor in der Zentrale, quer durch den Strafraum auf Di María, der französische LV Cédric Hengbart und Kapitän Benoît Pedretti verschätzten sich fürchterlich, und Di María schoss unbedrängt zum 1:0 ein – in der 80. Minute, nur zehn Minuten vor Schluss.
Diese zehn Minuten fehlten den Hausherren am Ende, um das angestrebte 0:0 zu erreichen – achtzig Minuten gut verteidigt, und am Ende entscheidet ein individueller Schnitzer, der Stellungsfehler von Pedretti, gegen Auxerre. Da die Franzosen im ganzen Spiel zuvor praktisch gar nicht aus dem Spiel heraus gefährlich wurden (nur ein einziger lange Pass durch die Zentrale auf Jeleń im ganzen Spiel!) – und die beste Chance der 2. Hälfte ein Kopfball von Real-IV Pepe an den eigenen Pfosten war – schafften sie es auch in der restlichen Spielzeit nicht mehr.
Fazit: Real hatte zwar zwei Drittel Ballbesitz, kam gegen die geschickt und trocken verdeidigenden Franzosen aber kaum mit spielerischen Mitteln zu Torchancen; zumeist war Cristiano Ronaldo der Alleinunterhalter. Auxerre legte es von Beginn an auf ein 0:0 an und hätte es ohne den Abwehrschnitzer wohl auch geschafft. Nur selbst waren sie in der Offensive überhaupt nicht vorhanden – somit gewinnt am Ende die Mannschaft, die es zumindest versucht hat.
(phe)