Nach dem hervorragenden Ergebnis des ÖFB-Teams gegen Frankreich lässt es sich leicht scherzen – auch für Karel Brückner. Der hochsympathische Tscheche ließ nach dem Spiel in der Pressekonferenz eine Vielzahl an blöder Fragen über sich ergehen („Wie fühlt es sich an als Tscheche in Österreich?“, „Wie war das Spiel emotional für Sie?“,…), anwortete geduldig und ließ ein paar lockere Sprüche ab.
Wie er die „Karel Brückner“-Sprechchöre in der 85. Minute erlebt hat? „Ja, das war meine Familie“, meinte Brückner unverkennbar im Understatement versunken – und der ganze Saal lachte herzhaft und ehrlich.
Was man im Offensivspiel noch verbessern könnte, da es da heute ja noch gehapert habe? „Also 10-15 Chancen gegen Frankreich herausspielen, ich weiß nicht“, antwortete der Trainer, sichtlich interessiert daran, was sich der fragende Journalist vom Auftaktspiel gegen einen WM-Finalisten eigentlich erwartet.
[ad#bv_test]Die Pressekonferenz dauerte ziemlich lange, der Strom an Fragen wollte gar nicht abreissen. Ich war mittlerweile das glaube ich vierte oder fünfte Mal dabei – Hickersbergers Konferenen dauerten meist nur wenige Minuten, kaum jemand hatte etwas Substantielles zu fragen. Bei Brückner versuchten sich einige Journalisten aber sogar an taktischen Details.
Während das im ORF schon fast frech praktiziert wird – bei österreichischen Trainern mit Samthandschuhen, bei Brückner plötzlich mit der überkritischen Verlogenheit – durfte sich Brückner in dieser PK geehrt fühlen. Hinter den Fragen hörte man heraus, dass die taktische Schulung bei vielen Journalisten zwar nicht so weit fortgeschritten ist, dass sie es aber versuchen wollen.
Und dass Karel Brückner der Coach ist, dem sie zutrauten, dass er ihnen auch brauchbare Antworten gab. Dahinter erkenne ich eine versteckte Anerkennung für Brückner – und eine sich anbahnende Revolution im österreichischen Fußballjournalismus.