Was beim 1:3 gegen Serbien so alles auffiel

Einige Anmerkungen zur 1:3-Heimniederlage gegen Serbien.

– Die Serben gehen von Anfang an erstaunlich zielstrebig in die Zweikämpfe. Damit haben die Österreicher wohl nichr gerechnet, jedenfalls ließen sie sich dadurch schon früh die Bereitschaft abnehmen, wirklich auch selbst in die Zweikämpfe zu gehen. Bestes Beispiel hierfür die 22. Minute, als sich Fuchs vom hakenschlagenden Krasic narren ließ.

– Dennoch war die linke Seite die produktive. Der sehr engagierte Fuchs und ein Pogatetz mit viel Offensivdrang (später auch Gercaliu, als dieser die Pogatetz-Position einnahml) versuchten einiges.

– Rechts hingegen war die große Leere. Jimmy Hoffer war mit der Rolle als ROM vollinhaltlich überfordert (gut, wer hätte es ihm auch beibringen können?), sodass Garics die Arbeit für zwei erledigen musste – und beides darunter litt. Nach vorne war wenig zielführendes dabei, nach hinten riss er dabei Löcher, die Hoffer nicht stopfte. Und im Defensivzweikampf agierte Garics zudem oft schlampig und nachlässig.

– Beim 0:1 war Aufhauser nur Geleitschutz. Wie er generell der ganz, ganz große Totalausfall war. Ohne jede Bindung zum spiel, vorsintflutliche Alibi-Passes, abenteuerliche Querpässe, völlig unbrauchbar im Spielaufbau. Nicht ein Ball Aufhausers in der Vorwärtsbewegung fand den gewünschten Abnehmer. Wenn Note 5 ein „nicht genügend“ ist, gebürt Aufhauser die Note 8. Er ist nicht nur ein Fremdkörper in der Mannschaft. Nein, er ist eine permanente Gefahr für sie – eine tickende Zeitbombe. Nicht von ungefähr lachte Brückner nach einem besonders schlechten Schussversuch Aufhausers zu Beginn der 2. Hälfte nur mitleidig, und nahm in wenig später raus. Er hätte ihn nie spielen lassen dürfen.

– Nochmal auf Garics zurück: Beim zweiten und beim dritten Tor war er nicht Hauptschuld, aber ungeschicktes Verhalten kann man ihm durchaus unterstellen. Beim 0:2 reagierte er nicht schnell genug, als der Ball vom Pfosten zurückprallte; und beim 0:3 versuchte er erst gar nicht, mit dem serbischen Konter mitzukommen. Mehr Anteil haben aber Scharner (der beim 0:2 nicht energisch genug in den Zweikampf ging, siehe oben) und Prödl (der sich beim 0:3 von Obradovic gleich zwei Mal austanzen ließ).

– Und noch einmal Hoffer: Er sah keine Bälle, missinterpretierte seine Position total. Vor dem serbischen Stangenschuss in der 31. Minute verlor er den entscheidenden Zweikampf – was macht er am eigenen Strafraum? Wenig später passte er den Ball von tief in der eigenen Hälfte nach vorne: Dorthin, wo er eigentlich selbst stehen sollte. Janko bekam den Ball zwar, konnte aber mangels Unterstützung nichts damit anfangen.

– Nach ebenjener Situation orientierte sich Hoffer mehr in die Spitze, wodurch ein 4-4-2 entstand. Was Garics nun auch offiziell mit doppelter Arbeit konfrontierte, weil Fuchs natürlich links blieb, Ivanschitz zur rechten Seite eine gerenrelle Abneigung hat, und Aufhauser eben Aufhauser ist.

– Scharner hingegen, obwohl am 0:2 ursächlich beteiligt, ist noch einer der positiven Erscheinungen im ÖFB-Team. Er rennt sich die Lunge aus dem Leib, ist ÜBERALL zu finden – beim verhinderen gegnerischer Eckbälle genauso wie beim Herausholen eigener, und er glänze mit einem klugen Pass sogar als Assistgeber zum Tor. Auch Fuchs wusste auf links zumindest mit seiner Einstellung zu überzeugen. Erstaunlich zu sehen, was er offenbar tatsächlich für ein Talent hat. Unter Lederer war es ja unmöglich, das wirklich zu zeigen. Jetzt muss er nur noch lernen, sich auch in Offensivzweikämpfen durchzusetzen.

– Unübersehbar: Der wahre Wortführer in dieser Mannschaft ist ohne jeden Zweifel Emanuel Pogatetz. Er organisiert die Mannschaft von hinten, redet mit den Mitspielern wann möglich bzw. notwendig. Er fordert Ruhe ein, wenn es zu Hektisch wird (erstmals schon in der 2. Minute), er gibt die Aggessivität vor, wenn er die Veranlassung dazu sieht. Er macht nach hinten dicht, und ist nach vorne aktiv – auch dann noch, als er nach der Stranzl-Verletzung in die IV rückte. Zudem machten der giftige Pantelic und der baumlange Zigic überhaupt keinen Stich. Mit einem Wort: Er ist der eizige wirklich Unverzichtbare in dieser Mannschaft.

– In der Vorwärtsbewegung funktionierte das Trio Gercaliu/Scharner/Fuchs mit zunehmender Spieldauer immer besser. Nur scheiterte Fuchs immer wieder daran, auch einmal was Produktives in den Strafraum zu bringen.

– Wenn Janko mal die Gelegenheit hatte, seinen Körper ins Spiel zu brigen, hatte Lukovic seine liebe Not. Alleine im Abschluss konnte sich Janko nur einmal wirklich ins Szene bringen – beim Ehrentreffern. Sicherlich keine wirklich gute Leistung, aber immer noch um Welten besser als das, was Maierhofer im Teamdress zeigte.

– Wirklich entscheidend mehr als Hoffer brachte nach der Pause Arnautovic auf der rechten Seite – mit dem Tausch kehrte Brückner zum offensiven Dreier-Mittelfeld zurück – auch nicht. Aber er zeigte wenigstens ein wenig mehr Präsenz als der Giftzwerg von Rapid, der diese zu keinem Zeitpunk während seiner 45 Minuten ausstrahlte.

– Säumel, der in der letzten halben Stunde Katastrophen-Aufhauser ersetzte, vermochte nicht, sich wirklich gewinnbringen ins Spiel einzuschalten. Aber immerhin muss man bei ihm nie die Angst haben, dass bei jedem Ballkontakt das Spiel der eigenen Mannschaft torpediert wird.

– Manninger war ein armer Hund. Im ganzen Spiel bekam er fünf Bälle auf sein Tor – einen holte der schön heraus, einer titschte auf die Latte, und bei drei war er absolut machtlos.

DAS WAR GUT: Manninger ist mit Selbstvertrauen aufgepumpt … Pogatetz ist in Topform … Gercaliu traut sich wieder was, gutes Zusammenspiel mit Scharner und Fuchs.

DAS WAR NICHT GUT: Hoffer kann nichts außer dem Strafraumwusler … Aufhauser sollte gerichtlich zum Karriereende verurteilt werden … Prödl braucht mehr Spielpraxis … Nehmt Ivanschitz endlich die Binde weg … Garics braucht einen Mittelfeldmann vor ihm, der im Zweifelsfall hinter him aufräumt … Janko braucht mehr Unterstützung in der Spitze … Standards waren völlig wirkungslos

Noten: Manninger 3 – Garics 5, Prödl 4, Stranzl s.v. (Gercaliu 3), Pogatetz 2 – Hoffer 6 (Arnautovic 5), Scharner 4, Ivanschitz 5, Aufhauser 6 (Säumel 5), Fuchs 4 – Janko 4

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.