800 österreichische Europacup-Spiele: Eine Bilanz

Das (eher peinliche) Spiel von Salzburg gegen die Litauer vom FK Suduva war das 800. Europacup-Spiel mit österreichischer Beteiligung. Nun sind es 802 Spiele (Sturm-Zürich und Austria-Georgia noch dazugerechnet). Durchaus ein Anlass, eine Bilanz zu ziehen – denn bis zum 900. Spiel könnte es noch einige Jährchen dauern, wenn es im aktuellen (schleppenden) Tempo weitergeht.
In den 407 Duellen (nicht 401, wegen diverser Einfach-Begegnungen in der Uefa-Cup-Gruppenphase, drei EC-Finals usw.) kam 176 Mal der österreichische Vertreter weiter, das entspricht einer Quote von 43%. Insgesamt stehen aus den 802 Spielen 290 Siege, 161 Unentschieden und 347 Niederlagen zu Buche, mit einer Tordifferenz von 1067:1204. Mit Ausnahme von Nordirland und Estland, sowie Liechtenstein, Andorra und Montenegro gab es schon Duelle mit jedem Land, das der UEFA angehört – im Juli wurde mit Salzburgs Gegner Banants auch die „Lücke“ Armenien geschlossen.

Die meisten internationalen Auftritte absolvierte Rapid – das eher deprimierende Aus gegen Anorthosis Famagusta war exakt das 100. Duell des Rekordmeisters. Genau 52 diese Duelle gestaltete Rapid erfolgreich. Die Bilanz ist damit genauso knapp positiv wie das der Austria: In den 90 Duellen der Violetten steht es 46:44 für sie. Insgesamt nahmen 18 Vereine an den Europapokalbewerben teil. Weitere Reihenfolge: Innsbruck (45 Duelle, 18x weiter), Sturm (42 Duelle, davon 17 gewonnen), der GAK (33 Duelle) und Salzburg (29). Ihren einzigen internationalen Aufrtitt in den Sand gesetzt haben Wiener Neustadt, Krems und Stockerau, in mehereren Versuchen haben es zudem Pasching (3x) und VÖEST Linz (4x) nicht geschafft, auch nur eine Runde zu überstehen.

Es gibt 15 Verbände, gegen die österreichische Vertreter noch nie ausgeschieden sind: Albanien (6x), Luxemburg, Malta (je 4x), Aserbaidschan, Färöer, Island, Kasachstan, Lettland, Litauen, Moldawien (je 2x), sowie Armenien, Irland, Slowenien und San Marino (je 1x). Einzelne Spiele wurden sehr wohl verloren, jedoch fast alle auswärts: Bis zu Salzburgs 0:1-Niederlage gegen Suduva war die Heimbilanz sogar absolut makellos.

Eine nachhaltig positive Bilanz haben österreichische Teams gegen Mannschaften aus Bulgarien (9 von 10), die DDR (8 von 11), Norwegen (7 von 9), Georgien (3 von 4), Finnland und Zypern (4 von 6), Türkei (7 von 11), und die Slowakei (5 von 8). Weitgehend ausgeglichen sieht die Sache bei Ungarn aus (7 von 12), wie auch bei Russland (8 von 14), Dänemark und Israel (3 von 6), Tschechien (6 von 13), Holland (8 von 18), der Schweiz (4 von 9), Griechenland (6 von 14) und Schweden (3 von 7).

Nicht so gut sieht es bei den anderen Ländern aus. Gegen Polen (4 von 11) zum Beispiel gab es kaum etwas zu bestellen, auch Belgien (6 von 18), Rumänien und Schottland (4 von 12), Serbien (2 von 6) und Kroatien (2 von 7) und die Ukraine (3 von 12) haben gegen uns eine deutlich positive Bilanz. Bosnien und Weißrussland haben jeweils ihr einziges Duell gegen österreichische Teams gewonnen.

Gegen die „Großen“ sieht es erwarutungsgemäß verflucht traurig aus. Allen voran die Bilanz gegen England ist verheerend: In 19 Duellen gegen die Teams von der Insel kam NOCH NIE ein österreichisches Team weiter. Als einziges Land, das über ein einziges Duell hinausgeht. Die Heimbilanz ist noch ausgeglichen (6-6-6), aber die Partien auf der Insel waren nicht selten echte Trauerspiele. Ein einziger Sieg (1:0 vom GAK in Liverpool 2004), fünf kümmerliche Törchen – selbst wenn davor Real, Juve oder ein anderer Großklub ausgeschaltet wurde, gegen englische Mannschaften war immer Schluss.

Einen deutlichen Unterschied zwischen Heim- und Auswärtsspielen gibt es auch in Spielen gegen Teams aus Deutschland. In Heimspielen, da sind wir den Deutschen überlegen: 11 Siege, 6 Remis und 6 Niederlagen stehen da zu Buche. Aber auswärts… 23 Spiele, 2 Remis, gar 21 Pleiten und 10:67 Tore in deutschen Stadien sind der Grund, warum erst 3x das deutsche Team den Kürzeren zog (Frankfurt und Karlsruhe 94 gegen Salzburg, dazu die Löwen 97 gegen Rapid). Generell sind die Auswärtsspiele in den führenden Fußball-Ländern Europas so eine Sache.

Neben den schlimmen Bilanzen in England und Deutschland können einen da auch andere Zahlen nachdenklich stimmen. Portugal: 10 Spiele, 10 Niederlagen, 2:30 Tore. Oder Spanien: 27 Spiele, immerhin zwei Siege (die Austria in der Erfolgssaison 04/05 in Saragossa und Bilbao), aber 21 Niederlagen und sagenhafte 18:81 (!!!) Tore. Lehrstunden wie das 1:9 von Tirol 1990 bei Real inbegriffen. Fünf der 27 Duelle gegen Spanier wurden gewonnen, eben drei davon von der Austria vor ein paar Jahren.

Zumindest hin und wieder – nämlich in 20% der Fälle – darf man sich als österreichischer Fußballfan über ein Erfolgserlebnis gegen Serie-A-Teams freuen. Zuletzt Salzburg gegen Udinese 2003 und Tirol gegen die Fiorentina 2000. Und immerhin ein Viertel der Duelle gegen Franzosen sieht den österreichischen Vertreter als Sieger.

Und um den Kreis zur Summenrechnung zu schließen: 54% Heimspiele wurden gewonnen, für zusammen immerhin 729 Punkte. Aus den Auswärtsspielen gibt es hingegen nur 19% Siege, und „nur“ 302 Punkte. Unterschiede zwischen Heim- und Auswärtsbilanz sind ganz normal, aber das ist eine größere Diskrepanz, als mir üblich erscheint.

Und was kommt in der Zukunft? Nun, die Anfänge in den 50er und 60er-Jahren waren traurig. In den 80er-Jahren gab es einen schönen Aufschwung, der gegen Ende der 90er-Jahre wieder verebbte. Ob wir so schnell wieder bessere Ergebnisse sehen? Ich weiß nicht so recht…

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.