Carpe Diem Niederalm auf dem Weg in die Bundesliga

Carpe Diem Niederalm – Wundern Sie sich nicht wenn Sie von diesem Verein noch nichts gehört haben. Es gibt ihn noch nicht und doch will er unter diesem Namen übernächste Saison in der Ersten Liga spielen. Vielleicht auch unter einem anderen Namen, denn viel weiß man noch nicht über jene Pläne, mit denen Red Bull die Bestimmungen der Bundesliga umgehen will und die außerhalb der Salzburger Lokalpresse leider noch kein überregionales Medienecho erlangten.

Die dortigen Schlagzeile sprechen jedenfalls eine klare Sprache: „Bullen tüfteln an der ‚Verkleidung'“ (Salzburger Kronen Zeitung, 9.6.), „USK Anif in den Fängen von Red Bull“ (Salzburger Nachrichten, 10.6.), „Anif und RB Salzburg wollen miteinander gehen“ (Regionalliga.at, 15.6.) oder „Will Red Bull über Umweg in Erste Liga?“ (ORF Salzburg, 16.6.) lassen erahnen, dass Red Bull scheinbar mit allen Mitteln versuchen will, die geltenden Regularien zu umgehen, um seine Junioren wieder in die Erste Liga zu bringen.

Ausgangslage Teil 1: Die Erste Liga ist auf dem richtigen Weg

Somit verwundert die Geheimniskrämerei nicht, schließlich könnte hier vom Fuschler Getränkekonzern ein Präzedenzfall geschaffen werden, der die positive Entwicklung der Ersten Liga torpedieren könnte. Jener Ersten Liga, die sich immer mehr als Ausbildungsliga etabliert und dank des Abstiegs des LASK sowie der erfreulichen Relegationsergebnisse einer spannenden neuen Saison mit steigendem Zuschauerinteresse entgegenblickt.

Zu dieser positiven Entwicklung hat auch die Rückkehr zur Zehnerliga samt Verbannung der wettbewerbsverzerrenden und zuschauerschwachen Amateurmannschaften der Bundesligavereine beigetragen. Doch genau dies ist vielen Bundesligavereinen ein Dorn im Auge, weshalb diese in der aktuellen Diskussion des ÖFB zur Ligenreform eine Erste Liga in Form einer Zehnerliga inklusive Amateurmannschaften präferieren.

Ausgangslage Teil 2: Anif enttäuscht seinen Partner

Allen voran Red Bull Salzburg, deren Juniors als überlegener und wenig überraschender Meister der Regionalliga West nicht aufsteigen durften und die deshalb bereits im Herbst eine Kooperation mit dem Regionalligisten USK Anif eingingen, die dem einen oder anderen Junior dort Spielpraxis und vor allem mit dem dank hochkarätiger Kooperationsspieler anvisierten Aufstieg eine zukünftige Profiplattform bieten sollte.

Dieser Aufstieg wurde jedoch verpasst, nicht zuletzt da einige scheinbar kritische und perspektivenlose Spieler in der vorletzten Runde im „Stallduell“ gegen nicht in Bestbesetzung antretende und 60 Minuten in Unterzahl spielende Juniors sang- und klanglos untergingen und somit der WSG Wattens den Vortritt in die Relegation ließen.

Red Bull übernimmt das Kommando

Für Red Bull war damit klar, dass der Konzern komplett das Kommando übernehmen müsse, weshalb Heinz Hochhauser nach Anif geschickt wurde, um dem Kooperationspartner in Person von Anif-Obmann Heinz Seelenbacher die Leviten zu lesen und den neuen Kurs vorzugeben. Schnell wurde das Vorhaben einer Komplettübernahme Anifs durch Red Bull konkretisiert und angesichts der regulatorischen Brisanz Stillschweigen vereinbart. Einige Details der Pläne gelangten dennoch bereits in die Medien.

Demnach wurde laut den Salzburger Nachrichten neben dem USK Anif ein weiterer Verein FC Anif beim Salzburger Fußballverband gemeldet. Von den RB Juniors sollen die Spieler innerhalb der Regionalliga zum übernommenen USK Anif wechseln, der in Zukunft Carpe Diem Niederalm heißen könnte. Der neue FC Anif bildet gleichzeitig eine Spielgemeinschaft mit den Red Bull Juniors, sodass es weiterhin einen Regionalligaverein in Anif gibt, um die Gemüter vom Bürgermeister bis zu den Eltern der Nachwuchsfußballer zu beruhigen.

Der USK Anif alias Carpe Diem Niederalm (oder wie auch immer der Verein schlussendlich tatsächlich heißen wird), de facto jedenfalls die laut Kronen Zeitung „verkleideten“ Red Bull Juniors, kann somit unter Federführung von Red Bull in die Erste Liga aufsteigen. Soviel zu den bislang bekannten Plänen der Bullen.

Wehret den Anfängen

Wenngleich Red Bull wohl der erste Bundesligaverein ist, der sich zur Umgehung der Nichtaufstiegsmöglichkeit der Amateurmannschaften einen ganzen Verein einverleibt, so wäre es angesichts eines solchen Präzedenzfalls umso wichtiger, von Seiten des ÖFB rechtzeitig einen Riegel vorzuschieben. Denn weder eine unattraktive Erste Liga mit Carpe Diem Niederalm und mehreren Nachahmern, noch ein wettbewerbsverzerrendes „Stallduell“ Red Bull Salzburg gegen Carpe Diem Niederalm in der Bundesliga sind im Sinne des heimischen Fußballs.

Und auch wenn die Zeit bis zu Saisonnbeginn knapp ist, so ist sie noch nicht abgelaufen. Die bisherigen Informationen stützen sich angesichts des von Red Bull und Anif verenbarten Stillschweigens auf Insiderinformationen, lediglich der neue FC Anif wurde diese Woche bereits beim Salzburger Fußballverband gemeldet und die Form der Spielgemeinschaft muss am Montag gemeldet werden.

Danach müssen ÖFB und SFV dieser Umgehung der Regularien rasch eine Absage erteilen und mögliche weitere Schlupflöcher stopfen. Insbesondere muss die Transparenz über Macht- und Eigentümerverhältnisse solcher Kooperationsformen erhöht werden, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden und auch Klarheit für die konkurrierenden Vereine mit Aufstiegsambitionen zu schaffen.

Zu guter Letzt

Was passiert eigentlich mit dem USK/FC Anif wenn die Amateurmannschaften der Bundesligavereine wieder in die Erste Liga aufsteigen dürfen? Oder wenn Red Bull seine Ambitionen wie angekündigt endgültig auf RasenBall Leipzig konzentriert und nur mehr Red Bull Salzburg als Profifußballplattform für den eigenen Nachwuchs braucht?

Dann darf man sich in Anif beim Neuanfang in der 2. Klasse damit rühmen, den Steigbügelhalter eines Getränkekonzerns gespielt zu haben, während der (Nachwuchs-)Fußball in der Gemeinde vor einem Trümmerhaufen steht … Gratulation!

(Gastkommentar von Andreas Lindinger)

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