„Theorie bringt den Fußball nicht weiter“ – Interview mit TFV-Präsident Geisler

„Grau ist alle Theorie – sie bringt den Fußball nicht weiter!“ Das sagt mit Josef Geisler der Präsident des Tiroler Fußballverbandes. Ballverliebt hat sich mit ihm unterhalten.

Herr TFV-Präsident Geisler, Sie werden in der „Kronen Zeitung“ (Abendausgabe vom 9. August 2011) mit der Aussage zitiert, dass das ÖFB-Team nicht in „die Hände der Theoretiker“ fallen dürfe. Wie meinen Sie das genau?

Genau wie ich es gesagt habe. Ich persönlich bin der Meinung, dass die Mannschaft am Besten aufgehoben ist bei den Praktikern, die im Moment die Verantwortung haben, also Herrn Constantini und Herrn Zsak. Denn wie heißt es so schön: „Grau ist alle Theorie“ – sie bringt den Fußball sicherlich nicht weiter.

Dabei mehren sich aber die Stimmen, die genau einen solchen Teamchef fordern?

Ja, und ich will nicht, dass diese Forderungen unwidersprochen im Raum bleiben. Ich habe im Direktorium meine Meinung kundgetan, weil das auch von den Vereinen, die ich als Verbandspräsident von Tirol vertrete, so erwartet wird. Ich habe das medial auch nicht nur dem Herrn Linden so gesagt, sondern schon letzte Woche in der Tiroler Tageszeitung.

Warum, glauben Sie, flammt die Kritik an Constantini immer wieder auf?

Das weiß ich nicht. Wenn man ihm aber vorwirft, dass er ein Sturkopf wäre, dann muss ich sagen, dass man das schon vorher gewusst hat. Wo Constantini draufsteht, ist Constantini drin.

Hätten Sie ein Problem mit einem „Theoretiker“ im Trainerstab?

Das hängt von dessen Persönlichkeit ab. Man muss das ja auch mit einem Gesicht verbinden können.

Gut. Nach der Heim-EM war etwa Mirko Slomka ein Thema als Teamchef, dieser feiert nun in Hannover mit bescheidenen Mitteln großartigen Erfolg.

Das stimmt schon. Aber ich finde es großartig, wenn ein Teamchef jungen, hungrigen und aufstrebenden Spielern die Chance gibt, sich auf internationaler Ebene zu bewähren. Am Ende ist ein Trainer aber nun mal auch von den ihm zur Verfügung stehenden Spielern abhängig.

Es heißt aber, dass die aktuelle Spielergeneration die beste seit lange Zeit ist.

Kommen Sie mir jetzt nicht damit, dass unsere Nachwuchsarbeit so toll wäre, mit all den modernen Mitteln wie diesen High-Tech-Zahnspangen in  Kolumbien (Anm.: Diese stellen den Kiefer in eine offenere Stellung, wodurch mehr Sauerstoffzufuhr möglich ist – auch Ried verwendet sie). Was haben die denn damit erreicht? Gar nichts, nicht einmal ein Tor haben sie geschossen. Und die U21 ist letztes Jahr auch gescheitert…

An Weißrussland, denen bei der U21-EM vor sechs Wochen zwei Minuten zum Finaleinzug gefehlt haben…

Das mag ja sein, aber der Vergleich hinkt doch. Die besten Spieler in diesem Alter spielen doch schon längst in der A-Mannschaft, das wissen Sie so gut wie ich.

Neun der elf Weißrussen aus der Qualifikation waren auch bei der U21-EM im Stamm.

Aber dennoch, die sollten doch nicht besser als unsere sein. Und doch haben wir uns nicht qualifiziert. Wie gesagt, ich stehe nicht an, auch andere Meinungen als die meine gelten zu lassen. Aber ich bin nun mal der Meinung, dass wir mit einem Trainerteam Constanini/Zsak gut gefahren sind und das jetzt auch nicht ändern sollten.

Herr Geisler, wir danken für das Gespräch!

Cool? Sag das doch anderen!

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.