Zumindest die letzte Europameisterschaft, die auf österreichischem Boden in den nächsten 100 Jahren stattfinden dürfte. Und das obwohl die Organisation am Ende doch ebenso gut war, wie die UEFA diktatorisch ist. Trotz Panik-schiebenden Politikern, die jetzt in (selbst für Schildbürger) saublöden Aktionen die modernen Stadien wieder zur Hälfte vernichten wollen. Es gab keine wirklich erwähnenswerten Krawalle. Ein paar hundert Festnahmen (560) muss es bei 2,2 Millionen Besuchern wohl geben (nicht alle wegen gewalttätigen Delikten – soweit ich weiß etwa die Hälfte, davon 140 wiederum an einem Tag in Kärnten). Was bleibt uns von der Europameisterschaft, vom Sportlichen abgesehen? Der Eindruck, dass man der UEFA dringend das Handwerk legen muss.
Da läuft einfach zu viel falsch.
Angefangen mit der nahezu peinlichen Institution der Fanzonen, deren Konzeptfehler jeder 12-jährige sofort erkennen würde. (Wer geht da tagsüber hin um 4,50€ teures Bier zu saufen, wenn dasselbe in gut beim Billa um ein paar Cent zu kriegen ist?)
[ad#bv_test]Es geht weiter mit der bedenklichen Kontrolle die die UEFA über alles ausübt. Von der Lizenznotwendigkeit für zu große Bildschirme in Lokalen (was erlaube Strunz?) bis zur Ausblendung aller nicht-so-erwünschten Dinge aus der selbst kontrollierten TV-Berichterstattung (Flitzer, bengalische Feuer…).
Ich habe mich letztens gefragt, was die UEFA-Regie wohl machen würde, wenn sich 20-30 Stadionbesucher zu einer koordinierten Aktion hinreissen lassen würde – in Minute 85 aus allen Richtungen mit politischen Botschaften und Nicht-Sponsoren-Werbung aufs Feld flitzen zum Beispiel. Fällt dann auch wieder das Bild aus, wird dann für drei Minuten auf die VIP-Tribüne gefilmt (Gusis Chance unsterblich zu werden, wenn er dann mitflitzt!) oder ginge der Sport dann doch über das „positive Werbeumfeld“? ;) Ich wünschte, ich wäre mir sicher, dass die letzte Variante zuträfe.
Aber diese Zensur macht eben auch diverse Verschwörungstheorien möglich. Von unterdrückten Randalen (die es in Deutschland 2006 ja wirklich gab) bis hin dazu, dass man in Blogs nur sponsorenkonforme Beiträge schreiben darf. Es ist tragisch, dass all das überhaupt für möglich gehalten werden kann, dass man es der UEFA zutrauen würde.
Es gilt halt einfach die Sponsorenherrschaft über alles (schon die Signation im Fernsehen lässt erst alle Sponsoren durchlaufen um am Ende gleichwertig das Euro-Logo einzublenden – grausig!). Ja selbst die Choreographien im Stadion sind von der UEFA selbst geplant. Die riesigen Trikots zum Beispiel, auf denen nicht nur das Landeswappen prangt, sondern auch das adidas-Logo. In eben jenen Stadien mit den überteuerten Karten (und ja, die Preise sind für solche Veranstaltungen normal, das ist ja das Problem).
Auch die Host Cities haben (wie eh alle Partner) quasi Knebelverträge unterschrieben – es dürfen etwa die Volunteers in Medien nicht als solche auftreten. Für mich im Moment nicht bestätigbare Gerüchte (keine Zeit zu telefonieren) besagen, dass es etwa der Stadt Wien nicht erlaubt worden ist, gemeinsam mit dem nächsten Euro-Veranstalter, eine Werbeveranstaltung für die Euro 2012 zu betreiben. (Was erlaube Strunz?)
Die Volunteers sind auch so ein Kapitel. Ich weiß nicht genau, welch gigantische Einnahmen die UEFA mit der Euro generiert (soweit ich weiß, wird sie sie als ion der Schweiz eingetragener Verein aber nicht versteuern müssen). Aber was rechtfertigt eigentlich, dass 5.000 oder mehr Menschen teilweise Gratis-Doppelschichten für einen Multimilliarden-Euro-schweren Verein schieben? Natürlich kriegen die dafür ein paar Goodies (Trainingsanzüge von den Sponsoren z.B.), aber müsste man als Veranstalterland nicht eigentlich doch darauf bestehen, dass diese Menschen für ihre Arbeit bezahlt werden? Niemand kann mir erzählen, dass eine Bezahlung nicht machbar wäre, bei den enormen Summen die hier im Spiel sind. Hier wird für einige Wochen auf tausende Arbeitsplätze verzichtet. (Was erlaube Strunz?)
Manche Volunteers werdens machen, weil sie es hintenrum im Geheimen ab und zu in die Stadien schaffen (und sei es nur, um irgendwelchen Bonzen und Oligarchen in den VIP-Klubs zu hofieren), aber selbst da ist es mir bekannten Berichten zufolge der UEFA nicht zu blöd, eine Hand voll im Oval verteilte Hanseln aus der Arena vertreiben zu lassen. Das ist dann also der Dank dafür, dass tausende Menschen aus aller Welt ihre Freizeit der UEFA schenken.
Ich hoffe, ein paar schaffen es heute ins Stadion. Sie haben es verdient im Finale dieser letzten österreichischen Europameisterschaft meines Lebens dabei zu sein – und es ist trotz allem sehr schade, dass es die letzte ist. Denn der Spitzensport vor der Haustür und die netten Besucher aus ganz Europa, das war halt schon was ganz besonderes