Mit einem dicken blauen Auge: ÖFB-Frauen retten den Klassenerhalt

Als sich Österreichs Spielerinnen nach dem Abpfiff jubelnd in den Armen lagen, tönte „Wackelkontakt“ im Horr-Stadion. War es ein solcher, der im Hinspiel der Nations-League-Relegation in Tschechien zu einer haarsträubend schlechten Darbietung und einer eigentlich noch zu knappen 0:1-Niederlage führte? Ohne fehlte doch nur, wie Teamchef Alexander Schriebl es formulierte, der Mut?

Im Rückspiel jedenfalls folgte ein erstaunlicher Turnaround. Eine griffige, giftige und auch inhaltlich deutlich besser agierende österreichische Mannschaft erzwang einem 2:0-Erfolg gegen zunehmend entmutigte und dann auch dezimierte Tschechinnen. Man ist mit einem blauen Auge davongekommen und geht im Februar in der Top-Leistungsstufe in die WM-Qualifikation.

Jenny, der kleine Turm

Weil „Der klane Turm“ dann in der 89. Minute zur Stelle war. Jenny Klein, gerade sie, nachnominiert für die angeschlagene Kathi Schiechtl und nach 80 Minuten im Rückspiel für die am Oberschenkel lädierte Gini Kirchberger eingewechselt, also gleich doppelt nicht eingeplant, schraubte ihre 1,70 Meter Körpergröße in die Luft und lenkte Naschenwengs Maßflanke per Kopf zum 2:0 ins Tor.

„Der klane Turm“, wie Melanie Brunnthaler nach dem Spiel feixend ihre langjährige Klubkollegin vom SKN St. Pölten nannte, die ein Jahr und neun Monate keine Minute mehr im Nationalteam gespielt hatte, vollendete das Happy End für die ÖFB-Frauen. Ende gut, alles gut? Hell No. Da war sicher nicht alles gut. Beim Hinspiel konnte einem nämlich Angst und Bange werden.

0:1 – Murks an der March

Zadrazil und Höbinger ebenso wie Purtscheller und Zinsberger mit gerissenen Kreuzbändern außer Gefecht. Dunst zwar mit, aber noch nicht ganz wieder einsatzfähig. Dazu fehlte Kathi Schiechtl, die im Training umgeknickt war und auf Krücken über die Tribüne des Slovácko-Stadions von Uherské Hradiště humpelte. Man durfte darauf gefasst ein, dass Österreich nicht aus einem Guss spielen würde.

Tschechien – Österreich 1:0 (1:0)

Dass in dem 25.000-Seelen-Städtchen an der March, weder nennenswert reizvoll noch ansatzweise trostlos, aber ein derart schwer verdaulicher Murks geboten würde, war von des Bundesadlers Brut dann doch nicht zu erwarten. Weil zwar einiges, aber längst nicht alles mit der Neuformierung des Personals erklärbar war.

Sehr auffällig war, dass sich die tschechische Mittelstürmerin Andrea Stašková von Beginn an fallen ließ und Sarah Puntigam deckte. Die Passwege von Kirchberger und Wenger auf die Achter war zudem relativ weit – es blieb der lange Ball, aber auch die Nachrückbewegungen aus dem Mittelfeld fehlten komplett. Die Abstände zwischen den Spielerinnen waren sehr groß und weil auch Krejčiříková und Dubcová ihre Counterparts Schasching und Plattner in enge direkte Deckung nahmen, wurden sämtliche österreichischen Versuche, durch das Zentrum aufzubauen, aufgesaugt.

Tschechien sorgte für fixe Pärchenbildung in der Deckung, somit hatte Österreich kaum Optionen im Aufbau durch das Zentrum, verabsäumte aber auch das Vertikalspiel über die AV-Positionen.

Aus Versehen über richtige Taktik gestolpert

Umso erstaunlicher, dass Jitka Klímková die siegbringende Strategie eigentlich gar nicht geplant hatte, wie sie nach dem Spiel freimütig zugab. „Eigentlich wollte ich Zone spielen lassen“, sagte sie da, „aber die Spielerinnen tendieren selbst zu Gegnerorientierungen, haben das dann sehr konsequent gemacht. Und es hat funktioniert – also haben wir’s auch nicht geändert.“

Die Tschechinnen erkannten die offene Schnittstelle zwischen Naschenweng und der unsicheren Kirchberger, bohrten diese gezielt an. Generell kam Tschechien nach Ballgewinnen und Gegenstößen zu exzellenten Chancen, die eher stümperhaft vergeben wurden. Wenn da vorne nicht Polášková und Stašková sind, sondern etwa Bühl oder Katoto, liegt Österreich schon nach einer halben Stunde aussichtslos 0:3 im Rückstand.

Ins Getümmel, ohne Breite, schlechtes Umschalten

Gerade bei Annabel Schasching war es oft so, dass sie mögliche offene Pässe auf die Außenbahn nicht nahm, stattdessen ins Zentrum hinein – mitten ins Getümmel. Gleichzeitig war die Abstimmung mit den Außenverteidigern ein großes Problem. Bei Naschenweng links, weil sie behandelt wurde, als wäre sie Verena Hanshaw. Diese spielt aber viel mehr mit ihrer höheren Positionierung vor dem Empfangen des Passes als Naschenweng, diese konnte dadurch nie aus der Tiefe heraus den Raum attackieren.

Auf der anderen Seite fehlte bei Laura Wienroither – mit der geballten Spielpraxis von acht Pflichtspiel-Minuten in diesem Herbst bei Man City – komplett das Timing. Wann nach vorne gehen, wann hinten absichern? Wann antizipierend rausrücken, wann hinten bleiben? Auf ihr verpasstes Tackling am Ball vorbei folgte das Tor zum 1:0 durch die hinter ihr freistehende Khýrová, auch nach der Pause war ihr defensives Umschalten zuweilen inexistent.

Bestens gelaunt auf der PK nach dem Hinspiel: Jitka Klímková

Österreich fitter und mit Brunnthaler

Im österreichischen Lager betonte man nach dem Spiel, dass man die eigene zweite Halbzeit viel besser empfand. War sie das? Naja, ja und nein. Klar ersichtlich war, dass die Österreicherinnen fitter waren und sich die Gegnerorientierung ein wenig löste. Zum anderen kam Brunnthaler für Hillebrand ins Spiel, die auf der Zehn sehr isoliert war. Brunnthaler lief die vielen Räume im Zentrum zu, warf sich in jeden Zweikampf, brachte Dynamik.

Die grundsätzlichen Defizite blieben aber bestehen: Fehlende Ideen im Aufbau, fehlende Breite, zu viele Pässe in aussichtslose Situationen. Man kam aus Standards zu einigen Halbchancen, einmal segelt eine lange Flanke zur etwas überraschten Plattner am zweiten Pfosten durch. Andererseits klatsche noch in der 88. Minute ein tschechischer Freistoß ans Aluminium.

2:0 – Versöhnung am Verteilerkreis

„Wir haben uns in der ersten Hälfte nicht getraut, Gegner wegzuziehen und Bälle zu fordern, flach zu spielen“, monierte Teamchef Schriebl, „wir waren sehr zögerlich.“ Das lässt sich schwer abstreiten. Und: „Das Ergebnis ist trotzdem okay für uns, weil wir gewusst haben, dass das ziemlich hart wird.“ Äh, was? Wenn man bedenkt, dass die Niederlage auch deutlich höher ausfallen hätte können, dann ja. Dennoch ist das ein Satz, der nach der erst dritten 90-Minuten-Pflichtspiel-Niederlage gegen ein in der Weltrangliste schlechter klassiertes Team seit 2004 eher seltsam anmutet.

Mit Mut – dem der Verzweiflung?

„Wenn wir in Wien von Beginn an mutig sind, wird es gut ausgehen für uns. Wenn nicht, wird es so aussehen wie heute“, kündigte Schriebl in dem engen Gang zwischen Kabinentrakt und Ausgang zur Straße, den die Tschechen als Mixed Zone verkauft haben, an. „Wir müssen die ein Stück weit auch einfach überlaufen“, forderte Gini Kirchberger, „und wir müssen viel zwingender im letzten Drittel sein und einfach den Kopf ausschalten. Aktuell denken wir sehr viel nach, anstatt einfach zu kicken.“

Dieser Mut, diese Jagd auf den Ball – und vor allem die Absicherung und die Nachrück-Bewegungen dahinter – waren in Wien von der ersten Sekunde an da. Doch nicht nur das, es gab auch sehr sichtbare Anpassungen für praktisch alles, was in Uherské Hradiště nicht gut war. Zum einen spielten Brunnthaler (statt Hillebrand) und D’Angelo (statt Wienroither) von Anfang an, dazu kam links die echte Hanshaw statt Naschenweng, die die Mitspieler im Hinspiel fälschlicherweise für Hanshaw gehalten hatten. Zusätzlich rückte Celina Degen in die Abwehr, weil Claudia Wenger mit beleidigten Oberschenkel-Muskeln auf die Tribüne neben Kathi Schiechtl und Barbara Dunst rücken musste.

Österreich – Tschechien 2:0 (1:0)

Adaptierte Staffelung

Mit zwei sehr auffälligen systematischen Kniffen reagierte Schriebl zusätzlich auf die Unzulänglichkeiten vom Hinspiel. Zum einen schob Hanshaw – die eine sehr vernünftige Leistung abrufen konnte – links im Aufbau weit nach vorne und konnte so auch den Raum vor ihr attackieren, während D’Angelo auf der anderen Seite hinten blieb und eine Dreierkette in der Eröffnung bildete. Gleich nach zwei Minuten ist ihr mal Khýrová davongelaufen und die Tschechin vergab knapp, in der Folge machte D’Angelo aber zu, präsentierte technische Sauberkeit am Ball sowie viel Furchtlosigkeit und Klarheit in ihren Aktionen.

Und zum anderen driftete Brunnthaler von der nominellen Zehnerposition weit nach rechts, während Schasching neben Puntigam zurück blieb. Mit dem so entstandenen 4-2-2-2 entzog sich das Mittelfeld der direkten Deckung, weil die Gäste ihre nicht mehr passende 4-3-3-Staffelung nicht adaptierten.

Brunnthaler (eingekreist), nominell auf der Zehn, driftete viel nach rechts, wodurch sich eher ein 4-2-2-2 als die gewohnte Raute ergab. Mit der so entstandenen Überzahl im österreichischen Zehnerraum war Tschechien überfordert.

Die Intensität aufnehmen

Die Abstände waren viel geringer als im Hinspiel, diesmal gab Österreich die Intensität vor und nicht Tschechien. Sie hetzten die Gäste mit Angriffspressing schon beim ersten Pass, es gab viel Bewegung im Mittelfeld-Zentrum und all das zeigte Wirkung. Schon im Frühjahr war deutlich: Wenn man die tschechische Abwehr stresst und ihr mit Tempo kommt, neigt sie zur Panik. Dieser totale Unterschied zum Auswärtsmatch machte umso mehr deutlich, wie leicht es die ÖFB-Frauen den Tschechinnen im Miroslav-Valenta-Stadion gemacht hatten.

„Dort ist uns im Angriffsdrittel der Schmäh schon deutlich ausgegangen“, erinnerte sich Schriebl danach, „darum haben wir in den letzten Tagen so gearbeitet, dass wir das besser umsetzen können.“ Ja, es war besser als vier Tage zuvor. Schlechter ging es auch kaum. Wirklich gut war das im Angriffsdrittel aber auch nur situativ. Es bedurfte eines langen Abschlags von El Sherif, der Campbell in den Rücken der Abwehr schickte, um den ersten Treffervorzubereiten. Torhüterin Votíková rannte Campbell um, es gab Elfmeter und Gelb, Sarah Puntigam verwertete trocken zum 1:0.

Der wichtigste Elfer im Nationalteam seit denen bei der EM 2017? Punti überlegt lang. „Wahrscheinlich schon, ja. Aber extrem wichtig war auch der in Prag damals, bei diesem entscheidenden Spiel in der EM-Quali.“ Immer wieder Tschechien also? Puntigam lacht. „Ja, immer wieder Tschechien…“

Kein Weg zurück

Wie damals, in der sengenden Juni-Sonne von Prag, war Tschechien danach nicht mehr in der Lage, das Spiel für sich zu retten. Auch nach der Pause stellte Österreich wahnsinnig schnell Überzahl in Ballnähe her, teilweise sah sich die ballführende Tschechin mit vier roten Trikots konfrontiert. Österreich kreiere die Umschaltsituationen, agierte gedankenschnell, tat den Tschechinnen damit weh. Aber sie belohnten sich nicht.

Bis zur 74. Minute, als Feiersinger, mittlerweile eingewechselt, Hickelsberger in den Rücken der Abwehr schickte. Eine sehr ähnliche Aktion wie vor dem Elfmeter, wieder rannte Torhüterin Votíková die Österreicherin um, wieder gab’s Gelb und damit den Ausschluss. Aus dem fälligen Freistoß entstand nichts, aber der doppelschwänzige böhmische Löwe lag nun weidwund am Boden und hoffte, sich in einem 4-4-1 ins Elfmeterschießen retten zu können.

Aufgrund des Spielverlaufs, den schwindenden Kräfte, der letztlich doch fehlenden Klasse und der Unterzahl war diese Hoffnung von Haus aus schon nicht groß. Und dann kam Klein.

Auch bei Barbara Dunst, Kathi Schiechtl und (dahinter, verdeckt) Claudia Wenger war auf der Tribüne nach dem entscheidenden Tor die Erleichterung groß

Ein Mahnmal und eine Basis

„Jetzt macht’s natürlich mehr Spaß, zur Auslosung zu fahren“, grinste Alexander Schriebl. Er wirkte vor allem erleichtert, bei den Spielerin war die Mischung aus Adrenalin und Endorphin noch lange nach Abpfiff deutlich anzumerken. „Das heute war unser wahres Gesicht“, strahlte etwa Kapitänin Sarah Puntigam, sie mahnte aber auch: „Das ist jetzt nur die Basis, von der aus wir weiter arbeiten. Wir haben viele junge Spielerinnen mit extrem viel Potenzial, viel Energie, Kampfgeist, Spielfreude. Und das Schöne ist: Die haben noch längst nicht ihr volles Potenzial erreicht!“

Einige haben klar Werbung in eigener Sache gemacht. Mariella El Sherif im Tor, gute Reflexe, aber vor allem – wie bekannt – große Sicherheit mit dem Ball am Fuß. Sie war sofort voll ins Spiel eingebunden, gab selbstbewusst Kommandos, löste Drucksituationen lässig. Chiara D’Angelo wackelte in den ersten zehn Minuten ein wenig, glänzte aber dann mit Ruhe und Sicherheit, sie ist technisch sauber und hat als Stammspielerin in Bremen auch Rhythmus.

Und natürlich Melanie Brunnthaler. Sie brachte Leben ins Hinspiel und rannte im Rückspiel, als hätte sie vier statt zwei Lungen. Wie ist das möglich, dass du 97 Minuten durchgespielt hast, bitte? So ganz konnte sie mit der Frage nichts anfangen. „Warum?“ Du bist ja gefühlt 43 Kilometer gelaufen da! Brunnthaler, für die sowas selbstverständlich ist, zuckt nur mit den Schultern und grinst. „Keine Ahnung. Muss ich nachschauen…“ Puntigam bescheinigt Brunnthaler „immer gute Laune, sie ist einfach ein Sonnenschein“ und der Teamchef ist beeindruckt: „Sie hatte es nicht leicht, hat sich immer alles hart erarbeiten müssen!“

Das mit den Toren aus dem Spiel

Bei aller Freude dürfen die Probleme aber nicht unter den Tisch gekehrt werden. „Wann sonst sollte man die Österreicherinnen schlagen, wenn nicht jetzt? Wo doch ihre Leistungsträgerinnen verletzt sind?“, fragte Lucie Macháčová von Mladá fronta Dnes nach dem Match, sie ist quasi ist die Einser-Journalistin Frauenfußball in Tschechien: „Die erste Halbzeit daheim und in Wien waren wie Tag und Nacht. Heute spielten sie mit Angst und Respekt.“

Die österreichische Katastrophen-Darbietung von Uherské Hradiště wird ein Mahnmal bleiben müssen, wie sehr man sich alles kaputt machen kann, wenn das Timing nicht passt, das Zusammenspiel nicht passt, die Zweikampfhärte nicht passt, die Intensität nicht passt. Und es wurde ja schon im Hinspiel deutlich: Die Tschechinnen stellen beileibe keine Über-Mannschaft. Gerade wenn sie den Ball haben, sie die ja auch einfach wirklich nicht gut. Und man hat sich, gerade erste Halbzeit, von dieser Truppe teilweise vorführen lassen.

Und auch das 2:0 in Wien – im vierten Versuch der erste Sieg im Austria-Stadion, sogar die ersten Treffer – gelang ohne Tor aus dem Spiel heraus. So einen gab es am Freitag in Uherské Hradiště auch nicht. Beim 0:6 gegen Deutschland natürlich ebenso nicht. Auch beim 1:0 in Schottland, allen Chancen zum Trotz, fiel das einzige Tor aus einem Eckball. Ja, es gab Hickelsbergers starken Stanglpass auf Brunnthaler (45.) und es gab Hickelsbergers Doppel-Chance (65.), vor dem Brunnthaler mit einem Mega-Pass auf Campbell die aufgerückte tschechische Viererkette zum wiederholten Male aushebeln konnte. Aber ganz vorne war auch viel Stückwerk und auch so manche falsche Entscheidung dabei.

Auch darum freut sich der Teamchef auch schon auf das Trainingslager in Spanien in vier Wochen mit zwei Testspielen gegen die Ukraine (die sich in der B-Gruppe gegen Tschechien durchgesetzt hatte) und jenes Team aus Finnland, das bei der EM zwar eine gute Figur gemacht hat, im Playoff gegen Dänemark aber mit 1:6 in Tampere und 0:2 in Kopenhagen chancenlos war. „Bisher hatten wir nur Pflichtspiele und fast immer Ergebnisdruck“, so Schriebl, „da können wir endlich mal wirklich intensiv inhaltlich arbeiten, ohne dass der totale Fokus auf den Resultaten der Matches liegt.“

Epilog für Laura

Eine wird dann fix nicht mehr dabei sein: Laura Feiersinger. Dass „ihre“ Rückennummer 10 beim Rückspiel schon das Trikot von Julia Hickelsberger zierte und die Salzburgerin mit ihrer alten Nummer 18 (die sie bis 2019 getragen hatte) am Spielberichtsbogen verzeichnet war, war schon ein sehr klarer Hinweis auf das nahende Ende der Nationalteam-Karriere der 32-Jährigen. Dass es dann so schnell ging und so nebenbei geschah, dass es nach dem Spiel ein wenig durchsickerte und sie offenkundig auch nicht zum Interview wollte, ist irgendwie typisch Laura.

126 Länderspiele hat sie seit dem 9. Juni 2010 absolviert, bei 57 ihrer 73 Bewerbsspiele war sie in der Startformation und ohne ihren Schien- und Wadenbeinbruch, mit dem sie das Jahr 2014 verloren hat, wären es noch mehr gewesen. Sie gehörte nie zu den lauten, war aber sowohl auf dem Feld – gerade in ihrer Blütezeit bei Bayern München, Sand und Eintracht Frankfurt – eine absolute sportliche Leistungsträgerin und vor allem innerhalb der Gruppe ungemein beliebt und mit ihrer positiven Ausstrahlung ein ganz wichtiger Teil des Teamgefüges.

Sie brachte Dynamik und Mut mit dem Ball am Fuß, scheute kein 1-gegen-1-Duell und war zwar nie die torgefährlichste Offensivspielerin, aber ein paar sehr wichtige Treffer waren schon dabei – wie die beiden Gold-Tore zu den 1:0-Siegen gegen Portugal in der EM-Quali für 2013 oder der späte Ausgleich zum hochverdienten 2:2 in Oslo im Sommer 2016. Das Label „Tochter von“ hat sie schon vor vielen, vielen Jahren erfolgreich abgelegt und sich ihren eigenen Namen mit ihren eigenen Leistungen gemacht.

Höchsten Respekt, Laura. Danke für alles.

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.