Verschiebung der Schwierigkeiten

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In den vergangenen Jahren war es ja immer so, dass es für österreichische Vereine schwer bis  unmöglich war, in das 32er-Feld der Champions League-Gruppenphase zu kommen, dafür war das Erreichen des 40er-Feldes in der UEFA-Cup-Gruppenphase ein durchaus realistisches Unterfangen. Die Austria hat’s in fünf Jahren drei Mal geschafft und zwei Mal fast, der GAK war mal dabei und auch Rapid wäre fast mal durchgekommen. In Zukunft, im Zuge der Europacup-Revolution im Sommer, wird es wohl genau umgekehrt werden.
Da werden wir praktisch jedes Jahr auf einen österreichischen Teilnehmer an der Champions League hoffen dürfen, ohne dabei als Träuer abgestempelt zu werden. Aber an den Gruppenspielen der neuen Europa League werden eher nur die anderen Teilnehmen. Warum das so ist, möchte ich im Folgenden am konkreten Beispiel erläutern – am Beispiel der Mannschaften, die auch international gerade die interessanten Plätze belegen.

Nehmen wir also an, Salzburg wird Meister, und Rapid, die Austria und Sturm kommen in die Europa-League-Quali (also, zwei über die Meisterschaft und, Sturm oder die Austria als Cupsieger). Dann steigt Salzburg in der zweiten von vier Quali-Runden für die Champions League ein, und zwar in der Sektion der „schwächeren“ Meister. Da steigen fast alle Meister von UEFA-Platz 13 abwärts ein – nur die Meister von Tschechien, Belgien und Griechenland werden in der Dritten kommen, dazu gibt es eine „Ameisenrunde“ der Meister von San Marino und Konsorten. In dieser 2. von 4 Runden ist JEDER österreichische Meister gesetzt. Da hält das Los also Teams wie Georgia Tiflis, Linfield Belfast, Bohemians Dublin oder Inter Baku bereit – selbst Ventspils und Maribor dürften da sogar zu den gesetzten Teams gehören.

Steigt Salzburg also erwartungsgemäß auf, ist zumindest ein Platz in der letzten Play-Off-Runde für die Europa-League-Gruppenphase sicher. Scheitert Salzburg Mitte/Ende Juli gegen die Fußballriesen aus Island, Armenien oder Albanien, ist Schluss. So, nun gehen wir davon aus, dass die Bullen die Pflicht erfüllen und in die 3. von 4 Runden aufsteigen. Da kommen nun (nach aktuellem Stand) Anderlecht, Slavia Prag und Olympiakos dazu. Nehmen wir an, alle besser klassierten (also favorisierten) Teams steigen auf, dann wäre Salzburg auf Platz 11 von 20 – also knapp nicht gesetzt. Das wird sich wohl auch nicht mehr ändern, ist aber nichts, weswegen man in Depression fallen sollte. Mögliche Gegner in dieser Runde wären Anderlecht oder Lüttich, Slavia Prag, Olympiakos, FC Zürich oder Basel, Levski Sofia, Bröndby, Partizan Belgrad, Maccabi Haifa, Lech Posen und Dinamo Zagreb. Alles unangehem, ja – aber auch hauptsächlich Teams, gegen die man schon gewinnen müsste, will man in die Champions League. Sollte Salzburg doch noch unter die Gesetzten rutschen, geht’s gegen Teams wie Kalmar, BATE Borisov, Stabaek, Omonia Nicosia, Slovan Bratislava, Ventspils, und so weiter.

Bei einem Scheitern Anfang August geht’s in die Play-Off-Runde zur Europa-League-Gruppe, wie erwähnt. Bei einem Erfolg spielt sich Salzburg mit den weiteren 9 Aufsteigern Mitte/Ende August in einer weiteren K.o.-Runde die fünf Champions-League-Plätze aus. Auch hier: Nicht leicht, aber auch nicht unmöglich. Scheitert Salzburg in der letzten CL-Qualirunde, geht’s direkt in die Europa-League-Gruppenphase.

Womit ich zur neuen Europa League komme, die den UEFA-Cup ablöst. Der Liga-Zweite und der Liga-Dritte müssen als erste aus dem Trio einsteigen, und zwar in der 2. von 4 Qualifikationrunden. Zugegeben, wer Ende Juni/Anfang Juli (!) in dieser Runde spielen muss, ist ein armer Hund. Aber mehr als Aufbauspiele werden nicht warten. Viel schlimmer als Island, Bosnien oder Weißrussland wird der Gegner in dieser Runde nicht. Ein Aus in dieser Runde ist (auch, wenn man damit in Österreich vorsichtig sein sollte) im Grunde undenkbar.

In der 3. der 4 Quali-Runden kommt dann auch der Cupsieger dazu. Und hier warten auf Sturm (sicher ungesetzt) und Rapid (an der Grenze zwischen gesetzt/ungesetzt) schon ein paar richtig ekelhafte Gemeinheiten. Sprich: Im blödesten Fall Eindhoven, Leverkusen, Atletico Madrid, Galatasaray, AEK Athen, Roter Stern Belgrad, Fenerbahce Istanbul, und so weiter. Im günstigsten Falle Helsingborg, Hearts of Midlothian, Odense BK, Litex Lovetch, oder (worauf sich vor allem Rapid sehr freuen dürfte) Anorthosis Famagusta. Für die Austria als (kommendes Jahr letztmals) gesetztes Team wird es wohl etwas leicher – aber Young Boys Bern, Legia Warschau oder KRC Genk können auch ungute Gegner sein. Ziemlich sicher scheint aber: Hier wird das Austro-Trio erstmals gerupft.

Nehmen wir also an, die Austria und einer der beiden anderen mogeln sich irgendwie durch – dann wartet Mitte/Ende August in der letzten Quali-Runde, der sogenannten „Play-Off-Runde“, der nächste Brocken. Rapid/Sturm als garantiert nicht gesetzte Teams dürften sich dann auf hochkarätigen Besuch von Arsenal, der Roma, Ajax Amsterdam, Sporting Lissabon, Zenit St. Petersburg, oder eine in der vorletzten CL-Qualirunde gescheiterte Mannschaft (womöglich Glasgow Rangers, Benfica Lissabon oder Panathinaikos Athen) freuen – die ‚leichtesten‘ Lose wären da noch der FC Kopenhagen, Sparta Prag oder Anderlecht – plus natürlich alle starken Aufsteiger aus der letzten Runde. Für die Austria als (wahrscheinlich) gesetztes Team gälte es, sich gegen Toulouse, Cluj, ZSKA Sofia oder wiederum Lech Posen durchzusetzen. Gelingt dies, hat man es in die Gruppenphase geschafft.

In der Gruppenphase spielen dann insgesamt 48 Teams in zwölf Vierergruppen. Also: Der Titelverteidiger (sollte der sich nicht über die Liga für die CL qualifizieren), die 10 unmittelbar an der Champions-League-Quali gescheitertern Teams, und die 37 Sieger der letzten Qualirunde für die Europa-League.

Das heißt: Die Situation für den Meister wird sich mit dem neuen Modus zwar deutlich entspannen, weil eben nicht mehr Teams wie Valencia, Liverpool oder Juventus auf dem Weg in die Champions League warten. Dafür wird es im „kleineren“ Bewerb Europa League eher schwerer, in die ebenso Mitte September beginnenden Gruppenspiele zu kommen. Eben weil es dort durchaus noch zu Begegnungen mit den Vertretern aus den wirklich starken Ligen kommen kann. Ende August wird also in Zukunft für wohl mindestens die Hälfte des heimischen Europacup-Quartetts das Abenteuer Europa auch schon wieder vorbei sein.

Bislang haben sie’s ja meistens immerhin bis Ende September geschafft.

(phe)

Bild: Screenshot vom ORF

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.