Was beim 2:1 gegen Rumänien so alles auffiel

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Eines vorweg: Der einzige Unterschied zu den Spielen gegen die Türkei und Schweden war die Einstellung, die schon was von Pflichtspiel statt Testspiel hatte. Aber spielerisch und taktisch war das so ziemlich der gleiche Dreckskick, den man in den letzten Spielen schon sah. Nicht von ungefähr kommt, dass sich das ÖFB-Team keine einzige Torchance (!) selbst herausgespielt hat.

– Der große Gewinner des Abends (neben Jimmy Hoffer, der in den zwei Situationen, in denen er am Spiel teilnahm, das exakt richtige gemacht hat) war ohne Zweifel der junge Yasin Pehlivan. 20 Jahre und fünf Bundesliga-Spiele alt, spielte er wie ein Routinier. Unglaubliche Spielübersicht, kaum ein Fehlpass (auch in Bedrängnis), mit Mut zum Direktspiel. In den letzten zwanzig, dreißig Minuten ging ihm etwas die Luft aus, aber der Junge hat gefallen. Weiter so!

– Während Pehlivan den Ruhepol im zentralen Mittelfeld gab, war Pauli Scharner das positive Dreckschwein, der Aufräumer, der Grätscher. Er war sich für keinen Zweikampf zu schade, legte ebenso gute Übersicht an den Tag. Er weiß, welche Wege er gehen muss.

– Womit die Positiva im Mittelfeld schon erledigt wären. Denn über die Außen kam gar nichts. Arnautovic war leider bis auf einen sehenswerten Weitschuss und ein paar fürchterliche Freistöße in der Offensive komplett unsichtbar. Auch Beichler brachte nach vorne, vor allem vor der Pause, so gut wie gar nichts zu Stande, kam kaum zum Zug. Defensiv dafür bestritt er einige giftige Zweikämpfe.

– Die Folge: Viel Kreatives hatte das Mittelfeld nicht zu bieten. Arnautovic und Beichler kamen nicht ins Spiel, bei Scharner und Pehlivan hatten andere Aufgaben Priorität. So kam es, dass nicht selten das Mittelfel per hohem Ball überbrückt werden sollte (Ortlechner schlug da einige 60m-Pässe, auch Prödl). Kein Wunder, dass da nicht Gefährliches herauskam.

– Was heißt: Als Kapitän ist Ivanschitz zwar locker zu ersetzen (Pogatetz machte das gut), für das spielerische Element, das von ihm an guten Tagen ausgeht, konnte in dieser Mannschaft an diesem Abend keiner sorgen. Während hingegen Stranzl… ähm… wer war dieser Stranzl nochmal?

– Maierhofer wirkte, wie immer, etwas patschert am Ball und oft auch unbeherrscht. Er erfüllte jedoch seinen Zweck: Unruhe stiften, Gegenspieler binden. Er ging auch erstaunlich weite Wege. Wühlmaus Jimmy Hoffer kam nicht so richtig zur Geltung, was aber komplett wurscht ist – zwei Mal wurde er gebraucht, zwei Mal stand er richtig, zwei Mal behielt er die Ruhe. Seine ersten beiden Team-Tore sind dafür der verdiente Lohn.

– Ja, die Viererkette. Da Constantini eine Abwehrkette mit vier gelernten Innenverteidigern aufbot, waren die Außenpositionen mit Schiemer rechts und Ortlechner links natürlich nicht optimal besetzt. Was aber nichts daran ändert, dass diese beiden ihre Sache recht ordentlich gemacht haben. Ortlechner hatte vor allem in der Anfangsphase große Probleme mit dem Stellungsspiel, seine Anspiele kamen nicht und er ist auch sichtlich nicht der Schnellste. Aber über sein gutes Zweikampfverhalten fand er ins Spiel.

– Prödl und Pogatetz spielten eine zumeist recht ordentliche Partie. Aber die Tatsache, dass sie beide schon vor der Pause (vermeidbare) gelbe Karten kassierten, half ihnen vor allem in der rumänischen Druckphase in der letzten halben Stunde natürlich nicht. Je länger das Spiel dauerte und je größer der Druck der Rumänen wurde, desto mehr postierten sich die vier gelernten Innenverteidiger in der Kette aiuch tatsächlich also solche. Dadurch überließen sie den Rumänen die Flanken – logisch, dass die Bälle fast im Minutentakt durch den österreichischen Strafraum flogen.

– Daher konnte sich auch der eingewechselte Ümit nicht so richtig entfalten, weil er oft die halb verwaiste Defensivpostion hinter ihm mitübernehmen musste. Ähnliches gilt für den ebenfalls eingewechselten Hölzl.

– Torwart Gspurning darf seinen Kasten beim 0:1 natürlich nie verlassen, es bestand nicht die geringste Gefahr, aber ansonsten hielt er, was zu halten war. Schön zu sehen, dass er sich von einem derartigen Lapsus nicht komplett aus der Ruhe bringen lässt.

FAZIT: Bei Licht betrachtet war das Spiel der Österreicher über weite Strecken der gleiche Scheiß wie in den letzten Spielen. Es war eigentlich genau nichts besser als unter Brückner, außer dem Ergebnis. Erschreckend harmlos nach vorne, Kreativität im Mittelfeld nicht vorhanden (bzw. daran vorbeigespielt), die dünne Personaldecke auf den defensiven Außenpositionen ist ohnehin ein bekannte Umstand.

Hoffentlich glaubt jetzt keiner der Verantwortlichen, dass wir auf dem Weg der Besserung sind, nur weil dieses Spiel rein zufällig gewonnen wurde. Besser war nämlich, den wirklich braven Pehlivan mal ausgenommen, genau gar nichts.

Ach ja, meine Noten noch: Gspurning 4; Schiemer 4, Prödl 2, Pogatetz 2, Ortlechner 3; Arnautovic 5, Pehlivan 2, Scharner 3, Beichler 4; Hoffer 3, Maierhofer 4

Cool? Sag das doch anderen!

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.