1.: Wer hat die nötige Trainerlizenz? und 2.: Wer tut sich das an? – mehr Fragen dürfte es bei der Kärntner Trainersuche nicht gegeben haben. Oder doch?
Jože Prelogar darf sich also nun daran versuchen, die Kärntner noch vor dem Abstieg zu retten. Was schon alleine von den aktuellen Zahler her schwierig zu werden droht: Schließlich ist die Bilanz der Kärntner nach 16 Spielen gar noch schlechter als die des letztjährigen Herbst-Prügelknaben Altach zum gleichen Zeitpunkt.
Frenkie Schinkels hat gezeigt, dass er ein formidabler Sprücheklopfer ist, ein durchaus akzeptabler Trainer – aber kein Sportdirektor, der mit geringen Mitteln eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen kann. Er formte bei der Austria aus guten, schon vorhandenen Spielern eine Meistermannschaft. Er hatte in Vöcklabruck finanziell freie Hand, an dieser überteuerten Mannschaft ging der Ex-Erstligist zu Grunde. Er konnte aber keine brauchbare Mannschaft in Kärntnen hinstellen, als im Sommer praktisch alle Leistungsträger das finanziell schon mit deutlicher Schlagseite ausgestattete Schiff verlassen hatten.
Blanchard zeigt deutlich, warum er für die Austria zu alt war; Troyanski und vor allem Zivny agieren heillos, Martin Hiden spielt wie schon länger üblich das wandelnde Abwehrloch, Andre Schembri mangelt es an Durchschlagskraft. Und die jungen sind zwar durchaus nicht untalentiert, aber nicht mit der Persönlichkeit ausgestattet, die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Alles in allem eine sportlich tödliche Mischung.
Nun wollte sich Schinkels das unwürdige Possenspiel um seine Position (nachvollziehbarerweise) nicht mehr antun und legte also sein Amt nieder. Die heißesten Kandidaten auf die Nachfolge waren Nenad Bjelica und Georg Zellhofer, und dass es bei keinem der beiden was geworden ist, spricht nicht für Kärnten. Zum einen natürlich, weil sich die beiden ein Himmelfahrtskommando wie das bei Kärnten sicherlich gut vergütert wissen wollten, was sich der Verein schlicht nicht leisten kann. Zum anderen aber, weil die Situation beim Verein offensichtlich derart abschreckend ist, dass Trainer wie Bjelica (der beim FC Lustenau mit seinem Vorstand über Kreuz ist) und Zellhofer (dessen Berater-Job in Pasching spätestens im Sommer zu Ende ist, wenn der Verein nach dem Grad-Abgang völlig neu strukturiert oder gar liquidiert wird) die Aussicht auf noch 20 Bundesliga-Spiele (in denen sich acht Punkte Rückstand auf das rettende Ufer schon aufholen lassen müssten) sausen lassen.
Also, Jože Prelogar ist der Schinkels-Nachfolger. Das ist alleine schon deshalb erstaunlich, weil der Mann Slowene ist – eine Volksgruppe, mit der das BZÖ als de-facto-Träger des Vereins ja schon so manchen Strauß ausgefochten hat. Zum andern ist das erstaunlich, weil Prelogar ein weitgehender No-Name ist. Trainer-Erfahrung sammelte Prelogar, als er vor einigen Jahren (durchaus mit ansprechendem Erfolg) diverse Jugend-Nationalteams in Slowenien betreute. Er dürfte also jemand sein, der mit jungen Spielern umgehen kann – davon haben die Klagenfurter mit Kaufmann, Gramann, Hierländer, Pink und auch Hinum ja auch einige. Ob’s so beabsichtigt war, kann man bei Canori nie so genau sagen – aber womöglich war die Entscheidung für Prelogar gar nicht so dumm.
Es kann sein, dass man einen hiernoch unentdeckten Trainerfuchs gefunden hat, der die Mannschaft vor allem psychologisch wieder auf Vordermann bringt, eventuell sich bis zum Winter noch durchkämpft und dann im Frühjahr eine echte Aufholjagd startet. Man soll ja nicht vorher schon verteufeln, was man nicht kennt. Nur muss andererseits auch gesagt werden: Angesichts der Art und Weise, wie so manche Entscheidung bei Austria Kärnten schon in der Vergangenheit getroffen wurde, liegt der Verdacht nahe, dass sich bei diesem Angebot vor allem Prelogar die Möglichkeit gesehen hat, sich größer ins Gespräch zu bringen. So oder so, er kann eigentlich nur positiv überraschen.
Mal sehen.
(phe)