Sebastian Prödl hat einen gefunden. Klaus Salmutter auch, Thomas Krammer genauso. Selbst bei Mark Prettenthaler hat schon ein neuer Verein zugeschlagen. Nur Kapitän Jürgen Säumel hängt noch in der Luft und statt einer Vollzugsmeldung kommen immer neue Vereine ins Spiel, und dabei geht die sportliche Wertigkeit derselben immer weiter nach unten. Erst war von Mönchengladbach die Rede – einem Aufsteiger in die Deutsche Bundesliga, der absolut das Zeug hat, sich auch in den kommenden Jahren wieder in dieser zu etablieren. Daraus ist nichts geworden: Anstatt Säumel zu holen, verpflichtete die Borussia einen Spieler aus Israel für die gleiche Position. Nächste Adresse: Hull City, Aufsteiger in die englische Premier League. Vom Spielniveau der Liga her sicherlich höher zu bewerten als Deutschland, mit dem Unterschied, dass den „Tigers“ kaum eine realisitische Chance auf den Klassenerhalt eingeräumt werden. Auf Säumel hätte also eine Saison voller sportlicher Prügel gedroht, jedoch in der derzeit besten Liga der Welt. Daraus wurde ganz offensichtlich auch nichts, denn nun wird schon der nächste Verein als potentieller Abnehmer gehandelt – der 1. FC Kaiserslautern. Der Traditionsklub aus der Pfalz liegt finanziell wie sportlich am Boden, konnte nur mit Glück den Sturz in die Drittklassigkeit (und damit wohl zur Liquidierung) verhindern. Zwar ist dort jetzt ein seriöser Manager (Stefan Kuntz) und ein Trainerfuchs (Milan Sasic) tätig, doch kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der demnächst beginnenden Saison ein Platz im Mittelfeld das Höchste der Gefühle sein dürfte.
Ob aus diesem Transfer nun etwas wird oder nicht – die Frage muss erlaubt sein, warum es dem 23-jährigen Sturm-Kapitän, immerhin EM-Teilnehmer, nicht und nicht gelingen will, einen brauchbaren Verein zu finden. Ja, warum es ihm nicht gelingt, überhaupt einen Verein zu finden, der ihn auch nimmt. Natürlich: Bevor er in Österreich kleben bleibt, ist es immer noch besser, nach Kaiserslautern zu gehen. Nach dem erst im allerletzten Spiel fixierten Klassenerhalt in der Zweiten Liga herrscht dort Euphorie und Aufbruchstimmung, zudem ist ein ein Verein mit großem Namen und ebenso großem Fanpotential. Der öffentliche wie mediale Druck ist selbst in Deutschlands Unterbau ein vielfaches dessen, was er von Sturm gewöhnt ist. In Graz gab es zwei, drei Zeitungen und ein, zwei TV-Stationen, einen Zuschauerschnitt von 10.000 Leuten. All das multipliziert sich auch in Kaiserslautern um ein Vielfaches. Ob die zugegeben schwache Performance von Säumel bei der EURO der alleinige Grund dafür ist, dass Säumel nur Absagen kassiert…?
Apropos Sturm: Den Grazern steht heute das erste Pflichspiel der neuen Saison bevor. Es geht im UI-Cup gegen den weißrussischen Mittelständler Schachtjor Soligorsk (TW1 überträgt live), ein in unseren Breiten völlig unbeschriebenes Blatt. Natürlich sollte man bei Sturm dieses Spiel nicht einfach abschenken. Aber als viel mehr als einen Test unter Wettkampfbedinungen sollte man es nicht sehen. Nicht, weil Soligorsk um so viel schwächer als die Foda-Elf wäre – wie gut die Weißrussen sind, wird man heute sehen. Nein, es geht viel mehr darum, dass die Grazer damit schon eine kleine Standortbestimmung hinter sich haben, bevor es am Dienstag im ersten Spiel der neuen Bundesliga-Saison gegen Meister Rapid gehen wird. Gerade, wenn man so viele Veränderungen im Kader vorzunehmen hatte wie die Grazer, ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Denn Testspiele sind schön und gut, aber bei erst den Weißrussen kann man sich sicher sein, dass sie das Spiel ernst nehmen werden (sonst hätten diese den polischen Vertreter in der 1. Runde nicht derart verdroschen). Darum sollte sich Sturm auch nicht grämen, wenn heute kein ansprechendes Ergebnis herauskommen sollte. Schließlich kann man die Erkenntnisse des UI-Cup-Spiels in den Saisonauftakt mitnehmen. Eine Gelegenheit, die Rapid nicht zur Verfügung hat.
(phe)