Nachdem wir in unserer Facebook-Gruppe kürzlich eine Karte der Bundesligamannschaften veröffentlicht haben, kam eine für allem für Westösterreicher stets verlockende Reaktion. Die Bundesliga sei ostlastig, hieß es. Wir überprüfen.
Natürlich hängt der Begriff „Osten“ ein bisschen damit zusammen, wo man gerade steht. Für Bregenzer könnte Innsbruck schon als Wilder Osten gelten. Kulturell und statistisch ist mit Ostösterreich im Allgemeinen aber die Region Niederösterreich-Wien-Burgenland gemeint. Westösterreich setzt sich aus Vorarlberg, Tirol Salzburg und zumindest Teilen von Oberösterreich zusammen, Südösterreich besteht aus Kärnten und der Steiermark.
Nimmt man diese Regionen zum Maßstab, so stellen in der kommenden Saison Ostösterreich 4, Südösterreich 2 und Westösterreich 4 Bundesligaklubs. In der zweiten Liga hat Ostösterreich 5, Südösterreich 2 und Westösterreich 3 Vereine am Start. Von den 20 Teams im österreichischen Profifußball sind also tatsächlich 9 aus dem Osten, 4 aus dem Süden und 7 aus dem Westen.
Ist also der Osten zu stark und wird der Süden ignoriert? Nein, denn diese Aufteilung entspricht auch ungefähr der Bevölkerungsaufteilung in Österreich. Ostösterreich beherbergt 43 Prozent der Einwohner dieses Landes, Westösterreich kommt auf 36 Prozent, Südösterreich lediglich auf 21 Prozent. Die Unterschiede ist also weder auf die 10 Bundesliga noch die 20 Profivereine bezogen statistisch relevant.
Wie sieht es gemäß der fußballerischen Verbands-Gliederung in Ost-Mitte-West über die Regionalligen aus? Hier wandert Oberösterreich aus dem West in die Mitte. Im Profifußball stammen demnach 9 Vereine aus der Ost-Liga, 5 aus der Mitte und 6 aus dem Westen. Wie wirkt sich das auf die Repräsentation der Bevölkerung auf der Profifußball aus? Die Regionalliga Ost steht unverändert für 43 Prozent der Bevölkerung und 45 Prozent der Vereine. Der Westen fällt auf 19 Prozent der Bevölkerung, stellt aber 30 Prozent der Vereine. Und in der Mitte befinden sich zwar nunmehr 38 Prozent der Menschen, aber nur mehr 25 Prozent der Vereine.
Der „Westen“ ist im im Profifußball eher über- als unterrepräsentiert. Auch wenn mans nach einem eigenwilligen West-Definition untersucht und nur Tirol und Vorarlberg als „Westösterreich“ definieren würde, ändert sich die Diagnose nicht: Mit 15 Prozent der Profi-Vereine und 13 Prozent der Bevölkerung ist auch dieses „Westösterreich“ adäquat repräsentiert.
Freilich sind an den kleineren Ungleichheiten zwischen den Regionalliga-Zugehörigkeiten keine strukturellen Ungerechtigkeiten schuld. Ganz konkrete sportliche, finanzielle oder organnisatorische Probleme beim LASK, GAK und BW Linz haben je nach Einteilung den Süden oder die Mitte zurückgeworfen (während der Westen mit dem FC Lustenau-Rückzug sich auch noch selbst geschwächt hat). Auch dass Innsbruck in der Bundesliga als einziger Verein aus Vorarlberg und Tirol dasteht (was rein optisch auf Landkarten eine West-Armut vorspiegelt), hat er dem erbärmlichen Frühjahr der Austria Lustenau und damit sich selbst zu verdanken.
Der in Österreich gerne als Wasserkopf verschmähte Osten, ist hingegen in keiner Statistik überrepräsentiert, sondern bringt sich derzeit und auf absehabre Zeit gemäß seiner Bevölkerungsstärke in den Profifußball ein.
Und als Ausblick? Diverse immer mögliche Pleiten in der kaputten zweiten Liga außen vor gelassen, ist keine Schwächung des Westens zu zu erwarten. Mit dem LASK und Austria Salzburg als vielversprechende Aufstiegsaspiranten in RL Mitte und West könnte er im Profifußball eher gestärkt werden, während in der Ostliga (muss gegen West relegieren) kein offensichtlicher Aufsteiger auszumachen ist. Wer aus der Ersten Liga absteigt ist naturgemäß schwer abzuschätzen, aber die Kandidaten Hartberg und Horn werden eher Süden und Osten schwächen, als den Westen. (tsc)