Österreich in Belgrad: Eine Zeitreise

Nach dem 1:1 im Hinspiel in Wien muss Österreich in Belgrad gegen Serbien gewinnen, um den Aufstieg in die A-Gruppe der Nations League doch noch zu bewerkstelligen. Es wird das siebente Spiel des ÖFB-Teams in Belgrad. Der letzte Sieg datiert aus dem Jahr 1949.

Hier eine kleine Zeitreise: Das waren Österreichs bisherigen Länderspiele in Belgrad.

5:2 für Österreich im November 1949

Nach dem Krieg dauerte es einige Jahre, bis das neuformierte, junge ÖFB-Team Konkurrenzfähigkeit entwickelte. Im Jahr 1949 war tatsächlich erstmals wirklich Stabilisation bzw. Fortschritt zu erkennen: Unter der Leitung von Verbandskapitän Walter Nausch, der nach dem Olympia-Fiasko von 1948 übernommen hat, es gab Siege gegen die Schweiz und die Tschechoslowakei und dann, am 13. November 1949, sogar einen 5:2-Sieg im Partizan-Stadion von Belgrad.

Dolfi Huber und Karl Decker schossen Österreich nach einer halben Stunde zur 2:0-Führung, das Anschlusstor durch Željko Čajkovski – den jüngeren Bruder des späteren Bayern-Trainers Zlatko – konterte Huber zur 3:1-Pausenführung. Bobek schoss nach einer Stunde das 2:3, ehe ein Decker-Doppelpack den 5:2-Endstand herstellte.

Ein Jahr später beim Besuch der Jugoslawen in Wien kam Österreich sogar zu einem 7:2-Erfolg.

4:2 für Jugoslawien im September 1952

In den 50ern gehörte Jugoslawien zu den häufigsten Gegnern von Österreich. Das ÖFB-Team hat in den Jahren 1950 und 1951 seinen Zenit erreicht, danach ging es schön langsam wieder etwas bergab. Als man im Herbst 1952 wiederum ins Partizan-Stadion von Belgrad reist, waren die Spieler schon müde: Sie hatten alle keine Sommerpause, weil ihre Vereine auf lukrative Tourneen gegangen waren.

Jugoslawien ging durch Stjepan Bobek früh in Führung, nach der Pause stellte ein Doppelschlag von Bobek (51.) und Vukas (56.) auf 3:0. Österreich bäumte sich auf und kam durch Alfred Körner und dem Admiraner Fritz Cejka in seinem einzigen Länderspiel noch auf 2:3 heran, kurz vor Schluss markierte Bobek aber per Elfmeter den 4:2-Endstand.

Zwei Jahre später kam Österreich im ersten Spiel nach der WM, bei dem das ÖFB-Team ins Semifinale gekommen und Dritter geworden war (Jugoslawien hatte das Viertelfinale erreicht), zu einem 2:2.

3:3 im September 1957

In der letzten Ausgabe der Mitteleuropa-Meisterschaft, die danach mit der Einführung der EM obsolet werden sollte, machte Jugoslawien auch mit. In Zagreb gab es im Sommer 1956 ein 1:1, nachdem Österreich zuvor in Wien 2:1 gewonnen hatte. In Belgrad trat der ÖFB im Spätsommer 1957 wieder an.

In diesem Spiel gingen die Jugoslawien relativ rasch 2:0 in Führung, aber Happel (per Elfmeter) und Dienst glichen noch vor der Pause aus und nach einer Stunde stellte Dienst sogar auf 3:2. Milutinovic rettete noch das 3:3 für die Hausherren. Es waren im Kern natürlich schon jene Mannschaften, die ein Jahr später für die beiden Länder in die WM gehen sollten (Jugoslawien erreichte wieder das Viertelfinale, Österreich stand in der Gruppe mit Brasilien, der Sowjetunion und England auf verlorenem Posten).

In den Jahrzehnten danach sollte Österreich weiterhin immer wieder gegen Jugoslawien spielen, aber nicht mehr in Belgrad: Im Jahr 1961 gewann Jugoslawien 2:1 in Zagreb, im Frühjahr 1970 gab es ein 1:1 in Sarajevo, im März 1987 gewann Jugoslawien gegen ein Österreich in desolatem Zustand 4:0 in Banja Luka.

4:1 für Jugoslawien, EM-Quali im Oktober 1990

Wenige Wochen nach der 0:1-Blamage gegen die Färöer-Inseln machte sich das Team unter dem hastig als Hickersberger-Nachfolger installierten Alfred Riedl auf, um in Belgrad möglichst nicht unter die Räder zu kommen: Jugoslawien hatte eine starke WM gespielt, die erst im Viertelfinale im Elfmeterschießen geendet hatte.

Andi Ogris nützte eine Unachtsamkeit in der jugoslawischen Deckung zum 1:0 für Österreich, in der Folge drehten die Hausherren aber, angeführt von einem überragenden Robert Prosinečki, auf. Tore von Pančev und Katanec sorgten schon vor der Pause für die 2:1-Führung für Jugoslawien, kurz nach der Pause stellte Pančev auf 3:1, kurz vor Schluss auf 4:1. Pecl wurde von Darko Pančev lächerlich gemacht, Artner rannte seinen Gegenspielern nur hinterher, Herzog war unsichtbar, Reisinger hatte eine erstaunliche Fehlpassquote, Polster präsentierte sich als Immobilie. Nur Ogris stemmte sich mit allem, was er hatte, dagegen, aber kurz nach der Pause musste er verletzt raus.

In der jugoslawischen Startformation von Teamchef Ivica Osim war nur ein einziger Serbe (Predrag Spasić) und auf dem Weg zum Gruppensieg verabschiedeten sich erst Slowenien und Kroatien, dann auch Bosnien aus dem gesamt-jugoslawischen Team. Mehr als eine Rumpftruppe hätte sie also nicht mehr zur EM schicken können, wären sie nicht zuvor wegen des Krieges ausgeschlossen worden. Der Qualigruppen-Zweite Dänemark rückte kurzfristig nach, der Rest ist Geschichte.

1:0 für Serbien, WM-Quali im Juni 2009

Das Staatengebilde zerfiel, „Rest-Jugoslawien“ machte nach drei Jahren Sperre wieder mit, ab 2003 nannte man sich „Serbien-Montenegro“, nach der montenegrinischen Unabhängigkeit 2006 letztlich nur noch Serbien. Es dauerte bis zur WM-Quali für 2010, ehe Österreich wieder gegen ein Team des Landes antrat – beim Spiel in Wien im Herbst 2008, kurz nach der Heim-EM, führte Serbien schon nach einer halben Stunde mit 3:0 und gewann locker. Beim Rückspiel in Belgrad saß bereits Didi Constantini statt Karel Brückner auf der Betreuerbank.

Serbien – Österreich 1:0 (1:0)

Der kürzlich verstorbene Constantini baute Aleksandar Dragovic (Austria) und Yasin Pehlivan (Rapid) ein, obwohl beide erst eine Handvoll Bundesliga-Spiele in den Beinen hatte, vorne ließ er das grün-weiße Meister-Sturmduo „MaierHoffer“ auflaufen. Michael Gspurning, heute ÖFB-Torwart-Trainer, verursachte nach einem verunglückten Stranzl-Rückpass früh einen Elfmeter, den Milijaš zum 1:0 nützte, danach schwamm sich Österreich aber immer mehr frei.

Es war im zweiten Match der Ära Constantini wohl so ziemlich das Beste unter dem Tiroler, zu einem Ausgleich kam Österreich aber nicht mehr. Serbien wurde vor Frankreich sogar Gruppensieger, schied bei der WM aber schon in der Gruppe aus. Österreich wurde immerhin noch Gruppendritter vor Rumänien.

3:2 für Serbien, WM-Quali im Oktober 2016

Nach Constantini kam Koller, der Aufschwung, die überragende EM-Quali für 2016 und ein enttäuschendes EM-Turnier in Frankreich. In dessen Folge konnte das ÖFB-Team nicht mehr an die Erfolge der Jahre davor anknüpfen, was 2014 und 2015 knappe Siege wurden, wurden 2016 und 2017 knappe Niederlagen.

Serbien – Österreich 3:2 (2:1)

Eine davon kam in Belgrad, im bisher letzten Match des ÖFB-Nationalteams in der serbischen Hauptstadt. Österreich presste dabei extrem hoch, ließ dabei aber die Absicherung ein wenig vermissen und ließ sich von den Serben auf eine Seite locken, womit diese dann jede Menge Platz für Konter hatten. Dreimal lief Österreich auf diese Weise auswärts in Konter-Tore, verlor 2:3 – es war der erste echte Rückschlag im Kampf um ein WM-Ticket, dem einige weiter folgen sollten. Ein Jahr später war Marcel Koller nicht mehr Teamchef.

Sein letztes Heimspiel war übrigens gegen Serbien – ein überzeugender Sieg zu einem Zeitpunkt, als seine Demission bereits feststand.

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.