Enke

Vor einer Woche nahm sich der deutsche Nationaltorwart Robert Enke das Leben. Er war 32 Jahre alt. Eine Tragödie, die zu Denken Anlass geben muss.

Nationale Trauer löste Enkes Tod aus. Das Niedersachsenstadion war zur Trauerfeier zum Bersten gefüllt – Deutschlands größte Trauerfeier seit dem Tod von Konrad Adenauer. Ob es alleine seine Biographie war, die seine Depressionen auslösten, ob da von klein auf Tendenzen da waren, oder ob es ein Mischung aus allem war: Ganz zu ergründen wird es wohl nie sein. Für Außenstehende ist das aber auch nicht entscheidend.

Wichtig ist: Bei aller Begeisterung, bei aller Liebe zum Spiel, auch bei allem (oft völlig überzogenem) Fanatismus, der dem Fußball entgegen gebracht wird, dürfen wir alle nie vergessen, dass der Fußball selbst am Ende des Tages nicht mehr ist als eine Summe von Einzelschicksalen. Eine Summe, in die viel hineinprojeziert wird, ja. Aber letztlich sind alle handelnden Personen, alle direkt und indirekt Betroffenen – vom deutschen Nationaltorwart bis hin zum Kassier in der Bierliga, vom Edel-Fan bis zum Journalisten – eben auch nur Menschen.

Die Anteilnahme am Freitod von Robert Enke ist vor allem deswegen so groß, weil er nie abgehoben wirkte. Und so allen vermittelt hat: Ich bin kein besserer oder schlechterer Mensch als alle anderen, nur weil ich im sportlichen Rampenlicht stehe. Ich sehe mich nicht als Star. Und sein Ende sendet damit auch das Signal aus: Mein Schicksal hätte jedem anderen genauso passieren können. Deshalb geht vielen gerade diese Entscheidung des so ruhigen und so unspektakulären Enke so Nahe: Weil hier keiner den Tod eines Fußballstars betrauert – sonden den Tod eines im Grunde ganz normalen Menschen.

Nie vergessen.

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.