Falsches Spiel

Falsches Spiel VON Roland Linz – oder falsches Spiel MIT Roland Linz? Diese Frage durfte einen schon beschäftigen, als unser Teamverweser H. den Portugal-Legionär auf drigendes Geheiß unseres ÖFB-Verwesers S. aus dem Team eliminierte, weil der einzige ersthafte Goalgetter aus Österreich so spielt, wie ein Goalgetter nun mal zu spielen hat – auf Chancen lauern und dann abdrücken. Wer sich nun nicht das (vorhersehbare) Unspiel der Austria in Schweden angetan, sondern sich das UEFA-Cup-Spiel Braga-Bayern bei den Kollegen des ZDF gegeben hat, der wurde in dieser Frage schlauer.

Denn, oh Wunder: Roland Linz spielte genauso wie im Nationalteam. Soll heißen: Über weite Strecken des Spiels steht er vorne, als alleinige Spitze, und tut gar nichts. Er hat auch keinerlei Defensiv-Aufgaben – sogar gegen den übermächtig scheinenden FC Bayern. In der kompletten 1. Hälfte war er vielleicht drei Mal am Ball. Er machte dabei sogar ein wunderschönes Tor aus einem sehenswerten Drehschuss; dass dieses wegen eines vorangegangen Fouls eines Mannschaftskollegen nicht zählte, war nicht sein Fehler.

Selbst, als die Bayern früh in der 2. Hälfte in Führung gingen, änderte sich der Spielstil der Portugiesen kaum, detto die von Roland Linz. Hie und da ließ er sich zurück zur Mittellinie fallen, aber im Großen und Ganzen wartete er weiterhin in der Spitze auf Zuspiele seiner Teamkollegen. Einmal kam eines an, Linz fackelte nicht lange, traf prompt zum Ausgleich. Ein weiteres Mal stand Linz völlig frei im Fünfmeterraum, wartete jedoch vergeblich auf das Zuspiel seines Mitspielers, der es (erfolglos) selbst versuchte.
Das Offensivspiel der Portugiesen aus dem Mittelfeld beschränkte sich zumeist auf Ball halten und Lücke suchen, ein- oder zweimal war eine da, es folgte der Pass auf Linz, Tor. Wenn man mal gnädig davon absieht, dass Braga technisch und taktisch natürlich besser war als das ÖFB-Team: Ein oder zwei Pässe auf die Spitze müsste auch die österreichische Nationalmannschaft zusammenbringen. Und wenn da vorne ein kaltblütiger Strafraumstürmer vom Spielstil Linz (oder analog Polster, wenn man so will) steht, anstatt einer nationalen Größe wie Kuljic, kann sogar ein Tor herausschauen. Selbst wenn der Gegner objektiv gesehen klar besser ist als man selbst.

Übrigens, Braga erreichte durch das Tor von Roland Linz ein sehr respektables 1:1. Die Frage wir also immer aktueller: Spielt Linz falsch, oder wird mit Linz falsch gespielt…?

Cool? Sag das doch anderen!

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.