Zumindest könnte man das meinen, wenn man sieht, wen man da geholt hat – nämlich Georg Koch. Einen durchschnittlich begabten, schon deutlich in die Jahre gekommenen Torwart-Wandervogel, der von Düsseldorf über Cottbus und Kaiserslautern bis Duisburg schon einige putzige Vereine abgeklappert hat, ehe er vor einem Jahr bei Dinamo Zagreb landete und dort überlegen Meister wurde. Ach ja: Georg Koch ist 36 Jahre alt.
Er soll die Lücke schließen, die die Erkrankung von Helge Payer zumindest für ein halbes Jahr (wie lange genau, weiß man ja nicht so exakt) ins Tor des Meisters riss. Das klingt erstmal nach einer guten Idee und wäre eigentlich nicht der Rede wert. Wenn Rapid nicht mit Andreas Lukse einen hochtalentierten Torwart in den eigenen Reihen hätte, der im November erst 21 wird, und bei der U20-WM in Kanada unter Drucksituationen bewiesen hat, dass er ein absolut fähiger Torwart ist. Ich rede hier also nicht von sinnlosen Testspielen der U20 gegen Ungarn oder Luxemburg, ich rede auch nicht von sinnlosen Rapid-Testspielen gegen Gramastetten und Wulkaprodersdorf – sondern von einer Weltmeisterschaft, bei der die Mannschaft ja doch immerhin ins Semifinale einziehen konnte. Für mich ein ziemlich eindeutiger Beweis, dass bei diesem Burschen auch in der Bundesliga die Nerven halten würden, und sich von (hoffentlich) zwei Champions League-Qualirunden auch nicht mehr einschüchtern lassen würde, als der Rest der Mannschaft.
Indem man dem nach Leoben ins Exil verbannten Lukse aber einen Oldie wie Georg Koch vor die Nase setzt, gibt man ihm zu verstehen: „Wir trauen es dir nicht zu, bei uns in der Kampfmannschaft zu spielen!“ Das muss für Lukse heißen: Er muss so schnell wie möglich weg aus den Klauen von Rapid, denn spätestens mit der Verpflichtung von Koch muss er wissen, dass er NIE eine ernst gemeinte Chance bei Rapid bekommen wird. Und er muss dabei darauf hoffen, dass es Vereinsverantwortliche gibt, die die Spiele in Kanada gesehen haben.