Die Wiener Austria lud Freitagabend zum 100-Jahre-Jubiläumsspiel. Statt einem Großklub gastierte die Luis-Figo-Foundation, die ehemalige Weltstars wie Cafu, Hagi oder Ronaldo mit nach Wien brachte. Auch Luis Figo selbst streifte sich gleich mehrmals das weiße Dress des Auswärtsteams über. Die Besucher in der Generali-Arena sahen ein unterhaltsames Spiel, das vom Heimteam durchaus Ernst genommen worden war und in dem auch die violetten Legenden mit ganzem Einsatz zu Werke gingen. Ein Spielbericht.
Figos Truppe startet mit Elan
Die Weltauswahl begann motiviert und vermochte die Veilchen – bei denen unter anderem die Neuzugänge Rogulj, Patrick Grünwald und Alexander Grünwald starteten – in den ersten Minuten in die Defensive zu drängen. Mit einem abgefälschten Flachschuss eröffnete denn auch Dejan Stankovic den Torreigen in Minute 7. Entgegen des Spielverlaufs stellte die Austria jedoch umgehend auf 1:1 (Margreitter nach Ecke per Kopf, 9′).
Die Allstars-Defensive patzt
Danach herrschte 20 Minuten Torflaute, das Spiel ebbte ein wenig ab. Die Weltauswahl von Luis Figo verlegte sich darauf, hinten dicht und vielzählig zu stehen, und der Austria damit das Leben schwer zu machen. Im Gegenzug blieben die Gäste nach vorne aber harmlos. Nach dem Tausch von fünf Spielern bei der Figo-Elf (28′) wandelte sich das Spiel drastisch zu Gunsten der Austria. Kurz nach einem Freistoß von van Hooijdonk, der die Allstars beinahe wieder in Führung brachte und aus 30 Metern die Stange traf, schloss Nasser Barazite die Gegenoffensive dank eines Defensivpatzers zum 2:1 ab (33′). Zwei Chancen später profitierte Tomas Jun von einem Blackout des portugiesischen Goalies Vitor Baia (3:1 per Kopf, 39′). Insbesondere über Liendl drückten die Veilchen auf das 4:1, das aber vor der Pause nicht fallen sollte. Der eingewechselte Ronaldo lieferte dem Publikum ein paar technische Gustostückerl, ehe er nach dem Halbzeitpfiff abreiste.
Tadic und „Roligol“ legen nach
Mit einem etwas glücklichen Tor eröffnete die Austria die zweite Spielhälfte: Eine scharfe Flanke von Dario Tadic wurde für Baia unhaltbar ins kurze Eck abgefälscht (48′). Die in der Pause komplett erneuerte Gastgeber-Truppe setzte ihren wesentlich älteren Gegnern infolge via Pressing und aggressive (doch stets fairem) Zweikampfspiel im Mittelfeld schwer zu. Dies gipfelte im vorentscheidenden 5:1 von Roland Linz, der nach schönem Lupfer von Tadic den Ball an Baia vorbeispitzeln konnte (56′).
Der „Traumsturm“ startet gut
Nun begannen die Allstars (mittlerweile wieder mit frischen Kräften und Taffarel im Tor) sich aufzubäumen: Elber und Hagi (nach Ecke) stellten Veilchen-Keeper Heinz Lindner auf die Probe. Der bewährte sich. Trotzdem setzte die Austria ihre schnelle Torfolge fort. Nach einem flotten Doppelpass enteilte Junuzovic seinem Bewacher um einen halben Meter und brachte den Ball flach am starken Taffarel vorbei (6:1, 61′). In der selben Minute kam mit Toni Polster die erste Austria-Legende für Tadic aufs Feld. Für Roland Linz ging damit sein Wunsch in Erfüllung, einmal mit der Austro-Legende im Offensivduett spielen zu dürfen.
Das generationenübergreifende Stürmerpaar harmonierte schnell. Der Oldie servierte seinem jungen Kollegen mehrmals Bälle in den Strafraum, Linz vermochte daraus aber keinen Torerfolg zu machen. Während der einstige Veteran aus der deutschen Bundesliga immer mehr aufdrehte, wurde Linz im weiteren Verlauf etwas blasser.
Allstars beweisen Moral
Obwohl uneinholbar im Rückstand, war der Willen der Figo-Mannschaft nicht gebrochen. In großzügiger Manier entschied Busacca nach einem Duell zwischen Pauleta und Lindner auf Elfmeter zu Gunsten der Gäste und des Publikums. Figo vollstreckte routiniert (6:2, 66′).
Polster ließ nur einige Sekunden später seine Ambitionen auf einen Torerfolg aufblitzen und setzte den Ball aus 20 Metern an die Latte. Trotz des Intermezzos legte Figo nach raffiniertem Zusammenspiel mit Pauleta nach und vollendete sein Doppelpack (69′). Die Austria reagierte mit der von den Fans längst geforderten Einwechslung von „Schneckerl“ Prohaska.
Das Spiel bog nun in eine Schlußphase, für die das Wort „Fußballfest“ durchaus angemessen war. Reihenweise Großchancen auf beiden Seiten, inklusive Stangen- und Lattenschüsse, ließen das fröhliche Publikum in der Generali-Arena fast außer Atem kommen. Besonders bemüht zeigten sich bei den Legenden Toni Polster und Herbert Prohaska. Letzterer fühlte sich in seiner Rolle als Ballverteiler im Standfußball-Modus sichtlich wohl. Von Champions-League-mäßiger Hochwertigkeit war das Geschehen am Rasen freilich nicht, ob des hochmotivierten Auftritts der etwas später eingetauschten Legenden Ogris und Sara aber definitiv von großem Unterhaltungswert.
Toni darf es polstern lassen
Irgendwann nach dem Verstreichen der 90. Minute einigten die Gastgeber sich mit Schiri Busacca anscheinend, dieses Spiel erst bei einem Torerfolg von Toni Polster zu beenden. Bevor ihm das gelang, verkürzte Dimas aber nach Ecke noch zum 6:4 (93′). Als die Figo-Auswahl schon sichtlich mit Notstrom lief, gelang dem ergrauten Wiener Lockenkopf sein ersehntes Tor. Baumgartlinger vollzog ein kleines Dribbling gen linke Strafraumseite und legte mit einem Ferserl ab. Polster nahm Maß und versenkte das Leder mit einem Flachschuss im rechten Eck (96′). Busacca beendete die fröhliche Partie.
Gelungenes Fußballfest
Ein Freundschaftsspiel-Spektakel fand so sein würdiges Ende, dass danach noch in einer kleinen Siegerehrung entsprechend zelebriert wurde. Spiel und Jubiläumsfeier brachten insgesamt eine sechsstellige Summe ein, die die Austria und die Luis Figo-Foundation karitativen Projekten spenden werden. Nach den unschönen Bildern des Rapid-Platzsturms hat man hier gesehen, dass es in Österreich auch anders gehen kann und muss – auch wenn es hier nicht um Punkte, sondern „nur“ um den guten Zweck und Unterhaltung ging.
Ich für meinen Teil wünsche mir derartige, positive Stimmung in jedem Bewerbsspiel in Österreich. Egal wieviel Erzrivalentum in einer Begegnung steckt. Ich bin erst zufrieden, wenn sich die Fans in diesem Land wieder über die Zuneigung zum eigenen Verein und nicht den Hass auf einen anderen definieren und der Bessere gewinnen darf, ohne sich vor dem Publikum fürchten zu müssen. (gp)