Rapid muss in der CL-Quali wohl nach Zypern, Salzburg im UEFA-Cup nach Armenien und die Austria nach Kasachstan. Wer sind diese drei Mannschaften?
Anorthosis Famagusta ist also der Gegner von Rapid. Dabei ist „Famagusta“ eigentlich Etikettenschwindel: Denn die Stadt Famagusta ist im türkischen Teil der Insel, sodass der FC Anorthosis vor mittlerweile 34 Jahren in das etwa 50km entfernte Larnaca umezogen ist. Der Verein ist 13-facher zypriotischer Meister (8x in den letzten 15 Jahren) im Fußball, für die Blau-Weißen hat es (welche Überraschung) noch nie für die Champions League-Gruppenphase gereicht. Aber Vorsicht ist dennoch geboten: Vor drei Jahren eliminierte man in der 2. CL-Qualirunde immerhin den damaligen türkischen Vizemeister Trabzonspor! Der Star bei der „Alten Dame“ (ja, wirklich) sitzt auf der Trainerbank. Temuri Ketsbaia (40) ist langjähriger Teamspieler aus Georgien, der auf dem Platz jede Menge internationale Erfahrung gesammelt hat, bei Teams wie AEK Athen oder Newcastle United. Er geht mittlerweile in seine fünfte Saison bei Anorthosis, er war in den vergangenen vier Jahren Spielertrainer und konzentriert sich nun ganz auf das Traineramt. Es gibt auch einige Spieler, die einem nicht unbekannt sind, wenn man sich mit dem Fußballgeschäft eingehend beschäftigt. Da steht zum Beispiel Arjan Beqaj im Tor: Er ist albanischer Teamtorwart. Davon darf man sich zwar nicht täuschen lassen, Albaner waren noch nie gute Torleute, aber immerhin. Auf der linken Verteidigerposition findet man Jeffrey Leiwakabessy, der sich in den letzten Jahren seine Brötchen von Alemannia Aachen bezahlen ließ, im Mittelfeld den Portugiesischen Wandervogel Paulo Costa (der jedes Jahr einen anderen Verein hatte, wie z.B. Bordeaux und Porto, zuletzt Aris Limassol). Anorthosis ist eine Legionärstruppe: Neben dem Albaner im Tor, dem Holländer hinten und dem Portugiesen in der Mitte gibt es noch Spieler aus Frankreich, Serbien, Polen und natürlich Griechenland. Das darf aber alles nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Mannschaft internationalen Ansprüchen ernsthafter Natur nicht genügt. Es handelt sich hier sicherlich um eine brauchbare Mannschaft, die in der 1. Qualirunde sicher eine der besseren ist, aber nichts, wovor man ich wirklich fürchten müsste. Mannschaften aus Zypern sind unangenehm (vor allem Auswärts), aber außerhalb der Heimat oft eine Klasse schwächer. Gelingt Rapid ein Auswärtstor, steht die Türe in die 3. Qualirunde ganz, ganz weit offen. Die Chancen auf den Aufstieg würde ich auf 65-70% beziffern. Ach ja: Anorthosis muss vorher noch in der 1. Qualirunde am armenischen Meister Pjunik Jerevan vorbei. Das sollte aber kein wirkliches Problem sein.
Leichter zu schlagen sind da sicher Banants Jerevan (Salzburgs Gegner) und Tobol Kostanaj (gegen die die Austria spielen muss). Dafür sind sie auch umso unbeschriebenere Blätter. Tobol Kostanaj (Vereinsfarben Gelb-Blau) kommt aus der kasachischen Stadt Kostanaj im äußersten Norden dieses großen Landes. Die Stadt, die etwa so groß ist wie Graz, liegt am Fluss Tobol. Der nach diesem Fluss bennante Klub hat auch schon Österreich-Erfahrung: Vor einigen Jahren musste Pasching im UI-Cup die weite Reise antreten. Trotz der fünf Stunden Zeitunterschied (!) fuhr Pasching recht locker über dieses Team drüber. Im letzten Jahr kam man erstanunlicherweise durch den UI-Cup durch, mit Siegen über Slovan Liberec und OFI Kreta – keine schlechte Leistung. Und dass Teams aus Kasachstan unangenehm sein können, weiß man ja seit Mattersburgs Dusel-Auftritt gegen Aktobe letztes Jahr. Der FC Tobol ist in den letzten Jahren beständig im Vorderefeld der Tabelle zu finden und führt diese aktuell (zu Saisonhalbzeit) sogar an. Auf die wenig bekannten Spieler einzugehen, bringt aber nichts.
Wie auch bei Banants Jerevan. Beim Team aus der armenischen Hauptstadt (1,1 Millionen Einwohner) spielen zwar einige Teamspieler aus Armenien, aber der Bekanntheitsgrad dieser Spieler geht hierzulange stramm gegen Null. Lediglich für Ibrahim Sekagya wird es eine Reise zu einem Landsmann: Noah Babali Kasule, wie Sekagya aus Uganda, spielt dort. Banants war in seiner Geschichte zwei Mal armenischer Cupsieger, konnte in sieben Europacup-Teilnahmen erst ein einziges Mal überhaupt die erste Qualirunde überstehen. Für die Austria gilt genauso wie für Salzburg: Das Weiterkommen ist absolute Pflicht, und normalerweise sogar mit den RedZac-Teams möglich. Ein Scheitern wäre eine Blamage färöer’schen Ausmaßes.