foda – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 27 Jun 2021 08:03:35 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Bitteres EM-Aus nach 120 Minuten: Österreich hatte Italien am Haken https://ballverliebt.eu/2021/06/27/bitteres-em-aus-nach-120-minuten-oesterreich-hatte-italien-am-haken/ https://ballverliebt.eu/2021/06/27/bitteres-em-aus-nach-120-minuten-oesterreich-hatte-italien-am-haken/#comments Sun, 27 Jun 2021 08:02:53 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17617 Bitteres EM-Aus nach 120 Minuten: Österreich hatte Italien am Haken weiterlesen ]]> Was wäre gewesen, wenn Marko Arnautovic bei seinem Tor zehn Zentimeter weiter hinten gestartet wäre…? So hatte Österreich im EM-Achtelfinale die Italiener am Haken, aber in der Verlängerung rettete sich die Squadra Azzurra zu einem 2:1-Sieg. Dennoch darf das Match als Höhepunkt der Ära Foda betrachtet werden – und als eines der erinnerungswürdigsten Spiele überhaupt in den letzten Jahrzehnten.

Italien – Österreich 2:1 n.V. (0:0, 0:0)

Die Formationen

Fast alles wie erwartet: Franco Foda setzte auf das selbe Personal wie beim 1:0 gegen die Ukraine, mit dem Unterschied, dass Schlager etwas höher postiert war und das System ein 4-1-4-1 wurde. Bei Italien kehrte die Einser-Formation wieder zurück, die bereits in den ersten beiden Gruppenspielen am Feld war; Di Lorenzo und Acerbi waren wieder für den verletzten Florenzi und Chiellini aufgeboten.

Engagierter Beginn von Österreich

In den ersten Minuten war das ÖFB-Team bemüht, die Italiener schon in deren eigener Hälfte zu stören; allerdings eher als Gegenpressing, nicht so sehr als volles Angriffspressing. Die Absicherung war wiederum gut (vor allem Schlager und Grillitsch postierten sich hierbei geschickt). Überhaupt war Grillitsch sofort der Dreh- und Angelpunkt im österreichischen Spiel.

So hielt man die Italiener in den ersten zehn Minuten gut vom eigenen Tor weg und die Sieger der Gruppe A mussten sich erst einmal etwas neu orientieren. Recht früh allerdings war schon die bekannt offensiv-starke linke Seite mit Spinazzola und Insigne die bevorzugte Route. Bei Ballgewinnen wurde vornehmlich auf diese Seite verlagert, auch Abwürfe von Donnarumma landeten in der Regel bei Spinazzola.

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Wie vorm Sprint auf der Radrennbahn

Nach etwa 10 Minuten zog sich Österreich zunächst ein wenig, dann immer spürbarer zurück. Der Druck auf den Gegner wurde weniger, auch weil Italien nun den Ball vermehrt den Österreichern überließ und durch kurze Anlaufbewegungen im Mittelfeld einen vertikalen Aufbau beim ÖFB-Team verhindert. So gelang es Italien, selbst die Kontrolle über das Spiel und in der Folge auch über den Ballbesitz zu etablieren.

Baute Italien von hinten heraus auf, geschah dies aus einer Dreierkette; Di Lorenzo rückte ein, dafür orientierte sich Spinazzola sehr hoch. Österreich zog sich immer weiter zurück, Italien ließ geduldig den Ball zirkulieren und wartete darauf, dass sich eine Lücke auftut. Es gab einige Halbchancen, aber Österreich hielt dicht.

Italien hielt das Tempo sehr gering und auch das ÖFB-Team zeigte über eine halbe Stunde keine Ambition, dieses anzuziehen. Es wirkte wie bei einem Sprint auf der Radrennbahn, wo die Kontrahenten beinahe stehen bleiben und darauf lauern, dass sich der andere zuerst bewegt. Lainer und Laimer isolierten Spinazzola gut; Verratti und Jorginho standen sich ein wenig selbst auf den Füßen.

Druck auf Jorginho und Verratti

Es war das Team aus Österreich, das sich nach der Pause als erstes bewegte. Der ganze Block schob sehr viel weiter nach vorne und wie zu Beginn der ersten Hälfte wurde schon in der italienischen Hälfte Druck auf den Ballführenden ausgeübt. Dies geschah sehr zielgerichtet: Das Mittefeld-Trio mit Grillitsch, Schlager und Sabitzer ging nun sehr präzise daran, die Kreise von Jorginho und Verratti einzuengen – Schlager kümmerte sich vornehmlich um Verratti; Sabitzer und Grillitsch gingen Jorginho an.

So gelangen zahlreiche Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte und die Italiener kamen kaum mehr dazu, einen eigenen Aufbau zu etablieren. So kam Österreich zu einigen Möglichkeiten, wie durch den Freistoß an der Strafraumgrenze (52.), durch Sabitzer (62.) und Arnautovic nach der folgenden Ecke – und letztlich das vermeintliche 1:0 durch Arnautovic in der 64. Minute, dass wegen einer knappen Abseitsstellung beim Anspiel von Alaba annulliert wurde. Es folgten Sabitzers Möglichkeit (68.) und das mögliche Ellbogen-Elfer-Foul an Laimer, wobei dieser aber wiederum knapp im Abseits war.

Mancini versucht, das Spiel zu retten

Die Italiener zeigten Wirkung. Nicolò Barella, der statt des defensiveren Di Lorenzo als Unterstützung für Rechtsaußen Berardi vom Nachschub zunehmend abgeschnitten war und auch schon die gelbe Karte gesehen hatte, beschäftigte sich mehr mit dem Referee als mit dem Spiel. Zudem ließen bei Verratti – der in der Saison selten wirklich fit war und auch aus dem Spiel gedrückt wurde – die Kräfte nach. Mancini brachte für die beiden Pessina und Locatelli.

Die Ausrichtung wurde dadurch auf dem Papier offensiver, vertikaler – es galt in den Rücken der aufgerückten österreichischen Abwehrlinie zu kommen, wenn man schon nicht mehr zwischen die Linien kam. Es gab auch tatsächlich nun einige Situationen, aber die Abwehr konnte stets genug verzögern, dass es nicht zu einem allzu gefährlichen Abschluss kam.

Kurz vor Ablauf der 90 Minuten warf Mancini, wiederum positionsgetreu, Chiesa und Belotti für Berardi und Immobile in die Schlacht. Bei Foda war die Auswechslung des müdegelaufenen Baumgartner der erste Tausch. So ging es mit 0:0 in die Verlängerung.

Italien schlägt schnell zu

Österreich wollte dort anschließen, wo man in der regulären Spielzeit aufgehört hatte, aber innerhalb weniger Minuten gelang Italien das Tor zum 1:0 – Alaba hatte sich vom in den Strafraum nachrückenden Pessina aus der Position ziehen lassen und Chiesa und Laimer kam nicht mehr ganz rechtzeitig, um das Tor zu verhindern.

Nun hatte Italien Österreich dort, wo man sie haben wollte. Die Squadra Azzurra konnte den Österreichern nun den Ball wieder vermehrt überlassen und im Mittelfeld wiederum mit kurzen Anlaufbewegungen stören, auf Ballgewinne lauern und hinter die aufgerückte Abwehr kontern. Kalajdzic kam für den körperlich völlig bedienten Arnautovic, aber Italien schien dem 2:0 nun näher zu sein. Bachmann hatte schon einen Freistoß aus dem Winkel gekratzt, nach dem folgenden Eckeball aber konzentrierten sich Dragovic und Hinteregger beide auf Acerbi, vergaßen aber Pessina im Rücken. Der traf.

Österreich wirft weiter alles rein

Zweite Hälfte der Verlängerung

Realistischerweise geschlagen, steckte Österreich aber nicht auf. Für die zweite Hälfte der Verlängerung kam nun ein 4-2-4-Brechstange-System zum Einsatz; Schaub führte sich gleich mit einem krachenden Weitschuss ein, Sabitzer zielte etwas zu hoch – und dann versenkte Kalajdzic eine Ecke per Kopf knapp über Bodenlevel zum 1:2-Anschlusstreffer im Netz.

Die Italiener drehten aber geschickt an der Uhr und ließen in den letzten Minuten nichts mehr zu. Österreich war knapp ausgeschieden.

Fazit: Beste Vorstellung unter Foda

Wie die erste Halbzeit gegen die Ukraine hat nun auch die zweite Halbzeit gegen Italien gezeigt, wie gut Österreich sein kann, wenn das Team entsprechend der Stärken der Spieler agieren darf. Der Schachzug, Verratti und vor allem Jorginho ukaus dem Spiel zu pressen, war goldrichtig und ging gut auf. Wenn es der Matchplan von Foda war, die Italiener in der ersten Hälfte einzulullen und in der zweiten zu überrumpeln, haben nur ein paar Zentimeter beim Arnautovic-Tor gefehlt, dass er auch aufgeht.

Mit den letzten beiden Spielen hat sich der Teamchef mit Sicherheit viel Kredit zurückgeholt, der in den Monaten und Jahren davor verspielt worden war. Österreich hatte Italien am Haken und die Italiener haben sich kraft ihrer individuellen Klasse und durch ein wenig Glück davon befreit. Ein Reality Check war das nach dem Gruppenspielen gegen schwache Kontrahenten – wie auch das 0:4 von Wales gegen Dänemark zuvor offenbart hat – aber durchaus.

Österreich kann die EM mit erhobenem Haupt verlassen. Ja, man will in einer EM-K.o.-Phase keine moralischen Siege, sondern echte. Aber es ist doch oft eher das „Wie“, das in Erinnerung bleibt, nicht so sehr das „was“. Und das „Wie“ war vor allem in den letzten beiden Spielen mehr als in Ordnung.

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Österreich verliert 2:3 gegen geschickte Rumänen https://ballverliebt.eu/2020/09/08/osterreich-rumanien-nations-league/ https://ballverliebt.eu/2020/09/08/osterreich-rumanien-nations-league/#comments Tue, 08 Sep 2020 08:06:33 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17178 Österreich verliert 2:3 gegen geschickte Rumänen weiterlesen ]]> Drei Tage nach dem sehr ordentlichen 2:1-Erfolg in Olso verlor Österreich das zweite Nations-League-Spiel daheim gegen Rumänien mit 2:3. Neben individuellen Schnitzern in der österreichischen Abwehr trug auch ein punktgenau eingestelltes rumänisches Team dazu bei, dass dies auch ein verdientes Resultat darstellt.

Österreich – Rumänien 2:3 (1:1)

Das rumänische Team

Für Mirel Rădoi war dies der erste Doppel-Spieltag als rumänischer Teamchef und es ist bereits eine klare Handschrift zu erkennen. Bei seinem Debüt gegen Nordirland (wo Rumänien als klar besseres Team in Überzahl kurz vor Schluss noch einen sicher scheinenden Sieg verschenkt hat) zeigte Rumänien ein zielgerichtetes Spiel gegen den Ballführenden, nahm dem Gegner dadurch Zeit und vor allem Passoptionen weg und setzte im Ballbesitz auf schnelle, kurze Pässe.

Nun, gegen Österreich, änderte Rădoi sein System (4-1-4-1 statt 4-3-1-2), blieb dem Spielstil vom 1:1 gegen Nordirland jedoch im Wesentlichen treu und adaptierte auf jede Stärken, die Österreich beim Erfolg in Norwegen an den Tag gelegt hatte.

Rumänien mit Blitzstart

Das Team von Franco Foda lief gegenüber Oslo personell leicht verändert auf (Baumgartlinger und Grillitsch im DM, Schlager als Zehner, dafür Sabitzer rechts); ein geduldiger Spielaufbau gegen einen defensiven Gegner wie in Norwegen ging sich gegen die Rumänien aber von Anpfiff an nicht aus. Sie zeigen einerseits sofort ihr Angriffspressing, während sie sich aus jenem des ÖFB-Teams recht sicher befreien konnten.

So bot sich schon in der 3. Minute ein Gegenzug hinter die österreichische Pressingwelle und die entblößte Restverteidigung konnte das 1:0 für Rumänien nicht mehr verhindern. Auch in der Folge wirkte Österreich eher gehetzt, sichtlich überrumpelt von der rumänischen Spielweise und im Bemühen, schnell den Ball weiter zu spielen, auch sehr ungenau.

Flügel frei, Secherraum zu

Wenn sich die Gelegenheit bot, Österreich an der Spieleröffnung zu hindern, machte Rumänien das. Wenn das ÖFB-Team Ballbesitz etabliert hatte, zogen sich die Gäste jedoch weit zurück und machten das Zentrum eng. Damit überließ man Österreich zwar die Außenbahnen, gerne auch bis zur Grundlinie, verdichtete aber den Sechserraum so geschickte, dass Österreich hier keinen Zugriff fand.

In Norwegen hatte Österreich genau diesen Raum vor dem gegnerischen Strafraum selbst in den Griff bekommen und bespielte die Außenbahnen nur so weit, dass Ulmer und Lainer 20 bis 30 Meter vor der Grundlinie zwischen die Linien passen konnten. Diese Möglichkeit wurde ihnen nun aber von den Rumänen genommen.

Nur einmal fand das ÖFB-Team etwas Platz, als die Schnittstelle zwischen rumänischem LV und LM aufging, Lainer durch dieses Loch bedient und seine Hereingabe von Baumgartner sehenswert zum 1:1 verwertet wurde.

Stärken genommen, Chancen genützt

Grillitsch und Baumgartlinger fiel es, selbst wenn sie Zeit am Ball bekamen, wahnsinnig schwer, Räume für Pässe zu finden, die das Spiel nicht auf die Außenbahn lenkten. Gleichzeitig blieb die Gefahr eines schnellen rumänischen Konters durch einen Fehlpass in der eigenen Vorwärtsbewegung stets präsent – so fehlte Österreich der Punch und damit auch die echten Torchancen.

Und Rumänien hatte nach der Halbzeitpause zudem den Vorteil, zwei Geschenke zu Toren zu nützen: Erst ein Freistoß (der eher keiner war, aber sei’s drum), bei dem vor dem Tor eher zufällig Grigore zum Ball kommt und ihn verwertete. Dann Poschs verhungerter Querpass, den Maxim abfing. Das ermöglichte dem früheren langjährigen Deutschland-Legionär Maxim das Tor zum 3:1.

Versuch einer Aufholjagd

Schon vor dem dritten Gegentor hatte Foda umgestellt; Baumgartlinger ging raus, dafür kam Onisiwo für den rechten Flügel, Sabitzer ging ins Zentrum und Schlager auf die Acht zurück. Österreich setzte in dieser Phase vermehrt auf weite Diagonalpässe, aber das Grundprinzip blieb: Rumänien lenkt das ÖFB-Team auf die Flügel, um die Österreicher dort zu isolieren. Einmal, in der 80. Minute, bekam Baumgartner ein wenig Zeit, seine Flanke nützte Onisiwo zum 2:3-Anschlusstreffer.

Das mag auch damit zusammen gehängt sein, dass Österreich nun versuchte, von weiter hinten heraus die Offensivspieler steiler zu schicken, um die Staffelung der rumänischen Ketten auseinander zu ziehen. Onisiwo und Baumgartner konnten dadurch vermehrt mit Tempo auf den rumänischen Strafraum zulaufen. So verlegte sie Rumänien darauf, den Strafraum selbst zu verteidigen, umso mehr, als mit Monschein (statt Grillitsch) ein zweiter echter Stürmer neben dem für Gregoritsch eingewechselten Grbic gekommen war.

Dies zwang Rumänien in den letzten zehn Minuten zu einer Abwehrschlacht, Grbic vergab in der Nachspielzeit noch die Ausgleichs-Chance für Österreich. Es blieb beim rumänischen 3:2-Sieg.

Fazit: Rumänien hat’s gut gemacht

In Oslo war es nicht ins Gewicht gefallen, dass einige Stammkräfte fehlten, weil gegen das hölzerne und berechenbare norwegische Team der gut ausgelegte Plan funktionierte und den Sieg brachte. Nun, gegen die wesentlich stärkere rumänische Mannschaft, war dies ein wenig anders.

Mirel Rădoi stellte seine Truppe punktgenau auf die Stärken des ÖFB-Teams, wie sie sich ohne Arnautovic, Alaba, Laimer und Lazaro boten, ein. Österreich wurde zunächst überrumpelt, danach auf die ungefährliche Außenbahn gelenkt. Dennoch gab es den Ausgleich und am Ende war es auch der Spielverlauf mit den zwei Gegentoren, die zwar ärgerlich waren, aber nichts mit der Spielweise der beiden Teams an sich zu tun hatten.

Mit den individuellen Einfällen eines Marko Arnautovic und der Übersicht eines David Alaba hätte Österreich noch hochklassige Elemente gehabt, um dam individuelle fraglos schlechter besetztem, aber eben sehr geschickt eingestelltem rumänischem Team noch mehr zum Überlegen zu geben.

So ist es eine ärgerliche Niederlage, die allerdings weniger durch dramatische inhaltische Schwächen heraufbeschworen wurde, sondern durch einen cleveren Gegner und individuelle Schnitzer. Solche Spiele gibt es nun mal.

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2:1 in Norwegen: ÖFB-Team lange mit guter Struktur https://ballverliebt.eu/2020/09/04/21-in-norwegen-oefb-team-lange-mit-guter-struktur/ https://ballverliebt.eu/2020/09/04/21-in-norwegen-oefb-team-lange-mit-guter-struktur/#comments Fri, 04 Sep 2020 21:12:36 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17162 2:1 in Norwegen: ÖFB-Team lange mit guter Struktur weiterlesen ]]> Zum Auftakt in die Nations League gewann Österreich das erste Länderspiel nach der Corona-Pause in Norwegen mit 2:1. Anders als beim letzten Match vor zehn Monaten zeigte das ÖFB-Team eine klare Spielidee, die zwar nicht besonders viel Esprit versprühte, einen lange Zeit sehr biederen Gegner aber klar dominierte. Erst in der Schlussphase traute sich Norwegen in die Offensive.

Marko Arnautovic (der nach einer Rückkehr nach China 14 Tage in Quarantäne gemusst hätte), David Alaba (der noch die Nachwirkungen des CL-Finalturniers spürt), Valentino Lazaro (Muskelbündelriss in der Wade) und Konrad Laimer (Knieprellung) standen nicht zur Verfügung. So stellte Franco Foda ein nominelles 4-4-2 auf das Feld mit Debütant Christoph Baumgartner rechts im Mittelfeld, das aber sehr variabel interpretiert wurde.

Keine Überraschung gab es bei Lars Lagerbäck: Sein norwegisches Team kam im gewohnten, defensiven 4-4-2 daher, mit Håland neben King ganz vorne, zwei ganz jungen im Mittelfeld (Thorsby rechts, Normann zentral), dafür ohne den verletzten Martin Ødegård. Ansonsten war es das Team, welches in der EM-Quali Gruppendritter hinter Spanien und Schweden wurde.

Dreierketten-Aufbau und Überladungen im Zentrum

Weil sich Norwegen erwartungsgemäß sehr passiv zeigte, blieb der Aufbau dem ÖFB-Team. In diesen Situationen ließ sich zumeist Ilsanker zentral zwischen die Innenverteidiger fallen (manchmal auch Schlager links von Hinteregger, der dann vor dem Strafraum eröffnete), wodurch sich eine variabel besetzte Dreierkette ergab. Sabitzer – der sehr mobil war, sehr aktiv – rückte in diesen Situationen von der Spitze ins Mittelfeld zurück.

Diese Positionierungen erlaubten den Außenverteidigern Ulmer und Lainer, sich sehr hoch zu stellen. Diese beiden hielten die Außenbahnen, während die Mittelfeld-Außen Baumgartner und Onisiwo einrückten. Damit schuf Österreich eine Überzahl im Zentrum. Diese Überladungen im norwegischen Sechserraum waren das bestimmende Element, um diese zu erreichen, darauf wurde vom System bis zu den Passwegen alles ausgerichtet.

Ulmer und Lainer gingen auch nie zur Grundlinie durch, um zu flanken – wozu auch, Norwegens Zentralverteidigung hätte da klare Vorteile gehabt. Dafür gingen ihre Horizontalpässe eher in den Raum zwischen den norwegischen Linien, wo Österreich eine Überzahl hatte. So gut wie immer rannte sich Österreich zwar im bevölkerten Raum vor der norwegischen Box fest, aber einmal konnte auch der freigespielte Platz seitlich davon genützt werden – eine Hereingabe von dort verwertete Gregoritsch zum 1:0.

Pressing-Trigger funktionieren

Nicht nur die Aufbauwege waren bei Österreich klar definiert, sondern auch die Pressing-Trigger. Norwegen agierte zumeist sehr passiv und überließ dem ÖFB-Team den Ball, aber wenn doch einmal von hinten aufgebaut wurde, kam der Gastgeber oft nicht weit.

Sobald die Außenverteidiger angespielt wurden – zumeist eher Elabdellaoui rechts – wurde er von einem Österreicher angelaufen. Wenn der Ball kurz oder ins Zentrum zurück gespielt wurde, war sofort der nächste Österreicher zur Stelle; oft blieb auch nur der blinde lange Ball nach vorne. Erling Håland war bis zu seinem eleganten 1:2-Anschlusstreffer (klassischer Håland, explosiv vor dem Tor dem Ball entgegen gegangen) nach einer Stunde kein Faktor, Norwegen strahlte so gut wie keine Gefahr aus.

Das Anlaufen der österreichischen Spieleröffnung eine vereinzelte Option und das ÖFB-Team davon auch relativ unbeeindruckt.

Norwegen macht auf

Nachdem Österreich zu Beginn der zweiten Hälfte durch einen von Sabitzer verwerteten Hand-Elfmeter 2:0 in Führung gegangen war, nahm Lagerbäck einen Wechsel vor, der das Bild des Spiels verändern sollte. Statt King kam nun Sørloth als zweite Spitze neben Håland in die Partie. Sørloth brachte deutlich mehr Bewegung und Tempo in das bis dahin eher behäbige Angriffsspiel Norwegens.

Zusätzlich rückte das Mittelfeld auf und nach Hålands Tor ging Norwegen auf die Jagd nach dem Ausgleich. Die Gastgeber nahmen nun den Ballbesitz an und machten das Spielfeld dabei groß – die weiten Abstände machte es Österreich schwer, Zugriff im Pressing zu bekommen. Statt geordnetem, geduldigem Aufbau waren nun andere Schwerpunkte gefragt: Stören des norwegischen Rhythmus (Verzögern, kleine Fouls) und Chancen aus Kontersituationen suchen (war zweimal fast zum Torerfolg geführt hätte).

Ab der 80. Minute aber zeigten die norwegischen Bemühungen zunehmend Wirkung. Das Verdichten um den österreichischen Ballführenden sorgte nun für schnellere Ballgewinne und das ÖFB-Team wirkte auch müde, nach einem Fteistoß bot sich die große Ausgleichschance. Foda reagierte, indem er nun doch Baumgartlinger einwechselte (für Onisiwo, Sabitzer ging dafür auf die rechte Seite). Er hetzte als frische Kraft im Zentrum die norwegischen Ballführenden, sodass nichts Zielgerichtetes mehr vor das Tor kam und die Gefahr für Österreich gebannt war.

Fazit: Verdienter Erfolg

Was Österreich in diesem Spiel zeigte, war nicht besonders inspirierend, aber es war ein klarer Plan erkennbar, der auch spürbar auf die Spielweise des Gegners angepasst war. Bis auf die Sturmspitze ist Österreich personell auf keiner Position schlechter besetzt als Norwegen, das sah man auch. Obwohl Arnautovic, Alaba, Lazaro und Laimer gar nicht dabei waren, Hinteregger eine halbe Stunde und Baumgartlinger nur ein paar Minuten.

Angesichts der Umstände und des hölzernen Gegners war es eine geduldige und lange auch recht konzentrierte Vorstellung. Man bearbeitete die norwegische Defensive, hielt Håland so gut es ging aus der Gleichung heraus. Österreich erarbeitete sich nicht wirklich viele echte Torgelegenheiten – im Grunde waren es nur drei – aber eine davon wurde genutzt, dazu gab es den Hand-Elfmeter.

Es war für sich gesehen kein Match, an das man sich in ein paar Jahren noch erinnern wird. Aber wenn man die gesamte Situation berücksichtigt – und sich etwa vor Augen führt, mit welchem teils offenen Unwillen und deutlich fehlender Abstimmung tags zuvor Deutschland und Spanien agiert – war das für eine österreichische Mannschaft ohne diverse Stammkräfte absolut in Ordnung.

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Rechenspiele: Wie gut war Österreich wirklich in der EM-Quali? https://ballverliebt.eu/2019/12/23/rechenspiele-wie-gut-war-oesterreich-wirklich-in-der-em-quali/ https://ballverliebt.eu/2019/12/23/rechenspiele-wie-gut-war-oesterreich-wirklich-in-der-em-quali/#comments Mon, 23 Dec 2019 08:13:56 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16584 Rechenspiele: Wie gut war Österreich wirklich in der EM-Quali? weiterlesen ]]> Für die EM qualifiziert – es muss also alles super sein. Oder? Der mediale Jubel nach dem gelösten EM-Ticket für Österreich wirkte krampfhaft aufgesetzt. Nur: Wie verhält es sich tatsächlich mit dem Verhältnis zwischen tatsächlicher und zu erwartender Leistung? Wir versuchen uns an einer quantifizierbaren Einordnung.

Die Topfeinteilung fand anhand der Ergebnisse der Nations League im Herbst 2018 statt. Dadurch war Polen im ersten Topf, Österreich im zweiten, Israel im dritten, Slowenien im vierten, Mazedonien im fünften und Lettland im sechsten Topf.

Wäre es nach dem FIFA-Ranking (mit Stand November 2018) gegangen: Polen und Österreich aus dem zweiten Topf, Slowenien und Mazedonien aus dem vierten, Israel und Lettland im fünften – dafür niemand aus dem ersten und auch niemand aus dem dritten Topf.

Wäre es nach dem ELO-Rating (mit Stand vor einem Jahr) gegangen: Polen aus dem ersten, Österreich aus dem zweiten, niemand aus dem dritten, dafür Slowenien, Mazedonien und Israel aus dem vierten Topf.

Tatsächliche Stärke? Ein Versuch.

Was diesen drei Bewertungskriterien gemeinsam ist: Sie werden nach vergangenen Leistungen erstellt und berücksichtigen nicht zwingend die aktuelle Leistungsstärke. Polen ist ohne Lewandowski viel schwächer – reißt er sich das Kreuzband oder tritt er zurück, schwächt das sein Team deutlich mehr als ein langfristiger Ausfall von, sagen wir, Sechser Mateusz Klich von Leeds United.

Einen gleichwertigen Ersatz für Klich treibt Polen auf. Einen für Lewandowski eher nicht.

Darum haben wir versucht, die tatsächliche, aktuelle Stärke der 55 EM-Quali-Teilnehmer zu erheben und  diese mit dem auf dem Platz erreichten zu vergleichen. Zugegeben, besonders wissenschaftlich ist das nicht, aber es zeigt zumindest ein Bild.

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Unterschiedlich stark besetzt

Von jedem Team haben wir die EM-Quali-Stammelf ausgearbeitet – grob gesagt: Jene elf Spieler, die in den acht bzw. zehn Spielen die meiste Spielzeit absolviert haben. Das sieht bei Österreich so aus:

Fast das komplette Team spielt bei deutschen Vereinen, die in der Champions League oder der Europa League aktiv sind – also bei guten Teams einer guten Liga. Dass dieses Team relativ stark ist oder zumindest sein sollte, liegt auf der Hand. Vergleichen wir dies mit dem finnischen Team, welches ebenfalls als Gruppenzweiter zur EM fährt:

Da gibt es den Torhüter eines deutschen Champions-League-Starters, einen Stürmer aus der englischen Premier League, einen Linksverteidiger vom belgischen und einen Sechser vom dänischen Meister. Und sonst nicht besonders viel. Dieses Team würde man wohl eher auf Platz vier hinter Italien, Bosnien und Griechenland einschätzen – nicht als Zweiter vor den Griechen und den Bosniern.

Also: Eine EM-Qualifikation von Österreich konnte man erwarten. Eine von Finnland nicht. Eh klar.

Eine Rangliste

Wir haben also die elf Spieler der Stamm-Elf mit dem Koeffizienten aus der Fünfjahres-Wertung der jeweiligen Liga mit Abstufungen bewertet: Volle Punkte für Spitzenklubs der Liga, mit Abzügen bis runter über Mittelständler (willkürlich 80%), Abstiegskandidaten (75%), Zweitligisten (30%) und Drittligisten (10%). Bei Teams wie San Marino mussten sogar noch größere Quotienten her. Die Handvoll Spieler aus Übersee (MLS, Asien) wurden wie Zweitligisten von Top-Ländern bewertet.

Zusätzlich haben wir Extra-Punkte (also 115%) für Spieler von europäischen Superklubs gegeben: Barcelona, Real Madrid, Liverpool, Man City, Bayern und Juventus. Noch einmal der Hinweis: Es geht nur um einen groben Vergleich.

Rot: Für die EM qualifiziert. Blau: Im Playoff. (Zum vergößern Klicken)

Das nicht ganz überraschende Bild: Es gibt aktuell eine Handvoll Top-Teams (Spanien, Frankreich, Deutschland, Belgien und England), nach den erweiterten Titelkandidaten kommt noch eine Stufe und die Mittelklasse-Länder liegen eng zusammen.

Und ja: Finnland hat tatsächlich deutlich mehr erreicht, als der Kader objektiv hergibt. Wahrscheinlich wird selbst der Qualifikant, der aus der vierten NL-Leistungsstufe in die EM-Gruppe Österreichs kommt (vermutlich Mazedonien oder Kosovo), eine Stamm-Elf mit Spielern von besseren Klubs haben als die Finnen.

Enge Mittelklasse

„Es ist nicht so, dass die Erweiterung des Turniers von 16 auf 24 Teams einen größeren Haufen von minderbemittelten Teams zum Turnier brachte {…}, aber eben mehr, die ihr Heil vornehmlich in der Abwehr-Arbeit suchen. Die Teams 17 bis 24 ziehen das Niveau nicht dramatisch runter.“ So stand es in unserer Abschluss-Bilanz zum EM-Turnier von 2016. Diese Rangliste scheint die These zu bestätigen.

So beträgt der Abstand von Polen (Platz 16) zum besten Mittelklasse-Team Dänemark (als Zehnter) genauso viel wie zwischen Polen und Platz 27 (Schottland, in diesem Fall).

Die Abstufung verläuft in etwa so:
1., die erweitere Spitze (vgl.: Topf 1)
2., die volatile zweite Reihe (vgl.: Töpfe 2 und 3)
3., das hintere Mittelfeld (vgl: Töpfe 4 und 5)
4., die Hoffnungslosen (vgl: Topf 6)

Klasse 1 qualifiziert sich zu 95 Prozent, Klasse 2 rittert um die restlichen Startplätze und Teams aus der Klasse 3 (wie Finnland) haben nur eine Chance, wenn die Sterne günstig stehen.

Erwartungen übertroffen/unterboten

Die Erwartung für Spanien und Frankreich ist, mehr oder weniger alles zu gewinnen. Die Erwartung für San Marino ist, alles zu verlieren. Spannend ist diese Rechnung eher nur dazwischen.

Also: Wie sehr muss sich Bosnien für Platz vier hinter Finnland und Griechenland schämen? (Antwort: schon relativ). Oder ist es wirklich eine Überraschung, dass der Kosovo bis zuletzt die Chance auf Platz zwei hatte? (Antwort: zumindest keine große).

Eine Möglichkeit zur Messung ist es, die Prozentzahl der erzielten Punkte (vom Maximum 24 bzw. 30) mit der Prozentzahl der Kaderstärke (mit dem Wert Spaniens, dem Top-Wert, als Referenzpunkt) gegenzurechnen. Hier belegt Österreich Platz 38 von 55. Mit einem Sieg in Lettland am letzten Spieltag wäre es Platz 28 gewesen. Besser, aber auch nicht gerade beeindruckend.

Gratuliere, Andorra: Das wohl mit einem spanischen Dritt- bis Viertligisten vergleichbare Team erzielte vier Punkte. Gratuliere auch, Island: Zwar reichte es nicht auf direktem Wege für die dritte Turnier-Teilnahme in Folge, aber angesichts der überwiegend mäßigen Klubs, bei denen die Insel-Kicker unter Vertrag stehen, ist man immer noch sehr gut dabei und hat im Playoff eine realistische Chance.

Israel ist so mittendrin: Das von den Vereinen der Startelf-Spieler zweitschlechteste Team der Gruppe steht dank des Heimsieges gegen Österreich recht okay da, obwohl das direkte EM-Ticket sehr deutlich verpasst wurde. Ohne diesen Erfolg jedoch würde das Team von Andi Herzog bei dieser Berechnungsmethode im hinteren Drittel rangieren – was auch verdeutlicht, wie klein die Sample Size ist und wie sehr jeder Punkt hier einen großen Unterschied machen kann.

Dies ist auch bei Bulgarien zu sehen (ohne den Sieg im für beide bedeutungslosen letzten Spiel gegen Tschechien: Platz 49 statt 29) und bei Spanien (das Team ist so stark besetzt, dass die beiden Remis gegen Schweden und Norwegen das Ranking extrem nach unten reißen). Also: Alles ein wenig mit Vorsicht zu genießen.

Aber auf jeden Fall: Oje, Nikola Jurčević. Der ehemalige Salzburg-Star hat in Aserbaidschan einen gut bezahlten, aber ziemlich ambitionslosen Job ausgefasst. Die Liga ist nicht besonders stark, zahlt aber gut. Ohne Anreiz, die Liga zu verlassen, kocht alles im eigenen Saft. Ein einziger Punkt in acht Spielen ist aber selbst dafür ein bissi gar wenig. Bosnien, in der Nations League noch verdienter Gruppensieger vor Österreich, hat trotz Pjanić und Džeko einen dramatischen Bauchfleck hingelegt, was Teamchef Prosinečki auch bereits den Job gekostet hat.

In Relation zur Gruppenstärke

Nun spielte nicht jeder gegen Spanien, manche – auch Österreich – hatten eine leichtere Gruppe (tatsächlich war nur die Belgien-Gruppe noch schwächer als die des ÖFB-Teams). Wenn man die erzielten Punkte in Relation mit dem eigenen Stärkewert und jenem der Gruppengegner setzt, belegt Österreich auch nur den 30. Platz. Mit einem Sieg über Lettland wäre es immerhin Platz 21 gewesen.

Die 19 von 30 möglichen Punkten als objektiv stärkstes Team der Gruppe sind etwa vergleichbar mit den den acht Punkten von Georgien (mit zwei Remis und vier Niederlagen gegen stärkere Teams und zwei Siege gegen Gibraltar) oder den 13 Punkten der gestolperten Bosnier. Es ist deutlich schwächer als etwa Armenien (wo zwischendurch sogar der Teamchef zurückgetreten ist), aber auch klar besser als etwa bei Wales, wo Ryan Giggs eigentlich nie bis zum letzten Match zittern hätte dürfen.

In dieser Rechnung haben sämtliche Gruppengegner von Österreich mehr aus ihrem Potenzial gemacht als das ÖFB-Team selbst.

Dass natürlich auch diese Rechnung ihre Schwächen hat, zeigen die Positionen von Italien (18.) und Belgien (33.), denn mehr als alles gewinnen geht nicht. Ihr Ranking zeigt aber auch, dass ihre Gruppen in der Tat recht schwach waren.

Österreich: Vergleich mit Quali zu 2016

Wie man es auch dreht und wendet: Trotz der erreichten EM kratzte Österreich in der Qualifikation eher an der Blamage als am Heldentum. Nur: Wie sieht die Performance im Vergleich zu jener in der Quali für die EM 2016 aus?

Nun: Österreich war auch damals – obwohl nur aus dem dritten Topf gezogen – das nach den Klubs der Spieler stärkste Team der Gruppe, allerdings nicht ganz so stark wie jetzt. Die Gruppengegner waren Russland (recht klar schwächer als Polen jetzt), Schweden (vergleichbar mit Slowenien) und Montenegro (vergleichbar mit Mazedonien) sowie Moldawien (etwas schwächer als Israel) und Liechtenstein (damals sogar etwas stärker als Lettland jetzt).

Damals holte Österreich 28 von 30 möglichen Punkten – in einer vergleichbaren Gruppe und einer vergleichbar starken Mannschaft zu jetzt, als es 19 Punkte gab. In beiden vorhin erklärten Wertungen hätten aber selbst diese 28 Punkte nur für Plätze knapp außerhalb der Top-10 gereicht.

Das zeigt wiederum, wie schwach die damalige Gruppe war – aber auch, wie schwach die Performance des ÖFB-Teams in dieser EM-Quali war.

Die österreichische EM-Gruppe 2020

So trifft es sich gut, dass die EM-Gruppe C mit Österreich die schwächste der sechs Vorrunden-Staffeln ist. Der Aufschwung der Niederländer ist mit dem Final-Einzug bei der Nations League und dem Beinahe-Gruppensieg gegen Deutschland gut dokumentiert, dennoch gibt es in jeder anderen Gruppe zumindest eine stärkere Mannschaft.

Die Ukraine hat die Erwartungen klar übertroffen. Die hauptsächlich mit Akteuren der nationalen Top-Klubs Schachtar Donetsk und Dynamo Kiew ausgestattete und von Legende Andriy Shevchenko trainierte Mannschaft hat trotz der relativen Jugend auch bereits internationale Erfahrung und qualifizierte sich deutlich vor Titelverteidiger Portugal.

Wer der dritte Österreich-Gegner wird, entscheidet sich im Playoff Ende März.

Apropos Playoff

Hier das beste Team (Spanien) und Österreich im Vergleich zu den 16 Teams, welche die verbleibenden vier EM-Teilnehmer ausspielen. Österreich bekommt entweder den Sieger aus dem grau markierten Quartett oder Rumänien.

Nordmazedonien war zweimal ziemlich chancenlos gegen Österreich, punktete aber gegen alle anderen Teams der Gruppe und hätte auch im Quali-Modus für 2016 im Playoff antreten dürfen. Selbiges gilt für den Kosovo, der bis zum vorletzten Spiel (dem direkten Duell gegen Tschechien) alle Chancen auf ein direktes EM-Ticket hatte.

Das ist kein Zufall, obwohl das Land selbst weniger Einwohner hat als die Stadt Wien. Aber mit dem Ex-Salzburger Berisha, dem in Bremen groß aufspielenden Milot Rashica sowie den großgewachsenen Fenerbahce-Top-Torjäger Muriqi verfügt man über durchaus ernst zu nehmendes Talent.

Ähnlich wie das große bosnische Team der frühen 10er-Jahre und die albanische Mannschaft, die sich bei der EM 2016 wacker schlug, besteht auch dieser Kader überwiegend aus Auswanderer-Kindern. Aus der Stamm-Elf sind vier Spieler in der Schweiz geboren und/oder aufgewachsen (Muric, Kololli, Aliti und Hadergjonaj), zwei in Norwegen (Berisha und Celina), einer in Belgien (Vojvoda) und einer in Deutschland (Halimi), dazu kommt der dritte Stürmer, Ex-Rapidler Atdhe Nuhiu, aus Wels.

Georgien hat, wenn man die sechs Pflichtpunkte gegen Gibraltar wegrechnet, noch zwei Pünktchen geholt (jeweils 0:0 daheim gegen Dänemark und Irland). Weißrussland hat nicht einmal beide Spiele gegen Estland gewonnen, dafür 2:15 Tore und null Punkte gegen Nordirland, Holland und Deutschland eingefahren.

Es sind dies die vier Sieger der D-Klasse-Gruppen in der Nations League 2018. Der Kosovo hatte sich dort u.a. gegen Aserbaidschan durchgesetzt, Mazedonien gegen Armenien, Georgien deutlich vor Kasachstan und Weißrussland relativ knapp gegen Luxemburg.

Wenn sich Rumänien als Auffüller im A-Klasse-Playoff durchsetzt, käme die Mannschaft wegen des EM-Spielortes Bukarest in der Österreich-Gruppe. Der Kosovo und Mazedonien befinden sich im Stärke-Ranking vor Rumänien; in der Quali gegen Spanien, Schweden und Norwegen wurde man entsprechend der Qualität Vierter.

Es gab keinen Sieg und 5:14 Tore gegen die besseren Gegner (zwei Remis gegen Norwegen, vier Niederlagen gegen Spanien und Schweden). Im Herbst 2018 sicherte Rumänien in der C-Gruppe der Nations League den zweiten Platz am letzten Spieltag gegenüber Montenegro ab.

Was heißt das nun?

Wie auch immer man es betrachtet: Österreich hat mit Platz zwei das absolute Minimum erreicht. Die Quali-Gegner waren ungefähr auf Augenhöhe (Polen) bzw. deutlich schwächer (alle anderen), einen ernsthaften Anwärter selbst auf einen Kampf um Platz zwei hat es nicht gegeben. Das ÖFB-Team hat geschafft, was man erwarten konnte und angesichts der im Kader vorhandenen Qualität sogar eher enttäuscht.

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Glanzloser Sieg, dann dreckiger Murks: EM mit – oder trotz? – Foda und Schöttel https://ballverliebt.eu/2019/11/20/glanzloser-sieg-dann-dreckiger-murks-em-mit-oder-trotz-foda-und-schoettel/ https://ballverliebt.eu/2019/11/20/glanzloser-sieg-dann-dreckiger-murks-em-mit-oder-trotz-foda-und-schoettel/#comments Tue, 19 Nov 2019 23:45:20 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16528 Glanzloser Sieg, dann dreckiger Murks: EM mit – oder trotz? – Foda und Schöttel weiterlesen ]]> Die EM-Teilnahme Österreichs ist gesichert. Dennoch wirkte die Euphorie, die vor allem ORF und Krone (als Medienpartner) sowie Kleine (als nibelungentreue Foda-Freunde) krampfhaft zu verbreiten versuchen, künstlich aufgesetzt und findet – wenn man sich die Kommentarspalten und die Stimmung in den sozialen Medien betrachtet – wenig Resonanz. Das war schon vor der Blamage in Lettland so.

2:1 gegen Mazedonien

Österreich – Nordmazedonien 2:1 (1:0)

Das ÖFB-Motto war „Kontrolle ja, Druck nur bedingt“. Mazedonien stellte sich mit sieben absolut und zwei tendenziell defensiven Feldspielern auf. Man ließ Österreich gewähren und versuchte, die Räume eng zu machen. Das ging nicht lange gut, schon nach sieben Minuten ging Österreich 1:0 in Führung.

Wenn das ÖFB-Team Ballbesitz hatte, war das Tempo nicht hoch und es wurde versucht, mit Chip-Bällen aus dem hinteren Mittelfeld Arnautovic anzuspielen, über die massierte Defensive hinweg. Was es nicht gab: Schnelle Seitenwechsel, Tempoverschärfungen, gegenläufige Laufwege, unerwartete Passwege. Es wurde nichts dafür getan, den Abwehrblock auseinander zu ziehen.

Wenn die Mazedonier im Ballbesitz waren, sah man den Instinkt zum Pressing, den die Spieler haben. Bei Laimer reichten oft zwei, drei Schritte, um für unkontrollierte Abspiele der Mazedonier zu sorgen. Auch Sabitzer und Alaba zeigten gute Anlaufbewegungen. Bei Ballverlusten in der gegnerischen Hälfte wurde schnell in den Gegenpressing-Modus geschaltet. Die Österreicher stellten schnell und geschickt Überzahl in Ballnähe her, kontrollierten den harmlosen Gegner problemlos und hätte nach einer Stunde trotz der zurückhaltenden Offensive schon höher als 2:0 führen können.

Nach 60 Minuten stellte der mazedonische Trainer Igor Angelovski auf ein 4-1-4-1 um, in dem Mazedoniens Achter Bardhi und Avramovski die beiden österreichischen Sechser Laimer und Baumgartlinger in Manndeckung nahmen. Damit nahmen sie dem ÖFB-Team die Ruhe in der Ballzirkulation und die Kontrolle im Mittelfeld. Das österreichische Spiel stockte und es wurde auch nichts unternommen, um sich aus der Mannorientierung zu befreien oder drumherum zu spielen.

Das war eine alarmierende Kopie der EM 2016, wo dies als die größte taktische Schwäche der Ära Koller offenbart wurde. Das mazedonische Tor in der Nachspielzeit war letztlich bedeutungslos, angesichts der fehlenden Reaktion in der Schlussphase aber folgerichtig.

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0:1 in Lettland

Lettland – Österreich 1:0 (0:0)

Mit der nun endgültig fixierten EM-Teilnahme sparte Franco Foda dem halben Team die Reise nach Riga und schickte eine Experimental-Elf ins Match gegen das punktelose Schlusslicht. Besonders viel überlegt hat man sich im Lager des ÖFB für diese Pflichtaufgabe aber offenbar nicht.

Es wurde heftig aneinander vorbei gespielt. Das System war eher ein 4-3-3, das Zentrum zeigte keinerlei Abstimmung. Ilsanker wich zuweilen auf die Linksausßen- und die Zehnerposition aus, Grillitsch fand keine Räume und keine Mitspieler. Weil die linke Hand nicht zu wissen schien, was die rechte macht, ergaben sich immer wieder Löcher. In diesen stießen die Letten oft durch.

Die Stürmer – allesamt eher auf der wendigen, nicht auf der robusten Seite – wurden vornehmlich hoch angespielt. Maximilian Wöber ließ nach dem Spiel durchklingen, dass er dies für den Blödsinn hielt, der es war. Es kam praktisch kein vernünftiger Schuss auf das Tor der Letten, die nach einer Stunde nach einem Eckball in Führung gingen. Bei Österreich kamen Onisiwo, Hinterseer und Ranftl für Baumgartlinger, Goiginger und Ilsanker ins Spiel, wodurch das Chaos noch größer wurde. Sie wirkten planlos und panisch aufs Feld geworfen. Es gab hilflose Weitschüsse und viele Einzelaktionen, aber keine Idee und wenig Input.

Der Murks von Riga verbreitete das Gefühl, dass sich niemand ernsthaft mit diesem Spiel beschäftigt hat, entsprechend hilflos spielte die umformierte Truppe aneinander vorbei. Das ist menschlich verständlich, es ist aber auch unprofessionell und vor allem den in Riga eingesetzten Spielern gegenüber unfair. Einfach elf Leute auf den Spielbericht schreiben und das Match absolvieren, weil man’s halt muss, reicht selbst gegen dieses wertlose lettische Team nicht.

Gut wenn aktiv, schlecht wenn passiv

Die Pflicht in Form des zweiten Platzes in einer sagenhaft schlechten Gruppe wurde erreicht. Wie vom Kollegen Tom Schaffer schon dargelegt: Alles andere wäre angesichts der individuellen Klasse und der grundsätzlichen Stärke des ÖFB-Kaders eine Blamage annähernd auf Landskrona-Niveau gewesen. Von Potenzial und Kaderbreite her ist Österreich mit großem Abstand das beste Team der Gruppe gewesen.

Was diese Qualifikation gezeigt hat: Seine besten Momente hat dieser Kader mit diesen Spielern, wenn er agiert, wie es den Stärken und den Fähigkeiten entspricht: Nach vorne, hohes Pressing, schnelles Umschalten. Das war beim 4:1 in Skopje zu sehen, auch in der ersten halben Stunde in Israel, ebenso in beiden Spielen gegen Polen – es wurde zwar nur ein Punkt, aber gemessen an den Leistungen wären mindestens vier korrekt gewesen.

Andererseits wurde vor allem im Heimspiel gegen Israel extrem deutlich, dass sich den Spielern innerlich alles sträubt und es ihnen eine greifbare Seelenqual bereitet, eine ganz offensichtlich gegen ihren Willen und noch offensichtlicher gegen ihre Fähigkeiten ein Passiv- und Defensivspiel umgehängt wird. Und bei der sichtlich unvorbereiteten Horror-Show von Riga gab’s, wie es aussah, nicht einmal das.

Dem Pragmatiker Koller folgte der Dogmatiker Foda

Marcel Koller ließ jenen Fußball spielen, der das ÖFB-Team in diesem Jahrzehnt prägte: Pressing, Eigeninitiative, nach vorne denkend. Er leitete ab dem Frühjahr 2012 diese Entwicklung ein, unterstützt ab dem Sommer 2012 von der zu diesem Zeitpunkt installierten Red-Bull-Pressingphilosophie. Letztlich ist Marcel Koller in seiner schweizerischen Seele aber kein Draufgänger, kein Risiko-Apostel – sondern ein ganz nüchterner Pragmatiker.

Das ist der Fußball, der zu diesen Spielertypen passt. Das ist der Fußball, mit dem die größte Chance auf Erfolg besteht. Also wird dieser Fußball auch gespielt.

Franco Foda hingegen ist – obwohl im Zusammenhang mit seinem Stil oft von Pragmatik die Rede ist – gerade das nicht. Er denkt Fußball nicht als Spiel, in dem es darum geht, Fehler beim Gegner zu provozieren. Sondern als Spiel, in dem eigene Fehler zu vermeiden sind. Das Sicherheits-Denken steht bei ihm ganz oben und so lässt er sein Team auch spielen.

Das ist NICHT der Fußball, der zu diesen Spielertypen passt. Dies ist der Stil, den Foda haben will, und er presst ihn der Mannschaft auf, ob es nun passt oder nicht. Das macht ihn eher zum Dogmatiker.

Die Spieler können sicher. Aber Foda und Schöttel?

Wenn ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel im Standard-Interview sagt, das ÖFB-Team könne gar nicht wie Salzburg oder der LASK spielen, weil die gemeinsame Zeit dafür zu knapp ist, ist das nichts anderes als 1.) eine glatte Lüge und 2.) eingestandene Inkompetenz.

Schöttel tut so, als hätten er und Foda bei Null anfangen müssen. Dabei müssten sie, was den Stil von Salzburg und dem LASK angeht, praktisch gar nichts etablieren. Es ist alles schon da. DREIZEHN aktuelle oder ehemalige Leute von Red-Bull-Klubs bzw. dem LASK sind im Kader. Dazu kommen Namen wie Alaba (der bei Guardiola gelernt hat), Arnautovic und Baumgartlinger (die das bei Koller schon exzellent gespielt haben) sowie Grillitsch und Posch, die unter Nagelsmann spielten.

Fast der ganze Kader presst auch im Klub ständig. Die einzigen, die Pressing-Fußball österreichischer Stärke nicht kennen, sind Franco Foda und Peter Schöttel.

Der jahrelang bei Sturm Graz zuletzt solide, aber zumeist phantasielose Foda und der einstige Manndecker Schöttel, der in seiner Trainerlaufbahn u.a. bei Rapid dazu beitrug, dass die heimische Bundesliga in vorsichtiger Passivität erstarrte und die Rieder unter dem gerissenen Paul Gludovatz zweimal Herbstmeister werden konnten, passen so gesehen gut zusammen.

ÖFB-Präsident Leo Windtner wurd schon gewusst haben, warum er nach dem Heimsieg gegen Israel im ORF-Interview gemeint hat, er hebe noch ein paar graue Haare für die verbleibenden Spiele auf.

Irland-Dänemark 1:1 (0:0)

Einen Tag vor dem ÖFB-Match in Riga spielten Irland und Dänemark im direkten Duell um ein EM-Ticket. Das Spiel fand in Dublin statt, den Dänen reichte ein Punkt.

Sie spielten aber nicht auf Abwarten und versuchten das Remis zu halten. Nein: Es gingen stets drei Spieler vorne aggressiv auf den irischen Ballführenden, selbst Torhüter Randolph wurde gedoppelt. Irland bekam nicht mal die Zeit, um lange Bälle nach vorne schlagen zu können.

Dänemark ist personell nicht stärker besetzt als Österreich, aber die Herangehensweise könnte nicht unterschiedlicher sein. Die Iren kamen zwar nach dem Seitenwechsel besser ins Spiel, aber die Dänen gingen in Führung. Kurz vor Schluss glichen die Iren noch aus, aber die Dänen hatten auswärts mit hoher Aktivität das Heimteam lange vor große Probleme gestellt und sich verdientermaßen die EM-Teilnahme gesichert.

Österreich hingegen war in einem Heimspiel gegen Israel, das gewonnen werden musste, so dermaßen passiv unterwegs, dass die Herangehensweise die eigenen Spieler verunsicherte und einen kaputten Gegner stark machte. Warum?

Und glaubt man wirklich, dass dies der Weg ist, um das Team weiter zu entwickeln – oder sollte man nicht vielleicht doch einmal schauen, was sich auch innerhalb des ÖFB an praktischer Weiterentwicklung einer über Jahre entwickelten Spielidee machen lässt? Man kann davon ausgehen, dass Foda und Schöttel die Telefonnummer (und die Büro-Nummer) von Dominik Thalhammer kennen.

Die Gruppen, die Auslosung, das Playoff

Tatsächlich könnten – obwohl Andi Herzog mit Israel die erstaunliche Leistung vollbracht hat, selbst in dieser wirklich nicht guten Gruppe G mit Israel Vorletzter zu werden – am Ende VIER Teams aus der Österreich-Gruppe bei der EM dabei sein. Die Auslosung findet Ende nächster Woche in Bukarest statt. Es ist aber gut möglich, dass man beim ÖFB bis März nur zwei der drei EM-Gegner kennt.

In den vier Playoff-Zügen, die sich aus den Ergebnissen der Nations League im Herbst 2018 ergeben, ist noch nicht alles klar. Fix ist aber, dass Bosnien, Irland, Nordirland und die Slowakei um einen Platz in der EM-Gruppe E mit Spanien spielen. Klar ist auch, dass einer aus dem Quartett Nordmazedonien, Georgien, Weißrussland und Kosovo bei der Endrunde dabei sein wird.

Aber dann wird es kompliziert. Schottland, Norwegen und Serbien sind auf jeden Fall im selben Playoff-Ast, ein Team kommt noch dazu. Island ist das einzige Team aus der Nations-League-Topgruppe, das die Playoffs braucht. Die vier verbleibenden Playoff-Teilnehmer sind Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Israel. Diese müssen per Auslosung am Freitag, dem 22. November, aufgeteilt werden.

Für die Haupt-Auslosung am 30. November stehen die Gruppenköpfe bereits fest – mit Italien (A), Belgien (B), Ukraine (C), England (D), Spanien (E) und Deutschland (F). Die weiteren Töpfe:

Zwei: Russland (fix B), Holland (fix C), Frankreich, Polen, Schweiz, Kroatien
Drei: Dänemark (fix B), Portugal, Türkei, Österreich, Schweden, Tschechien
Vier: Wales, Finnland und die vier Playoff-Sieger

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Große Passivität, wenig echter Plan, aber 3:1 gegen Israel https://ballverliebt.eu/2019/10/10/oesterreich-israel-foda-herzog-passiv/ https://ballverliebt.eu/2019/10/10/oesterreich-israel-foda-herzog-passiv/#comments Thu, 10 Oct 2019 20:48:29 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16453 Große Passivität, wenig echter Plan, aber 3:1 gegen Israel weiterlesen ]]> Das ÖFB-Team liefert eine verstörend passive Vorstellung ab, in dem ihm offenbar jegliches Pressing, jeglicher Mut und jegliche Forschheit strikt verboten worden war. Der Gegner aus Israel war jedoch so schwach, dass selbst eine innerlich zerrissene österreichische Mannschaft gar nicht so schlecht spielen konnte, um das Spiel nicht zu gewinnen. Damit ist die EM-Teilnahme schon recht nahe gerückt.

Österreich – Israel 3:1 (1:1)

Ob er wirklich glaubt, dass Konrad Laimer, wie offiziell vor dem Spiel angegeben, als linker Offensivmann aufgestellt ist, wurde Israels Teamchef vor dem Match am ORF-Mikro gefragt. Herzog lachte herzhaft und antwortete: „Das wäre gut für uns!“

Nur ja nicht planvoll nach vorne spielen

Tatsächlich spielte Laimer, wo er angekündigt war. Wie überhaupt vieles, was das ÖFB-Team machte, gut für Israel war. Nach den aktiven und überaus vorzeigbaren Auftritten beim 4:1 in Skopje, beim 6:0 gegen Lettland und auch beim 0:0 in Warschau verordnete Franco Foda – wie schon im Vorfeld angekündigt – seinem Team wieder einen strikte Vorsichts-Taktik.

Ein Pressing wurde nicht einmal versucht. Israel hatte immer Zeit am Ball und das Glück von Österreich war, dass Israel einfach nicht besonders gut ist und mit all der Zeit so gut wie nichts anzufangen wusste.

Wenn Österreich den Ball erobert hatte, wurde nicht schnell umgeschaltet, sondern erst einmal der Ballbesitz gesichtert. Quer- oder Rückpass, Tempo rausnehmen, ja kein Risiko eingehen. Einigen Spielern merkte man an, dass ihnen diese haarsträubende Taktik kräftig gegen den Strich geht – Lazaro vor allem, mit Fortdauer des Spiels auch Sabitzer. Und, wie eh immer, Arnautovic.

Es war in vielen Kleinigkeiten zu merken, dass das ÖFB-Team deutlich hin- und hergerissen war zwischen „eigentlich eh wollen“ und „wir dürfen nicht“. Wenn etwa Arnautovic sich zurück fallen lässt, Ulmer mit dem Antritt zögert und der Pass nach Außen dann einige Meter entfernt von Ulmer im Aus landet, wie nach etwa 20 Minuten. Oder nach 65 Minuten, als sich Lazaro, Dragovic und Trimmel sekundenlang ratlos ansehen, wie sie den gewonenen Ball jetzt weiter verarbeiten sollen, ohne einen schnellen Gegenstoß einzuleiten.

Dass Zahavi aus einem Weitschuss nach einer halben Stunde das 1:0 erzielte, hatte sich nicht abgezeichnet, war aber die gerechte Strafe für die österreichische Passivität.

Israel schwach, Österreich seltsam

Israel spielte in einer ungewöhnlichen Hybrid-Formation, zwischen 3-4-3 und 3-5-2 – gegen den Ball ließ sich Sechser Bitton noch tiefer fallen, Rechtsstürmer Solomon rückte dann neben Natcho zurück. Der rechte Wing-Back Dasa agierte deutlich tiefer und viel passiver als sein Kollege auf der linken Seite, Tawatha. Herzog ließ seine nominellen Außenstürmer sehr weit im Halbfeld spielen, wodurch sich dort ein Überzahl gegenüber dem österreichischen Drei-Mann-Zentrum ergab.

Nur: Nichts davon spielte wirklich eine Rolle, weil ein Österreich so ungemein passiv war, dass man ohnehin jeden Risiko-Pass scheute, völlig gleichgültig, wie sich Israel aufstellte. Dieser Eindruck verstärkte sich umso mehr, weil drei  bis vier offensivwillige Spieler – Lazaro, Arnautovic, Sabitzer und bis zu einem gewissen Grad auch Laimer – völlig ausreichten, um drei, vier sehr gute Chancen zu kreieren und das Tor zum 1:1 zu erzielen.

Weiter nur individuelle Ideen

Valentino Lazaro spielte nach dem Seitenwechsel, als wäre er in der Halbzeit minutenlang von einem wütenden Foda angeschrien worden, dass er gefälligst nicht so aktiv nach vorne spielen soll. Es gab nämlich fast keine Offensiv-Impulse mehr vom Inter-Legionär, sondern nur noch den Rückwärtsgang.

Dass es im Angriffsdrittel keinen Plan gibt, außer den, den sich die Spieler wie in einem Improvisationstheater gerade selber ausdenken, bestätigte ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel in der Pause im ORF-Interview indirekt sogar. Auch in der zweiten Halbzeit gab es einzelne Bemühungen, viel mit dem Kopf durch die Wand. Sabitzer, Ulmer und Schaub (für Laimer gekommen) schauten, wer gerade irgendwo frei stand, und flankten den Ball in dessen Richtung.

So war es auch beim Tor zum 2:1, als Hinteregger nach einer Ecke noch vorne war, die Flanke zu ihm hin flog und er zwischen drei israelischen Verteidigern den Ball nicht nur annehmen, sondern auch verwerten konnte. Ein Innenverteidiger, mit einem klassischen Stürmer-Tor.

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Andi Herzog packte in der Schlussphase die Brechstange aus, beorderte beide Wings-Backs weit nach vorne in ein 3-1-4-2 mit viel freiem Raum im Zentrum. Ebenso wie sein interessantes, schiefes 3-4-3 zuvor hatte dies aber keinerlei Effekt. Israel blieb spielerisch mittellos und wurde nur aus Weitschüssen und Unsicherheiten von Stankovic gefährlich.

Österreich hingegen blieb auch in der Schlussphase bei seiner offensiven Impro-Spielweise, konnte aber auch ohne großen Plan die Bälle gegen das nun etwas offenere israelische Mittelfeld behaupten. Mit einem Weitschuss-Tor von Sabitzer gelang sogar noch das 3:1, was die endgültige Entscheidung war.

Fazit: Verstörende Taktik, aber EM-Ticket winkt

Vom inhaltlichen Standpunkt her war die Darbietung der Mannschaft von Franco Foda eine Gemeinheit. Ein Spiel, das de facto gewonnen werden musste, wurde angegangen, als spielte man auf ein 0:0. Die Anlage war extrem passiv, es gab keinen mannschaftstaktisch erkennbaren Plan nach vorne und rein invidiuelle Versuche, aus der starren Passivität auszubrechen.

Hätte Österreich so gespielt wie gegen Lettland oder in Nordmazedonien, wäre Israel mit einem fürchterlichen Debakel abgereist. So gab es „nur“ einen 3:1-Sieg von Österreich, der eher nur deshalb zu Stande kam, weil selbst der zweite Gang gegen ein wirklich schlechtes Team aus Israel reichte und weil die Gäste eben nicht „spielerisch gut sind, wenn man sie lässt“, wie es Schöttel behauptete.

Die Wahrheit ist: Österreich hat Israel fast 90 Minuten überwiegend unbehelligt spielen lassen, und gekommen ist praktisch überhaupt nichts.

Der eigentliche Wahnsinn an diesem 3:1-Sieg ist, dass dank des 2:1 von Nordmazedonien gegen Slowenien nun am Sonntag ein Sieg in Ljubljana reicht, um sich mehr oder weniger fix für die WM zu qualifizieren.

Ein Remis daheim gegen Nordmazedonien würden dann die EM-Teilnahme fix machen (sofern die Mazedonier nicht am Sonntag gegen Polen gewinnen). Nach der gegen jede Stärke des Teams angelegte Taktik beim 3:1 gegen Israel aber muss man nicht nur um einen Sieg in Slowenien sorgen machen. Sondern auch fast damit rechnen, dass man gegen Nordmazedonien auch auf ein 0:0 spielt.

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Vieldeutiges 0:0 in Polen für gutes ÖFB-Team https://ballverliebt.eu/2019/09/09/vieldeutiges-00-in-polen-fuer-gutes-oefb-team/ https://ballverliebt.eu/2019/09/09/vieldeutiges-00-in-polen-fuer-gutes-oefb-team/#respond Mon, 09 Sep 2019 20:49:39 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16429 Vieldeutiges 0:0 in Polen für gutes ÖFB-Team weiterlesen ]]> Österreich kommt in Warschau mit einer überwiegend recht starken Vorstellung zu einem 0:0. Das Spiel ist ebenso ambivalent wie das Ergebnis: Einerseits war das ÖFB-Team die bessere Mannschaft, andererseits ist kein Tor und damit auch kein Sieg gelungen. Einerseits ist es ein Remis auswärts beim Gruppenkopf – andererseits ist durch den verpassten Sieg das kommende Match in Slowenien zum Pflichtsieg geworden.

Polen – Österreich 0:0

Franco Foda hatte vor dem Spiel angekündigt, nicht ganz so hoch pressen zu wollen wie beim 6:0 gegen Lettland. Das waren die Worte. Tatsächlich machte Österreich vom Anpfiff an genau das – nämlich hoch vorne drauf gehen. Innerhalb weniger Sekunden wurde Polen das erste Mal hinten reingedrängt und die erste Torchance kreiert.

Österreich klar dominant

In dieser Tonart ging es weiter. Drei Österreicher blieben hinten und sicherten ab (Posch und Dragovic, dazu mit Lainer der etwas defensivere der Außenverteidiger), während sich alle anderen oft tief in die polnische Hälfte begaben. Auffällig war in der Anfangsphase, dass die ÖFB-Flügelspieler Lazaro und Alaba deutlich näher an den Außenlinien agierten als gegen Lettland, als vor allem Alaba eher einen Achter spielte.

Dies hatte zwei Effekte. Zum einen konnten durch die doppelte Besetzung auf der Außenbahn der polnische Außenspieler in 2-gegen-1-Situationen verwickelt werden. Da die polnische Abwehrkette sehr eng einrückte, waren oft die Mittelfeld-Außen Grosicki und Kownacki die eigentlichen Außenverteidiger. Gerade Grosicki war defensiv gegen Lazaro und situativ Lainer bzw. den nach außen rückenden Sabitzer völlig überfordert. Nach einer halben Stunde durfte er mit Kownacki die Seiten wechseln.

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Österreich hoch und aggressiv

In den ersten 20 Minuten traute sich die Polen kaum aus dem Schneckenhaus. Oder: Konnten sie gar nicht herauskommen. Denn bei Ballverlusten schalteten die ÖFB-Spieler ungemein schnell, gingen ins Gegenpressing und ließen die in der Eröffnung bzw. beim offensiven Umschalten langsamen Polen keinerlei Zeit am Ball.

Und wenn die Polen doch einmal etwas Zeit am Ball hatten, fehlte jeglicher Plan im Aufbau. Selbst der eine Konter, bei dem Grosicki den Pfosten traf, hatte eine Abseitsstellung. Diese Situation zeigte den Gastgebern aber, dass die Restverteidigung der sehr hoch stehenden Österreicher etwas luftig war. So versuchten sie in der Folge, die Bälle gleich schnell nach vorne zu bringen.

Kurze polnische Druckphase

Das brachte eine gute polnische Chance in der 26. Minute und einen gefährlichen Kopfball von Lewandowski nach Grosicki-Zuspiel in der 29. Minute, kurz darauf musste ÖFB-Torhüter Stankovic nach einem Eckball einen Versuch von Glik parieren. Nach dieser rund zehnminuten Druckphase zog sich Polen aber wieder ganz weit hinten zurück.

Wiederum wurde der Strafraum mit allen Spielern der Viererkette verbunkert, die Mittelfeld-Außen rückten nach hinten und bildeten eine Sechserkette. Mit Alaba, der zunehmend wieder ins Halbfeld einrückte, kontrollierte Österreich den polnischen Sechserraum, hatte extrem viel Ballbesitz, tat sich aber schwer, gegen die ungemein dichte Abwehr in aussichtsreiche Abschlusspositionen zu kommen.

Polnische Adaption für Halbzeit zwei

Nach dem Seitenwechsel gab Polen die Sechser-Abwehr auf und stellte sich wieder im 4-4-1-1 auf. Das hieß auch, dass Kownacki und Grosicki (bzw. später Błaszczykowski und Szymański) höher agierten. Auch dies hatte wiederum zwei Effekte: Zum einen standen die beiden Ketten nun kompakter und mit passenderen Abständen zueinander. Und zum anderen waren die Mittelfeld-Außen in einer besseren Position, um das Spiel in Richtung österreichisches Tor zu tragen.

So konnte sich Polen nicht nur aus der österreichischen Umklammerung lösen, sondern mitunter auch gefährlich in den ÖFB-Strafraum eindringen. Österreich spielte immer noch den deutlich kultivierteren Fußball und vor allem Laimer zwang die Polen mit seinem unermüdlichen Anlaufen zu Ungenauigkeiten im Aufbau. Spielerisch war Polen weiterhin schwach, aber die Hausherren hielten das Geschehen halbwegs vom eigenen Tor weg.

Obwohl der alte Błaszczykowski keine 20 Minuten geschafft hat, ehe er mit einer Zerrung wieder raus musste (oder gerade deswegen?): Polen schien am Ende das Team mit den größeren Kraftreserven zu sein. Bei Österreich hingegen ging der enorm starke Laimer erst auf die weniger laufintensive Außenbahn (77.) und dann ganz aus dem Spiel (89.). In der Schlussphase war Polen dem Siegtreffer sogar noch näher als Österreich.

Fazit: Weder gut noch schlecht – oder sowohl als auch

Das ÖFB-Team hat mit diesem Auftritt einen lange althergebrachten Blödsinn als solchen entlarvt: Dass man auswärts mit einem guten Team vorsichtiger agieren soll als daheim, eben weil es ein Auswärtsspiel ist. Hätte Österreich dies getan, hätten sie ein nach dem 0:2 in Slowenien verunsichertes und in der Heimat ob der biederen Spielweise schwer in der Kritik stehendes polnisches Team stark gemacht. Es sagt einiges über den Gemütszustand der Polen aus, dass sie sich lange bei Referee Kassai darüber beschwerten, dass er auf Krychowiaks plumpen Versuch, in der 84. Minute einen Elfmeter zu schinden, nicht eingegangen war.

So aber hat Österreich alles getan, um den Auswärtssieg beim Gruppenkopf zu erringen. Die Spielanlage war aktiv, das Gegenpressing stark, es gab auch Chancen und die gelegentlichen Aktionen von Lewandowski – den man kaum über 90 Minuten ausschalten kann – hat man auch überstanden. Man war im Auswärtsspiel beim Topf-1-Team die bessere Mannschaft und hat sich wenig vorzuwerfen – vom Auslassen der handvoll Chancen abgesehen.

Das ist die eine Lesart dieses 0:0. Die andere ist: Polen ist der vermutlich schlechteste Gruppenkopf, gegen den Österreich in einer EM- oder WM-Qualifikation seit Jahrzehnten gespielt hat, und doch hat es in zwei Spielen zu keinem Tor und nur zu einem Punkt gereicht. Der Last-Minute-Heimsieg von Slowenien gegen Israel lässt das Auswärtsspiel in Ljubljana am 13. Oktober für Österreich zu einem Pflichtsieg werden – wegen des eigenen Aussetzers in Israel.

Die Leistung des ÖFB-Teams in Warschau war sehr in Ordnung und der Punkt ist das mindeste, was es verdient hat. Und doch hat dieses 0:0 das Leben der österreichischen Mannschaft eher nicht erleichtert.

 

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Israel lange sehr schlecht – dennoch 4:2 über Österreich https://ballverliebt.eu/2019/03/24/israel-oesterreich-foda-herzog-haifa/ https://ballverliebt.eu/2019/03/24/israel-oesterreich-foda-herzog-haifa/#comments Sun, 24 Mar 2019 20:17:00 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15661 Israel lange sehr schlecht – dennoch 4:2 über Österreich weiterlesen ]]> Für Andi Herzog war es ein besonders süßer Triumph, für Österreich eine besonders dämliche Niederlage: Ein vor allem in der ersten Halbzeit erschütternd schlechtes Team aus Israel besiegt das ÖFB-Team mit 4:2. In der EM-Qualifikation steht Rot-Weiß-Rot damit nach zwei Spielen immer noch bei null Punkten – der schlechteste Start seit der EM-Quali für 1992.

Israel – Österreich 4:2 (2:1)

Die Aufstellungen

Franco Foda überraschte mit einem ungewöhnlichen System – einem 5-Raute-1. Vor der Fünferkette agierte Julian Baumgartlinger auf der Sechs, Xaver Schlager und Marcel Sabitzer auf den Halbpositionen, Peter Zulj auf der Zehn und Marko Arnautovic ganz vorne.

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Andi Herzog vertraute wie gewohnt ebenfalls einer Fünferkette, vor der Bibras Natcho und Dor Peretz den Sechser bzw. den Achter gaben. Davor spielte Beram Kayal einen offensiven Freigeist, Eran Zahavi den Halbstürmer und Salzburgs Munas Dabbur die vorderste Spitze.

Was bei Österreich auffiel

Anlaufen des Ballführenden. Aus der Mittelfeld-Raute heraus versuchte Österreich, den ballführenden Israeli mit jeweils einem Spieler anzulaufen. Zumeist geschah dies relativ frontal, ohne große Schnörkel und recht offensichtlich. Dennoch reichte dieses Anlaufen fast immer völlig aus, um einen überhasteten Pass zu provozieren, der sehr oft gut abgefangen wurde.

Etwas unseriös. Auch ohne eine besonders glanzvolle Leistung zu zeigen, war das ÖFB-Team in der ersten Halbzeit das um Lichtjahre bessere Team, auch wenn die Führung mit 1:0 immer noch recht knapp war. Das ging dann wohl alles ein wenig gar zu einfach – denn im Spiel gegen den Ball wurde Österreich zunehmend sorglos. So sind vor allem die beiden Gegentore vor der Pause zu erklären. Dass Maximilian Wöber bei allen drei Gegentoren, bei denen er am Feld war, auch ursächlich beteiligt war, wird seinem persönlichen Selbstvertrauen sicher auch nicht helfen.

Zu wenige Tore. Ja, Israel hat deutlich gewonnen. Und ja, Österreich hat nicht so besonders gut gespielt – wenn auch, zumindest in der ersten Halbzeit, nicht so schlecht wie das Resultat nahelegen würden. Und auch mit vier kassierten Toren hätte das ÖFB-Team eigentlich noch gewinnen müssen. Die Eckballserie vor der Halbzeit und der auf der Linie geklärte Ball kurz nach Wiederanpfiff waren nur zwei der zahlreichen Situationen, in denen die israelische Abwehr alles andere als eine gute Figur gemacht hat. Gegen dieses Team mit dieser Abwehr nur zwei Tore zu erzielen, ist einfach viel zu wenig.

Was bei Israel auffiel

Null Präsenz im eigenen Strafraum. Es war schon im Herbst in der Nations League zu erkennen, und in diesem Spiel ebenso: Zwar ist bei Israel eine Fünferkette auf dem Feld, deren mittlere drei Spieler im Spiel gegen den Ball relativ eng verdichten, aber dennoch wird keinerlei Präsenz im eigenen Strafraum geschaffen. Das war nicht nur in der Eckball-Serie kurz vor der Halbzeit zu sehen. Die eigentlich recht routinierten Spieler – Yeini ist 32, Dgani ist 30 und Taha 29 – ließen sich etwa auch beim frühen Tor durch Arnautovic wie Schulbuben aus der Position ziehen. Erst, als man Österreich mit acht defensiven Feldspielern hinten erwartete, stand Israel sicherer.

Der Plan im Spiel nach vorne war kaum erkennbar. Weil viele Bälle schon früh relativ billig verloren wurden, wurden viele Sololäufe angezogen – zumeist mit dem Kopf durch die Wand und nicht selten mitten hinein ins österreichische Getümmel. Auch lange Bälle waren ein Mittel, um Dabbur und Zahavi in Szene zu bringen – fast immer ohne Erfolg. Dennoch nützte man Nachlässigkeiten in der österreichischen Defensive zu einem äußerst schmeichelhaften 2:1 zur Pause.

Geordneter Rückzug. Mit dieser Führung im Rücken zog sich Kayal zur zweiten Hälfte etwas weiter ins Mittelfeld zurück, womit sich ein 5-3-2 bildete. Israel zwang Österreich so, selbst vermehrt Aufzubauen. Die Löcher zwischen den Linien, die man zuvor noch selbst offenbarte, rissen nun bei Österreich auf, was Israel zum 3:1 und zum 4:1 nützte.

Umstellungen

Nach einer Stunde vollzog Foda einen Doppelwechsel mit Systemtausch, indem Janko und Onisiwo für Wöber und Schlager ins Spiel kamen – bevor die Umstellung irgendeine Wirkung zeigen konnten, erzielte Israel aus einem Konter gar das 4:1.

Was wohl auf dem Papier als 4-4-2 oder 4-2-3-1 gedacht war, stellte sich in der Praxis als eher planlose Brechstangen-Formation heraus. Die vier Offensiven – Onisiwo, Janko, Arnautovic und Sabitzer – knubbelten sich oft im Zentrum zusammen. Dies geschah jedoch ohne erkennbare Idee und ohne jegliche Abstimmung aufeinander, das mit Almog Cohen (für Kayal) aufmagazinierte israelische Zentrum stellte die Versuche zumeist recht gut.

Neben den vier Gegentoren wird vor allem diese Phase vom 2:4 in Israel in Erinnerung bleiben: Als man außer panischem Nach-vorne-Werfen aller möglichen Spieler keinerlei inhaltliche Antwort auf einen unglücklichen Spielverlauf hat. Und dabei auch noch mehr gelbe Karten kassiert als ordentliche Torschüsse zusammen bringt – denn mit dem vierten Gegentor war Österreich tot.

Daran änderte auch das Tor, das Arnautovic zum 2:4-Endstand markierte, nichts.

Fazit: Fehlstart bestätigt Nations-League-Herbst

Null Punkte nach zwei Spielen – so schlecht ist Österreich zuletzt im Herbst 1990 in eine Qualifikation gestartet. Damals gab es das 0:1 gegen die Färöer in Landskrona und danach ein 1:4 in Belgrad gegen Jugoslawien. Anders als damals, wo nur der Gruppensieger ein EM-Ticket löste, ist jetzt noch längst nicht alles verloren. Ein Platz unter den Top-2 ist immer noch möglich. Nur: Viel darf nicht mehr schief gehen.

Was sich in diesen beiden Spielen, dem 0:1 gegen Polen und dem 2:4 in Israel aber gezeigt hat: Auch Foda-Österreich kann nicht ewig auf der Glückswelle reiten und mit fast durchgängig schlechten Leistungen sieben Punkte aus vier Pflichtspielen einfahren, wie in der Nations League. Letztlich bestätigen die beiden Niederlagen jetzt den schlechten Nations-League-Herbst. Selbst wenn die beiden ersten Halbzeiten in Wien und Haifa nun rein von der Leistung her eh okay waren: Das ist das ÖFB-Team unter Foda. Es war das neunte Spiel in Folge, in der man maximal eine gute Halbzeit zu Stande brachte.

Neun Spiele. Davon eines (Brasilien) gegen einen wirklich starken Kontrahenten. Ansonsten: Nordirland, Bosnien, die B-Teams von Dänemark und Schweden, biedere Polen und ein lange Zeit erschütternd schlechtes Israel.

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Spiel besser, Ergebnis schlechter – 0:1 zum EM-Quali-Start https://ballverliebt.eu/2019/03/22/oesterreich-polen-em-quali-niederlage/ https://ballverliebt.eu/2019/03/22/oesterreich-polen-em-quali-niederlage/#respond Thu, 21 Mar 2019 23:38:51 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15628 Spiel besser, Ergebnis schlechter – 0:1 zum EM-Quali-Start weiterlesen ]]> Karma ist eine Bitch. Im letzten Herbst zeigte das ÖFB-Team im Grunde keine einzige gute Leistung und fuhr dennoch recht gute Resultate ein. Nun, zum Auftakt in die EM-Quali gegen Polen, war es umgekehrt: Eine über weite Strecken sehr vorzeigbare und auch durchdachte Darbietung hatte eine 0:1-Heimniederlage zum Resultat.

Österreich – Polen 0:1 (0:0)

Asymmetrisches System

Franco Foda sandte sein Team mit einem Hybrid aus 4-2-3-1 und 3-4-3 ins Spiel. Maximilian Wöber spielte linkes Glied in der Dreierkette bzw. Linksverteidiger – je nachdem, wie sich Alaba vor bzw. neben ihm postierte. Lainer agierte rechts etwas zurückhaltender als Alaba links – es entstand ein asymmetrisches System.

In der Zentrale suchten Baumgartlinger und Grillitsch die Räume, vorne agierte Arnautovic zentral, Sabitzer eher im Halbfeld vor/neben Alaba links und Lazaro deutlich konsequenter an der Linie vor Lainer rechts. Auch hier: Keine Symmetrie. Dadurch wurden fast alle Spieler so eingesetzt, wie es ihrem Tagesgeschäft bei ihren jeweiligen Klubs entspricht.

Polens Teamchef Jerzy Brzęczek setzte auf ein recht klar definiertes 4-4-2, in dem sich Sechser Krychowiak oft relativ tief fallen ließ.

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Wie es Österreich anlegte

Über die Außen zwischen die Linien oder hinter die Abwehr zu kommen, war der Plan Nummer eins. Die Polen taten Österreich den Gefallen, weder im Block tief zu verteidigen, noch im Verbund den Weg nach vorne zu suchen. Zudem war die Staffelung im polnischen Zentrum oftmals diagonal. Durch die entstehenden Räume ergab sich für Österreich oft die Gelegenheit, zwischen den Ketten in Richtung Strafraum zu ziehen (Arnautovic, Lazaro). Gelang dies nicht, gab es immer noch die Option, über die Außen hinter die Abwehrkette zu gelangen (Alaba, Lazaro, Lainer). Auf diese Weise ergaben sich gerade in der ersten halben Stunde einige zumindest mittelgute Torchancen.

Zwei Etagen zur Verlagerung. Das ÖFB-Team versuchte es gar nicht erst, durch die Mitte nach vorne zu kommen. Baumgartlinger und Grillitsch sollten ihr Auge für Räume nützen, um die Mitspieler in den Halbräumen zu bedienen und gegebenenfalls das Spiel auf die andere Seite zu verlagern. Wenn es sich anbot, wurde auch mal ein längerer Ball in Richtung Außenlinie gespielt. Gerade Alaba bot sich dafür öfters an. Wenn eine Verlagerung über das Mittelfeld-Zentrum nicht möglich war, weil etwa Lewandowski und Milik pressten, gab es immer noch die Abwehr-Dreierkette, die als zweite Etage zur Verlagerung bereit stand.

Wie es Polen anlegte

Was genau der Vorwärtsgang-Plan von Jerzy Brzęczek sein sollte, war über weite Strecken nicht erkennbar. Sechser Krychowiak suchte oftmals eine Anspielstation, nicht selten blieb ihm nur der lange Ball. Zieliński zog zwei-, dreimal ein Solo von der linken Seite an, Grosicki einmal von der rechten. Lewandowski tauchte zuweilen sogar im Sechserraum auf, weil er sonst kaum Bälle sah. Einzelaktionen, Weitschüsse, mehr war nicht.

Situativ wurde der ballführende Österreicher angelaufen, aber Ballverluste mit der Gelegenheit zum schnellen Umschalten wurden kaum provoziert. Dann und wann versuchte Krychowiak auch, mit Horizontal-Dribblings Räume oder Passoptionen zu schaffen, aber auch das: Selten erfolgreich. Polen durfte nicht unglücklich darüber sein, mit einem 0:0 in die Pause zu kommen.

Wie Brzęczek adaptierte

Polens Teamchef mit der ausgiebigen Österreich-Vergangenheit (u.a. knapp 150 Spiele und zwei Meistertitel in Innsbruck) hatte die größte Problemstelle in seinem Team erkannt und adaptierte die Positionierung der Mittelfeld-Außen im Spiel gegen den Ball.

Grosicki und Zieliński (bzw. in der Folge Frankowski) schlossen nämlich nun konsequent den Eingang zum Zwischenlinienraum. Sie positionierten sich so zwischen den Außenverteidigern hinter ihnen und den ZM-Spielern neben ihnen, dass die Österreicher nicht mit diagonal in Richtung Strafraum ziehen konnten. Gleichzeitig bedeutete diese Halbfeld-Absicherung für die Außenverteidiger Kędziora und Bereszyński, dass sie die Wege zur Grundlinie besser schließen konnten.

Mit diesem ziemlich simplen Schachzug hatte Brzęczek das ÖFB-Team offensiv ziemlich kaltgestellt. Dann verwertete der für den angeschlagenen Zieliński eingewechselte Piątek (der ganz vorne neben Lewandowski spielte) auch noch eine Ecke. Ab der 68. Minute war Polen 1:0 in Führung und Österreich gefordert.

Nach dem Tor

Viel an Reaktion kam aber erst einmal nicht. Die ÖFB-Spieler versuchten weiterhin, über die Außen in den Strafraum zu kommen, dabei wurde aber keine Gefahr erzeugt. Mit den Einwechslungen von Marc Janko (für Lazaro, in die Spitze zu Arnautovic) und kurz darauf von Karim Onisiwo (für Grillitsch, ins offensive Mittelfeld) wurde die Variante Brechstange gewählt.

Nun stand die Improvisation im Mittelpunkt. Jankos Kopfball in der 87. Minute war jedoch der einzige Abschluss aus aussichtsreicher Position in der kompletten zweiten Halbzeit. Auf der anderen Seite ergaben sich durch die vergrößerte Manpower vorne natürlich Räume für die Polen. So hätte Piątek das Spiel mit dem 2:0 entscheiden können, der Milan-Stürmer schoss aber alleine vor Lindners Tor stehend eher kläglich daneben.

Fazit: Guter Plan, aber keine Reaktion

Das Spiel erinnerte ein wenig an die späten Koller-Jahre. Eine planvolle erste Halbzeit mit einer gut abgestimmten Strategie, die grundsätzlich funktioniert. Dann adaptiert der Gegner und es fehlt die Antwort darauf. Die Polen haben dann noch ein billiges Tor aus einem Eckball erzielt und fertig war Österreichs Niederlage.

Das ist umso ärgerlicher, weil die Polen beleibe nicht wie ein internationales Top-Länderteam agiert haben. Im Gegenteil: Das Spiel der Gäste war überwiegend bieder, es mangelte an Ideen und mehr als die individuelle Klasse einer Handvoll Spieler und eine kluge, aber eigentlich auch recht offensichtliche Umstellung in der Halbzeit kam da nicht. Für einen Gruppenkopf war die Vorstellung der Polen recht dünn.

Und es ist auch deshalb ärgerlich, weil die Leistung des ÖFB-Teams, der Niederlage zum Trotz, erheblich besser war als alles, womit man im Herbst die Zuseher geärgert hatte – selbst, wenn es auch gegen Polen nur eine gute Halbzeit war. Für die EM-Qualifikation ist diese Niederlage zwar enttäuschend, aber da auch Israel mit dem 1:1 daheim gegen Slowenien schon Punkte abgegeben hat, ist noch nicht allzu viel passiert.

Zudem muss man davon ausgehen, dass die Polen – sollten sie sich nicht steigern – sicher auch noch diverse Spiele nicht gewinnen werden.

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Später 2:1-Sieg in Nordirland ist für ÖFB-Team Spiegelbild des Herbstes https://ballverliebt.eu/2018/11/18/oesterreich-nordirland-foda-nations-league/ https://ballverliebt.eu/2018/11/18/oesterreich-nordirland-foda-nations-league/#comments Sun, 18 Nov 2018 22:57:01 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15424 Später 2:1-Sieg in Nordirland ist für ÖFB-Team Spiegelbild des Herbstes weiterlesen ]]> Valentino Lazaros Tor praktisch mit Ablauf der Nachspielzeit sicherte Österreich den ersten Sieg überhaupt in Belfast. Mehr als ein mittelmäßiger Auftritt war aber auch das 2:1 in Nordirland nicht, mit dem die Nations League für den ÖFB endete. Man schaffte es gegen einen engagierten, aber eindimensionalen Gegner wieder zu selten, in gute Abschlusspositionen zu kommen

Nordirland – Österreich 1:2 (0:0)

ÖFB-Teamchef Franco Foda legte das 4-4-2 wieder ins Regal und schickte seine Mannschaft in Belfast in einem 4-2-3-1 auf das Feld. Gregoritsch startete statt des nicht ganz fitten Arnautovic im Angriff. Alaba rückte links eine Position nach vorne, dafür kam Ulmer als Linksverteidiger ins Team. Ilsanker durfte zunächst statt Zulj ran und Schlager spielte, wie schon am Ende des Bosnien-Spiels, auf der Zehn.

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Michael O’Neill vertraute jenem 4-1-4-1, das er in den meisten Spielen einsetzt. Gegenüber dem Hinspiel (1:0 für Österreich) waren aber nur vier Spieler wieder dabei – für die  bereits abgesteigenen Nordiren ging es tatsächlich um nichts mehr. Auffälligste Änderung: Dallas, eigentlich Flügelstürmer, gab den Linksverteidiger – und zwar einen recht aktiven.

Nordirlands Plan

Das Spiel der Nordiren bestand aus Druck auf den ballführenden Österreicher und relativ radikaler Vertikalität. Wie schon im Hinspiel liefen die nordirischen Offensivspieler die Spieleröffnung des ÖFB-Teams an und verhinderten so von Beginn an, dass sich ein geordneter Aufbau etablieren kann.

Wenn die Nordiren den Ball hatten, ging es geradewegs nach vorne, mit Querpässen hielt man sich genauso wenig auf wie mit dem Stellen von Optionen. Vor allem Stuart Dallas, der in Leeds von Marcelo Bielsa trainiert wird, agierte auf der linken Außenbahn sehr aktiv und offensiv – wie seine Mitspieler auch jedoch zumeist eher mit dem Kopf durch die Wand.

Das war kraftvoll und voller Einsatz, es war aber auch sehr eindimensional und berechenbar. Allzu viele ernsthafte Tormöglichkeiten erarbeiteten sich die Nordiren nicht.

Wenige Löcher gerissen

Das auffälligste Merkmal des österreichischen Spiels war, dass der erste Passempfänger fast immer mit dem Rücken zum gegnerischen Tor ausgerichtet war. Immer wieder spielten Dragovic und Hinteregger, oft auch Baumgartlinger, einen kurzen Vorwärts-Pass, nur um den Ball sofort wieder zurückgespielt zu bekommen. Das verhinderte, selbst Tempo in den Aufbau zu bekommen, dürfte aber sehr wohl geplant gewesen sein.

Die Überlegung dahinter war vermutlich, dass der vom nordirischen Tor weglaufende Österreicher (der den Ball dann sofort wieder zum Ausgangspunkt zurück gab) seinen nordirischen Gegenspieler mitzieht und so ein Loch reißt, in den dann wiederum sofort schnell reingespielt werden kann. Zwei Details verhinderten aber, dass dies oft funktionierte: Zum einen ließen sich die Nordiren nicht narren, zum anderen startete auch selten ein Österreicher in den sich potenziell öffnenden Raum.

Aber immerhin, das 1:0 kurz nach dem Seitenwechsel wurde durch genau so einen Decoy-Run, also einen Lockvogel-Laufweg, eingeleitet.

Eher Verhindern statt Erobern

Davon abgesehen war im Spiel nach vorne bei Österreich nicht viel los. Es gab zwar ein gezieltes Pressing, dieses war aber eher auf Verhindern nordirischer Angriffe ausgelegt, weniger auf das Erobern von Bällen in aussichtsreicher Position: So wurde versucht, die Außenverteidiger der Nordiren anzulaufen und zu isolieren. Bei Michael Smith – Rechtsverteidiger vom schottischen Überraschungsteam Hearts of Midlothian und dort Teamkollege von Peter Haring – funktionierte das sehr gut. Gegen Alaba und Gregoritsch kam er überhaupt nicht zur Geltung.

Wenn Österreich im Ballbesitz war, gab es sehr wenig Bewegung ohne Ball. Das machte es den Nordiren leicht. Daher war auch viel abhängig von den langen Eröffnungs-Pässen von Martin Hinteregger, was gegen Insel-Teams selten eine gewinnbringende Option ist. Wenn es doch gelang, mal flach ein wenig nach vorne zu kommen, wurde zumeist das Tempo sehr schnell wieder herausgenommen. Das war womöglich auch eine Folge davon, dass so gut wie jeder Vorwärts-Pass, der nicht völlig ohne Risiko gespielt wurde, den Empfänger nicht fand.

Arnautovic kommt

Zwanzig Minuten vor Schluss kam beim Stand von 1:1 Marko Arnautovic aufs Feld, er ersetzte Michael Gregoritsch und orientierte sich tendenziell eher in Richtung rechte Seite, wo in den letzten halben Stunde David Alaba postiert war.

Gregoritsch zeigte gegen den Ball eine vorzeigbare Leistung, aber Anspiele halten konnte er nicht. Bei Arnautovic hingegen – als Premier-League-Stürmer hat er in Belfast halt doch einen anderen Namen als der Augsburger Gregoritsch – klebten sofort drei nordirische Verteidiger, was Alaba den Raum für einen Torschuss liefert (73.). Da war Arnautovic gerade zwei Minuten mit dabei.

Man merkte Arnautovic seine Knieblessur zwar an, aber auch danach reichte oft seine bloße Präsenz aus, um für Flattern in der nordischen Defensive zu sorgen. So auch tief in der Nachspielzeit, als Alaba in der eigenen Hälfte den Ball eroberte, in Richtung Tor zog, Arnautovic anspielte und dieser Lazaro sah. Der Herthaner zog von der Strafraumgrenze ab und traf zum 2:1.

Fazit: Mehr rausgeholt als verdient war

Von der Kaderbreite her ist Österreich das beste Team der Gruppe. Dennoch fehlte viel, um ernsthaft für sich reklamieren zu können, dass der Aufstieg verdient gewesen wäre. Im Gegenteil: Gegen Nordirland wären zwei Remis korrekt gewesen, es gab zwei glückliche Siege. Im Heimspiel gegen Bosnien ließ man relativ viel zu und erarbeitete sich selbst so gut wie nichts, rettete zumindest einen schmeichelhaften Punkt. Und selbst die Katastrophen-Leistung zum Auftakt in Zenica hätte beinahe zu einem Unentschieden gereicht.

Der Output von sieben Punkten ist in Ordnung. Angesichts der Leistungen hätten es aber genauso gut zwei sein können.

Das Punkten über die leistungstechnischen Verhältnisse ist nicht über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Man kann nicht davon ausgehen, dass es nächstes Jahr auch zwei Zufallssiege gegen das Topf-3-Team geben wird, wie jetzt gegen Nordirland.

„Erfolgsstabilität“, so schrecklich das Wort auch ist, gibt es nur, wenn der Erfolg auch durch entsprechende Leistung untermauert wird. Und genau das passierte in diesem Herbst nicht. Es gab drei Siege, ein Remis und zwei Niederlagen – davon eine mit einer B-Elf in einem Testspiel. Die Zahlen sind okay. Aber es war tatsächlich keine einzige wirklich ordentliche Leistung dabei. Das wird in der EM-Quali 2019 so nicht gutgehen. Nicht gutgehen können.

Wenn der Teamchef sagt, man dürfe „nicht alles schlechtreden“, so kann man Franco Foda nur entgegnen: Viel gefährlicher ist es, diesen Katastrophen-Herbst schönzureden.

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