Vergangenen November haben wir einen Blick auf die mögliche Ausgangslage für die Auslosung für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich geworfen. Seither hat sich die Situation für das österreichische Nationalteam mit den zwei Siegen gegen Liechtenstein und Russland noch einmal deutlich verbessert. Vier Runden vor dem Ende der Qualifikation darf man also schon ziemlich selbstbewusst fragen: Welche Gegner könnte Österreich bei der EURO bekommen?
Österreich hat sich mit den beiden Siegen zwei weitere Plätze unter den voraussichtlich teilnehmenden Nationen vorgearbeitet. Es ist nun das 14.-beste Team unter jenen, die derzeit auf Rängen liegen, die für die Qualifikation genügen (bzw. jenen, die aufgrund der Setzliste als Favorit in die Play-offs gehen würden). Damit ist man wohlgemerkt von der Setzliste her sogar ein Achtelfinal-Anwärter bei der Endrunde 2016.
Derzeit fehlen noch zwei Plätze, um gar im zweitbesten Topf bei der Auslosung zu landen. Hier die Punkte der Teams im UEFA National Ranking in der unmittelbaren Umgebung des ÖFB im Detail:
10. Schweiz 25.914
(11. Bosnien und Herzegowina 25.086)
12. Schweden 25.028
13. Russland 24.724
————————-Topf 2 aktuell
14. Dänemark 24.665
15. Österreich 24.372
16. Tschechien 24.183
17. Ukraine 24.138
18. Slowakei 23.991
19. Rumänien 23.978
————————-Topf 3 aktuell
20. Ungarn 23.541
Zur Erklärung: Die genaue Punktzahl hängt auch von den erzielten und erhaltenen Toren bei jedem Spiel ab. Ein Sieg bringt aber mindestens 1.620 Punkte (Dänemark hat in der 5er-Gruppe weniger Spiele, deshalb mindestens 2.025), eine Niederlage höchstens 800 Punkte (Dänemark: 1.000). Mit einem zusätzlichen Sieg holt Österreich also mindestens 820 Punkte auf ein anders Team auf (620 auf Dänemark).
Was hilft Österreich, in Topf 2 zu kommen?
Mit Siegen aus den verbleibenden vier Spielen hätte Österreich eine große Chance auf einen Platz in Topf zwei. Dänemark, Russland und Schweden (und Bosnien-Herzegowina) liegen alle innerhalb der Punkte des UEFA National Rankings, die ein zusätzlicher Sieg mindestens bringt. Schweden könnte man im direkten Duell überholen. Auch wenn Österreich im September also keine Sorgen um die Qualifikation mehr haben sollte: Das Spiel in Schweden sollte man enorm ernst nehmen.
Zusätzlich gibt es die Chance, dass Russland oder die Niederlande im Playoff scheitern. Dann würden Teams nachrücken, die hinter Österreich gereiht werden. Sowohl die Oranje als auch die Sbornaja könnte natürlich in ihren jeweiligen Gruppen auch noch von der Türkei oder Montenegro überholt werden – beide wären hinter Österreich gereiht. Die Niederländer könnten Österreich sogar noch auf eine dritte Weise helfen: Indem sie Tschechien überholen und Zweiter werden. Die Tschechen wären derzeit schlechter als Österreich gereiht und würden das bei einer Niederlage gegen „Holland“ (das direkte Duell gibt es in der letzten Runde) wahrscheinlich auch nicht mehr ändern können. Die Playoffs im November werden übrigens nicht mehr für das Ranking zur EM-Auslosung berücksichtigt.
Hilfreich könnte auch das Spezial-Ranking der Gruppendritten sein. Der Gewinner ist bekanntlich fix qualifiziert, während die anderen acht Teams ins Playoff müssen. Derzeit führt Ungarn. Zweiter dieser Rangliste ist Schottland. Beide sind schlechter als Österreich gereiht. (Diese Hilfe ist zum gegebenen Zeitpunkt also bereits eingerechnet.)
Was kann Österreich schaden?
Das Ranking der besten Gruppendritten könnte auch zum Problem werden: Sollten die Niederlande (möglich), Russland (möglich) oder Bosnien-Herzegowina (sehr unwahrscheinlich) gewinnenn, wären diese als besser gerankte Teams fix dabei. Derzeit sind diese 3., 4 und virtueller Letzter der Rangliste der Tabellendritten.
Bosnien-Herzegowina wäre derzeit als einziges besser gereihtes Team gar nicht qualifiziert. Während der Spot als bester Dritter für BIH aber außer Reichweite sein dürfte, steht die Nicht-Teilnahme auf wackeligeren Beinen. Bosnien-Herzegowina liegt als Tabellenfünfter in seiner Quali-Gruppe nur einen Punkt hinter dem dritten Platz und auch nur drei hinter dem Zweiten. Die Restauslosung ist allerdings schwierig und schon nach der nächsten Runde (in Belgien) könnte Platz 3 deutlicher entfernt liegen.
Sollte Österreich nicht alle restlichen Gruppenspiele gewinnen, hängt vieles von der Performance der Teams dahinter ab. Tschechien, Ukraine, Slowakei, Rumänien und (je nach genauen Ergebnissen) Ungarn lauern auf ihre Überhol-Chance und haben weniger als ein Spiel Abstand auf die Koller-Elf. Im extrem unwahrscheinlichen Worst Case könnte man also immer noch in Topf 4 rutschen.
Fazit
Topf 3 scheint dem ÖFB-Team kaum zu nehmen, aber zwischen Topf 2 und Topf 4 ist immer noch alles möglich. Um nach unten zu rutschen, ist ein ziemlich unwahrscheinlicher Fail in den Restbegegnungen nötig. Um sich nach nach oben zu arbeiten, darf man bis zum Schluss der Qualifikation nicht locker lassen. Am Ende kann es um Zehntelpunkte gehen, die entscheiden, ob man in Frankreich gegen Belgien, Kroatien und Italien oder die Slowakei, Ukraine und Slowenien spielen darf. Natürlich ist besonders das Spiel gegen Schweden in jeder Hinsicht wichtig, aber auch gegen Moldawien und Liechtenstein gilt es zu bedenken, dass nicht nur ein Sieg, sondern auch die Anzahl der geschossenen Tore im UEFA National Ranking berücksichtigt werden. Ein Kantersieg wie das 7:0 von Deutschland gegen Gibraltar bringt 120 Punkte mehr als ein Minimalsieg. Das klingt nicht nach viel: Man kann sich ja vorstellen, wie sehr man sich dann darüber ärgern würde, wenn man aufgrund solcher Margen Topf 2 verpasst.