Sag einfach NÖ!

Nun schreibe also auch ich hier rein – Philipp Eitzinger, Mitarbeiter u.a. bei den Internetplattformen der Regionalliga Mitte und der Oberösterreichliga. Und, ach ja: Ich bin einer von jenen Unverbesserlichen, die trotz der aktuellen Entwicklung glauben, dass der österreichische Fußball wieder bessere Zeiten erleben wird. Wenn man die richtigen Maßnahmen setzt. Das heißt auch: Aus Fehlern lernen.

Denn normalerweise sollte man meinen, wenn man einmal einen Fehler gemacht hat, der in einem mittelschweren sportlichen und in einem beträchtlichen finanziellen Desaster endete, wird man einen zweiten Versuch des gleichen Modells meiden wie der Teufel das Weihwasser. Normalerweise, denn da Schwadorf-Mäzen Richard Trenkwalder als ausgewiesener Nicht-Fachmann in Fußballfragen erstaunlich beratungsresistent ist, verwundert es eigentlich nicht, dass eine gescheiterte Idee aus den Neunzigern reaktiviert wird. Der FC Niederösterreich.

Rückblende, Juni 1996. Die Admira wurde Vorletzter musste daher in die Relegation – ausgerechnet gegen Satellitenklub Gerasdorf. Als die Außenseiter das Hinspiel in der Südstadt auch noch 4:3 gewannen, war das Gelächter groß und Admira-Trainer Knaller seinen Job los. Dass Admira-Wacker, wie der Verein damals schlicht hieß, das Rückspiel gar 6:0 gewann, macht heute noch zumindest einen schiefen Eindruck – vor allem, weil in weiterer Folge Gerasdorf-Trainer Kurt Garger Trainer bei der Admira wurde… sorry, beim SCN Admira. Denn auf Geheiß von ganz oben wurde zwar nicht mit dem VSE St. Pölten fusioniert, aber dennoch der SC Niederösterreich Admira/Wacker aus der Taufe gehoben. Dieses Gebilde spielte in der folgenden Saison 1996/97 dann 13x in der Südstadt, 4x in St. Pölten und 1x in Krems, hatte einen doch eher peinlichen Zuschauerschnitt von 2.000 Leuten, wurde natürlich Letzter und ging obendrein noch pleite. Selbst ging man mit dem VfB Mödling zusammen und blieb dank der “Fusion” der Linzer Klubs dann doch noch ein Jahr in der Bundesliga.

Eine wahre Erfolgsgeschichte also. Und weil Trenkwalder mit seinen abgehalfterten Ex-Stars in der RedZac-Liga statt auf dem Auf- auf einem Abstiegsplatz steht, wird schon nach Alternativen zum aktuellen Modell seines mäßig symathischen Plastik-Klubs gesucht. Was würde sich da besser anbieten, als ein Zusammengehen mit der aktuell auch in der Regionalliga nicht gerade erfolgsverwöhnten Admira? Zumal die ja bekanntlich im Fusionieren schon routiniert ist. Mal abgesehen von den infrastrukturellen Vorteilen, die auf der Hand liegen – Akademie, Stadion usw. – stellt sich aber dennoch die Sinnfrage. Wen will Trenkwalder damit ansprechen – die 400 Fans, die immer noch zu den Admira-Spielen kommen und die nur unwesentlich mehr, die sich für keinen noch so sehr mit dem Holzhammer vorgetragenen Kommerz á la Schwadorf vereinnahmen lassen?

Mit der Admira kann man’s ja machen. Nur muss auch die Frage gestattet sein: Ist das dann wirklich ein FC Niederösterreich? Schileßlich befindet sich Schwadorf in der Einflugschneise der Flughafens Schwechat – und der SV Schwechat gehört zum Wiener Verband. Und die Admira wird von kaum einem Niederösterreicher als ein Verein aus dem blau-gelben Bundesland angsehen, sondern ist in der allgemeinen Wahrnehmung ein Wiener Verein und wird dies, nicht zu unrecht, auch immer bleiben. Das Modell mit St. Pölten ist schon einmal gescheitert – warum sollte es diesmal funktionieren? Und unter welcher Federführung soll das Projekt laufen – unter der von Geschäftsmann Pishyar oder den von Geschäftsmann Trenkwalder, beide ja keine Koriphäen in fußballerischen Fachfragen? Mit welcher Mannschaft – der unkonstanten Rasselbande von der Admira oder der bislang doch eher hüftsteifen Altherren-Combo aus Schwadorf? Und vor allem: Was passiert, wenn der SKN St. Pölten tatsächlich dieses oder nächstes Jahr in die RedZac-Liga aufsteigt, mit einem schönen neuen Stadion, dessen Bau bereits fix ist?

Richard Trenkwalder wäre gut beraten, nicht den gleichen Fehler zu machen, wie er schon vor elf Jahren gemacht wurde. Die Aussichten auf Erfolg sind gering – noch geringer als die Chancen, dass Schwadorf heuer doch noch in die Bundesliga aufsteigt.

Cool? Sag das doch anderen!

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.