Zellhofer hätte es wissen müssen

Georg Zellhofer ist also nicht mehr Trainer in Ried. Nach nur wenigen Wochen im Amt, ohne ein einziges Bewerbsspiel als Verantwortlicher auf der Bank gesessen zu haben. Die Kadergestaltung war ihm nicht gut genug. Zwar kokketierte Zellhofer schon länger damit, aber im Grunde hätte er es von Anfang an wissen müssen.

Denn es ist ein bekannter Umstand, dass Ried das kleinste Budget aller zehn Bundesliga-Vereine hat. Es ist auch ein bekannter Umstand, dass die alte Mannschaft, wie sie sich in der abgelaufenen Saison präsentierte, nicht funktioniert hat. Es ist daher durchaus zu begrüßen, dass sich weite Teile dieser Mannschaft (nämlich sieben der 11 Stammspieler) verabschieden, schließlich sind einige davon durchaus mit dem schwachen Abschneiden der vergangenen Saison ursächlich in Verbingung zu bringen – ich rede hier von Akagündüz (der sich von Manager Hagmayr jedes Jahr aufs Neue den Kopf verdrehen lässt), von Ernst Dospel (der viel kassierte, aber wenig zeigte), Jürgen Pichorner, von Christoph Jank und Tomasz Rzasa (die über den Zenit hinaus sind), von Hans-Peter Berger (der mit seinem Über-Ehrgeiz kaum zum positiven Klima in der Mannschaft beigetragen hat). Von all den Abgängen wird wohl nur der von Harun Erbek wirklich schmerzen, und dass er nicht zu halten sein wird (dürfen), ist objektiven Beobachtern klar.

Aber: Thomas Gebauer ist ein gleichwertiger Ersatz für Hans-Peter Berger im Tor, Burgstaller ist um nichts schlechter als Jank, Stefan Lexa hat jede Menge Erfahung, Andi Bammer traf in der RedZac-Liga nach Belieben und neigt nicht mehr zur Überheblichkeit. Was der ehemalige Stuttgart-Junior Denis Berger kann, wie sich der Pole Strak einfügt, gut, dass sind Unbekannte. Und die Verletzung von Flo Mader ist Pech, dafür kann der Verein nix. Hinzu kommt, dass es eine handvoll Vereine gibt, die auch nicht besser dastehen als Ried. Hier sei Kapfenberg genannt; Kärnten, Altach und Mattersburg sind auch nicht alle außerhalb der Rieder Schlagdistanz. Die Chance auf den Klassenerhalt ist also absolut gegeben. Und dass es um nichts anderes als diesen geht, wusste Zellhofer vorher schon.

Also warum der Rückzug? Das kann zweierlei Gründe haben. Zum einen, dass Zellhofer seine Zeit in Pasching und seine Engagements bei Rapid und Austria (so erfolglos diese auch waren), zu Kopf gestiegen sind. Obwohl in Wien gescheitert, ist er sich für den Abstiegskampf zu schade. Oder, zweite Möglichkeit: Seine verunglückten Abstecher nach Wien haben seinen Glauben in sich selbst beschädigt, sodass er sich ein Erreichen der Ziele in Ried (die sich ja ohnehin nur knapp über der Grasnabe bewegen) nicht zutraut. Das käme einer sportlichen Bankrotterklärung Zellhofers gleich.

Für Ried gilt es nun, die positiven Dinge aus der Geschichte zu ziehen. Mit Gerhard Schweitzer wird nun ein Trainer übernehmen, der schon in der Bundesliga gearbeitet hat, und der vor allem aus seiner Zeit im Jugendbereich des ÖFB die jungen Spieler gut kennt und einen besseren Draht zu diesen haben dürfte, als Zellhofer – der dafür bekannt ist, Spieler unter 26 Jahren nur im äußersten Notfall einzusetzen. Außerdem ist der freiwillige Abgang Zellhofers die billigste Variante, von ihm loszukommen. Denn wenn ein Trainer schon mit deutlichem Widerwillen eine solche Aufgabe angeht, hätte ohnehin nichts Gescheites dabei herauskommen können. So spart man sich wenigstens die Abfindung.

Auf dem Boden bleiben, hart arbeiten, und den Abstiegskampf, der sich kaum vermeiden wird lassen, annehmen: Das ist der Schlüssel zum Erfolg im Innviertel. Wenn nicht die große Panik ausbricht, wenn man am Tabellenende steht, ist Ried ein Klassenerhalt sicher zuzutrauen. Gerade weil Zellhofer nicht der Trainer sein wird.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.